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Archiv "Burn-out bei Ärzten: Offen diskutieren" (01.10.2004)

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Positive Entwicklung

Ich halte es für eine sehr posi- tive Entwicklung, wenn jetzt zertifizierte Fortbildungs- punkte über Fachzeitschriften vergeben werden. Für äußerst bedenklich halte ich jedoch die Tatsache, dass diese Fort- bildungspunktvergabe offen- sichtlich zur Gewinnung neuer Abonnenten eingesetzt wird und damit der Gewinnsteige- rung des Verlages dient. Beim Springer-Verlag ist die Beant- wortung der Fragen nur online möglich. Auf die Internetseite zur Fragenbeantwortung kommt man nur unter Angabe einer „Abonnement-Num- mer“. Andere Leser dieser Zeitschrift haben keinerlei Chance an dieser Form der Fortbildung teilzunehmen. In dieser Entwicklung sehe ich eine Kommerzialisierung un- serer Fortbildung, die ich als erheblich gravierender einstu- fen würde als das Sponsoring durch Pharmafirmen! Ich wür- de mich freuen, wenn Sie sich dafür einsetzen würden, dass nur solche Verlage die Mög- lichkeit zur Vergabe zertifi- zierter Fortbildungspunkte er- halten, die diesen Fortbil- dungsnachweis allen Lesern zur Verfügung stellen.

Dr. med Niels Larsen,

Alte Elbgaustraße 14, 22523 Hamburg

Anmerkung der Redaktion:Bei dem Fortbildungsangebot des Deutschen Ärz- teblattes steht selbstverständlich nicht der Gedanke, Abonnenten zu werben oder ei- ne sonstige Bestellung zu erwirken, hinter dem Projekt „Zertifizierte Fortbildung“.

Die Teilnahme ist nicht abhängig von ei- nem DÄ-Abo!

Burn-out bei Ärzten

Zu dem Beitrag „Lebensaufgabe statt Lebens-Aufgabe“ von Dr. med.

Thomas Bergner in Heft 33/2004:

Offen diskutieren

. . . Als Psychiaterin, Chefärz- tin und Beraterin ärztlicher Kollegen sehe ich immer wie- der Ärzte, die in der Zuspit- zung eines Burn-out-Prozesses mit schweren depressiven Epi- soden und Abhängigkeiten be- handelt werden müssen. Hier-

bei ist vor allem eines festzu- stellen: Die Betroffenen su- chen zu spät professionelle Hilfe auf. Als Gründe werden oft Angst vor Stigmatisierung durch Kollegen und soziales Umfeld sowie eigene Tabuisie- rung der schon lange über- schrittenen persönlichen Lei- stungsgrenzen genannt. Die Datenlage zu den Ursachen ist jedoch heterogener als der Ar- tikel von Herrn Bergner an- nehmen lässt: So weisen einige Untersuchungen auf die Be- deutung der persönlichen Be- dingungsfaktoren hin, so wie auch Herr Bergner mit seiner Fokussierung auf die emotio- nale Kompetenz. Wieder an- dere Autoren diskutieren die Wechselwirkungen organisa- torischer und individueller Faktoren und kommen zu dem Ergebnis, dass vor allem die organisatorischen Faktoren bedeutsamer zu sein scheinen (z.B. Thomsen et al. 1999: Psy- chotherapy and Psychosoma- tics), oder betonen das Inein- andergreifen von individuel- len Faktoren mit Bedingungs- faktoren des beruflichen und sozialen Umfelds der Betrof- fenen als ausschlaggebend (z. B. Vikmann 2000. Medical Group Management Journal).

Die Referenzen könnten mühelos ergänzt werden.

Bemerkenswert ist, aus welch unterschiedlichen Perspekti- ven das Problem ärztlicher Burn-out-Prozesse betrachtet werden kann. Und hier pas- siert im Beitrag von Herrn Bergner etwas aus meiner Sicht sehr Typisches für die Berufsgruppe der Ärzte: Wir suchen den Fehler bei uns und beschäftigen uns damit, was der einzelne Arzt noch zusätz- lich zu seiner Ausbildung ler- nen muss, um, zugespitzt aus- gedrückt, nicht nur ein guter, allseits bereiter, unfehlbarer Doktor zu sein, sondern bitte schön dabei auch noch Freude zu haben und nicht auszubren- nen. Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich möchte hier- mit nicht sagen, dass Ergän- zungen zur Thematik der Burn-out-Prophylaxe in der ärztlichen Aus- , Weiter- und Fortbildung auf individueller Ebene unsinnig und nutzlos Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 401. Oktober 2004 AA2679

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sind. Stattdessen möchte ich für eine umfassendere Sicht- weise werben, die sowohl per- sönliche Einflussfaktoren als auch institutionell-organisato- rische Aspekte einbezieht.

