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Archiv "Modediagnose Burn-out" (18.11.2011)

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ÜBERSICHTSARBEIT

Modediagnose Burn-out

Wolfgang P. Kaschka, Dieter Korczak, Karl Broich

ZUSAMMENFASSUNG

Hintergrund: Das Burn-out-Syndrom bildet die Grundlage zahlreicher Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen und ist damit ein wichtiger gesundheitsökonomischer Faktor. Hin- sichtlich seiner wissenschaftlichen Begründung, Klassifi- kation, Diagnostik und Therapie besteht erheblicher For- schungsbedarf.

Methoden: Ein als HTA-Bericht vorliegender systemati- scher Review wird in eine selektive Literaturübersicht ein- gebettet.

Ergebnisse: Bisher existieren weder eine verbindliche De- finition noch ein valides, allgemeingültiges differenzial - diagnostisches Instrument für das Burn-out-Syndrom. Die Symptomatik lässt sich den Dimensionen emotionale Er- schöpfung, Depersonalisation und reduzierte Leistungs - bereitschaft beziehungsweise -fähigkeit zuordnen. Vorlie- gende Studien zur Epidemiologie und Differenzialdiagnos- tik sind überwiegend von geringer Evidenz. Kontrollierte Therapiestudien fehlen.

Schlussfolgerungen: Es besteht erheblicher Forschungs- bedarf an qualitativ hochwertigen, kontrollierten Studien zum Burn-out-Syndrom. Ein valides, standardisiertes und international konsentiertes Instrument für die Diagnostik und Differenzialdiagnostik sollte unter Einbeziehung von Fremdbeurteilungsskalen entwickelt werden. Zur Gewin- nung gesicherter Erkenntnisse über die Prävalenz, Inzi- denz und Kostenrelevanz des Syndroms sind epidemiolo- gische und ökonomische Untersuchungen vonnöten. Die Ätiopathogenese von Burn-out unter Berücksichtigung neurobiologischer Entstehungsbedingungen und Einfluss- faktoren bleibt aufzuklären. Es ist systematische Therapie- forschung zu leisten, die zu evidenzbasierten Bewertun- gen einzelner Therapieverfahren und deren Effektstärken führt. Beim derzeitigen Kenntnisstand sollte der Begriff

„Burn-out“ möglichst nicht als Diagnose und Grundlage für sozialrechtliche Entscheidungen herangezogen wer- den.

►Zitierweise

Kaschka WP, Korczak D, Broich K: Burnout—a fashionable diagnosis. Dtsch Arztebl Int 2011; 108(46): 781–7.

DOI: 10.3238/arztebl.2011.0781

B

is in die jüngste Zeit nahmen Berichte über Aus- gebranntsein, Ausbrenner oder Burn-out-Syn- drom in zahlreichen Presseveröffentlichungen breiten Raum ein. Das Phänomen Burn-out scheint jedoch auch von erheblicher medizinischer Relevanz zu sein, bildet es doch die Grundlage nicht weniger Arbeitsun- fähigkeitsbescheinigungen und gewinnt damit eine ge- sundheitsökonomische und gesundheitspolitische Di- mension. Ein Hinweis auf die Größenordnung des Pro- blems lässt sich unter anderem aus einer repräsentati- ven Umfrage von TNS Emnid aus dem Dezember 2010 gewinnen, nach der sich 12,5 % aller Beschäftigten in Deutschland in ihrem Job überfordert fühlen. Der vor- liegende Beitrag verfolgt das Ziel, auf der Basis eines vom Deutschen Institut für Medizinische Dokumentati- on und Information (DIMDI) in Auftrag gegebenen HTA-Berichts (HTA, „health technology assessment“) eine Übersicht des gegenwärtigen Kenntnisstandes zu Burn-out zu liefern und aufzuzeigen, dass hier erhebli- cher Forschungsbedarf besteht (1). Obwohl bisher kei- ne einheitliche oder gar international konsentierte Defi- nition des Burn-out-Syndroms existiert und Burn-out noch keinen Eingang in die aktuellen Versionen gängi- ger Klassifikationssysteme (Internationale Klassifikati- on der Krankheiten, 10. Revision, ICD-10 und Diag- nostic and Statistical Manual of Mental Disorders, 4th Revision, DSM-IV) (2, 3) gefunden hat, wird in der Praxis diese Diagnose gestellt und als Ausgangspunkt für weiterführende Therapien herangezogen. Gelegent- lich geschieht dies unter Rückgriff auf „Ausweichdiag- nosen“, wie zum Beispiel „Depression“ oder „Neuras- thenie“. Vor dem Hintergrund alarmierender Statisti- ken, die einen Anstieg der Arbeitsunfähigkeitstage durch psychische Erkrankungen sowie eine Zunahme der Kosten aufgrund von Psychopharmaka-Verordnun- gen belegen, wird die gesundheitspolitische Brisanz dieses Themas offenkundig.

