Quelle: MB Orli% 131i
Einwohner je Arzt - Europa 1986:
Ärztemangel und „Ärzteschwemme"
389 370 345 342 337 c <D
.c u) Co
.co 535
295
L, •- g-nan•
c
co n.
U) 233
c a.) CO 2'
E
451 418
jeder an.
-c 0
c Co
u.
r. :ritannuen-/ rlan •
1984 791
Die „Arztdichte" - das Verhältnis von einem berufstätigen Arzt zur Zahl der Einwohner - schwankt innerhalb Europas erheblich.
Der Versorgungsdichte von 791 Einwohnern je Arzt in Großbritan- nien stehen nur 233 in Italien gegenüber. Das andere Extrem: Bei den Briten herrscht ein partieller Ärztemangel - besonders im Assistenzarztbereich -, in Italien dagegen sind zur Zeit etwa 60 000 bis 80 000 Ärztinnen und Ärzte arbeitslos. Auch die Bundes- republik Deutschland spürt bereits die Folgen der „Ärzte- schwemme: Hier waren 1987 rund 6500 Ärztinnen und Ärzte ar- beitslos gemeldet; Schätzungen gehen jedoch von rund 12 000 bis
15 000 Ärztinnen und Ärzten aus
Europäisches Jahr der Krebsinformation
BONN. „Jährlich sterben in Europa 750 000 Menschen an Krebs. Wird der Vor- marsch des Krebses nicht auf- gehalten, wird im Jahre 2000 jeder dritte Europäer an Krebs erkranken." Dies er- klärte Dr. Gerd Langguth, Leiter des Bonner Büros der Kommission der Europä- ischen Gemeinschaft (EG), zur Eröffnung des „Europä- ischen Jahres der Informa- tion gegen den Krebs". Ziel der EG-Kommission ist es, die Zahl der krebsbedingten Todesfälle bis zum Jahr 2000 um 15 Prozent zu senken. 20 Projekte in den Bereichen Forschung, Aufklärung und Gesundheitserziehung wer- den dazu in diesem Jahr in der Bundesrepublik mit Mit- teln der EG gefördert. Vor- rangiges Ziel sei es, den „Eu- ropäischen Kodex gegen den Krebs", eine Sammlung von zehn Regeln zur Vermeidung sowie zur Früherkennung von Krebs, besser unter der Bevölkerung bekanntzuma- chen, sagte Prof. Dr. Ekke-
hard Grundmann, Vizepräsi- dent des EG-Expertenkomi- tees „Europa gegen den Krebs". Er wies auf die Er- gebnisse einer Umfrage hin, derzufolge die Bundesbürger im Vergleich zu anderen EG- Ländern noch nicht genü- gend über die Möglichkeiten der Krebsverhütung unter- richtet seien. RO
Herzinfarkt-Vorsorge:
„Entwicklungsland"
SAARBRÜCKEN. Als ein „Entwicklungsland" auf dem Gebiet der Herzinfarkt- Vorsorge hat Prof. Gotthard Schettler, Heidelberg, die Bundesrepublik bezeichnet.
Die Zahl der tödlichen Herz- infarkte nehme in allen Al- tersklassen immer noch zu, sagte Schettler in einem In- terview des Saarländischen Rundfunks. So seien erst jetzt Programme mit dem Ziel, die Lebensgewohn- heiten zu verbessern, ange- laufen. Weniger Rauchen und eine vernünftige Ernäh- rungsweise, die den Chole- sterinspiegel normalisiere,
seien die wichtigsten Schritte, sagte Schettler.
Die Amerikanische Herz- Vereinigung hatte im Gegen- satz dazu erst kürzlich be- kanntgegeben, daß zwischen 1976 und 1986 die Zahl der Todesfälle infolge von Herz- und Kreislaufkrankheiten um 24 Prozent zurückgegangen sei. Laut Schettler leben dort Menschen mit einer besseren Schulbildung gesundheitsbe- wußter als bei uns.
Den Medien warf Schett- ler vor, nicht ausreichend bei der Gesundheitsvorsorge mitzumachen. Hier gebe es noch „enorm viel Nachhol-
bedarf". ST
Ausland
Ein Arzt wird
Gesundheitsminister
SEOUL. Neuer südkore- anischer Gesundheits- und Sozialminister wurde der Arzt Dr. Tai Joon Moon. Dr.
Moon war lange Jahre Präsi- dent der Südkoreanischen Ärztegesellschaft, aber er bringt in sein neues Amt auch internationale Erfahrungen ein: Er hat längere Zeit die pazifische Region im Vor- stand des Weltärztebundes vertreten und war vor zwei Jahren auch dessen Präsi- dent. bt
Europäischer Rat:
Gesundheits-
erziehung in Schulen
BRÜSSEL. „Gesund- heitserziehung wird in erster Linie in der Familie vermit- telt, wobei die Schule eine wichtige ergänzende Rolle spielen muß." Dies stellt der Rat der Europäischen Ge- meinschaften in einer Ent- schließung zur Gesundheits- erziehung in Schulen fest.
Zum Auftrag der Schulen heißt es dort weiter: „Der Tagesablauf sollte einen ge- sunden Lehr- und Lernstil, gesunden menschlichen Um- gang und gesunde Eßge- wohnheiten fördern." Dazu sollen entsprechende The-
menbereiche speziell im Lehrplan vorgesehen wer- den.
In der Lehreraus- und fortbildung soll die Gesund- heitserziehung vertieft wer- den. Eine Spezialausbildung von Lehrern in besonders be- troffenen Fachbereichen wird angestrebt. RO
Frankreich:
„Abtreibungspille"
auf dem Markt
PARIS. Die sogenannte
„Abtreibungspille" RU 486 des französischen Pharma- konzerns Roussel-Uclaf ist seit Dezember unter dem Na- men Mifegyne 200 mg auf dem französischen Markt. Ih- re Verbreitung unterliegt strengen Vorschriften.
Beim Verkauf sind Name und Anschrift des „Kunden"
in einer amtlich geführten Li- ste einzutragen, die zehn Jah- re lang aufbewahrt wird. Die Pille darf nur in Krankenhäu- sern und anderen Einrichtun- gen angewandt werden, die berechtigt sind, Schwanger- schaftsabbrüche innerhalb der gesetzlich zulässigen Frist von zwölf Wochen nach Aus- bleiben der Menstruation vorzunehmen. In der Klinik, wie auch beim Vertrieb, muß das Medikament unter Ver- schluß gehalten und in Listen aufgenommen werden. Die Vorräte sind einmal monat- lich von der Krankenhauslei- tung auf ihre Übereinstim- mung mit den Unterlagen zu überprüfen. Bei der Einnah- me soll der verschreibende Arzt anwesend sein.
Damit reagieren die Be- hörden auf die heftige Kritik vor allem katholischer und konservativer Kreise, die da- zu geführt hatte, daß die Fir- ma das Medikament kurzfri- stig im Oktober letzten Jah- res, wenige Tage nach der Ausbietung, wieder zurück- gezogen hatte. Erst nach In- tervention des französischen Gesundheitsministers Claude Evin steht das Medikament nun für den klinischen Ge- brauch zur Verfügung. afp A-366 (18) Dt. Ärztebl. 86, Heft 7, 16. Februar 1989