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Archiv "Nutzen der Kolposkopie bei Krebsfrüherkennungs - Untersuchungen" (05.03.1982)

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Aktuelle Medizin

Heft 9 vom 5. März 1982

Nutzen der Kolposkopie bei

Krebsfrüherkennungs - Untersuchungen

Westfalen-Lippe-Studie

Fritz K. Beller, Joseph Georg Brecht, Ernst-Heinrich Schmidt und Friedrich Wilhelm Schwartz

Aus der Frauenklinik, Abteilung für Geburtshilfe und Gynäkologie (Geschäftsführender Direktor: Professor Dr. med. Fritz K. Beller) der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster

und dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland

(Geschäftsführer: Dr. med. Friedrich Wilhelm Schwartz) 1 )

Kolposkopie und Zytologie er- gänzen sich aufgrund des un- terschiedlichen methodischen Ansatzes in geradezu idealer Weise. In einer prospektiv ge- führten Studie (Westfalen-Lip- pe-Studie) wurde die Früher- kennungsrate von Zervixkrebs um 11 Prozent gesteigert, wenn nur schwere Dysplasien, Carcinomata in situ und Mi- krokarzinome berechnet wur- den. Bei Hinzunahme der leichten und mittleren Dyspla- sien betrug die Steigerungsra- te 28 Prozent. Die Kolposko- pie zur Krebsfrüherkennung wurde in der Bundesrepublik Deutschland in den letzten Jahren vernachlässigt. Die Studie liefert gewichtige Ar- gumente für die zusätzliche Einführung der Kolposkopie in das gesetzliche Massen- screening. Das Problem der Kosten ist vor allem wegen der geringeren Spezifität der Kolposkopie nur im Rah- men bestimmter Studien lös- bar. Entsprechende Untersu- chungen werden vorbereitet.

Einführung

Seit Einführung der Kolposkopie im Jahre 1925 durch Hinselmann zieht sich die Forderung nach ihrer An- wendung zur Krebsfrüherkennungs- diagnose wie ein roter Faden durch die Literatur.

Jede Frau, die geboren habe und über 30 Jahre alt sei, so forderte Hinselmann bereits 1933, solle sich alle 1 bis 2 Jahre kolposkopieren lassen, um vor einem Gebärmutter- halskrebs geschützt zu sein. Die Schüler Hinselmanns, allen voran Mestwerdt, stellten diese Forderung in den folgenden Jahren auf eine breite wissenschaftliche Basis und verschafften der Methode weltweit Anerkennung.

Mestwerdt berichtete im Laufe sei- ner wissenschaftlichen Tätigkeit über mehr als 50 000 Fälle, unter de- nen er durch den Einsatz der Kolpo- skopie 282 Vor- und Frühstadien des Zervixkarzinoms entdeckte (1, 2, 3)2) .

Navratil und Mitarbeiter waren die ersten, die konsequent den Wert der Kolposkopie im Vergleich zur zwi-

schenzeitlich weltweit etablierten Vaginalzytologie nach Papanicolaou herausstellten (4, 5, 6).

Der Stellenwert beider Methoden wurde auf der 31. Tagung der Deut- schen Gesellschaft für Gynäkologie in einer Sondersitzung abgehan- delt.

Kolposkopie und Zytologie, so zeichnete sich ab, waren keine kon- kurrierende Verfahren; vielmehr er- gänzten sie sich aufgrund des ver- schiedenen methodischen Ansatzes in geradezu idealer Weise (7).

Das umfangreiche, in über 50 Jahren gesammelte Zahlenmaterial über den Wert der Kolposkopie in der Krebsfährtensuche konnte jedoch bis heute eine gewisse Skepsis ge- genüber ihrer Brauchbarkeit in Mas- senvorsorgeprogrammen nicht be- seitigen. Als im zweiten Halbjahr 1972 Krebsfrüherken nungs-Untersu- chungen für Frauen in der Bundes-

1) Auf Anregung und mit Unterstützung der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen- Lippe und des Berufsverbandes der Frauenärzte

2) Die in Klammern stehenden Ziffern bezie- hen sich auf das Literaturverzeichnis des Sonderdrucks.

