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DIE PTA IN DER APOTHEKE | August 2011 | www.pta-aktuell.de

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ei Werten von über 38 °C wird von Fie- ber, fachlich Febris, gesprochen, bis 38 °C von erhöhter Temperatur (je- weils rektal gemessen). An sich ist Fieber keine Krankheit, son- dern die sinnvolle Reaktion des Körpers auf Krankheitserreger.

Tatsächlich mobilisiert es in

aller Regel die körpereigene Im- munabwehr und unterstützt damit die Selbstheilungskräfte.

Für den Fiebernden bedeutet dies allerdings auch Schüttel- frost, schweißtreibende Hitze- schübe, Unwohlsein, Abgeschla- genheit, Gelenk- und Glieder-

schmerzen und Appetitlosigkeit.

Da eine erhöhte Temperatur aber die Genesung fördert, rät deshalb der Berufsverband Deutscher Internisten, Fieber bis 39 °C nicht sofort zu senken, außer bei Kindern, die zu Fie- berkrämpfen neigen oder bei älteren Menschen sowie ab- wehrgeschwächten Personen.

Tageszeitliche Schwankun- gen Gesunde Menschen haben normalerweise eine gemessene Körpertemperatur zwischen 36,0 und 36,5 °C, die allerdings tagesrhythmischen und indivi- duellen Schwankungen unter- liegt. So steigt sie im Laufe eines

Tages um bis zu 1 °C auf etwa 37,5 °C oral an (37,2°C axillär, 37,8°C rektal). Generell gilt: Um etwa 4 Uhr morgens liegen die niedrigsten und um 18 Uhr die höchsten Werte vor. Bei Frauen erhöht sich zudem die Tempe- ratur nach dem Eisprung um etwa 0,5 °C. Auch Stress, Sport, Koffein, Ernährung, Alter und bestimmte Medikamente kön- nen die normale Betriebstem- peratur beeinflussen. Beispiele hierfür sind unter anderem ei- nige Antibiotika, Antiepileptika und ACE-Hemmer. Zudem ist die Temperatur in den verschie- denen Körperregionen unter- schiedlich. Deshalb ist bei der Beurteilung der Messergebnisse zu beachten, dass verschiedene Körperstellen unterschiedliche Normaltemperaturbereiche be- sitzen.

Als zuverlässigster Wert gilt die Temperatur, die im After (rek- tal) gemessen wird. Eine orale Messung kann bukkal (in der Backentasche) oder sublingual (unter der Zunge) durchgeführt werden. In beiden Fällen liegt die gemessene Temperatur un- ter dem einer rektalen, wobei eine sublinguale einer bukkalen Messung vorzuziehen ist. Misst man unter der Achselhöhle (axillar), ist zu beachten, dass die dort ermittelte Temperatur auch tiefer liegt als die unter der Zunge oder im After. Auch die Messungen im Gehörgang (au- rikulär) sind nicht immer hun- dertprozentig genau. Machen Sie Ihren Apothekenkunden auch darauf aufmerksam, dass

er grundsätzlich die in der Ge- räteanleitung vorgeschriebenen Gerätevorlauf- und Messzeiten einhalten sollte, um Messfehler und Fehlinterpretationen zu vermeiden.

Pyrogene: Fieber-auslösen- de Botenstoffe Physiologisch gesehen ist Fieber eine Sollwert- verstellung im Hypothalamus – dem Wärmeregulationszentrum, für die fieberauslösende Stoffe (Pyrogene) verantwortlich sind.

Diese werden entweder von den Abwehrzellen des Körpers pro- duziert. Dazu zählen beispiels- weise Interleukin-1, Tumor-Ne- krose-Faktor und Interferone – oder sie stammen von Bakte- rien, Viren, Pilzen und Parasiten (Exotoxine). Bei einer Infektion alarmieren diese Substanzen die Schaltzentrale im Gehirn, die den Anstieg der Körpertempe- ratur veranlasst. Dieser Fieber- mechanismus läuft in jedem Alter gleich ab. Säuglinge und Kleinkinder haben jedoch gene- rell eine höhere Körpertempera- tur (zwischen 36,5 und 37,5 °C) als Erwachsene. Allerdings fie- bern sie in der Regel schneller und häufiger.

Die Temperaturerhöhung im Krankheitsfall hat den Hinter- grund, dass unter höheren Tem- peraturen biochemische Vorgän- ge im Organismus schneller ab- laufen können. Dadurch wird die Aktivität der Immunzellen wie Granulozyten, Makropha- gen und Lymphozyten gestei- gert. Gleichzeitig schafft der Temperaturanstieg ein ungüns-

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PRAXIS FIEBER

So lästig es für Betroffene auch sein mag, Fieber ist eine sinnvolle Abwehrreaktion des Körpers auf Infektionen. Doch wann wird der Temperaturanstieg brenzlig?

Krankheit oder Symptom?

TIPP

Mehr Infos zum Thema Fieber und Behandlung finden Sie, wenn Sie diesen Beitrag online unter www.pta-aktuell.de lesen.

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | August 2011 | www.pta-aktuell.de

tiges Klima für Pathogene, um deren Vermehrung zu bremsen oder sie zu töten. Dem Kör- per sind jedoch bei seiner Auf- heizung enge Grenzen gesetzt.

Bei 41 °C leidet die Gehirnfunk- tion, Verwirrtheit und Krämpfe können die Folge sein. Steigt das Fieber über 42 °C, so werden die Organe zerstört und der Kranke stirbt, wenn er nicht behandelt wird.

FieberherdeDie Ursachen für Fieber sind vielfältig. Meist sind es bakterielle und virale Infekti- onskrankheiten, die die Körper- temperatur nach oben treiben.

Aber auch Operationen bis hin zu Tumoren können Auslöser sein. Weitere Fieberherde sind unter anderem eine Schilddrü- senüberfunktion oder allergi- sche Reaktionen.

Senkung Ja oder Nein? Da Fieber ein sinnvoller Mechanis- mus der körpereigenen Abwehr von Infektionen ist, empfehlen Internisten deswegen zunächst

keine antipyretische Therapie.

Prinzipiell sollte jedoch immer die Fieber auslösende Erkran- kung behandelt werden. Eine Fiebersenkung ist erst bei ho- hen Temperaturen ab 39 °C er- forderlich und bei alten Men- schen mit schwerer Herzin- suffizienz und bei Kleinkindern

mit Neigung zu Fieberkrämp- fen. Als physikalische Maß- nahme drücken dann kalte Wa- denwickel die Temperatur nach unten. Reichen diese nicht aus,

ist die Einnahme fiebersenken- der Medikamente wie Paraceta- mol, Ibuprofen oder Acetylsali- cylsäure ratsam. Alle drei Wirk- stoffe senken das Fieber und lin- dern die Schmerzen. In höheren Dosen hemmen ASS und Ibu- profen Entzündungen. Als PTA sollten Sie aber Eltern unbe-

dingt davor warnen, ihrem Fie- berkind ASS zu geben. Denn dies kann ein Reye-Syndrom in- duzieren – eine akute Leber- Hirn-Erkrankung – die häufig

tödlich endet. Ohne ärztliche Empfehlung sollten diese Präpa- rate ohnehin nicht über einen längeren Zeitraum oder in hö- herer Dosierung eingenommen werden.

p

Dr. Kirsten Schuster / Medizinjournalistin

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»Steigt die Körpertemperatur zu stark

an, kann das eigentlich nützliche Fieber

für den Betroffenen schädlich werden.«

Referenzen

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