A 390 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 108|
Heft 8|
25. Februar 2011STUDIEN IM FOKUS
Die europäischen Leitlinien emp- fehlen, von einer Thrombolyse mit Alteplase bei über 80-jährigen Schlaganfallpatienten abzusehen.
Die retrospektive Auswertung des internationalen Patientenregisters SITS (International Stroke Throm- bolysis Registry) und des Studien- archivs VISTA (Virtual Internatio- nal Stroke Trials Archive) haben ei- ne Diskussion über die Empfehlun- gen ausgelöst. Analysiert worden waren die Daten von 22 334 Patien- ten des SITS, die eine Thrombolyse erhalten hatten, und von 6 166 Pa- tienten aus VISTA ohne die Thera- pie (mittleres Alter: 84,6 Jahre).
Die Schwere des Schlaganfalls war in beiden Gruppen vergleichbar (Medianer Stroke Scale Score: 12 in beiden Gruppen), aber die Scores zum Funktionsstatus nach 90 Tagen (modifizierte Ranking-Skala) wa- ren besser bei Thrombolysetherapie (Odds Ratio 1,6; 95-%-KI 1,5–1,7, p < 0,001). Die Überlegenheit der AKUTER SCHLAGANFALL
Thrombolyse auch bei über 80-jährigen Patienten?
Thrombolyse bestand sowohl bei den unter 80-Jährigen (Odds Ratio 1,6; 95-%-KI 1,5–1,7, p < 0,001, n = 25 789) als auch bei über 80-Jährigen (Odds Ratio 1,4; 95-%- KI 1,3–1,6, p < 0,001, n = 3 439).
Die Autoren schlagen deshalb eine Revision der europäischen Leitlini- en zur Thrombolyse bei alten Pa- tienten mit akutem ischämischem Schlaganfall vor.
Dem Vorschlag widerspricht Prof. Dr. Richard I. Lindley (Syd- ney) in einem Leserbrief: Beobach- tungsstudien und Registerdaten reichten nicht aus, die aktuellen Therapieleitlinien zu ändern. In ei- ner Antwort auf den Leserbrief führt Prof. Dr. Kennedy R. Lees, (Glasgow), für die Autoren der re- trospektiven Analyse an, dass es durchaus auch randomisierte Studi- en gebe, die den Vorteil der Throm- bolyse bei älteren und alten Men- schen dokumentierten. Anhand der SITS-Daten ließen sich zudem Be-
denken hinsichtlich des Blutungs - risikos bei alten Patienten ausräu- men. Die Blutungsgefahr ist dem- nach bei den 81- bis 90-Jährigen (n = 1 731) nicht höher als bei den 71- bis 80-Jährigen (n = 7 846, 1,8 % versus 2,3 %, p = 0,22, res- pektive 9,3 versus 9,7 %).
Fazit: „Die Analyse belegt erneut, dass die Prognose von Patienten, die im Alter von über 80 Jahren ei- nen Schlaganfall bekommen, deut- lich schlechter ist als bei jünge- ren“, kommentiert Prof. Dr. med.
Hans-Christoph Diener (Universi- tätsklinikum Duisburg-Essen). Eine Thrombolyse nutze in allen Alters- gruppen. Bei über 80-Jährigen gelte es abzuwägen, ob der Nutzen das Blutungsrisiko übersteige. Und es müsse ausdrücklich darüber infor- miert werden, dass es sich um einen Off-label-Einsatz von rt-PA
handele. Christine Vetter
Mishra NK et al.: Thrombolysis in very elderly people: controlled comparison of SITS Interna- tional Stroke Thrombolysis Registry and Virtual International Stroke Trials Archive. BMJ 2010, 341; c6046, und BMJ 2011, 342, d306, d312.
Rauchen ist ein bekannter Risiko- faktor für die Entstehung einer rheumatoiden Arthritis (RA). Bis- lang gibt es jedoch nur wenige Da- ten zur Wirkung des Rauchens auf die antirheumatische Therapie. Der Frage nach einem möglichen Ein- fluss sind schwedische Wissen- schaftler nachgegangen.
Bei Patienten mit früher rheuma- toider Arthritis wurde untersucht, welchen Einfluss derzeitiges oder früheres Rauchen auf die Wirkung einer Behandlung mit Methotrexat und/oder TNF-alpha-Blockern hat.
Hierzu wurden die Daten von 1 430 Patienten aus dem EIRA-Re- gister (Epidemiological investiga - tion of rheumatoid arthritis) aus den RHEUMATOIDE ARTHRITIS
Nichtraucher sprechen auf Rheumatherapie besser an
Jahren 1996 bis 2006 analysiert.
In die schwedische populations - gestützte Fallkontrollstudie werden RA-Patienten innerhalb der ersten zehn Monate nach der Diagnose eingeschlossen.
873 Patienten hatten im Durch- schnitt drei Monate nach der Dia - gnose eine Behandlung mit Me - thotrexat und 535 mit einem TNF- alpha-Blocker begonnen. Primärer Endpunkt war das gute Ansprechen nach EULAR-Kriterien drei Mona- te nach Therapiebeginn.
Raucher sprachen insgesamt auf Methotrexat oder TNF-alpha-Blo- cker nach drei Monaten signifikant schlechter an als Nichtraucher und frühere Raucher. Die Ansprechraten
von früheren Rauchern und Nicht- rauchern unterschieden sich nicht.
Ähnliche Ergebnisse gab es bei den Remissionsraten. Die Anzahl der gerauchten Zigaretten hatte keinen Einfluss auf die Wirkung der Anti - rheumatika.
Fazit: Raucher sprechen auf eine antirheumatische Therapie schlech- ter an als Nichtraucher oder frühere Raucher. Bei der Behandlung von rauchenden Rheumapatienten soll- ten deshalb Raucherentwöhnungs- programme in die Behandlungsstra- tegie aufgenommen werden.
Dr. rer. nat. Susanne Heinzl
Saevarsdottir S et al.: Patients with early rheu- matoid arthritis who smoke are less likely to respond to treatment with methotrexate and TNF inhibitors. Observations from the EIRA co- hort and the Swedish Rheumatology Register.
Arthritis & Rheumatism 2011; 63: 26–36.