Ausgabe A/B

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

79. Jahrgang Heft 9 vom 5. März 1982 33

(2)

republik Deutschland auf gesetzli- cher Grundlage eingeführt wurden, wurde das Screening für den Zervix- krebs auf die Vaginalzytologie be- schränkt, obwohl der Wert der Kol- poskopie unter den wissenschaftli- chen Sachverständigen unbestritten blieb3).

Daß die Kolposkopie dennoch nicht in den Untersuchungsgang hinein- genommen wurde, lag nach Stoll in erster Linie daran, daß die Krebsvor- sorgeuntersuchung der Frau in die Hand der gesamten Ärzteschaft und nicht allein in die der Frauenärzte gelegt werden sollte. Die Anwen- dung der Kolposkopie setzte jedoch eine spezielle Ausbildung und stän- dige Übung voraus, was von Nicht- fachärzten nicht allgemein verlangt werden konnte (8). Hinzu kam eine gewisse Überschätzung der Mög- lichkeiten der Zytologie.

Wenn in Anbetracht der seit lan- gem bekannten Ergänzung beider Methoden in der Vorsorgeuntersu- chung des Zervixkarzinoms und sei- ner Vorstadien die Entwicklung zur alleinigen Zytologie als ein Rück- schritt erschien, mußte der Wert der Kolposkopie in einer Feldstudie be- wiesen werden.

Erhebungsinstrument

Zur Durchführung der Feldstudie wurde von der Universitäts-Frauen- klinik Münster ein Fragebogen er- stellt, der neben dem Namensfeld folgende Fragegruppen erfaßte:

0

Art des kolposkopischen Befun- des, gegliedert in

~ normale Befunde,

~ atypische Befunde,

~ Zusatzbefunde,

f) Zytologische Befunde nach Pa- panicolaou-(Pap.-)Gruppen I bis V beziehungsweise "technisch nicht verwertbar",

8

Eine offene Frage nach zusätz- lichen pathotogischen Verände- rungen,

8

Konsequenzen, die sich aus ver- dächtigen beziehungsweise positi- ven Befunden ergaben,

0

Histologisch gesichertes Ergeb- nis der Abklärungsdiagnostik.

Nach einer ersten Zwischenauswer- tung wurde der Fragebogen in eini- gen formalen Details überarbeitet.

Für die vorliegende Arbeit wurden aus Gründen der besseren Übersicht die dokumentierten Befunde in fol- gender Weise vereinfacht zusam-.

mengefaßt Kolposkopisch negativ/

positiv und Zytologisch negativ/posi- tiv. Die Fälle, in denen der zytolqgi- sche Befund technisch nicht ver- wertbar war, wurden ebenso wie die

"zweifelhaften" zytologischen Be- funde (Papanicolaou 111) als "posi- tiv" bewertet, da davon auszugehen ist, daß diese Befunde wiederholt wurden und möglicherweise auch ohne Vorliegen eines kolposkopisch positiven Befundes eine histologi- sche Abklärung erfolgt wäre. Dieser zugunsten der Zytologie angelegte strenge Bewertungsmaßstab er- schien uns notwendig, um die bei Anwendung beider Suchmethoden ausschließlich aufgrund des positi- ven kolposkopischen Befundes er- mittelten Dysplasien und Karzinome zweifelsfrei der Kolposkopie zurech- nen zu können.

