der Testung äußerst selten mit dem der Serokonversion identisch ist.
Genauere Angaben zum Infek- tionsweg lagen in 5455 (36,6 Pro- zent) Fällen vor. Wir hoffen, daß in Zukunft mehr Kolleginnen und Kol- legen dem Labor den Infektionsweg mitteilen, um möglichen Spekulatio- nen über den Infektionsweg konkre- te Zahlen entgegenhalten zu kön- nen. Sofern der Infektionsweg be- kannt war, entfielen 34 Prozent auf i. v.-Drogenabhängige und 48 Pro- zent auf Homo- oder Bisexuelle.
Klinische Angaben konnten nur in 14 Prozent der Fälle erhalten wer- den, so daß hier gegenwärtig keine signifikanten Daten angegeben wer- den können.
Bei den Laboratoriumsmetho- den ist zu vermerken, daß in den 22 248 gemachten Meldungen über 53 296 Untersuchungen berichtet wurde, wobei in der Mehrzahl der Fälle zwei bis drei Tests vorgenom- men wurden (Tabelle 1). Als Bestä- tigungstest wurde in 17 603 Fällen der Immunoblot und in 13 665 Fäl- len der Immunfluoreszenztest ange- geben.
Ein wesentlicher Aufschluß über die Ausbreitung der Infektion ist von der Zahl der neu diagnosti- zierten Fälle zu erwarten, die ent- sprechend der Meldepflicht monat- lich von den Labors mitgeteilt wer- den müssen. Hier liegen die Mel- dungen der ersten vier Monate vor.
Signifikante Aussagen werden erst nach einer gewissen Zeit möglich sein. Nach Rücksprache mit den La- bors, die die Mehrzahl der Tests durchgeführt haben und über die größten Erfahrungen verfügen (Ta- belle 2), konnte ermittelt werden, daß tatsächlich die Mehrzahl der se- rologisch diagnostizierten HIV-In- fektionen erfaßt wurde. Über die Dunkelziffer der nicht diagnostizier- ten Fälle kann keine Aussage ge- macht werden. Prospektive Kalkula- tionen sind aufgrund der vorgeleg- ten Ergebnisse nicht zulässig, von Spekulationen ist abzuraten.
Trotz dieser methodischen Ein- schränkungen ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt die anonyme Laborbe- richtspflicht als Fortschritt anzuse- hen, da erstmalig valide Daten über die Größenordnung der bisher in der
Bundesrepublik diagnostizierten und bestätigten HIV-seropositiven Patienten verfügbar sind.
Literatur
1. Habermehl, K.-O.: Einsatz der EDV in der Virusdiagnostik. In: Virusdiagnostik für Kli- nik und Praxis. Deutsches Grünes Kreuz, Marburg, 251 (1980) 264
2. Habermehl, K.-O.: Einsatz der Datenverar- beitung für die Diagnose von Viruserkran- kungen. Hyg. Med. 6 (1981) 82-87 3. Habermehl, K.-O.: Data Storage and Re-
trieval in Clinical Virology. In: Waterson, A.
P. (ed.), Recent Advances in Clinical Virol- ogy. Churchill, Livingston, Edinburgh, London, Melbourne, New York (1983) 263-276
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Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, New York (1985) 538-556
Thrombolyse und Koronardilatation bei Myokardinfarkt
Plasminogen-Aktivator aus menschlichem Gewebe (t-PA hu- man tissue plasminogen activator) ist im Vergleich zu Streptokinase ef- fektiver in der Wiedereröffnung thrombosierter Koronararterien.
Die Kombination von Thrombolyse und Koronardilatation stellen die derzeit wirksamsten Behandlungs- möglichkeiten beim akuten Myo- kardinfarkt dar. In einer doppelblin- den, randomisierten, plazebokon- trollierten Studie wurden 138 Pa- tienten mit akutem Myokardinfarkt mit 80 bis 100 mg t-PA intravenös behandelt, wenn der Beginn der Symptomatik nicht länger als vier Stunden zurücklag. Nach einer Ko- ronarangiographie wurden Patien- ten mit entsprechender Indikation am dritten stationären Tag randomi- siert der selektiven Koronardilata- tion zugeführt. Als Erfolgskriterium wurde am zehnten stationären Tag szintigraphisch die linksventrikuläre Funktion bei submaximaler Bela- stung bestimmt. Die Wiedereröff- nungsrate betrug zwei Drittel in der behandelten Gruppe und ein Viertel in der Plazebo-Gruppe. Die links- ventrikuläre Funktion, gemessen an
5. Habermehl, K.-O., F. Deinhardt: Gegen- wärtiger Stand der epidemiologischen Erfas- sung und statistischen Auswertung der LAV/
HTLV-III-Infektionen in der Bundesrepu- blik. AIDS-Forschung 9 (1986) 468-469 6. Bundesminister für Jugend, Familie, Frauen
und Gesundheit: Verordnung über die Be- richtspflicht für positive HIV-Bestätigungs- tests (Laborberichtsverordnung). Bundesge- setzblatt 43 (1987) 2141
7. Bundesgesundheitsamt (BGA): Zentrales AIDS-Fall-Register des Nationalen Refe- renzzentrums für die Epidemiologie von AIDS am BGA. Bundesgesundheitsblatt 31 (1988) 71
Anschrift des Verfassers:
Professor Dr. med.
Karl-Otto Habermehl Institut für Klinische und Experimentelle Virologie der Freien Universität Berlin Hindenburgdamm 27
1000 Berlin 45
FÜR SIE REFERIERT
der Auswurffraktion in Ruhe und bei submaximaler Belastung, hatte sich signifikant verbessert. Throm- bolytisch behandelte Patienten ent- wickelten signifikant weniger häufig Zeichen der Herzinsuffizienz. Bei 32 von 38 Patienten war die Koronardi- latation erfolgreich (84 Prozent).
Nach Koronardilatation traten signi- fikant weniger myokardiale Ischä- mien auf. Am zehnten stationären Tag hatte sich die linksventrikuläre Funktion bei submaximaler Bela- stung verbessert, und zwar unabhän- gig davon, ob eine Thrombolyse aus- geführt worden war oder nicht.
Während des Untersuchungszeitrau- mes verstarben fünf Patienten in der Plazebo-Gruppe und vier Patienten in der Thrombolyse-Gruppe. Le- bensbedrohliche Blutungskomplika- tionen traten nicht auf. Die Autoren betonen den Wert des kombinierten therapeutischen Vorgehens, um die Funktion des Myokards nach Infarkt zu erhalten. kue
A randomized trial of intravenous tissue plasminogen activator for acute myocard- ial infarction with subsequent randomi- zation to elective coronary angioplasty Dr. Guerci at the Division of Cardiology, Carnegie 568, Johns Hopkins Hospital, 600 N. Wolfe St., Baltimore, MD 21205 N Engl J Med 1987; 317: 1613-8
A-1372 (58) Dt. Ärztebl. 85, Heft 19, 12. Mai 1988