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Archiv "Burn-Out: Innenansichten" (21.02.2014)

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A 302 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 111

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Heft 8

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21. Februar 2014 riert. Gleichwohl wird der Patient

darauf hingewiesen, dass es sinnvoll sein kann, auch für andere Bereiche Vorsorgevollmachten zu erteilen.

Die einleitenden Sätze: „Die bevollmächtigte Person genießt mein besonderes Vertrauen. Sie kennt et cetera“ dienen dazu, den Vollmachtgeber daran zu erinnern, dass uneingeschränktes Vertrauen essenzielle Voraussetzung der Be- vollmächtigung ist und dass der Vollmachtgeber die bevollmächtig- te Person (im Innenverhältnis) in geeigneter Form – mündlich oder schriftlich – über den exakten Inhalt ihres Auftrags instruieren muss.

Die ergänzenden, jeweils für Patienten und Ärzte bestimmten Er- läuterungen der „Gesundheitsvoll- macht“ stellen die einzelnen Schritte der Entscheidungsfindung mit dem Stellvertreter transparent dar. Sie ver- deutlichen, wie wichtig es ist, dass der Bevollmächtigte die Werte des Patienten kennt, wenn es um Ent- scheidungen im Hinblick auf etwaige neue Therapieziele und damit zu- sammenhängende Maßnahmen geht.

Es ist unabdingbar, die Patienten zu unterstützen, wenn sie weiterge- hende Information und Beratung wünschen. Deshalb sind als integra- le Bestandteile des Projekts „Ge- sundheitsvollmacht des Universi- tätsklinikums Frankfurt“ entspre- chende Schulungen der aufklären- den Ärzte sowie ein Beratungsan- gebot des klinischen Ethikkomitees vorgesehen. Darüber hinaus soll die Qualität der Information und Bera- tung durch Begleitforschung gesi-

chert werden.

Dr. med. Hans-Joachim Wilke, Dr. Barbara Wolf-Braun, Prof. Dr. med. Kai Zacharowski Universitätsklinikum Frankfurt/M.

Dieses systematisch und interdisziplinär angelegte Informations- und Beratungsangebot konnte nur dank des hohen Engagements und der Kooperati- onsbereitschaft zahlreicher Personen und Abtei- lungen entwickelt werden. Wir danken an dieser Stelle besonders den Vertretern der Chirurgie, der Inneren Medizin, der Anästhesiologie und Intensiv- medizin sowie dem Klinischen Ethikkomitee und dem Vorstand des Klinikums für ihre Unterstüt- zung. Sie alle haben dazu beigetragen, das Projekt

„Gesundheitsvollmacht des Universitätsklinikums Frankfurt“ auf den Weg zu bringen.

@

Die „Frankfurter Gesundheits - vollmacht“ im Internet:

www.aerzteblatt.de/14300 Literatur im Internet:

www.aerzteblatt.de/lit0814

N

eulich in der Buchhandlung.

Dort hat die Ratgeberliteratur offensichtlich den größten Raum er- obert. Wie ich in einem Burn-out-Rat- geber nachlesen kann, habe ich offen- sichtlich ein 20-jähriges Jubiläum, von dem ich bisher noch nichts wusste.

Denn schon 1993/94 hatte ich die klassischen Symptome eines begin- nenden Burn-outs. Warnsymptome:

Ich nahm Arbeit mit nach Hause, dik- tierte Arztbriefe an den Wochenenden, konnte schlecht ruhig auf einem Stuhl

sitzen, hatte das Gefühl, nie Zeit zu haben, verleugnete meine eigenen Bedürfnisse, und meine sozialen Kon- takte beschränkten sich überwiegend auf Patienten. Innerlich unruhig und nervös war ich sowieso, zeitweise kamen sogar Schlafstörungen hinzu.

Erste Fehlleistungen kamen auf. Ich ging zu keinem Therapeuten, so etwas wie einen Coach gab es damals noch nicht, und wenn doch, wäre ich auch dort nicht hingegangen.

Nach der Ratgeberliteratur von heute müsste ich mich umgebracht haben, chronisch depressiv geworden sein oder zumindest eine negative Einstellung zum Leben haben. Habe ich aber nicht. Wahrscheinlich, weil ich alles verdrängt oder die Supervisi- on nach meiner Psychotherapieausbil- dung nicht fortgeführt habe. Oder ist vielleicht an dem ganzen Burn-out- Gerede irgendetwas faul – gerade weil es so häufig thematisiert und kommu- niziert wird? Und Kommunikation über die Wirklichkeit ist ein hoch störungs- anfälliger Prozess.

Wer wüsste das besser als Paul Watzlawick, Philosoph und Psycho - therapeut. In seinem Buch „Wie wirk- lich ist die Wirklichkeit“ beschreibt er eine merkwürdige Epidemie in der US- Stadt Seattle. Gegen Ende der 1950er Jahre stellten dort immer mehr Auto-

besitzer fest, dass ihre Windschutz- scheiben von kleinen Pocken oder Kratzern übersät waren. Das Phäno- men nahm so rasch überhand, dass eine Kommission die Hintergründe klären sollte. Zunächst fand man heraus, dass über die Schäden der Windschutzscheiben zwei Theorien im Umlauf waren: Die eine machte russische Atomtests verantwortlich, deren Fallout diese Kratzer hervorrief.

Die andere sah in frisch asphaltierten Autobahnen die Ursache.

In Wirklichkeit war es durch die Be- richte über pockenartige Windschutz- scheiben zu einem Massenphänomen gekommen: Immer mehr Autofahrer untersuchten ihre Scheiben, indem sie sich von außen über diese beugten und sie aus kürzester Entfernung prüf- ten, statt wie bisher einfach durch die Scheiben die Umwelt zu beobachten.

Es war keine Epidemie geschädigter, sondern angestarrter Windschutz- scheiben.

Dieser scharfe Blick nach außen führt nach innen gerichtet zu Verzer- rungen, die eine Fülle von Fehlwahr- nehmungen bereithalten – besonders in einem Zeitalter der Reflexion, in dem Spüren, Nachspüren, Entspan- nen, Wohlfühlen und die existenzielle Frage „Tut mir das jetzt gut?“ zur all- gemeinen Leitmelodie geworden sind.

In anderen europäischen Ländern gibt es diesen Burn-out-Rummel nicht.

Ob die Deutschen die Welt nicht so sehen, wie sie ist, wie es mal ein Jungianer behauptet hat – wer weiß.

Aber vielleicht ist es ja genau umge- kehrt, und die Menschen in der gegen- wärtigen Epoche sind erstmals seit der Geschichtsschreibung mit Stress, der anthropologischen Zumutung schlechthin, konfrontiert. Was sind da- gegen schon Seuchen, Kriege und Na- turkatastrophen der Vergangenheit.

GLOSSE

Dr. med. Burkhard Voß, Neurologe

BURN-OUT

Innenansichten

T H E M E N D E R Z E I T

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