Besonderheiten der Auswertung Nach einer ersten Auswertung des Materials ergab sich, daß in einem hohen Anteil die Ergebnisse der Abklärungsdiagnostik unvollständig dokumentiert waren. Wegen eines positiven zytologischen Befundes beziehungsweise wegen Verdachts auf invasives Ca bei der kolposkopi- schen Untersuchung hätten 372 Fäl- le histologisch abgeklärt werden müssen. Hiervon waren jedoch nur 149 Fälle dokumentiert. Um das we- sentliche Ziel der gesamten Untersu- chung, nämlich den Vergleich der zytologischen und kolposkopischen Befunde mit den histologischen Ab- klärungsergebnissen weiter verfol- gen zu können, wurden die Fälle mit Dokumentationslücken von der Kas- senärztlichen Vereinigung Westfa-

len-Lippe zusammengestellt und die betroffenen Ärzte um eine Vervoll- ständigung der Dokumentation ge- beten. Gegenüber insgesamt 621 dokumentierten Histologie-Ergeb- nissen vor der Aktion standen da- nach 865 histologische Befunde zur Verfügung.

Repräsentativität

Die Verzerrungsmöglichkeiten bei der Teilnahme an der Erhebung lie- ßen sich durch eine Vollständig- keitskontrolle der Teilnahme ab- schätzen. Im Rahmen der Frühar- kennungsuntersuchungen wurden im Berichtszeitraum nach Angaben der KV Westfalen-Lippe 301 022 Untersuchungen mit Kolposkopie durchgeführt (RVO-Kassen). Der Umfang des Fragebogenrücklaufs betrug 271 464. Die Rücklaufquote von 90,2 Prozent darf als gut be- zeichnet werden. Anhaltspunkte für eine systematische Verzerrung bei der Teilnahme an der Nachbefra- gung waren nicht zu erkennen.

Datenqualität

Die inhaltliche Qualität der erfaß- ten Dokumentationsbogen war gut.

Sehr oft wurden in Abklärungsfällen zusätzlich zum standardisierten Fra- geteil ausführliche Zitate angeführt, so daß diese ergänzenden Angaben für eine vorgesehene weitere Aus- wertung noch wertvolles Material bieten.

Nach der Nachbefragung wurden die Erhebungsbogen, bei denen die EDV-Auswertung eine Dysplasie oder ein Karzinom auswies, aussor- tiert und zur Sicherung der formalen Datenqualität einem Vergleich un- terzogen. Ein Anhaltspunkt für eine Häufung von Erfassungsfehlern er- gab sich dabei nicht. [>

3) Im Gegensatz zu dieser bundesweit gelten- den Regelung sollte in den KV-Berei- chen Niedersachsen und Westfalen-Lippe die Kolposkopieuntersuchung zusätzlich durchgeführt werden (Buchstabe E der Krebsfrüherkennungsrichtlinien). Aus dem Ergebnis sollten weitere wissenschaftliche Aufschlüsse über den Wert der Kolposkopie im Rahmen von Krebsfrüherkennungsmaß- nahmen gewonnen werden.

34 Heft 9 vom 5. März 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ARZTEBLATT Ausgabe NB

(3)

KV-Untersuchungen

I., II., und III. Quartal 1978

eingegangene Dokumentationsbögen

vollständig und fehlerfrei dokumentiert

Kolposkopie und Zytologie negativ Kolposkopie und Zytologie positiv

221438 8104

602.003

271.464

229.542

Fallzahl 229.542

Makrokarzinom 42(87 %)

6(12%)

Mikrokarzinom 15(83%)

3(17%) 117(28%) 21(11%)

Vor- und Frühstadien

ohne leichte und mittlere Dysplasien

307(72 %) 178(89%) Zytologie positiv

1.646

Kolposkopie Kolposkopie negativ positiv

1.194 452

Zytologie negativ 227.896 Kolposkopie

positiv

`1 1r Kolposkopie

negativ

221.438 6458

Darstellung 1: Untersuchungsgut der Westfalen-Lippe-Studie

Darstellung 2: Ergebnis der Westfalen-Lippe-Studie

Ausgabe A/B DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 79. Jahrgang Heft 9 vom 5. März 1982 35

(4)

Untersuchungsgut und Ergebnisse Im I., II. und IV. Quartal 1978 wurden im kassenärztlichen Bereich Westfa- len-Lippe 602 003 Vorsorgeuntersu- chungen für Frauen durchgeführt.