Im Artikel von Herrn Bergner klingt das Führungsdilemma an deutschen Kliniken an: Der Arztberuf beginnt schon auf der Assistenzarztebene mit Führungsaufgaben, indem die Berufsgruppe des Pflegeperso- nals auch jungen ärztlichen Kollegen gegenüber teilweise weisungsgebunden ist, weitere Aufgaben folgen schnell bei Übernahme von Stationsarzt- funktion, Facharztqualifikation und gegebenenfalls bei Lei- tungsaufgaben.Auch in der ärzt- lichen Praxis agiert der Arzt als Führungskraft: Ausgebildet wird er dafür nicht. Vielmehr scheint die Organisationsform Krankenhaus wie auch die ärztliche Selbstorganisation davon auszugehen, dass man das als Arzt irgendwie kann.

Schließlich konnten das die al- ten Chefs doch auch – irgendwie.

Dass die, die mit ärztlicher Tätigkeit Geld verdienen und dieses verwalten, auch die Aufgabe haben könnten, zur Entwicklung von persönlich stimmigen Berufsbiografien von Ärzten (meistens Karriere genannt) beizutragen, scheint vielerorts noch ein neuer Ge- danke zu sein. Dies wäre je- doch ein aus meiner Sicht we- sentlicher Schritt, um eine wir- kungsvolle Burn-out-Prophy- laxe einzuleiten. Ein Anfang könnte sein, dass Organisatio- nen und Institutionen, wie Krankenhäuser und Organe ärztlicher Selbstverwaltung, Ärzte fördern und unterstüt- zen, die ihre Führungsqualitä- ten auf den Prüfstand stellen und stellen lassen, für sich selbst Beratungsprozessen ge- genüber offen sind, über An- gebote wie Leitungssupervi- sionen und Beratung nachden- ken und ein offenes Ohr für die Lebensplanung der ihnen unterstellten Kollegen haben.

Hierzu sollte auch gehören, dass das zitierte militärische Leitungsverhalten nicht mehr heroisiert und ärztliches Burn- out-Verhalten, z. B. den Ur- laub zum Arbeiten nutzen,

nicht mit Begriffen wie „be- sonders engagiert“ verstärkt wird. Moderne Wirtschaftsun- ternehmen sehen „human re- sources“ als wesentlichen Fak- tor für den Unternehmenser- folg – diese Entwicklung sollte auch in der Medizin ankom- men.

Dr. med. Bettina Wittmund, Klinik für Erwachsenenpsychiatrie und Psychotherapie, Südharz-Krankenhaus, Friedrich-Naumann-Straße 4, 99734 Nordhausen

Psychoanalyse

Zu dem Leserbrief „Ambivalenz seit Freud“ von Hans Kaegelmann in Heft 25/2004:

Freud war Pazifist

Hans Kaegelmann erwähnt ei- ne Weigerung Sigmund Freuds, sich an einer Ächtung des Krieges zu beteiligen. Im Dezember 1930 hat Freud je- doch zusammen mit Albert Einstein, Bertrand Russell und anderen ein „Manifest gegen die Wehrpflicht und die mi- litärische Ausbildung der Ju- gend“ unterschrieben.

In seinem Brief an Einstein, in den Ges. Werken Bd. XVI un- ter dem Titel „Warum Krieg?“

abgedruckt, bezeichnet sich Freud ausdrücklich als Pazifist.

