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Archiv "Umgang mit Kollegen – Im Zweifel: Fragen stellen" (22.09.2006)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 38⏐⏐22. September 2006 [75]

B E R U F

A

ssistenzarzt Peter S. ist verun- sichert. Seine vor einem Drei- vierteljahr begonnene Arbeit macht ihm großen Spaß, allerdings hat er nach anfänglich gutem Kontakt zu seinen Kollegen zunehmend das Gefühl, ausgegrenzt zu werden. Er wird nur noch wenig in private Un- terhaltungen einbezogen, und die Informationen, die er erhält, be- schränken sich auf das Notwendig- ste. In seiner Not bittet S. seinen Chef um ein Gespräch. Dieser hat den Entfremdungsprozess zwischen S. und seinen Kollegen auch beob- achtet und hat eine Erklärung dafür:

S. habe die ungeschriebenen Regeln des beruflichen Miteinanders miss- achtet, meint der Chefarzt.

Jedes Krankenhaus und jede Arzt- praxis hat seine eigenen Regeln, die den Umgang der Mitarbeiter unter- einander bestimmen. Diese Regeln haben sich häufig im Laufe der Zeit zu einer Art „interner Gesetzge- bung“ entwickelt, können sich aber auch verändern, zum Beispiel wenn Führungskräfte wechseln oder die Struktur der Belegschaft verändert wird. Wer gegen dieses Regelwerk oder Teile davon verstößt, grenzt sich aus. Deshalb besteht die erste und wichtigste Aufgabe von neuen Mitarbeitern immer darin, diese Re- geln zu erkennen und das eigene Verhalten darauf abzustimmen. Im Einzelnen geht es bei diesen „Regel- werken“ um folgende Aspekte:

> Beachtung der Informations- und Kommunikationswege. Kliniken und Praxen funktionieren nur mithil- fe eines reibungslosen Informations- austausches. Wichtig ist, hierbei zu erkennen, wie dieser organisiert ist, vor allem, wer wann und in welcher Art einbezogen werden muss.

Diese „Informationshierarchie“

hatte S. nicht beachtet und bei seiner Arbeit Kollegen übergangen, die ihm das übel nahmen.

> Zurückhaltung mit Kommenta- ren und Vorschlägen. Etablierte Mit-

arbeiter reagieren allergisch, wenn neu hinzukommende Kollegen ih- nen sagen, wie sie ihre Arbeit bes- ser, leichter oder schneller erledigen können. Eine neue Sichtweise von Prozessen und Strukturen kann hilf- reich sein, etwa um Betriebsblind- heit zu überwinden. Doch „New- comer“ sollten sich mit Verände- rungsvorschlägen zurückhalten, ins- besondere, wenn diese zu forsch vorgetragen werden.

Hier lag auch eines der Probleme von S., der zunächst besser alles be- obachtet hätte, statt bei der erstbesten Besprechung bestehende Regelun- gen als ineffizient zu qualifizieren.

> Pünktlichkeit, Verlässlichkeit und Ordnung. Gerade als „Neuer“

steht man unter besonderer Beob- achtung. Der Vorgesetzte möchte er- kennen, ob der Mitarbeiter in der Lage ist, seine Aufgaben adäquat zu erfüllen. Den Kollegen ist wichtig, wie er sich in die Gemeinschaft ein- führt. Die Grundlage eines positiven Eindrucks bilden die Verhaltenswei- sen „Pünktlichkeit“, „Verlässlich-

keit“ und „Ordnung“. Gerade zu Be- ginn einer Zusammenarbeit kommt es darauf an, diszipliniert Termine und Zusagen einzuhalten und für Ordnung zu sorgen – sei es am eige- nen Arbeitsplatz oder bei anderen Anlässen (wer halb volle Kaffeetas- sen in fremden Büros stehen lässt, macht sich unbeliebt).

S. hatte die von ihm beobachtete Lockerheit des Umgangs unter den Kollegen auf alle Handlungsberei- che übertragen und erschien zu den Besprechungen meist einige Minu- ten zu spät, nicht ohne seinen „Auf- tritt“ auch noch mit einer lockeren Bemerkung zu unterstreichen.

> Wertschätzung der Kollegen.

Neben einem freundlich-offenen Zu- gehen auf die neuen Kollegen wird die Wertschätzung zunächst über die Sie-Anrede vermittelt. Neue Mitar- beiter sollten sich im Hinblick auf ein

„schnelles Du“ zurückhalten. So wird auch vermieden, zu schnell ei- ner Gruppierung oder einem Lager innerhalb der Klinik- oder Praxisor- ganisation zugeordnet zu werden.

Wertschätzung drückt sich aber auch im Grußverhalten aus. Ist man neu, sollte man möglichst viel und vor al- lem zuerst grüßen. Die Begrüßung sollte dabei allen gelten, die man trifft – unabhängig davon, ob es sich um den Pförtner, eine Schwester oder den Chefarzt handelt.

Wie S. von seinem Chef erfuhr, war er bereits als „karriereorientierter Grüßer“ bekannt, weil er nur Gleich- oder Höherrangige beachtete.

> Zurückhaltung und Vertrau- lichkeit. In jeder neuen Gemein- schaft stößt man auf Personen, zu denen sich relativ rasch eine beid- seitige Sympathie ergibt. In dieser Situation ist man versucht, persönli- che Dinge, aber auch Informationen über Kollegen allzu offen preiszu- geben. Das kann aber zu Problemen führen. Auf Fragen, wie man denn das Verhalten von Frau X oder Herrn Y bewertet, sollte man zu- rückhaltend reagieren. Es ist nicht empfehlenswert, Fehler anderer öf- fentlich „an den Pranger zu stellen“.

> Anpassung der Kleidung. Ei- nerseits ist die Art der Kleidung eine individuelle Entscheidung, anderer- seits kann die Wahl der falschen Kleidung die Integration in ein Team erschweren. Tragen beispiels- weise alle männlichen Mitarbeiter Hemd und Krawatte, ist es für einen neuen Kollegen nicht opportun, im T-Shirt zu erscheinen.

Auch hier hatte S. die „Zeichen der Zeit“ nicht erkannt.

Ein optimaler Umgang mit Kolle- gen kann dann erreicht werden, wenn man sich selbst und sein Verhalten selbstkritisch und vor allem aus dem Blickwinkel der Kollegen sieht. Das verhindert, die ungeschriebenen Re- geln des Kollegenkreises zu verletz- ten. Ist man unsicher, hilft vor allen Dingen eines: Fragen stellen.

Klaus-Dieter Thill

UMGANG MIT KOLLEGEN

Im Zweifel: Fragen stellen

Über die ungeschriebenen Regeln der Zusammenarbeit

Wer halb volle Kaffeetassen in

fremden Büros stehen lässt,

macht sich unbeliebt.

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