Von diesen Untersuchungen gingen 271 464 Dokumentationsbogen für die geplante Studie bei der KV West- falen-Lippe ein. Die EDV-Auswer- tung erfolgte durch das Zentral- institut für die kassenärztliche Ver- sorgung in der Bundesrepublik Deutschland in Köln. Wegen forma- ler Fehler wurden 430 der 271 464 Datensätze ausgesondert. Bei weite- ren 41 492 Datensätzen fehlten An- gaben zur Kolposkopie und/oder Zytologie beziehungsweise lagen Mehrfachangaben zur Zytologie vor, so daß für die weitere Analyse 229 542 vollständig dokumentierte Fälle zur Verfügung standen. Diese Zahl stellte die Bezugsbasis für die folgenden Auswertungen dar.

Eine Übersicht über das gesamte Krankengut sowie die Aufgliederung in kolposkopisch und/oder zytolo- gisch positive beziehungsweise ne- gative Befunde ergibt sich aus Dar- stellung 1.

Die Korrespondenz zwischen zytolo- gischen und kolposkopischen Be- funden ist in Tabelle 1 in Form einer Vierfeldertafel dargestellt.

Von den 229 542 formal fehlerfreien Fällen waren 221 438 kolposkopisch und zytologisch negativ. Die restli- chen 8104 Fälle gliederten sich in 452 zytologisch und kolposkopisch positive, 1194 zytologisch positive und kolposkopisch negative und 6458 zytologisch negative und kol- poskopisch positive Fälle auf.

Entsprechend der vereinfachten Darstellung der zytologischen und kolposkopischen Befunde ließ sich die Kombination der entsprechen- den Ergebnisse in folgenden 3 Be- fundtypen den histologischen Ab- klärungsergebnissen gegenüber- stellen:

Kolposkopisch negativ/zytologisch positiv (KN-ZP)

Kolposkopisch positiv/zytologisch positiv (KP-ZP)

Kolposkopisch positiv/zytologisch negativ (KP-ZN).

Die entsprechend aufgegliederten Ergebnisse sind in Tabelle 2 darge- stellt.

Unter den 338 histologisch befunde- ten kolposkopisch positiven und zy- tologisch negativen Fällen fanden sich 106 Dysplasien, darunter 10 schwere, 10 Ca in situ, 1 Mikro- und 9 Makrokarzinome.

Faßt man die Dysplasien, die Carci- nomata in situ und die mikroinvasi- ven Karzinome zusammen und stellt sie den makroinvasiven Karzinomen gegenüber, so ergeben sich die in Darstellung 2 gezeigten Daten.

Von 502 Fällen, in denen die Zytolo- gie positiv (oder zweifelhaft) war, er- wiesen sich 135 (27 Prozent) als hi- stologisch negativ. Dagegen waren von 596 Fällen mit positiver Kolpo- skopie 267 (45 Prozent) histologisch negativ.

Aus diesen unterschiedlichen Prä- diktionswerten läßt sich folgern, daß die Spezifität') der Kolposkopie ge- ringer ist als die der Zytologie.

Von den 424 im Rahmen dieser Stu- die histologisch gesicherten Vor- und Frühstadien von Zervixkarzino- men wiesen 118 (28 Prozent) bei po- sitivem Kolposkopiebefund ein ein- deutig negatives zytologisches Er- gebnis (Pap I oder 11) auf.

Bei Ausschluß der leichten und mit- telschweren dysplastischen Verän- derungen standen entsprechend 21 (11 Prozent) einer Gesamtzahl von 199 Fällen gegenüber.

Neun (14 Prozent) über das mikroin- vasive Cervix-Ca hinausgehende Carcinomata einschließlich dreier Adenokarzinome vom Befundtyp kolposkopisch positiv/zytologisch negativ, standen einer Gesamtzahl von 57 entsprechenden Befunden mit positiver Zytologie und negativer Kolposkopie gegenüber.

Diskussion

Der Wert von Krebsvorsorgepro- grammen liegt in der Entdeckung von Vorstadien eines Karzinoms.