Begriffsgeschichte

Das Phänomen Burn-out hat es wahrscheinlich zu al- len Zeiten und in allen Kulturen gegeben. Der litera- risch Interessierte findet Umschreibungen dessen, was wir heute als Burn-out bezeichnen, bereits im Alten Testament (2. Mose 18, 17–18) (4). Bei Pfarrern ken- nen wir die „Elias-Müdigkeit“ (Schall, 1993) (4).

Auch in Thomas Manns großem Roman „Budden- brooks“ erkennen wir in der Figur des Thomas Bud- denbrook, worum es hier geht (4). Das Verb „to burn out“ (ausbrennen) wird bereits von Shakespeare Ende des 16. Jahrhunderts verwandt. So, wie wir ihn heute verstehen, tauchte der Begriff Burn-out erstmals 1974

ZfP Südwürttemberg, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie I der Universität Ulm: Prof. Dr. med. Kaschka

Institut für Grundlagen- und Programmforschung, München:

Dr. rer. pol. Korczak

Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte:

Dr. med. Broich

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in den USA auf, wo er von dem Psychoanalytiker Her- bert J. Freudenberger (5) und etwa gleichzeitig von Ginsburg popularisiert wurde (4). Er bezeichnete zu- nächst den psychischen und physischen Abbau der meist ehrenamtlichen Mitarbeiter „alternativer“ Hilfs- organisationen, wie zum Beispiel Free Clinics, thera- peutischer Wohngemeinschaften, Frauenhäuser oder Kriseninterventionszentren. Ohne dezidiert von Burn- out zu sprechen, lieferte Bäuerle (6) eine sehr treffen- de Beschreibung des Phänomens, die aus Erfahrungen in der Supervision bei Sozialpädagogen und Sozialar- beitern resultierte. Sie beobachtete „die Reduktion psychischer Belastbarkeit schon im mittleren Berufs- alter; die Entstehung von Resignation und Ressenti- ment als Folge menschlicher Überforderung; die Bil- dung einer autoritären Charakterstruktur und die Nei- gung zu repressivem Verhalten als Folge beruflicher Enttäuschungen; den inneren Rückzug von allen Men- schen und menschlichen Problemen als Schutzmaß- nahme jener, die – ohne eigene Hilfe zu erfahren – ein Berufsleben lang mit schwierigen Persönlichkeiten in hoffnungslosen Situationen gesellschaftskonforme Lösungen finden müssen“.

Während die Beschreibungen der späten 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts deutlich durch die gesell- schaftskritische Haltung jener Jahre geprägt sind, weist Farber (7) zu Anfang unseres Jahrhunderts auf einen bemerkenswerten Gestaltwandel von Burn-out hin. Er beschreibt die klassischen Ausbrenner der 70er und 80er Jahre als an unrealistisch hohen altruisti- schen Zielsetzungen Gescheiterte, die zumindest an der Oberfläche Idealisten gewesen seien. Derartige In- dividuen seien mittlerweile zu Ausnahmen geworden.

Demgegenüber stellt er fest: „Das Burn-out von heute stammt überwiegend von dem Druck, die eskalieren- den Ansprüche anderer zu erfüllen, oder von der inten- siven Konkurrenz, besser als andere in derselben Or- ganisation oder Firma zu sein, oder von dem Antrieb, immer mehr Geld zu machen oder von dem Gefühl, es werde einem etwas vorenthalten, was man offensicht- lich verdient“ (4). Überschneidungen mit dem von Schmidbauer (e1) entwickelten Konzept des Helfer- syndroms sind bei der erstgenannten Kategorie unver- kennbar.

Definition

Eine allgemeingültige, international konsentierte Defi- nition von Burn-out gibt es derzeit nicht. Die Übersicht stellt deshalb kausale Faktoren und Entstehungsmodel- le vor, die veranschaulichen sollen, was der Begriff Burn-out umfasst.

