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Archiv "SERIE: MALIGNE TUMOREN UND SYSMERKRANKUNGEN: Empfehlungen zur standardisierten Tumortherapie - Maligne Tumoren des Mediastinums" (20.12.1985)

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Academic year: 2022

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

ÜBERSICHTSAUFSATZ

Die klinische Symptomatik der Tu- moren des Mediastinums wird meist durch Verdrängungser- scheinungen auf die Nachbaror- gane oder Nachbarstrukturen aus- gelöst.

• Venen: obere Einflußstauung (Vena cava superior)

• Trachea: Husten, Stridor, Dyspnoe

• N. recurrens: Heiserkeit

• N. phrenicus: Zwerchfell- lähmung, Singultus, Schulter- schmerz

• Speiseröhre: Dysphagie

• Sympathicus: Horner-Syn- drom, Hemihidrosis des Ge- sichts

• Rückenmark: Paresen (bei Sanduhrtumoren)

• Arterien: Pulsdifferenz der A.

radialis, A. carotis beidseits

Im Auftrag der Deutschen Krebsgesellschaft sowie der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tu- morzentren (ADT), bearbeitet von Professor Dr. Dr. h. c. mult. Fritz Linder/Heidelberg und Professor Dr. med. Horst Sack/Köln.

• Lymphgefäße: Chylothorax, Lymphstauung

• Herz: Lageveränderungen, Ar- rhythmien

1 Prätherapeutische Untersuchungen

1.1 Anamnese und allgemeine körperliche Untersuchung inklusi- ve neurologischem Status.

1.2 Laboruntersuchungen: prä- operative Routine-Labordiagno- stik. Im Einzelfall Vanillinmandel- säure, Homovanillinmandelsäure im Serum, Urin-Katecholamine, Cholesterin im Pieuraerguß (Chy- lothorax), Tumormarker.

1.3 Röntgenologisch/nuklearme- dizinische Untersuchungen:

• Thoraxübersicht p. a. plus rechts und links anliegend,

• Thoraxdurchleuchtung unter Rotation

• Schichtaufnahmen p. a.

oder frontal

• Computertomogramm des Thorax

• Phlebographie der oberen Hohlvene

• Galliumszintigraphie der Lymphknoten des Mediasti- nums

• Schilddrüsenszintigraphie (inklusive Thoraxabtastung)

• Ösophagusbreischluck

• fakultativ: Myelographie Computertomogramm der Wirbelsäule

• fakultativ: Aortographie (D. D.: Aneurysma)

1.4 Endoskopisch/bioptische Un- tersuchungen:

• Tracheo-Bronchoskopie eventuell Ösophagoskopie eventuell Mediastinoskopie eventuell Kehlkopfspiegelung (N. recurrens)

• parasternale Nadelbiopsie

• parasternale Mediastino- tomie mit Probeexzision

• fakultativ: Pleurapunktion (Chylothorax, Tumorzellzytolo- gie)

• kardiologische Diagnostik (D. D.: Herztumoren) mit Katheter oder Angiographie

• fakultativ: Halslymphkno- tenbiopsie

2 Pathologisch-anatomische Diagnostik

2.1 Bislang keine verbindliche Einteilung, zum Beispiel nach dem TNM-System, möglich.

SERIE: MALIGNE TUMOREN UND SYSMERKRANKUNGEN

Empfehlungen zur standardisierten Tumortherapie

Maligne Tumoren des Mediastinums

Dietmar Zeidler, Hans Peter Heilmann und Dieter Kurt Hossfeld

Aus der Lungenklinik

des Städtischen Krankenhauses Merheim, Köln;

aus der Abteilung für Strahlentherapie des Hermann-Holthusen-Institutes der Universität Hamburg;

aus der Abteilung für Hämatologie und Onkologie der Universität Hamburg

3852 (48) Heft 51/52 vom 20. Dezember 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

(2)

++

++

++

(—/+) +++

(+) (+)

III. Epitheliale Tumoren

C) Intrathorakale maligne v.M.

Struma

© malignes Thymom v.M.

® Karzinome +/++

++

++ v./m.M.

++ v./m.M.