Diese Forderung wird in idealer Wei- se nur von Früherkennungsmaßnah- men beim Gebärmutterhals-Krebs erfüllt, daher gilt der Erfolg eines derartigen Vorsorgeprogramms für Frauen bei Fachleuten als gesichert.

Der weitere Erfolg für eine Senkung der Morbidität und Mortalität, wie sie für das Kollumkarzinom weltweit beobachtet wurde, hängt ab

• von der Annahme eines derarti- gen Programms durch die Bevölke- rung,

Q von der Sicherheit und Reprodu- zierbarkeit der angewandten Me- thoden.

Die Sensitivität der Zytologie nach Papanicolaou wird zwischen 70 und 90 Prozent angegeben. Entspre- chend beträgt die Fehlerquote (falsch negative Befunde) 10 bis 30 Prozent (6, 9, 10, 11, 12). Bei der Fehlerquote können sich zwei Feh- ler addieren, nämlich der Abnahme- fehler und der Laborfehler (13).

Dank der Bemühungen der Zytolo- gen ist der Laborfehler in gut ge- leiteten Laboratorien gering ge- worden.

Seit den grundlegenden Untersu- chungen der Mestwerdtschen (1) und der Navratilschen Schule (4) ist bekannt, daß sich die Methoden der Zytologie und Kolposkopie bei der Früherfassung ergänzen. Bei diesen Untersuchungen muß jedoch ange- merkt werden, daß die Kolposkopie von besonders sorgfältig ausgebil- deten Mitarbeitern durchgeführt wurde.

Aus der Literatur geht nicht hervor, in welchem Ausmaß sich die Ergeb- nisse der kombinierten Anwendung von Zytologie und Kolposkopie auf ein Massenscreening-Programm übertragen lassen.

4) Spezifität = Anteil der als nicht krank identi- fizierten Fälle an den tatsächlich Gesunden.

36 Heft 9 vom 5. März 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A/B

(5)

davon:

Negativ Positiv Gruppe Gruppe Technisch IV/V I11/111D nicht

verwertbar Zytologie

Kolpo- skopie

Negativ 221 438 1 194 158 863 173

Positiv 6 458 452 135 309

*) Rezidiv

Karzinom anderer 3 1 4

Lokalisation

840

258 244 338

Summe

Befundtyp Alle

KP — ZP KN — ZP KP — ZN Befundtypen Histologie

Negativ 56 79 211 346

Leichte 28 34 62 124

Dysplasien

Mittlere 38 29 34 101

Dysplasien

Schwere 25 19 10 54

Dysplasien

Ca in situ 52 67 10*) 129

Mikrokarzinom 8 7 1*) 16

Zervixkarzinom 35 7 6 48

Adenokarzinom der Zervix

13 2 3 18

Unsere Studie unterscheidet sich grundsätzlich von den genannten Untersuchungen dadurch, daß es sich um eine prospektive Feldstudie an einem repräsentativen Untersu- chungsgut handelt.

Von Ärzten eines KV-Bereiches wur- den unausgewählt die kolposkopi- schen und zytologischen Befunde und die korrespondierenden histolo- gischen Ergebnisse erfaßt. Damit lassen sich die Resultate dieser Stu- die als Qualitätskontrolle bei einem Karzinom-Vorsorgeprogramm ver- werten.

Aufgrund eines suspekten bezie- hungsweise positiven zytologischen Befundes wurden 307 (72 Prozent) von 424 histologisch dokumentier- ten zervikalen intraepithelialen Neo- plasien und Mikrokarzinomen ge- funden. Die übrigen 117 Fälle (28 Prozent) wurden ausschließlich auf- grund des suspekten kolposkopi- schen Befundes aufgedeckt. In je- dem dieser Fälle lautete der doku- mentierte zytologische Befund

„Pap. I" oder ,,Pap. II". Unter den 117 Vor- und Frühstadien fanden sich 10 schwere Dysplasien, 10 Ca in situ und 1 Mikrokarzinom. Nimmt man die Fälle mit leichterer und mitt- lerer Dysplasie heraus, so beträgt der Anteil der nur aufgrund des kol- poskopisch suspekten Befundes bei unauffälliger Zytologie gefundenen Vor- und Frühstadien 11 Prozent.