Symptomatik

Die Symptomatologie von Burn-out erweist sich bei genauerer Analyse als außerordentlich komplex, ist doch das Syndrom mittlerweile bei rund 60 Berufen und Personengruppen beschrieben worden. In einer Sy- nopse von Burisch (4) werden 202 Veröffentlichungen berücksichtigt. Er kondensiert daraus eine Symptomlis- te, unterteilt in sieben Cluster. Da die komplette Liste KASTEN1

Symptom-Cluster bei Burn-out (modifiziert nach [4]; Langfassung im Internet)

Warnsymptome der Anfangsphase – vermehrtes Engagement für Ziele – Erschöpfung

reduziertes Engagement – für Patienten und Klienten – für andere allgemein – für die Arbeit – erhöhte Ansprüche

emotionale Reaktionen; Schuldzuweisung – Depression

– Aggression

Abbau

– der kognitiven Leistungsfähigkeit – der Motivation

– der Kreativität – Entdifferenzierung

Verflachung

– des emotionalen Lebens – des sozialen Lebens – des geistigen Lebens

psychosomatische Reaktionen

Verzweiflung

KASTEN 2

Burn-out-Phasenmodell (nach [8])

Zwang, sich zu beweisen (übertriebener Ehrgeiz)

verstärkter Einsatz

Vernachlässigung eigener Bedürfnisse

Verdrängung von Konflikten und Bedürfnissen

keine Zeit mehr für nicht-berufliche Bedürfnisse

zunehmende Verleugnung des Problems, abnehmende Flexibilität im Denken/Verhalten

Rückzug, Orientierungslosigkeit, Zynismus

Verhaltensänderung/psychische Reaktionen

Verlust des Gefühls für eigene Person/Bedürfnisse

innere Leere, Angstgefühle, Suchtverhalten

zunehmende Sinnlosigkeit und Desinteresse

körperliche, gegebenenfalls lebensbedrohliche Erschöpfung

(3)

sehr lang, wenig spezifisch und in sich nicht wider- spruchsfrei erscheint, wird eine gekürzte Version wie- dergegeben (Kasten 1).

Freudenberger (8) hat den Versuch unternommen, die chronologische Entwicklung eines Burn-out-Syn- droms mit einem zwölfstufigen Phasenmodell zu be- schreiben (Kasten 2).

Die als Ursachen für Burn-out angeschuldigten Fak- toren sind erwartungsgemäß vielfältig. In der Literatur wird nur selten mit der erforderlichen begrifflichen Prä- zision zwischen disponierenden, moderierenden, auslö- senden und perpetuierenden Faktoren unterschieden (4). Verbindungen zu teilweise besser erforschten Nachbargebieten geraten dabei ins Blickfeld, wie zum Beispiel beruflich bedingter Stress (9), erlernte Hilflo- sigkeit (10) oder die Lerntheorie (11). In Anlehnung an Fischer (12) hat sich eine Einteilung in persönlichkeits- bedingte und umweltbedingte ätiologische Faktoren als plausibel und praktikabel erwiesen (4) (Grafik).

Ätiopathogenetische Modelle und Messinstrumente

Die von verschiedenen Autoren übereinstimmend iden- tifizierten ätiologischen Faktoren für Burn-out sind in Kasten 3 zusammengestellt.

Unter Berücksichtigung dieser Faktoren wurden psychologische Erklärungsmodelle entwickelt. Auf- grund ihrer besonderen Anschaulichkeit haben vor al- lem das „Anforderungs-Kontroll-Modell“ (13) und das

„Modell beruflicher Gratifikationskrisen“ (Effort Re- ward Imbalance Model) (14) einen gewissen Bekannt- heitsgrad erlangt.

Mittlerweile steht eine Reihe von Screening-Instru- menten zur Verfügung, die der „Messung“ (besser: se- miquantitativen Erfassung) des Burn-out-Syndroms dienen. Am häufigsten verwendet werden das Maslach Burn-out-Inventar (Maslach Burnout-Inventory, MBI) (15, 16) und das „Tedium Measure“ (17), welches spä- ter in „Burnout Measure“ umbenannt wurde. Das MBI besteht in seiner ursprünglichen Version aus 22 Items, die in drei Skalen gegliedert sind:

Emotionale Erschöpfung („emotional exhaustion“, EE); 9 Items,

Depersonalisation (DP); 5 Items und

Leistungs(un)zufriedenheit („personal accom- plishment“; PA); 8 Items.

In späteren Auflagen wurde das MBI auf 25 Items erweitert, die auf einer Häufigkeitsskala (von „nie“ bis

„täglich“) gerated werden (Kasten 4).

