Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 28–29½½½½15. Juli 2002 AA1959
B R I E F E
dem darf angenommen wer- den, dass Komplikationen hier selten sind, sonst hätten wir das Problem der stark er- höhten Diabeteskomplika- tionen bei diätetisch gut ein- gestellten Diabetikern, und das haben wir bekanntlich nicht. Die bisherige Diabe- tesbehandlung ist grund- falsch. Aber auch beide DMP-Ansätze sind es. Ein DMP darf weder an alten Fehlern kleben, noch desillu- sioniert nur die Spätkompli- kationen behandeln! Es soll fragen, wie man die Diätbe- ratung und Gewichtsredukti- on effektiver und akzepta- bler macht, denn das Pro- blem liegt in der Patienten- führung. Bevor Komplikatio- nen bei den diätetisch und bewegungsmäßig falsch le- benden und kaum beeinfluss- baren Patienten die Therapie final zum Scheitern bringen, wäre ausgiebig nutzbare Zeit, dem Raubbau durch Fehlverhalten primär gegen- zusteuern. Nur in diesem Kontext gebe ich Herrn Prof.
Schulze Recht, wenn er sagt, die Folgeschäden werden deutlich zunehmen.
Das tun sie schon seit Jahren.
Literatur beim Verfasser Dr. Karlheinz Bayer,Forsthaus- straße 22, 77740 Bad Peterstal
Skepsis bewahren
Die Kritik an der übermäßi- gen Eile, mit der das DMP Diabetes zusammenge- schrieben wurde, kann ich nachvollziehen. Aber Dia- betologen wie die Professo- ren Berger und Sawicki als diabetologische Außensei- tergruppe zu bezeichnen, nur weil sie den Wahn der Deutschen Diabetes-Gesell- schaft und nicht zuletzt der Sächsischen Landesärzte- kammer nicht mitmachen, bedingungslos bei jedem Pa- tienten das HbA1czu sen- ken, halte ich doch für ein starkes Stück. Und es spricht nicht gerade für ein inhaltlich fundiertes Selbst- bewusstsein, wenn man sich mit Autoritäten zieren muss, um die eigene Position ge- wichtiger erscheinen zu las- sen.
Sätze wie: „. . . unverzicht- bar sind eine normnahe Blutzucker- und Blutfett- Einstellung, die Feststellung einer Mikroalbuminurie – unabhängig vom Vorliegen einer Retinopathie –, Ein- satz von innovativen Medi- kamenten . . .“ lassen jedem um Evidenzsicherung be- mühten Diabetologen die Haare zu Berge stehen, sind sie doch außer durch ihre gebetsmühlenartige Wieder- holung durch keine validen Studien gesichert. Manchen Kollegen mag das Vertrauen auf solche Autoritäten ge- nügen – glücklicherweise sind es zunehmend mehr, die sich ihre Skepsis be- wahrt haben und im Zweifel nicht einfach glauben, son- dern Beweisbares nachvoll- ziehen wollen.
Günther Egidi,Huchtinger Heer- straße 41, 28259 Bremen
Pflegeversicherung
Zu dem „Seite eins“-Beitrag „Hand- lungsbedarf“ von Dr. rer. pol. Ha- rald Clade in Heft 20/2002:
Wortwahl bedenken
Wenn ich als 68-Jährige den Artikel lese und dabei beden- ke, dass ich vielleicht noch eine durchschnittliche Lebenser- wartung von zehn Jahren vor mir habe, bekomme ich fast ein schlechtes Gewissen, dass ich dann der Pflegeversicherung eventuell zur „Last“ falle. In dem Artikel ist ja auch die Re- de von „zunehmender Überal- terung der Bevölkerung und verlängerter Lebenserwartung, von wachsender Alterslast auf die Finanzen der Pflegeversi- cherung“. Das klingt fast wie ein Vorwurf in den Ohren der Alten, so lange zu leben. Ich finde, man sollte die Wortwahl in solchen Artikeln sorgfältiger bedenken (auch wenn der im DÄ steht). Außerdem weiß die Politik seit Jahrzehnten um die Auswirkungen der steigenden Lebenserwartung. Beitragser- höhungen sind da der falsche Weg. Es gibt genügend Geld, es muss nur sozial gerechter ver- teilt werden!
Dr. med. Gisela Jahn,Sterndamm 126, 12487 Berlin
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kürzen. DÄ