Von 66 über das mikroinvasive Kar- zinom hinausgehenden Cervixkarzi- nomen wurden 9 (14 Prozent) durch einen positiven Kolposkopiebefund bei negativer Zytologie (Pap. I oder II) entdeckt. Bei dieser Gruppe muß einschränkend berücksichtigt wer- den, daß sich unabhängig vom Kol- poskopiebefund eine primär klini- sche Verdachtsdiagnose nicht aus- schließen läßt, die ebenfalls zu der histologischen Abklärung hätte füh- ren können.

Das Resultat der vorliegenden Un- tersuchung bestätigt die bekannten Ergebnisse anderer, nicht repräsen- tativer Untersuchungen (1, 2, 4, 6, 14, 15). Durch den zusätzlichen Ein- satz der Kolposkopie konnte die dia-

Tabelle 1: Korrespondenz zwischen kolposkopischen und zytologischen Befunden

Tabelle 2: Histologisches Ergebnis nach Befundtyp

Ausgabe A/B DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 79. Jahrgang Heft 9 vom 5. März 1982 37

(6)

Trimipramin

beim Ulcus duodeni

Vor allem in den skandinavischen Ländern gehört Trimipramin (Stan- gyl®) zu den gängigen Ulkusthera- peutika, deren Effizienz im Doppel- blindversuch mehrfach nachgewie- sen wurde. Auch in Südafrika konn- ten diese Ergebnisse bestätigt wer- den: Die Autoren behandelten in ei- ner randomisierten Doppelblindstu- die insgesamt 45 Ulcus-duodeni-Pa- tienten mit 50 mg Trimipramin abends. Gegenüber einer Placebo- medikation fand sich nach 4wöchi- ger Behandlung ein signifikanter Unterschied zugunsten des Psycho- pharmakons. Nebenwirkungen wur- den nicht beobachtet.

Moshal, M. G.; Khan, F.: Trimipramine in the treatment of active duodenal ulceration, Scand. J. Gastroent. 16 (1981) 295-298, Gastrointestinal Unit, University of Natal, P. 0.

Box 17039, Congella 4013, Natal, South Africa

Fetale Myokardschäden nach Langzeittokolyse?

Im Tierexperiment und ln-vitro-Ver- suchen sind unter Anwendung von Sympathikomimetika zur Tokolyse Myokardschäden bis hin zu Myo- kardnekrosen beobachtet worden.

Über solche Nebenwirkungen wurde auch bei Anwendung im klinischen Bereich berichtet. Genaue Fallanaly- sen zeigten jedoch, daß alle be- schriebenen Myokardschäden, die bei Neugeborenen tokolysierter Mütter gefunden wurden, mit ande- ren gravierenden pathologischen Befunden wie Virusinfektionen und Herzfehlern in Zusammenhang stan- den. Auch bestanden keine Differen- zen zwischen Tokolyse-Kindern und unbehandelten Vergleichsgruppen.

Bei 516 Neugeborenen nach Lang- zeittokolyse mit Fenoterol wurden weder im EKG noch anhand von la- borchemischen Parametern wie CK- MB, Serum-Myoglobin und CK-B Hinweise auf substanzbedingte myokardiale Schädigungen gefun- den. Da Fenoterol aufgrund einer geringen Plazentapassage nur eine minimale Kumulation im fetalen Myokard zeigt, scheint unter stren- ger Indikation eine Tokolyse zu kei-

ner erhöhten fetalen Gefährdung zu führen. Eine Langzeittokolyse sollte jedoch nur unter Anwendung eines Überwachungsprogrammes erfol- gen: EKG, CTG, Zucker- und Elek- trolytkontrollen bei der Mutter und dem Neugeborenen. See