Prof. Dr. Dr. Horst-Eberhard Richter, Friedrichstraße 28, 35392 Gießen

Katastrophen

Zum Beitrag „Katastrophenmedizin:

Zwang zur Selektion“ von Timo Blöß in Heft 33/2004:

Artikel greift zu kurz

Es greift zu kurz, die Triage aus- schließlich auf Katastrophen zu beschränken. Es kommt im Rettungsdienst auch außerhalb von Großschadensereignissen gar nicht so selten zu einem Missverhältnis zwischen zu ver- sorgenden Patienten und zur Verfügung stehendem Personal, was ich als Notarzt bereits selbst erlebt habe.Auch wenn dieses Missverhältnis nur kurz besteht, bis weitere Kräfte eintreffen, aber in diesem Zeitraum gelten

Regeln der Katastrophenmedi- zin. Und ich habe selbst Ein- satzsituationen erlebt, wo durch falsche Prioritäten Personal für Reanimationen gebunden war und Schwerstverletzte unver- sorgt blieben; einem wurde da- durch vermutlich die Chance zum Überleben genommen.

Das Erzeugen von Druck und Stress in Übungen kann die Wirklichkeit nicht vermitteln!

Aber ich kann erleben, wie ich unter Stress reagiere und funk- tioniere. Und nur dann kann ich lernen, mich aus Situationen emotional zu lösen, um weiter- hin rational (ärztlich) handeln zu können – und Personal führen zu können ohne zu schreien, vor allem durch Aus- strahlen von Ruhe und Kompe- tenz.

Dr. med. Richard Fisch, Johannisplatz 3 b, 81667 München

Ethik der Heilberufe

Zu dem Beitrag „Brücke zwischen Qualität und Ökonomie“ von Prof.

Dr. rer. pol. Dr. med. Karl-Heinz Weh- kamp in Heft 36/2004:

Es gibt gute Ansätze

Gratulation an Professor Weh- kamp, der deutlich und rea- litätsnah die schleichende Ra- tionierung im Gesundheitswe- sen benennt und die daraus entstandene immer weiter klaffende Schere zwischen medizinethischen Ansprüchen an die Behandlung des kran- ken Menschen auf der einen Seite und finanziell-ökonomi- schen Forderungen durch KV und Krankenhausverwaltun- gen auf der anderen Seite dar- stellt. Es ist festzustellen: Die gedankliche Auseinanderset- zung mit dem Thema ist schon weit vorangeschritten, es gibt auch gute Ansätze zur ethi- schen Bewältigung (siehe Kli- nikum Nürnberg und Landes- betrieb Krankenhaus Ham- burg).

Was uns im Alltag fehlt, ist ei- ne menschlich vertretbare und praktisch handzuhabende

„Brücke zwischen Qualität und Ökonomie“. Es bleibt zu hoffen, dass die Suche danach nicht zu einer Alibi-Veranstal-

tung verkommt und derweil die Realität der medizinischen Versorgung in tiefe ethische Abgründe gerät.

Dr. med. Gerdt Hübner,Medizinische Klinik 1, Westpfalz-Klinikum, Hellmuth- Hartert-Straße 1, 67655 Kaiserslautern

Blutdruckmessung

Zu dem „Status“-Beitrag „Ältere Pa- tienten: Das Vertrauen gewinnen“

von Marion Sonnenmoser in Heft 34–35/2004:

Grobe Fehler

Zu dem oben genannten Arti- kel veröffentlichten Sie ein Foto, wie die Fremdmessung des Blutdrucks eben nicht er- folgen sollte.

Die dargestellte Technik der Blutdruckmessung weist di- verse grobe Fehler auf. Die Blutdruckmessung soll immer am entkleideten Oberarm er- folgen; auf dem Foto befindet sich der Ärmel des Pullovers unter der Manschette. Der Unterarm, an welchem der Blutdruck gemessen wird, soll- te gestreckt und entspannt auf einer festen Unterlage (Tisch) aufliegen, die Manschette be- findet sich dabei in Herzhöhe.

In der Abbildung liegt der

Arm nicht auf, die Patientin hält den Arm gestreckt selber hoch, die Manschette befindet sich eher oberhalb des Her- zens. Die falsche Technik der Blutdruckmessung führt zu falsch hohen Blutdruckwer- ten, im systolischen Bereich um bis zu 20 mm Hg.

Ulrike Didjurgeit,

Institut für evidenzbasierte Medizin, Venloer Straße 301–303, 50823 Köln

A

A2680 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 401. Oktober 2004

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Foto: Caro

Referenzen

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