Burn-out aus medizinischer Sicht – ein unfertiges Konzept

Die wissenschaftliche Psychiatrie hat es bisher weitge- hend vermieden, sich mit dem Phänomen Burn-out zu beschäftigen, sei es, dass sie vor der definitorischen Unschärfe des Syndroms zurückgeschreckt ist oder sei es, dass die Überschneidungsbereiche mit etablierten psychiatrischen Diagnosen wie Depression oder An- passungsstörung so groß erschienen, dass man glaubte, auf eine Validierung von Burn-out als diagnostische

Entität verzichten zu können. Demzufolge kommt Burn-out im DSM-IV gar nicht vor, in der ICD-10 ist es in der Restkategorie „Z 73, Probleme verbunden mit Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“ als „Er- schöpfungssyndrom (Burn-out-Syndrom)“ aufgeführt.

Eine Aufnahme in DSM-V oder ICD-11 ist nach Kennt- nis der Autoren nicht vorgesehen.

Folgt man der Argumentation einer finnischen Ar- beitsgruppe (e2), die deutliche Überschneidungen zwi- schen Burn-out und Depression fand, so könnte eine mögliche Konsequenz darin bestehen, analog der im angloamerikanischen Raum gebräuchlichen Kategorie

„schizophrenia spectrum disorders“ eine entsprechende Kategorie „depression spectrum disorders“ einzuführen und Burn-out darunter zu subsumieren. Andere Autoren sehen Burn-out eher als Risikofaktor für die Entwick- lung einer Depression (e3).

HTA-Bericht „Differenzialdiagnostik des Burn-out-Syndroms“

Burn-out geht mit erheblichem subjektivem Leiden, ge- sundheitlichen Problemen und einer reduzierten Ar- beitsleistung einher. Gleichzeitig haben in den letzten Jahren eine deutliche Zunahme der Verschreibung ins- besondere von Antidepressiva und ein Anstieg der Ar- beitsunfähigkeitstage aufgrund psychischer Erkrankun- gen stattgefunden. An den damit verbundenen individu- ellen, gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Konsequenzen zeigt sich die gesundheitspolitische Bri- sanz der Diagnostik und Differenzialdiagnostik des Burn-out-Syndroms.

Angesichts einer fehlenden validen Diagnostik sind alle in diesem Zusammenhang genannten Zahlen als weitgehend spekulativ anzusehen.

In der wissenschaftlichen Literatur wurde unter Burn-out bisher überwiegend ein arbeitsbezogenes

GRAFIK

Voraussetzung für die Entwicklung von Burn-out ist ein kom- plementäres Zusammenspiel persönlichkeitsimmanenter und milieu - bedingter Faktoren (Kasten 3). Burn-out im engeren Sinne, gekenn- zeichnet durch überhöhte, idealistische Erwartungen an sich selbst, und „Wearout“, das heißt Zermürbung durch äußere Überforderung, repräsentieren dabei die Extreme eines Kontinuums (4).

Mit freundlicher Genehmigung des Autors und von Springer Science and Business Media

(4)

Syndrom verstanden, welches sich aus den Dimensio- nen emotionale Erschöpfung, Depersonalisation oder Zynismus und verminderte Leistungsfähigkeit zusam- mensetzt. Da wir nicht über eine allgemeingültige Defi- nition verfügen, könnte man von einer „randunscharfen Menge“ sprechen. Es existieren konkurrierende Burn - out-Messinstrumente, und zur Differenzialdiagnostik können lediglich Symptomkataloge mit hohem Allge- meinheitsgrad herangezogen werden. Sowohl die psy- chischen und neurobiologischen Mechanismen, die den verschiedenen Symptomen zugrunde liegen, als auch die Zusammenhänge mit anderen Krankheitsbildern sind größtenteils ungeklärt. Darüber hinaus liegen praktisch keine Erkenntnisse zu den psychosozialen Folgen für die Burn-out-Betroffenen selbst und zu den Auswirkungen auf andere (zum Beispiel Patienten, Klienten, Kollegen) vor.

Dementsprechend erstreckte sich die Aufgabenstel- lung des HTA-Berichts auf drei Themenkreise (1):

Medizinische Forschungsfragen

Wie wird Burn-out diagnostiziert? Welche Krite- rien sind hierfür relevant?

Welche Störungen sind differenzialdiagnostisch besonders relevant/werden diskutiert?

Werden in den entsprechenden Diagnoseinstru- menten Differenzialdiagnosen gestellt?

Wie valide und reliabel sind die Diagnoseinstru- mente?

Ökonomische Forschungsfragen

Welchen ökonomischen Aufwand verursacht die Differenzialdiagnostik in Bezug auf Burn-out?

Ethische Forschungsfragen

Inwieweit kommt es zu einer Stigmatisierung von Burn-out-Patienten?

Gibt es negative Effekte von Burn-out-Trägern auf Patienten/Klienten?

