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Archiv "Medizinischer Bildatlas: Aufklärung über Folter in der Türkei" (04.09.2009)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 36⏐⏐3. September 2009 A1719

T H E M E N D E R Z E I T

M

enschenrechtsverletzung und Folter in der Türkei sind in Europa hinreichend bekannte The- men. Weniger bekannt dagegen ist der jahrzehntelange Einsatz der tür- kischen Ärzteschaft für die Ab- schaffung der Folter und ihr Engagement bei der Behandlung von Folter- opfern. Seit knapp 30 Jahren wird in der Tür- kei systematisch von staatlichen Organen ge- foltert. Nur schwer las- sen sich die Betroffenen wieder in die Gesell- schaft integrieren; sie werden mit den gesund- heitlichen und psychi- schen Nebenwirkungen der Folter alleingelassen. Türkische Menschenrechtsaktivisten – Ärzte, Ingenieure und Anwälte – gründeten 1990 eine private Menschenrechts- stiftung der Türkei (TIHV). Diese unabhängige Organisation unter- hält in fünf türkischen Großstädten Behandlungszentren für Folterop- fer. Die Arbeit der Menschenrechts- stiftung der Türkei – sowohl die der Behandlungszentren als auch die des Dokumentationszentrums – ist international anerkannt.

Folterspuren in der täglichen Routine erkennen lernen

Der Stiftung wurde im Jahr 1998 zusammen mit zwei anderen Orga- nisationen der Menschenrechts- preis des Ministerkomitees des Europarates verliehen. Vorsitzende der TIHV ist die Rechtsmedizine- rin Prof. Dr. Sebnem Korur Fin- canci. Im Vorstand befinden sich fünf Ärzte, unter anderem Prof. Dr.

Okan Akhan und der frühere Stell- vertretende Vorsitzende der tür- kischen Ärztekammer, Dr. Metin Bakkalci.

Bis Ende 2008 wurden in den Be- handlungszentren 11 661 Menschen medizinisch behandelt. Nur durch freiwillige und kostenlose Hilfe so- wie die Mitwirkung von Ärzten und gesundheitlichen Institutionen kann die medizinische und psychologi- sche Betreuung der Opfer aufrecht- erhalten werden. Dass es trotz aller gegenteiligen Bekundungen der Re- gierung Folter im Land gibt und wie sich Ärzte für die Betroffenen ein- setzten, hat die Stiftung im Doku- mentarfilm „Tolerance to Torture“

von Armagan Pekkaya aus dem Jahr 2008 dargestellt.

In den 18 Jahren ihrer Stiftungsar- beit hat die TIHV viel staatliche Re- pression erfahren müssen; die Stif- tung hat aber zunehmend an interna- tionalem Renommee gewonnen. Sie zählt zu den Hauptmitwirkenden am Istanbul-Protokoll der Vereinten Na- tionen mit dem Titel „Manual on Ef- fective Investigation and Documen- tation of Torture and Other Cruel, In- human or Degrading Treatment or Punishment“. Das Istanbul-Proto- koll entstand durch die Zusammen- arbeit mit der türkischen Ärztekam- mer und dem türkischen Verein der Rechtsmediziner sowie zahlreichen internationalen Organisationen.

Ende 2007 veröffentlichte die Stiftung das Buch „Der medizini- sche Bildatlas der Folter“ in der Tür- kei. Es soll dabei helfen, in der tägli- chen Routine Folterspuren zu dia- gnostizieren. „Das weltweit größte Hindernis auf dem Weg zur Ab- schaffung der Folter ist, dass die Fol- ter nicht bestraft wird und die Folte- rer geschützt werden. Daher hat der Beweis der Foltervorwürfe entschei- dende Bedeutung, um Folter zu ver- hüten“, heißt es in der Einleitung.

„Der medizinische Bildatlas der Folter“ beschreibt verschiedene Fol- termethoden, auch mithilfe dras-

tischer Zeichnungen, die auf Grund- lage der Erzählungen der Folteropfer von einem Arzt und Zeichner ange- fertigt wurden. Er setzt körperliche Befunde mit verschiedenen Formen der Gewaltanwendung in Bezug.

Die Autoren gehen außerdem auf die apparativen und histopathologi- schen Befunde ein. Im Rahmen der Differenzialdiagnose wird im Bild- atlas auch auf Simulationsfälle ein- gegangen. Zum Schluss werden acht Fälle in Anamnese, körperlichen Be- funden und Untersuchungsergebnis- sen vorgestellt. Ferner werden Ver- letzungen erklärt, die Häftlinge nach Angriffen staatlicher Sicherheits- kräfte in Gefängnissen erlitten ha- ben. Das Buch endet mit Fallbe- schreibungen gefolterter Kinder.

Spenden sollen eine englische Übersetzung ermöglichen

Die Fotodokumentation der Folter- spuren hat in diesem Werk eine be- sondere Bedeutung. Die gute Dar- stellung hilft dem Arzt bei der Dia- gnose. Das verwendete Bildmaterial stammt hauptsächlich aus den Archi- ven der Menschenrechtsstiftung der Türkei. „Der Medizinische Bildatlas der Folter“ hat 236 Seiten und ist der weltweit erste umfassende Bildatlas zu diesem Thema. Bisher liegt er nur auf Türkisch vor. Für die Überset- zung ins Englische und den Druck fehlen finanzielle Mittel. Spenden können an das Konto des Demo- kratischen Türkeiforums Postbank Hamburg, Konto 741864205 BLZ 20010020, Stichwort „Bildatlas“, überwiesen werden. Spendenquit- tungen können ausgestellt werden.I Dr. med. Barbara Neppert, Med.-Dr. (TR) Alper Öktem Vorstandsmitglieder des Demokratischen Türkeiforums

Rosa Öktem Menschenrechtsstiftung der Türkei

MEDIZINISCHER BILDATLAS

Aufklärung über Folter in der Türkei

Ärzte in der Türkei kämpfen gemeinsam für ein Ende der Folter. Um grundlegend über das Thema zu informieren, wurde bereits 2007 der Medizinische

Bildatlas herausgegeben. Der Band soll nun ins Englische übersetzt werden.

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