Meinen, K.: Zur kardialen Situation von Neuge- borenen nach Langzeittokolyse mit Fenoterol, Geburtsh. u. Frauenheilk. 41 (1981) 103-106, K. Meinen, Geburtshilflich-gynäkologische Ab- teilung, Stadtkrankenhaus, 6090 Rüsselsheim

Prognostische Faktoren bei BNS-Anfallsleiden

Unter den zerebralen Anfallsleiden des Kindesalters stellen die BNS- Krämpfe (Blitz-Nick-Salaam-Krämp- fe) des Säuglings immer noch eines der größten therapeutischen Proble- me dar. Die Autoren legten eine Stu- die über prognostische Faktoren bei 200 Patienten vor: 48 Kinder waren zwischenzeitlich verstorben, die Überlebenden waren zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung mindestens sechs Jahre alt. 139 Kinder hatten eine ACTH-Behandlung erhalten.

43,5 Prozent der Patienten waren anfallsfrei geworden und körperlich altersgerecht entwickelt; 23 Prozent zeigten eine normale geistige Ent- wicklung, und 15,4 Prozent besuch- ten Regelschulen. Eine völlige Aus- heilung (körperlich und geistig nor- mal entwickelt) fand sich nur bei 9,5 Prozent im Gesamtkollektiv, jedoch bei 44,4 Prozent der Kinder mit idio- pathischen BNS-Anfällen. Progno- stisch ungünstige Faktoren waren eine bereits vor Beginn der Anfälle bestehende Entwicklungsverzöge- rung, neurologische Auffälligkeiten, abnorme neu roradiologische Befun- de, Neugeborenenkrämpfe, niedri- ges Geburtsgewicht, eine perinatale Asphyxie, Rezidive nach der initialen ACTH-Therapie und Übergang in ei- ne andere Anfallsform. Bei den idio- pathischen Fällen ohne erkennbare Ätiologie war verzögertes Einsetzen der ACTH-Therapie prognostisch ungünstig, so daß bei diesen Patien- ten frühzeitige Diagnose und Thera- pie dringlich sind. Krn

Matsumoto, A.; Watanabe, K.; Negoro, T.; Su- iura, M.; Iwase, S.; Miyazaki, S., Develop. Med.

Child. Neurol. 23 (1981) 51-65

gnostische Ausbeute des Scree- nings um mindestens 11 Prozent (schwere Dysplasien, Carcinoma in situ, Mikrokarzinome) um höchstens 28 Prozent (inklusive leichte und mittlere Dysplasien) gesteigert wer- den. Diesem unbezweifelbaren Sen- sitivitätsgewinn 5 ) durch den Kolpo- skopieeinsatz steht eine gewisse Spezifitätseinbuße durch eine höhe- re Zahl histologisch negativer Ver- dachtsbefunde gegenüber.

Die Studie liefert damit gewichtige Argumente für die zusätzliche Ein- führung der Kolposkopie in das ge- setzliche Massenscreening. Wäh- rend die Sensitivität entscheidend den medizinischen Nutzen eines Screenings bestimmt, ist die Spezifi- tät der Entdeckungsmethoden maß- geblich für die Kosten eines Pro- gramms. Die Frage der verminderten Spezifität wird daher, vor allem beim Einsatz in einer häufig gescreen- ten Population, nur unter ökonomi- schen Rahmenvorgaben entscheid- bar sein. Eine entsprechende Folge- untersuchung befindet sich in Vor- bereitung.

Literatur beim Sonderdruck

Anschriften der Verfasser:

Professor Dr. med.

Fritz K. Beller

Privatdozent Dr. med.

Ernst Heinrich Schmidt Universitäts-Frauenklinik Westring 11

4400 Münster Dr. med.

Friedrich Wilhelm Schwartz Diplommathematiker Joseph Georg Brecht Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland

Haedenkampstraße 5 5000 Köln 41

5) Sensitivität = Anteil der entdeckten Fälle an den tatsächlichen Kranken.

38 Heft 9 vom 5. März 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A/B

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