Methodik

In methodischer Hinsicht handelt es sich bei dem HTA- Bericht um einen systematischen Review, bei dem die relevanten Suchbegriffe in 36 elektronischen Literatur- datenbanken recherchiert wurden. Die Suche erstreckte sich auf deutsch- und englischsprachige Literatur aus dem Zeitraum der Jahre 2004 bis einschließlich 2009.

Es erfolgten Einzelsuchen zu medizinischen, gesund- heitsökonomischen, juristischen und ethischen Aspek- ten des Themas. Zusätzlich zur systematischen Lite - raturrecherche wurde von den Autoren eine Handre- cherche durchgeführt. Die methodische Qualität der medizinischen Publikationen wurde entsprechend den

„Oxford Center of Evidence-based Medicine, Levels of Evidence“ (2006) auf einer neunstufigen Skala bewer- tet (1A, 1B, 2A, 2B, 2C, 3A, 3B, 4 und 5). Darüber hinaus erfolgte die Beurteilung der methodischen Qua- lität der Studien anhand von Checklisten der „German Scientific Working Group Technology Assessment for Health Care“ (GSWG).

Ergebnisse

Insgesamt umfasste das Rechercheergebnis 852 Publi- kationen. Davon beschäftigten sich 826 mit einer medi- zinischen Thematik, 102 beschäftigten sich mit ökono- mischen und 88 mit juristischen Fragestellungen. Von den 826 medizinischen Veröffentlichungen erfüllten nur 25 die Einschlusskriterien. Hiervon wurden ledig- lich zwei Publikationen mit einer Evidenzstufe besser als 4 bewertet. 102 Publikationen beschäftigten sich mit ökonomischen Aspekten. Davon erfüllte keine ein- zige Studie die festgelegten Einschlusskriterien. Hin- sichtlich der ethischen und juristischen Thematik er- füllte eine Studie die Einschlusskriterien. Ihre methodi- sche Qualität wurde mit Stufe 4 bewertet.

Der HTA-Bericht gelangt zu dem Ergebnis, dass es bisher kein standardisiertes, allgemeingültiges Vorge- hen gibt, um ein Burn-out-Syndrom zu diagnostizieren.

Er verweist darauf, dass in den vorliegenden Studien hauptsächlich schriftliche Selbstbeurteilungsinstru- KASTEN 3

Innere (persönlichkeitsbedingte) und äußere

(umweltbedingte) ätiologische Faktoren für Burn-out

innere Faktoren/Persönlichkeitszüge

– hohe (idealistische) Erwartungen an sich selbst, hoher Ehrgeiz, Perfektionismus – starkes Bedürfnis nach Anerkennung

– es anderen immer recht machen wollen, dabei eigene Bedürfnisse unterdrücken – Gefühl, unersetzbar zu sein; nicht delegieren können/wollen

– Einsatz und Engagement bis hin zur Selbstüberschätzung und Überforderung – Arbeit als einzig sinngebende Beschäftigung, Arbeit als Ersatz für soziales Leben

äußere Faktoren

– hohe Arbeitsanforderungen

– Führungs- und Kooperationsprobleme – widersprüchliche Anweisungen – Zeitdruck

– schlechtes Arbeitsklima bis hin zu Mobbing – mangelnde Entscheidungsfreiheit – mangelnder Einfluss auf den Arbeitsablauf – geringe Partizipationsmöglichkeiten – wenig Autonomie/Mitspracherecht – Hierarchieprobleme

– schlechte Kommunikation untereinander (Arbeitgeber, Mitarbeiter) – administrative Zwänge

– Druck von Vorgesetzten – wachsende Verantwortung – schlechte Arbeitsorganisation

– mangelnde Ressourcen (Personal, Finanzmittel) – problematische institutionelle Vorgaben und Strukturen – Mangel an wahrgenommenen Aufstiegsmöglichkeiten – Rollenunklarheit

– Mangel an positivem Feedback – schlechte Teamarbeit – fehlende soziale Unterstützung

(5)

mente eingesetzt wurden, vor allem das Maslach Burn- out-Inventar (MBI). Ob sich mit diesem Instrument al- lerdings Burn-out wirklich diagnostizieren lässt, ist an- hand der berücksichtigten Studien nicht verlässlich zu beantworten, da in vielen Studien keine Cut off-Werte angegeben sind und dort, wo solche angegeben werden, ihre Festsetzung weitgehend arbiträr und nicht auf der Grundlage einer wissenschaftlich begründeten Testkon- struktion erfolgt (1). Als durchgängiges Merkmal eines Burn-out lässt sich die Dimension der emotionalen Er- schöpfung verifizieren, wohingegen die Studienergeb- nisse zu den Dimensionen Depersonalisation und Leis- tungsbereitschaft/-fähigkeit heterogen erscheinen, so dass die Bedeutung der beiden letztgenannten Dimen- sionen relativiert wird. Eine Autorengruppe (18) schlägt vor, für die dritte Burn-out-Dimension statt

„Leistungsbereitschaft/-fähigkeit“ den Begriff „Ineffi- zienz“ einzuführen.

