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M E D I Z I N
Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 50, 17. Dezember 1999 (49) Auch werden noch bestehende Pro-
blemfelder klar definiert. Die Diagno- stik und die Therapie dieser Erkran- kung sind noch zu teuer. 60 Prozent der Patienten können durch die ver- fügbaren Therapiemethoden nicht ge- heilt werden. Große Unsicherheit be- steht bei der Behandlung der Hepati- tis C im Kindesalter. Die Testverfah- ren, vor allem zum quantitativen He- patitis-C-RNA-Spiegel im Serum sind teuer und der Test des National Geno- mics Institute (NGI), welcher in den großen internationalen Studien ver- wendet wurde, kann nicht ganz mit den in Europa routinemäßig einge- setzten Tests der Firmen Chiron und Roche Diagnostics verglichen wer- den. In 40 Prozent der Fälle sind die Übertragungswege der Hepatitis C immer noch unklar.
Epidemiologie und Krankheitsverlauf
Die Epidemiologie der Hepatitis C in Deutschland ist weitgehend uner- forscht. Im Einzelfall kann die Ent- wicklung eines Leberzellkarzinoms noch nicht verläßlich vorausgesagt werden. Wahrscheinlich entwickelt etwa 25 Prozent der HCV-infizierten Patienten einen chronischen Verlauf mit Fortschreiten in Zirrhose und Karzinom. Trotzdem stellen aber heu- te Patienten mit Hepatitis-C-beding- ter Leberzirrhose die Hauptindikati- on einer Lebertransplantation in allen großen Zentren dar. Die Hepatitis C ist die häufigste Ursache für ein Le- berzellkarzinom in Deutschland, oft bei gleichzeitigem Alkoholkonsum.
Aber Alkohol alleine ist in Deutsch- land nicht mehr die Hauptursache für ein Leberzellkarzinom. Die akute He- patitis C nimmt in der Prävalenz ab, vor allem, da die Übertragung durch Blut- und Blutprodukte sehr unwahr- scheinlich geworden ist. Generell wird eine Therapie der akuten Hepatitis C mit Interferon empfohlen. Diese Pati- enten sollten Zentren für Studien zu- geführt werden, um die Therapiever- fahren zu standardisieren. Offensicht- lich ist die Chronifizierungsrate der sporadischen akuten Hepatitis gerin- ger als nach Übertragung durch Blut- und Blutprodukte, die ja bei 80 Pro- zent angegeben wird.
Ausblick
In den nächsten Jahren werden sicherlich weitere signifikante Fort- schritte erreicht werden. So konnte kürzlich ein Zellkultursystem ent- wickelt werden, mit dem die Repli- kation des Hepatitis-C-Virus stu- diert werden kann (Science 1999;
285: 110–113). Dies ist eine Voraus- setzung für die Testung neuer Medi- kamente, beispielsweise für die Hemmung der Helicase, Protease und Polymerase des Hepatitis-C-Vi- rus.
Eine weitere wichtige Entdek- kung der letzten Wochen ist die mo- lekulare Erklärung, warum Inter- feron bei einigen Patienten nicht wirkt (Science 1999; 285: 107-110).
Hier werden unter anderem einzelne Teile des Virus wie das E2-Hüllpro- tein dafür verantwortlich gemacht, daß die antiviralen Mechanismen des Interferons vom Virus selbst blockiert werden können.
In Zukunft müssen Verfahren entwickelt werden, die eine Re-In- fektion nach Lebertransplantation verhindern oder eine erfolgreiche Behandlung der Re-Infektion er- möglichen. Ganz dringend wird ein Durchbruch bei der Entwicklung ei- nes prophylaktischen Impfstoffes er- wartet. Hier werden aber ganz neue Wege der Impfstoffentwicklung zu gehen sein, wie dies auch die Proble- me der AIDS-Infektion aufgezeigt haben.
Prof. Dr. med. Michael Manns Zentrum Innere Medizin Abteilung Gastroenterologie und Hepatologie
Medizinische Hochschule Hannover 30623 Hannover
KONGRESSBERICHT/FÜR SIE REFERIERT
Die Vorstellung, daß belastende Lebensumstände und Streß die Ent- stehung von Brustkrebs begünstigen, ist mehrere hundert Jahre alt und of- fenbar immer noch aktuell. Bei einer Befragung im Süden Australiens An- fang der 90er Jahre gaben 40 Prozent der Teilnehmerinnen an, sie glaub- ten, Streß könne eine Ursache von Brustkrebs sein.
Eine Fall-Kontroll-Studie im Einzugsgebiet von drei Kliniken in Leeds mit 332 Teilnehmerinnen konnte diese Zusammenhänge je- doch nicht bestätigen. In dieser Un- tersuchung wurde die Mehrzahl der Frauen, bei denen ein verdächtiger Knoten in einer Brust festgestellt wurde, befragt, bevor die endgültige histologische Diagnose feststand.
Bei dem Interview wurden sie nach wichtigen Ereignissen und Schwie- rigkeiten innerhalb der vergangenen fünf Jahre vor der Diagnose gefragt, inklusive eigener Krankheiten und Erkrankungen von Familienmitglie- dern. Auch andere bekannte Risiko- faktoren für Brustkrebs, wie etwa ei- ne positive Familienanamnese, wur- den erhoben.
Bei der Auswertung der Inter- views zeigte sich, daß sich die Anga- ben über Schicksalsschläge, Streß und Gesundheitsbelastungen der 106 Frauen, bei denen ein Mamma- karzinom diagnostiziert wurde, nicht von denen der 226 Teilnehmerinnen mit benignen Gewebeveränderun- gen unterschieden. Ebenfalls keine Unterschiede zeigten sich, als die Antworten der 46 Frauen ausgewer- tet wurden, die bereits bei dem In- terview von ihrer Diagnose wußten oder die anderen Teilnehmerinnen gebeten wurden, die Diagnose vor- herzusagen. Daher können Ärzte, so schließen die Autoren, Brustkrebs- patientinnen mitteilen, daß Streß keine wichtige Ursache ihrer Er-
krankung ist. silk
Protheroe D et al.: Stressful life events and difficulties and onset of breast can- cer: a case-control-study. Br Med J 1999;
319: 1027–1030.
David Protheroe, Northern Hospital, Epping, Victoria, 3076 Australia.
Streß als Ursache von Brustkrebs
Consensus Panel
Jean-Pierre Benhamou (Paris, Chairman), Juan Rodes (Vice Chairman, Barcelona), Harvey Alter (Bethesda), Henry Bismuth (Pa- ris), Valeer Desmet (Leuven), Jaime Guardia (Barcelona), Jenny Heathcote (Toronto), An- na Lok (Ann Arbor), Willis C. Maddrey (Dal- las), Karl-Hermann Meyer zum Büschenfelde (Mainz), Luigi Pagliaro (Palermo), Gustav Paumgartner (München), Sheila Sherlock (London)