DEUTSCHES
ÄRZTEBLATT AUS DER INDUSTRIE
A
ls vielversprechend wur- de bei einem von den Unternehmen Thomae und Behring unterstützten Seminar während des Interni- stenkongresses (am 27. April in Wiesbaden) der Einsatz von Thrombolytika bei zere- brovaskulären Verschlüssen bezeichnet. Hintergrund für diesen Therapieansatz ist, wie R. Rieke, Heidelberg, aus- führte, die ernüchternde — von der WHO vorgenomme- ne — Bestandsaufnahme, daß beim akuten Schlaganfall der- zeit nicht eine einzige Thera- pie mit gesicherter Wirksam- keit existiert.Eine Thrombolyse beim akuten Schlaganfall erscheine rational, da nach aktuellen Erkenntnissen in der weit überwiegenden Zahl der Fäl- le thromboembolische Gefäß- verschlüsse ursächlich sind.
Andererseits erscheint eine solche Intervention vor allem insofern riskant, als mögli- cherweise Hirnblutungen ausgelöst werden könnten.
Die vorliegenden ersten klini- schen Daten sind interessant, ein Urteil hinsichtlich Wirk- samkeit und Sicherheit der Thrombolyse beim ischämi- schen Hirninfarkt ist aber völ- lig verfrüht, auch wenn Rieke den Schluß wagte, daß schwe- re Infarkte bezüglich Morbi- dität und Mortalität günstig beeinflußbar scheinen.
Etabliert hat sich die Thrombolyse inzwischen bei der akuten Lungenembolie, wobei die massive, hämody-
namisch wirksame Lungen- embolie heute eine unstrittige Indikation darstellt, wie W.
Kasper, Freiburg, ausführte.
Diskutiert wird vor dem Hin- tergrund der nach wie vor sehr hohen Letalität der Lun- genembolie, ob man die Indi- kation möglicherweise auf Fälle mit (noch) stabiler Hä- modynamik ausdehnen sollte.
Kasper unterstrich, daß die Zeitspanne nach Symptombe- ginn, innerhalb der eine Thrombolyse sinnvoll und in- diziert erscheint, bei der aku- ten Lungenembolie sehr viel breiter ist als beim akuten Herzinfarkt. Der Grund: Bei der Lungenembolie „kommen alte und junge thrombotische Ereignisse nebeneinander vor".
Zur Frage, welches der verfügbaren Thrombolytika verwendet werden sollte, zi- tierte Kasper eine kürzlich publizierte Studie, in der sich eine mögliche Überlegenheit von rt-PA (recombinant tis- sue-type plasminogen activa- tor) gegenüber der lange in dieser Indikation als Gold- standard angesehenen Uroki- nase abzeichnet. In der rt- PA-Gruppe (100 mg/2 h i.v., davon 10 mg als Bolus) war bei den Patienten mit massi- ver akuter Lungenembolie ei-
ne raschere hämodynamische Stabilisierung zu beobachten als in der Urokinase-Gruppe (4400 E/kg als Bolus, dann 4400 E/kg/h über 12 h): Der pulmonale Gefäßwiderstand nahm in den ersten beiden Stunden nach Lysebeginn im Mittel um 36 versus 18 Pro- zent ab, was — obwohl in der Studie nicht dokumentiert — in Anbetracht der hohen Frühletalität der Lungenem- bolie klinisch relevant sein könnte.
Als „schwer" definierte Blutungskomplikationen tra- ten in beiden Gruppen mit 21 beziehungsweise 28 Prozent vergleichbar häufig auf. Die fünf Fälle von Herzwandper- foration in der rt-PA-Gruppe werden zwar eher der Kathe- tertechnik zugeschrieben als dem Thrombolytikum, zeigen aber, daß es noch gravierende Probleme zu lösen gilt.
Lysetherapie
beim Myokardinfarkt R. Uebis, Aachen, berich- tete in Wiesbaden über eine weitere neue Studie — diese beim akuten Myokardinfarkt
—, die zeigt, daß die Regime der Lysetherapie laufend op- timiert werden. In der soge- nannten TAPS-Studie wurde
ein neues Dosisregime mit rt- PA (15 mg Bolus, dann 50 mg über 30 min und 35 mg über 60 min) geprüft, wobei koro- narangiographisch nach neunzig Minuten in 84,4 Pro- zent der Fälle eine Eröffnung des Infarktgefäßes dokumen- tiert werden konnte, unter dem herkömmlichen APSAC- Regime (Anisoylated Plasmi- nogen Streptokinase Activa- tor) dagegen nur in 70,3 Pro- zent der Fälle. Allerdings war der Prozentsatz früher Re- okklusionen (24 bis 48 Stun- den) unter rt-PA mit 10,3 Prozent höher als unter AP- SAC (2,5 Prozent). Im weite- ren Verlauf (drei Wochen) entwickelten in der rt-PA- Gruppe 2,6 Prozent und in der APSAC-Gruppe 6,3 Pro- zent der Patienten eine Re- okklusion.
Das ideale Thrombolyti- kum sei bislang nicht gefun- den, erklärte E. Seifried, Ulm, in Wiesbaden. Während rt-PA eine hohe und rasche Lysekapazität aufweist und wegen der kurzen Halbwert- zeit gut steuerbar ist, führt die länger anhaltende Wir- kung der Streptokinase bei- spielsweise zu einer geringe- ren Reokklusionsrate. Es lau- fen Versuche, die darauf ab- zielen, die Vorzüge verschie- dener Thrombolytika zu kom- binieren. Faszinierend ist der Ansatz, gentechnisch Hybrid- moleküle mit der gewünsch- ten Kombination günstiger Eigenschaften herzustellen.
Ulrike Viegener Thrombolyse bei akuter Lungenembolie
Unter rt-PA Abnahme
des pulmonalen Gefäßwiderstands
Bei Reizmagen und funktionellen Magen-Darm-Beschwerden
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Darreichungsformen und Packungsgrößen: OP mit 20 ml Tinktur zum Einnehmen DM 8,58; OP mit 50 ml Tinktur zum Einnehmen DM 15,23; OP mit 100 ml Tinktur zum Einnehmen DM 27,52 Stand: März 1992
Steigerwald Arzneimittelwerk GmbH, D-6100 Darmstadt
Dt. Ärztebl. 89, Heft 31/32, 3. August 1992 (69) A1-2649