Hinsichtlich der differenzialdiagnostischen Ab- grenzung wird in den ausgewerteten Studien insbe- sondere der Zusammenhang zwischen Burn-out und Depression sowie zwischen Burn-out und dem Kon- zept der „anhaltenden Erschöpfung“ (entsprechend dem „chronic fatigue syndrome“ des angloamerikani- schen Sprachraums) sowie zwischen Burn-out und Alexithymie (Unfähigkeit, Gefühle bei sich selbst oder anderen wahrzunehmen und in Worte zu fassen) diskutiert. Über korrelative Zusammenhänge einzel- ner Konstrukte wird wiederholt berichtet. Von beson- derer Relevanz scheint der Zusammenhang zwischen Burn-out und Depression zu sein, da hier offenbar ein breiter Überlappungsbereich vorliegt und Burn-out zumindest einen Risikofaktor für die Entwicklung ei- ner Depression darstellt (1, e3).

Differenzialdiagnostische Screeninginstrumente sind in keines der gängigen Burn-out-Messinstrumente (Maslach Burn-out-Inventar, MBI; Shirom Melamed Burnout Questionnaire, SMBQ; Oldenburg Burn-out- Inventar, OLBI; Kopenhagener Burn-out Inventar, CBI;

Schul-Burn-out-Inventar, SBI) integriert (1). Diese In- strumente bilden – sofern sie für die jeweils untersuchte Population sprachlich-kulturell und berufsspezifisch adaptiert werden – ein dreidimensionales Burn-out- Konstrukt ab, bestehend aus den Komponenten „emo- tionale Erschöpfung“, „Depersonalisation“ und „redu- zierte persönliche Leistungsfähigkeit“ beziehungsweise

„Leistungsunzufriedenheit“.

Es besteht eine Assoziation zwischen Burn-out und kardiovaskulären, muskulo-skelettalen, kutanen und al- lergischen Erkrankungen (19) und in prospektiver Hin- sicht mit Diabetes mellitus Typ II (20) sowie mit Hy- perlipidämie (21). Die somatische Komorbidität nimmt mit dem Schweregrad des Burn-out zu (19). Im Einzel- nen sind die neurobiologischen beziehungsweise psy- chobiologischen Mechanismen, die den körperlichen Auswirkungen von Burn-out zugrunde liegen, noch un- geklärt (e3). Von einigen Autoren wird über neuroendo- krine, hämostatische und inflammatorische Verände- rungen bei Burn-out-Patienten berichtet, die sich nicht wesentlich von Befunden bei anderen chronischen

KASTEN 4

Das „Maslach Burn-out-Inventar“ in der Version mit 25 Items (modifiziert nach [16])

Ich fühle mich von meiner Arbeit ausgelaugt.

Am Ende eines Arbeitstages fühle ich mich erledigt.

Ich fühle mich müde, wenn ich morgens aufstehe und wieder einen Arbeitstag vor mir habe.

Es gelingt mir gut, mich in meine Patienten/Klienten hineinzuversetzen.

Ich glaube, ich behandle einige Patienten/Klienten, als ob sie unpersönliche „Objekte“ wären.

Den ganzen Tag mit Leuten zu arbeiten, ist wirklich eine Strapaze für mich.

Den Umgang mit Problemen meiner Patienten/Klienten habe ich sehr gut im Griff.

Durch meine Arbeit fühle ich mich ausgebrannt.

Ich glaube, dass ich das Leben anderer Leute durch meine Arbeit positiv beeinflusse.

Seit ich diese Arbeit mache, bin ich gleichgültiger ge- genüber Leuten geworden.

Ich befürchte, dass diese Arbeit mich emotional verhärtet.

Ich fühle mich voller Tatkraft.

Meine Arbeit frustriert mich.

Ich glaube, ich strenge mich bei meiner Arbeit zu sehr an.

Bei manchen Patienten/Klienten interessiert es mich ei- gentlich nicht wirklich, was aus/mit ihnen wird.

Mit Menschen in der direkten Auseinandersetzung ar- beiten zu müssen, belastet mich sehr.

Es fällt mir leicht, eine entspannte Atmosphäre mit mei- nen Patienten/Klienten herzustellen.

