• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Bei Valproat-Therapie Leberfunktion beachten!" (24.07.1980)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Bei Valproat-Therapie Leberfunktion beachten!" (24.07.1980)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Aktuelle Medizin

BEKANNTMACHUNG DER BUNDESÄRZTEKAMMER

DIE ARZNEIMITTELKOMMISSION

DER DEUTSCHEN ÄRZTESCHAFT GIBT BEKANNT:

Bei Valproat-Therapie Leberfunktion beachten!

Valproat ist ein wichtiges wirksa- mes Antiepileptikum; bei der Therapie sollte jedoch die Leber- funktion beachtet werden.

Der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft wurden zwei Fälle von akutem Leberver- sagen im Zusammenhang mit der Gabe von Valproat als Antiepilep- tikum berichtet. Auch in der Lite- ratur wurden inzwischen weltweit mindestens 16 Fälle von Leber- versagen mit tödlichem Ausgang (darunter zwei Reye-Syndro- me)*) in diesem Zusammenhang bekannt, vorwiegend bei Kin- dern1)2).

Die Ätiologie der Leberschädi- gung ist noch nicht geklärt. Es ist darauf hingewiesen worden, daß niedrige Plasmafibrinogenspie- gel und andere Leberfu nktions- störungen Ausdruck eines direk- ten hepatotoxischen Effektes von Valproat sein könnten3).

Wegen dieser schweren uner- wünschten Wirkung empfiehlt die Arzneimittelkommission in Abstimmung mit dem Bundesge- sundheitsamt:

~ Untersuchung der Leberfunk- tion einschließlich des Fibrino- genspiegels vor Beginn der The- rapie und wiederholt während der Behandlung.

ln der Literatur wurden minde- stens vier Fälle von Pankreatitis mit der Gabe von Valproat in Zu- sammenhang gebracht, einer da- von wurde der Arzneimittelkom-

·) Schwere. oft tödlich verlaufende He- pato-Enzephalopathie bisher unge- klärter Ätiologie.

m1ss1on von einer Universitäts- kinderklinik berichtet4).

Nach Valproat-Therapie sind ne- ben anderen unerwünschten Arz- neimittelwirkungen auch Throm- bozytopenien und Verlängerun- gen der Blutungszeit beschrie- ben worden. Weiterhin gibt es Hinweise auf Thrombozytopa- thien im Zusammenhang mit der Gabe von Valproat. Bei entspre- chenden klinischen Symptomen (Biutungsneigung, Hämatome) sollten vor Beginn der Therapie und wiederholt während der Be- handlung sowie vor chir- urgischen Eingriffen folgende Untersuchungen durchgeführt werden:

~ Thrombozytenzählung und Bestimmung der Blutungszeit

~ eventuell Bestimmung der Thrombozytenfunktion.

Besondere Vorsicht und engma- schige Kontrolle sind notwendig, wenn Valproat mit Medikamen- ten (z. B. Antikoagulantien, Aze- tylsalizylsäure) kombiniert wer- den muß, die die Blutgerinnung beziehungsweise die Plättchen- funktion beeinflussen.

Mit Valproat behandelte Patien- ten sollten darauf aufmerksam gemacht werden, daß sie bei Auf- treten von Blutungen oder blau- en Flecken, auf Pankreatitis ver- dächtigen Leibschmerzen, allge- meiner Schwäche, Appetitlosig- keit oder Apathie sofort ihren Arzt aufsuchen sollen. Als Zei- .chen einer Enzephalopathie kön- nen neurologische Symptome auftreten (Bewußtseinsstörun- gen, Verwirrtheit, Ataxie, Unruhe,

1850 Heft 30 vom 24. Juli 1980 DEUTSCHES ARZTEBLATT

abnormes EEG). Valproat ist ab- zusetzen, und der Patient ist in eine Fachklinik einzuweisen. Bei Pankreatitisverdacht ist die Amy- lase zu bestimmen. Eine gering- fügige Erhöhung der Leberenzy- me ohne Erniedrigung des Fibri- nogens und ohne klinische Sym- ptome kann reversibel sein. Le- berenzyme und neurologischer Befund bedürfen in diesem Fall sorgfältiger Überwachung.

Bei dem Alkoholentzugssyndrom ist wegen der wahrscheinlichen Vorschädigung von Leber und Pankreas Valproat- wie auch an- dere Medikamente, bei denen Le- berfunktionsstörungen beschrie- ben sind - nicht unbedenklich, auch wenn noch keine diesbe- züglichen Fälle veröffentlicht sind. Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft hält ei- ne generelle Überprüfung dieser Indikationsstellung für angezeigt.

Wir bitten die Ärzte um erhöhte Aufmerksamkeit und um Mittei- lung einschlägiger Beobach- tungen.

Präparate:

Convulex® (Byk Gulden) Ergenyl® (Labaz) Orfiril® (Desitin)

Diese Liste erhebt keinen An- spruch auf Vollständigkeit.

') Gerber. N .. et al.. J. Pediat. 95 (1979) 142

2) Young. R .. et al., Annals of Neurology 7 (1980) 389

3) Sussman, N. M., et al.. JAMA 242 (1979) 1173

4) Lankisch, P. G., et al., DMW 105 (1980) 905

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft Haedenkampstraße 5 5000 Köln 41

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die Einfüh- rung des Warnhinweises für Acetylsalicylsäure und damit die zurückgehende Gabe des fieber- senkenden Mittels an Kinder in den USA führte jedoch dazu, dass statt

Weitere Studien bei Patienten mit „congestive heart failure“ weisen darauf hin, daß sich ACE-Hemmer undAngiotensin-II-Rezeptor-Blocker zumindest in einem Teil ihrer Wirkun-

Studien zeige, so Manegold, daß Topotecan sowohl bei vorbehandelten, chemothe- rapiesensiblen, als auch re- fraktären SCLC zu Respon- seraten um 40 Prozent führe..

Der Herder Verlag, der durch seine Publikationen manche kritische Stimmen bedeutender Theologen un- serer Tage über „das Leiden an der Kirche, „Glauben im Gegenwind

Welch unglückseliges Versehen, dachte er noch: Wayne war ein Garant für Recht und Ordnung, ein aufrechter Patriot, das konnte nicht sein, unmöglich, und, sterbend, er sei

Da in der Praxis Misch- bilder jedoch vorherrschen, schlug Kardos eine probatori- sche Therapie vor, um das Ansprechen zu klären: Stabi- le Patienten mit mittelschwe- rer oder

Er- win Schlegel, der vor dem Krieg 12 Jahre in Linde- nau, Kreis Gerdauen wohnte, und heute in Bad Zwi- schenahn lebt, hat eine eindrucksvolle Schilderung über die heutige

Wenn die große Anzahl unspezifischer Symptome, welche in Verbindung mit Amalgamfüllungen genannt werden, nicht psychosomatischer Art sind, sondern tatsächlich auf die