+++ v./m.M.

Tabelle 1: Einteilung der malignen Mediastinaltumoren Maligni- Häufigstes Therapie tätsgrad Vorkom- Chirurgi- Chemo- Strah-

men* sche- len-

I. Neurogene Tumoren

Nervenscheiden (hüllen)-Tumoren a) Neurilemm-Sarkom b) Neurofibrosarkom,

malignes Schwannom, Neurosarkom

Nervenzell-Tumoren a) Ganglioblastome

Ganglioblastoneurome unreifes Ganglioneurom malignes Ganglioneurom b) Sympathogoniom,

Sympathoblastom

® Sympathische/parasym- pathische Paragangliome Chemodektom

II. Mesodermale Tumoren () Fibro-Sarkom

a) Sarcoma e fibroma b) primäres Fibrosarkom c) undifferenziertes Sarkom

0 Liposarkom

® Lymphang io-Endothe- liom

® Hämangio-Sarkom

® Myosarkom

IV. Mediatinaltumoren bei m.M.

generalisierter Geschwulstbildung

C) Hodgkin-Lymphome +/++

C) Non-Hodgkin-Lymphome V. Dysontogenetische

Tumoren

® Teratokarzinom C) Seminomatöse Tumoren

nichtseminomatöse Tumoren

® Chorion-Karzinom

C) Embryonales Karzinom ++

++ (-/+)

++ (+)

Bei den verschiedenen Therapie-Modalitäten bedeuten die Symptome jeweils die Vorrangigkeit. Modifikation des Verfahrens durch die verschiedenen Tumorsta- dien

*h.M. = hinteres Mediastinum — v.M. = vorderes Mediastinum

+ (+) (+)

• (+) (+)

h.M.

h.M.

h.M.

h.M.

h.M.

h.M.

h.M.

h.M.

h.M.

h.M.

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Tumoren des Mediastinums

2.2 Manche Tumoren, zum Bei- spiel maligne Thymome, sind nicht immer eindeutig allein mi- kroskopisch als maligne einzustu- fen. Makroskopische Kriterien der Malignität, etwa bei Kapseldurch- bruch, dann für die Beurteilung der Prognose zusätzlich erforder- lich.

2.3 Histologisches Grading bis- her nicht gesichert.

2.4 Einteilung der Mediastinaltu- moren nach Malignitätsgrad und Vorkommen siehe Tabelle 1.

3 Therapeutische Empfehlungen

3.1 Chirurgische Therapie a) Potentiell kurativ operable Tu- moren:

Intraoperativ kein Nachweis einer lokalen Umgebungsinfiltration, kein Kapseldurchbruch, keine lo- kale Lymphknoteninfiltration, kei- ne Fernmetastasierung. En-bloc- Tumor-Exstirpation unter Mitnah- me des umgebenden Bindegewe- bes einschließlich Lymphknoten.

b) Nur palliativ operable Tumo- ren:

Bei Nachweis der ausgedehnten lokalen Lymphknoten- oder Um- gebungsinfiltration, malignem Pleuraerguß/Perikarderguß. Loka- le Tumor-Exstirpation unter- schiedlichen Ausmaßes mit Be- schränkung auf die eigentliche Tumorumgebung. Keine ultraradi- kalen Eingriffe.

c) Lokal inoperable Tumoren:

Nachweis ausgedehnter Tumorin- filtrationen in die Umgebung und die vital notwendigen Strukturen, die technische Inoperabilität bzw.

Opferung lebensnotwendiger Or- gane bedeutet. Umgehungsana- stomose der oberen Hohlvene,

Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 51/52 vom 20. Dezember 1985 (49) 3853

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Untersuchungstermine Monate nach Operation

1. Jahr 3 6 9 12

2. Jahr 15 18 21 24

3. Jahr 36

4. Jahr 48

5. Jahr 60 Anamnese

Klinische Untersuchung Labor: BSG, Hb, GOT, GPT, alkalische Phos- phatase

Röntgen Thorax in 2 Ebenen + Durchleuch- tung

CT Thorax Leber-Sonogramm

+ + + + + + + + + + + +

+ + + +

+ + + + + + + + + + + +

+ + + + Tabelle 2: Nachuntersuchungsschema

Zusätzliche Untersuchungen nach spezieller klinischer Symptomatik

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Tumoren des Mediastinums

(

Peri kardfensteru ng, Tracheoto- mie, Pleuradrainage (gegebenen- falls Entlastungslaminektomie).