Ich fühle mich angeregt, wenn ich intensiv mit meinen Patienten/Klienten gearbeitet habe.

Ich habe viele wertvolle Dinge in meiner derzeitigen Ar- beit erreicht.

Ich glaube, ich bin mit meinem Latein am Ende.

In der Arbeit gehe ich mit emotionalen Problemen sehr ruhig und ausgeglichen um.

Ich spüre, dass die Patienten/Klienten mich für einige ihrer Probleme verantwortlich machen.

Ich fühle mich meinen Patienten/Klienten in vieler Hin- sicht ähnlich.

Von den Problemen meiner Patienten/Klienten bin ich persönlich berührt.

Ich fühle mich unbehaglich bei dem Gedanken daran, wie ich einige meiner Patienten/Klienten behandelt habe.

(6)

Stresszuständen, einer posttraumatischen Belastungs- störung oder einer Depression unterscheiden würden (1). Beispielsweise wird über erhöhte Entzündungspa- rameter berichtet, wie sie gelegentlich auch bei depres- siven Erkrankungen gefunden werden (22).

Mehrere der ausgewerteten Studien weisen darauf hin, dass negative Auswirkungen von Burn-out nicht nur bei den direkt Betroffenen, sondern auch bei Men- schen in deren Umfeld auftreten können. So wird in einer Untersuchung gezeigt, dass Ärzte mit hohen Burn-out-Werten mehr Behandlungsfehler angeben als Ärzte ohne Burn-out. Umgekehrt steigt das Risiko eines Burn-out mit dem Auftreten eines Behandlungs- fehlers an (23).

Therapeutische und präventive Ansätze

Therapeutische Bemühungen beim Burn-out-Syndrom haben sich am Schweregrad zu orientieren. Bei leichte- rer Ausprägung werden Maßnahmen im Sinne einer Veränderung der Lebensgewohnheiten und Optimie- rung der „Work-Life-Balance“ empfohlen. Sie sollten sich nach Hillert und Marwitz (24) auf drei Faktoren konzentrieren:

Entlastung von Stressoren,

Erholung durch Entspannung und Sport,

Ernüchterung im Sinne einer Verabschiedung von externen Perfektionsvorstellungen (4).

Liegt ein stärkerer Ausprägungsgrad von Burn-out vor, werden psychotherapeutische Interventionen sowie auch Antidepressiva, optimalerweise kombiniert mit Psychotherapie, empfohlen (4, 25) (Broich, K: Diag - nostik des Burn-out-Syndroms: Erfahrungen aus der ärztlichen Praxis. 11. Symposium Health Technology Assessment, Köln, 17./18. März 2011, Abstracts, S. 8).

Bei den psychotherapeutischen Interventionen wird meist ein schulenübergreifender Ansatz angeraten, wo- bei der Schwerpunkt auf kognitiv-verhaltenstherapeuti- schen Verfahren liegt. Da allerdings bisher keine kon- trollierten Studien vorliegen, die die Wirksamkeit ver- schiedener Interventionen belegen könnten, muss die Effektivität dieser Interventionen offen bleiben (1, e4).

Als präventive Maßnahmen zur Vermeidung eines Burn-out-Syndroms werden neben den bereits erwähn- ten Ansätzen vor allem Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung, die Einführung von Arbeitszeit- modellen sowie die Durchführung von Supervisionen empfohlen (1). Damit ist eine gesellschaftliche Kompo- nente von Burn-out angesprochen, die ein Umdenken erforderlich macht, das zu Veränderungen der Arbeits- welt im Sinne einer umfassenden Humanisierung füh- ren sollte.

Angesichts der unzureichenden Validierung von Burn-out und der aufgezeigten Forschungsdefizite soll- te derzeit aber von einer Verwendung dieses Begriffs als Diagnose und Grundlage für Arbeitsunfähigkeitsbe- scheinigungen oder Berentungen abgesehen werden.

Stattdessen empfiehlt es sich, vorerst auf die allgemein akzeptierten und besser definierten Kategorien der ICD-10 beziehungsweise des DSM-IV zurückzugrei- fen.

Interessenkonflikt

Prof. Kaschka erhielt Kostenerstattung für Fortbildungsveranstaltungen von den Firmen Servier Deutschland GmbH, Bristol Myers Squibb und Merz Pharmaceuticals GmbH.

Die anderen Autoren geben an, dass keine Interessenkonflikte bestehen.

Manuskriptdaten

eingereicht: 6. 5. 2011, revidierte Fassung angenommen: 2. 8. 2011

LITERATUR

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11. Maher EA: Burnout and commitment: A theoretical alternative.

