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Archiv "Kurz informiert" (12.04.1990)

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Bei Neuropathien:

Neurotrope Vitamine im Frühstadium

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tiologisch kommen für periphere Neuropa-

hien fast 300 Ursachen in Frage, an vorderster Front Alkoholabusus und Diabetes mellitus. Zunehmend werden toxische Neuropathien dia- gnostiziert, „sicher auch durch die steigende Aufmerk- samkeit der Arbeitsmedizi- ner", wie Professor Dr. Hel- mut Woelk aus Gießen bei der vom Pharmaunterneh- men Nordmark gesponserten 6. Internationalen Konferenz über Grundlagenforschungen am peripheren Nervensystem Ende Januar in Bad Reichen- hall ausführte. Aber auch im- munologische Störungen — so- wohl eine überschießende wie auch eine geschwächte Im- munantwort — können zu die- sem Krankheitsbild führen.

Im Allgemeinkrankenhaus bleiben rund vierzig Prozent der peripheren Neuropathien ätiologisch ungeklärt, auch in Spezialeinrichtungen sinkt die „Aufklärungsquote"

kaum unter 24 Prozent. Rela- tiv einfach scheint der Fall noch zu liegen, wenn die Indi- kation zu einer Nerventrans- plantation gegeben ist. Der Erfolg stellt die Nerven der Beteiligten aber auf eine Zer-

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reißprobe, ist das optimale Regenerationsergebnis doch erst nach Ablauf von acht- zehn Monaten erreicht. Fin- den die Nerven ihr Zielorgan nicht, degenerieren sie.

Wenn keine Durchtren- nung des Nervs vorliegt, son- dern ein längerdauemder Prozeß im Sinne einer Ner- venschädigung, läßt sich die Prognose einer Transplantati- on nur schwer abschätzen. Ei- nes ist für den Morphologen Professor Dr. J. Michael Schröder aus Aachen klar:

Das funktionelle Ergebnis nach einer Transplantation ist nicht so gut wie in den Fäl- len, in denen der „Rest"-Nerv dazu angeregt wird, sich selbst zu regenerieren. Bis zu welchem Zeitpunkt dies bei einer diabetischen oder alko- holischen Neuropathie mög- lich ist, darauf wollten sich die Experten nicht festlegen.

Sicher scheint jedenfalls, daß die Chancen nach Ausfall des Patellarsehnen-Reflexes schlecht stehen.

Im zu späten Einsatz sieht Dr. Wolfgang Werner, Nord- mark, auch einen Grund da- für, daß die neurotropen Vit- amine in Mißkredit geraten sind: Bei fortgeschrittener Erkrankung ist eine restitutio ad integrum nämlich nicht mehr möglich. Im Frühstadi- um dagegen fördern diese Vitamine die Regeneration von Nervenfasern und Mark- scheide. In einer noch nicht publizierten Studie, die ge- meinsam mit der Firma Merck finanziert wurde, konnte laut Werner eine Nor-

malisierung des gestörten axonalen Transports durch die neurotropen Vitamine der B-Reihe gesichert wer- den.

Auch das autonome Ner- vensystem spielt bei den Poly- neuropathien eine Rolle:

Neurotransmitter finden sich in unterschiedlicher Vertei- lung in den einzelnen Orga- nen. Und selbst durch schein- bar selektiv zentral wirkende Pharmaka, so eine Studie von Professor Dr. Peter Riederer aus Würzburg, können sich bei durchgehenden Nervenfa- sern in Rückenmarksneuro- nen Konzentration und Meta- bolismus dieser Substanzen stark verändern. Bei einem Patienten fanden sich unter Neuroleptika deutlich höhere Noradrenalin- und Serotonin- Spiegel als bei den Kontrol- len.

Neuroleptika erhöhen auch den Dopamin- und Se- rotoninumsatz im Harn, ein Hinweis auf Beeinflussung des vegetativen (autonomen) Nervensystems. Zentral wir- kende Anticholinergika ver- bessern den Muskeltonus durch Einfluß auf das peri- phere Nervensystem.

Hinsichtlich der exakten biochemischen Ursachen für Neuropathien sind die Exper- ten allerdings immer noch auf Hypothesen angewiesen. In- termittierende ischämische Schäden und Anoxie sind als Ursachen akzeptiert. Denk- bare Detail-Mechanismen sind einerseits radikalische Reaktionen, die nicht entgif- tet werden und zu einer Li- pidperoxidation führen. Als

„Antidot" kämen Radikalfän- ger wie Vitamin E oder SH- Gruppen—tragende Substan- zen wie Alpha-Liponsäure in Frage. Zusätzlich kann es zur Aktivitätsminderung Vit- amin-B-haltiger Enzyme kommen. Eine Verschiebung des Redoxgleichgewichtes, z. B. im Liponsäure- und an- deren Redoxsystemen, könn- te sich im Nerv auf die At-

mungskette auswirken. Ande- rerseits führt möglicherweise ein gestörter Stoffwechsel des Neurotransmitters Glutamin- säure über erhöhten Kalzi- um-Einstrom zu einer Dege- neration der Nervenzellen.

Prof. Woelk verwies an- hand dieses Fallbeispiels dar- auf, daß autonome Neuropa- thien die unterschiedlichsten Organe — auch Gastrointesti- naltrakt und Blase — betreffen können und als solche immer wieder verkannt werden oder unerkannt bleiben. Er atte- stierte, daß die Therapie oft außerordentlich schwierig ist.

Der Psychiater ging auch auf die unterschiedliche Pro- gnose peripherer Neuropa- thien ein. Wichtig sei die frühzeitige Diagnose — am si- chersten über das Vibrations- empfinden, denn je früher die Therapie mit neurotropen Vitaminen (B 1, 6, u) einsetzt und die zugrundeliegende Noxe beseitigt wird, desto besser die Erfolgsaussichten.

Hinsichtlich der Prognose der häufigsten Neuropathien hat Woelk auch eine Korrelation mit dem Einsetzen der Sym- ptomatik beobachtet: „Bei der alkoholischen Neuropa- thie kann man sagen: Was langsam kommt, ist gut zu therapieren, was sich schnell einstellt, ist sehr viel schwieri- ger. Bei der Diabetes-indu- zierten Form ist das genau umgekehrt."

Dr. Renate Leinmüller

Kurz informiert

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WOLLMARSHÖHE Privates Krankenhaus für Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Chefarzt Dr. Roman Dries

7981 Bodnegg/Ravensburg, Telefon 0 75 20/20 20

A-1216 (80) Dt. Ärztebl. 87, Heft 15, 12. April 1990

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