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Ist’s das Herz?

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Academic year: 2022

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EDITORIAL

Bei einem Patienten mit Thoraxschmerzen kommt es erst einmal darauf an, zu klären, was er nichthat.

Hinter den Schmerzen steckt meistens keine lebens- bedrohliche Ursache, aber in 5 bis 10 Prozent der Fälle kann es eben doch etwas Ernstes sein, wie ein Herz - infarkt oder eine Lungenembolie (1). Bleibt die Frage, ob es einfache und praxistaugliche Instrumente gibt, mit denen man eine gefährliche Ursache ohne gros- sen Aufwand vorderhand ausschliessen kann. Dia - gnostische Scores versprechen Abhilfe, aber wie zuverlässig sind sie wirklich?

Diese Frage beantwortet eine kürzlich publizierte Übersichtsarbeit, in der die vorhandenen Studien zu fünf gängigen Praxis-Scores für den Ausschluss einer koronaren Herzkrankheit (KHK) beziehungsweise eines akuten Koronarsyndroms (instabile Angina pectoris oder Myokardinfarkt) unter die Lupe genom- men wurden: zum Ausschlusseiner KHK der Gencer- Score, der Marburger Herz-Score und der Score der International Working Group on Chest Pain in Primary Care (INTERCHEST), zum Ausschluss eines akuten Koronarsyndroms die Scores von Grijseels und Bruins Slot (2).

Die schlechte Nachricht zuerst: Für den Ausschluss eines akuten Koronarsyndroms in der Hausarztpraxis empfehlen die Review-Autoren keinen einzigen der genannten Scores. Zum Ausschluss einer KHK hin - gegen sei der Marburger Herz-Score gut geeignet.

Dieser Score wurde auch in der Schweiz validiert und wird beispielsweise in den Praxis-Guidelines des Ärzte - netzwerks mediX empfohlen (1). Vergeben wird jeweils 1 Punkt, falls Folgendes zutrifft:

sMann ≥ 55 Jahre oder Frau ≥ 65 Jahre

sbekannte vaskuläre Erkrankung

sSchmerzen sind belastungsabhängig

sSchmerzen sind durch Palpation nicht reproduzierbar

sPatient vermutet, dass der Schmerz vom Herzen kommt.

Bei 0 bis 2 Punkten ist die KHK-Wahrscheinlichkeit gering (≤ 5%), bei 3 Punkten mittel (25%) und bei 4 bis 5 Punkten hoch (65%).

Der INTERCHEST-Score sollte hingegen nach Ansicht der Review-Autoren nicht für klinische Zwecke einge- setzt werden, und beim Gebrauch des Gencer-Scores raten sie zur Vorsicht, weil zu diesem Score nur we- nige Validationsstudien gemacht wurden. Doch so gut oder schlecht ein Score auch sein mag – am Ende zählt wohl doch die hausärztliche Erfahrung am meisten, meinen Sie nicht auch?

Übrigens: Zwar wächst die Erfahrung mit dem Alter bekanntermassen ganz von alleine, aber nun will man pensionierten Ärztinnen und Ärzten im Kanton Zürich die Bewilligung zur eingeschränkten Berufs - tätigkeit, die sogenannte Seniorenbewilligung, nicht mehr erneuern. In der Konsequenz würde das bedeu- ten, dass man ab dem Tag der Pensionierung für jedes verschreibungspflichtige Medikament zum Eigenge- brauch einen jüngeren Kollegen um ein Rezept bitten müsste – es sei denn, man deklariere sich wieder als

«berufstätig» mit allen Pflichten, wie Fortbildung, Haftpflicht und Notfalldienst. Dagegen hat sich nun Widerstand formiert, und eine IG Seniorenärzte wurde gegründet. Mehr dazu erfahren Sie auf Seite 176 in diesem Heft.

Renate Bonifer

Literatur:

1. mediX: Guideline Thoraxschmerz; www.medix.ch

2. Harskamp RE et al.: Chest pain in general practice: a systematic review of prediction rules. BMJ Open 2019;9:e027081.

Ist’s das Herz?

ARS MEDICI 6 | 2019 169

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