Pharmazeuten suchen Kooperation mit Ärzten
Anteil an Prüfungszeit und Prü- fungsfragen erhält, wird dies zur Förderung des Faches Klinische Pharmakologie nicht beitragen. Als Prüfungsstoff ist zwar Pharmako- therapie und Klinische Pharmakolo- gie aufgeführt (in der Prüfungsord- nung der Approbationsordnung von 1986), aber neben einem umfangrei- chen Katalog weiterer Fächer."
Garant einer differenzierten Arzneitherapie
Seine Verbesserungsvorschläge und seine Initiative zur Errichtung von mehr Lehrstühlen für Klinische Pharmakologie und Forschungsinsti- tute verdichtete Prof. Scheler in sechs Thesen:
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Auch in Zukunft wird es mit Sicherheit einen großen Bedarf an Einrichtungen geben, die den Trans- fer von Forschungsergebnissen aus den Laboratorien der Industrie zur Klinik übernehmen.(i)
Die Klinische Pharmakologie sollte auf der Grundlage des jeweili- gen Wissensstandes die methodi- schen Voraussetzungen für eine zu- verlässige, unabhängige und kriti- sche Arzneimittelprüfung am Men- schen schaffen.(I)
Bei der Beratung der Ärzte in Klinik und Praxis wird der Klinische Pharmakologe vor allem die aus pharmakogenetischen und pharma- koepidemiologischen Untersuchun- gen gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse vermitteln.Der Klinische Pharmakologe sollte die Zusammenarbeit mit Klini- kern intensivieren, die sich an kli- nisch-pharmazeutischen Fragen be- sonders interessiert zeigen.
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Die einjährige klinische Aus-/Weiterbildung für die Gebietsbe- zeichnung „Klinische Pharmakolo- gie" reicht in aller Regel nicht aus, um die ärztliche Gesamtverordnung für Patienten zu übernehmen.
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Die Arzneimitteltherapie kann und darf nicht über zentrale In- stitutionen reglementiert werden.Wenn Klinische Pharmakologie, dann als Garant einer differenzier- ten und individuell angepaßten Arz- neitherapie!
Dr. Harald Clade
Apotheker und Ärzte müssen auf dem Gebiet der Prävention en- ger zusammenarbeiten, wenn der ex- pandierende Gesundheitsmarkt in der Bundesrepublik Deutschland nicht zunehmend Fachfremden überlassen werden soll. Den Willen zur Kooperation bekräftigte der Prä- sident der Bundesapothekerkam- mer, Hans-Günter Friese, auf einem Pressegespräch am Rande der 21.
Internationalen Pharmazeutischen Fortbildungswoche in Davos.
Nach Angaben von Friese ist das zunehmende Gesundheitsbewußt- sein der Bevölkerung nicht nur von der Touristikindustrie erkannt wor- den, sondern auch von Einkaufs- zentren, die immer häufiger einen
„Gesundheits-Service" anbieten.
„Bevor sich die Gesundheitswelle in Deutschland dahingehend entwik- kelt, daß Bluttests — wie in den USA bereits üblich — in Kaufhäusern an- geboten werden, muß zunächst das Potential der Heilberufe voll ausge- schöpft werden", so Friese.
Jede Apotheke sollte daher in Zukunft Blutuntersuchungen zur Bestimmung von Cholesterin, Trigly- zeriden, Harnsäure und Blutzucker anbieten, damit Risikopatienten frühzeitig der ärztlichen Behandlung zugeführt werden können. Auf diese Weise könnten die Apotheker einen wichtigen Beitrag zur Gesundheits- vorsorge der Bevölkerung leisten.
„Im Vorfeld des Besuchs einer ärztli- chen Praxis sollte der Apotheker tä- tig sein", so Friese, „denn klinisch- chemische Untersuchungen sind für den Apotheker nicht fachfremd, son- dern seit jeher fester Bestandteil sei- ner pharmazeutischen Ausbildung."
Wie Friese weiter erläuterte, will die Apothekerschaft mit dem Angebot von derartigen Rasterun- tersuchungen nicht in „ärztliche Ge- filde" eindringen, sondern ihrem Auftrag als Heilberuf in der heutigen Zeit gerecht werden. „Wir wollen mit den Ärzten auch auf dem Gebiet der Prävention Hand in Hand arbei- ten", so der Kammerpräsident in Da- vos. Pharmazeutische Fürsorge als kooperative Tätigkeit würde nieman- den beeinträchtigen, sondern zu ei-
ner verbesserten Versorgung des Pa- tienten beitragen. Daß eine solche Zusammenarbeit nur bei gegenseiti- ger Respektierung und nachgewiese- ner Kompetenz funktionieren kön- ne, sei selbstverständlich.
Friese geht davon aus, daß viele Menschen das Angebot einer Blut- untersuchung in der Apotheke — die Testergebnisse aus Kapillarblut lie- gen innerhalb weniger Minuten vor — eher wahrnehmen werden, da sie sich dort als „Kunde" und nicht als
„Patient" fühlten. Außerdem könne die fachliche Beratung des Apothe- kers bewirken, daß mehr Menschen die Möglichkeit des „Gesundheits- Check-Up" wahrnehmen, den die Krankenkassen jedem Versicherten alle zwei Jahre kostenlos anbieten.
Bislang haben nicht einmal 20 Pro- zent der Versicherten diese Vorsor- geuntersuchung in Anspruch genom- men.
Daß eine Kooperation zwischen Ärzten und Apothekern auf dem Gebiet der Prävention nicht Utopie bleiben muß, habe ein Modellver- such in Weinheim gezeigt, an dem sich alle 27 niedergelassenen Ärzte und neun Apotheken des Ortes be- teiligt hatten: Hier wurde in den Apotheken zum Preis von neun DM ein „Gesundheitspaket" angeboten, das Blutdruck- und Gewichtskon- trolle sowie die Bestimmung des Cholesterinwertes beinhaltete.
Innerhalb von vier Wochen ka- men 1217 Personen in die Apotheke, um sich ihren Cholesterinwert trok- kenchemisch bestimmen zu lassen.
Bei 935 Personen lag der Gesamt- cholesterinwert über 200 mg/dl — die meisten von ihnen waren nicht in ärztlicher Behandlung. Jedem Vier- ten riet der Apotheker aufgrund des Testergebnisses, einen Arzt aufzusu- chen. Und bei jeder zweiten Untersu- chung entwickelte sich zwischen Apotheker und Kunde ein ausführli- ches Gespräch über gesundheitsvor- beugende Maßnahmen. Es zeigte sich, so Friese, daß der Untersuch- te
mit einer solchen Vorsorge die
Chance auf Früherkennung von Risi- kofaktoren hat.
Dr. med. Vera Zylka-Menhorn Dt. Ärztebl. 88, Heft 6, 7. Februar 1991 (29) A-373