KERNAUSSAGEN

Das Burn-out-Problem sollte wegen seiner großen ge- sundheitspolitischen und sozioökonomischen Bedeu- tung von der Psychiatrie als wissenschaftliche, diagnos- tische und therapeutische Herausforderung aufgegriffen und bearbeitet werden.

Burn-out wird in der Regel durch Konflikte im Beruf be- ziehungsweise am Arbeitsplatz ausgelöst. Deshalb er- scheinen zum Beispiel Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung präventiv sinnvoll.

Burn-out stellt nach heutiger Kenntnis eine Vorstufe be- ziehungsweise einen Risikofaktor für depressive Er- krankungen dar.

Es gibt erste Hinweise auf biologische Korrelate von Burn-out, die allerdings weiterer Forschung bedürfen.

Beim derzeitigen Kenntnis- und Diskussionsstand sollte der Begriff „Burn-out“ nicht als Diagnose oder als Grundlage für Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen und Berentungen herangezogen werden.

(7)

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477–87.

Anschrift für die Verfasser Prof. Dr. med. Wolfgang P. Kaschka

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie I der Universität Ulm Zentrum für Psychiatrie Südwürttemberg

Weingartshofer Straße 2 88214 Ravensburg

wolfgang.kaschka@zfp-zentrum.de

SUMMARY

Burnout—a Fashionable Diagnosis

Background: “Burnout syndrome” is now a common reason for medical excuses from work, and thus an important topic in health-related eco- nomics. Much research is still needed, however, to establish the scienti- fic basis for this entity, the criteria by which it might be diagnosed and classified, and how it should be treated.

Methods: A systematic review of this topic, previously published as an HTA report, is presented here together with a selective overview of per- tinent literature.

Results: There currently exists neither an officially accepted definition nor a valid instrument for the differential diagnosis of burnout syndrome.

Its manifestations are generally considered to lie along three dimensions:

emotional exhaustion, depersonalization, and reduced performance ability and/or motivation. Most of the available studies on its epidemiology and differential diagnosis provide no more than a low level of evidence for their conclusions. There have been no controlled trials of treatments for burnout.

Conclusion: High-quality controlled studies on burnout syndrome are lacking. A standardized and internationally accepted diagnostic instru- ment with a validated rating scale should be developed. There is also a need for epidemiological and health-economic studies on the preva- lence, incidence, and cost of burnout. The etiology and pathogenesis of burnout should be studied with special regard to the possible role of neurobiological factors. Treatments for it should be studied systemati- cally so that their effects can be judged at a high level of evidence. In view of the current lack of knowledge about what is called “burnout”, the term should not be used as a medical diagnosis or as a basis for decisions regarding disability or other socioeconomic matters.

Zitierweise

Kaschka WP, Korczak D, Broich K: Burnout—a fashionable diagnosis.

Dtsch Arztebl Int 2011; 108(46): 781–7. DOI: 10.3238/arztebl.2011.0781

@

Mit „e“ gekennzeichnete Literatur:

www.aerzteblatt.de/lit4611

The English version of this article is available online:

www.aerzteblatt-international.de

Berichtigung

In dem Artikel „Klinische Leitlinie Reizdarmsyndrom – die wichtigsten Empfehlungen“ von Viola Andersen et al. in Heft 44 befindet sich eine nicht erwünschte Hervorhebung, die aufgrund eines technischen Fehlers im Satzprogramm entstand.

In der Tabelle 6 (Seite 758) ist bei der Auflistung der möglichen Therapieoptionen von RDS-Obstipation das Phytotherapeutikum STW5 als einziges fett gedruckt. Damit entsteht der fälschliche Eindruck, als würde

diese Tinktur eine besondere Bevorzugung erhalten. MWR

(8)

ÜBERSICHTSARBEIT

Modediagnose Burn-out

Wolfgang P. Kaschka, Dieter Korczak, Karl Broich

eLITERATUR

e1. Schmidbauer W: Helfersyndrom und Burnoutgefahr. München:

Urban & Fischer, 2002.

e2. Ahola K, Honkonen T, Isometsä E, et al.: The relationship between job-related burnout and depressive disorders – results from the Finnish Health 2000 Study. J Affect Dis 2005; 88: 55–62.

e3. Nil R, Jacobshagen N, Schächinger H, et al.: Burnout – eine Standortbestimmung. Schweiz Arch Neurol Psychiatr 2010; 161:

72–7.

e4. Rösing I: Ist die Burnout-Forschung ausgebrannt? Analyse und Kritik der internationalen Burnout-Forschung. Kröning: Asanger, 2003.

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