d) Loko-regionales Rezidiv:

Im Einzelfall abhänig von der Hi- stologie. Versuch der erneuten Resektion, wenn dies die Lokali- sation ohne Opferung vitaler Strukturen erlaubt.

e) Vorgehen bei unsicherer Mali- gnität:

Bei Thymomen wegen der oft fehlenden histologischen Krite- rien der Malignität zusätzlich zur radikalen Resektion immer an- schließende Bestrahlung.

f) Vorgehen bei Fernmetastasie- rung:

Bei nachweisbar solitärer Meta- stase Prüfung, ob radikale Tumor- exstirpation möglich ist. Anson- sten Überprüfung anderer palliati- ver Maßnahmen (zum Beispiel Strahlentherapie).

3.2 Strahlentherapie

a) Kurative Strahlentherapie:

Diese ist angezeigt bei strahlen- sensiblen Tumoren des Mediasti- nums, wie zum Beispiel bei mali- gnen Lymphomen, malignen Thy- momen, Hämangio-Endothelio- men und anderen (siehe Tabelle 1), wenn der Tumor auf das Me- diastinum beschränkt ist. Hierbei dient der chirurgische Eingriff in erster Linie der Diagnosestellung.

b) Adjuvante Strahlentherapie:

Bei strahlensensiblen Tumoren im Anschluß an chirurgische Maß- nahmen unterschiedlichen Aus- maßes und unterschiedlicher Ra- dikalität.

c) Palliative Strahlentherapie:

Diese ist angezeigt bei Inoperabi- lität und in den Fällen, in denen ein großer Resttumor nach chirur- gischen Eingriffen zurückbleibt.

d) Als akut notwendige Maßnah- me im Sinne des onkologischen Notfalls muß auch ohne histologi- sche Sicherung der Tumordiagno- se im Einzelfall bei oberer Einfluß- stauung oder Trachealstenose mit Stridor bestrahlt werden. Histolo- gische Sicherung erst nach Rück- gang der akuten Symptomatik.

Wenn die histologische Diagnose bekannt ist, ist eine sofortige hochdosierte Chemotherapie als gleichwertige therapeutische Al- ternative bei Non-Hodgkin-Lym- phomen, Hodgkin-Lymphomen, Teratokarzinomen, Seminomen, Chorionkarzinomen und embryo- nalen Karzinomen möglich.

An die Chemotherapie wird bei verkleinertem Tumorvolumen in den meisten Fällen eine konsoli- dierende Strahlentherapie ange- schlossen.

3.3 Chemotherapie

a) Kurative Chemotherapie:

Hodgkin-Lymphome, Non-Hodg- kin-Lymphome, Teratokarzinome, Mischtumoren, Chorionkarzino- me und embryonale Karzinome sind in Einzelfällen einer kurati- ven Chemotherapie zugänglich.

b) Adjuvante Chemotherapie:

Eine verbindliche Aussage über die Wirksamkeit dieser Maßnah- me ist mit Ausnahme bei mali- gnen Lymphomen mit mediastina- ler Beteiligung bislang nicht mög- lich. Therapiemaßnahmen im Rahmen klinischer Studien sind vertretbar und werden bereits durchgeführt.

c) Palliative Chemotherapie:

Sinngemäß die gleiche Aussage wie bei adjuvanter Chemothera- pie.

4 Nachuntersuchungen

Die Nachuntersuchungen sind in Tabelle 2 zusammengefaßt.

Literatur im Sonderdruck, zu beziehen über die Verfasser.

Anschrift für die Verfasser:

Professor Dr. med.

Dietmar Zeidler

Lungenklinik, Städtisches Krankenhaus Merheim Ostmerheimer Straße 200 5000 Köln 91

3854 (50) Heft 51/52 vom 20. Dezember 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

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