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Thrombolyse beim akuten ischämischen Schlaganfall

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Academic year: 2022

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In der Safe Implementation of Thrombolysis Stroke Monito- ring Study (SITS-MOST) konnte gezeigt werden, dass intra- venöse Alteplase zur Thrombo- lyse bei akutem ischämischem Schlaganfall auch im klinischen Routinealltag effektiv und sicher angewendet werden kann.

L A N C E T

Der Schlaganfall ist eine der Hauptursa- chen von Tod und Behinderung in den entwickelten Ländern. Obwohl bereits beträchtliche Fortschritte in der effekti- ven Prävention und Behandlung erzielt wurden, bleiben substanzielle Heraus- forderungen in der Qualitätsverbesserung der Schlaganfallversorgung bestehen. Im Fokus steht vor allem die möglichst rasche Bereitstellung der Notfallthera- pie, da die Zeitspanne vom Auftreten der Symptome bis zum Beginn der Throm- bolyse das Ausmass der Gewebeschädi- gung und damit die Chancen für eine Rückbildung ohne bleibende Behinde- rung massgeblich beeinflusst.

Der rekombinante Gewebe-Plasmino- genaktivator Alteplase (Actilyse®) ist derzeit als einziges Medikament zur Behandlung des akuten ischämischen Schlaganfalls zugelassen und wird von den meisten nationalen und internatio- nalen Schlaganfallvereinigungen als First- Line-Therapie empfohlen.

In randomisierten, kontrollierten Studien hat sich die Thrombolyse mit intravenö- ser Alteplase innerhalb von drei Stunden nach Auftreten der Schlaganfallsym- ptome bereits als wirksam und sicher er- wiesen. Bezüglich der Übertragbarkeit dieser Ergebnisse auf den Klinikalltag bestanden jedoch Bedenken, besonders im Hinblick auf die kurze Zeit, in der die Behandlung erfolgen muss, und auf das potenzielle Risiko von Gehirnblutungen während der Thrombolyse. Für die Zu- lassung des Medikaments in Europa war daher die Durchführung der Beobach- tungsstudie Safe Implementation of Thrombolysis Stroke Monitoring Study (SITS-MOST) zur Erhebung des Sicher- heitsprofils von Alteplase im klinischen Routinealltag und der Vergleich mit den Ergebnissen kontrollierter Studien erfor- derlich.

Studiendurchführung

SITS-MOST wurde als prospektive, mul- tizentrische, internationale und offene Beobachtungsstudie im Zeitraum von 2002 bis 2006 unter Beteiligung von 285 Zentren mit einer zertifizierten Schlag- anfallstation (Stroke Unit) aus 14 Län- dern der EU (Stand 2002) sowie Norwe- gen und Island durchgeführt. Insgesamt wurden die Daten von 6483 Schlag- anfallpatienten zwischen 18 und 80 Jah- ren (Durchschnittsalter 68) ausgewertet.

Die Vorerfahrungen mit der thrombolyti- schen Behandlung von ischämischen Schlaganfällen waren in den Zentren sehr unterschiedlich, etwa die Hälfte ver- fügte nur über geringe Erfahrungen. Die an der Studie teilnehmenden Zentren wurden als Kohorte in das bereits exis- tierende SITS-International Stroke Throm- bolysis Register (SITS-ISTR) eingebun-

den. Das internetbasierte interaktive SITS-ISTR gewährleistet ein kontinuierli- ches Monitoring der thrombolytischen Behandlung beim akuten ischämischen Schlaganfall und ermöglicht den Ver- gleich von Behandlungsergebnissen mit denen anderer Zentren.

Als primäre Ergebniskriterien wurden die Raten an symptomatischen intrazere- bralen Blutungen Typ 2, definiert als Ver- schlechterung um ≥4 auf der Stroke- Skala der National Institutes of Health (NIHSS) innerhalb von 24 Stunden, und die Mortalität innerhalb von 3 Monaten herangezogen. Als weitere Endpunkte erhoben die Autoren den Anteil intraze- rebraler Blutungen nach 7 Tagen, ent- sprechend der Cochrane-Definition, so- wie die funktionalen Fähigkeiten der Schlaganfallpatienten nach 3 Monaten (Score auf der modifizierten Rankin- Skala). Die Ergebnisse aus SITS-MOST wurden den Resultaten gepoolter rando- misierter kontrollierter Studien zu Alte- plase unter vergleichbaren Anwen- dungsbedingungen und ähnlichen Patien- tencharakteristika gegenübergestellt.

Resultate

Symptomatische intrazerebrale Blutun- gen nach 24 Stunden (Definition NIHSS) traten in SITS-MOST bei 1,7 Prozent der Patienten auf. Der Anteil der Patienten mit Gehirnblutungen nach 7 Tagen (Cochrane-Definition) betrug 7,3 Pro- zent und war vergleichbar mit einer Rate von 8,6 Prozent, die in den kontrollierten Vergleichsstudien beobachtet wurde. Die

Thrombolyse beim akuten ischämischen Schlaganfall

ARS MEDICI 23 2007

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S T U D I E

■ Die Thrombolyse mit Alteplase ist die First-Line-Therapie beim ischämischen Schlaganfall.

■■

■ Das Medikament muss inner- halb von 3 Stunden nach Einset- zen der Schlaganfallsymptome intravenös zugeführt werden.

■■

■ Die Behandlung ist auch im klinischen Alltag wirksam und sicher durchführbar.

M M M

M e e e e rr rr k k k k ss ss ä ä ä ä tt tt zz zz e e e e

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in SITS-MOST beobachteten Gehirnblu- tungen traten in Zentren mit umfangrei- cher Erfahrung und mit geringer Vorer- fahrung bezüglich der thrombolytischen Schlaganfallbehandlung etwa gleich häu- fig auf, was darauf hinweist, dass die Pa- tientensicherheit in allen Zentren gleich- ermassen gewährleistet war.

Die Mortalitätsrate nach 3 Monaten war in SITS-MOST mit 11,3 Prozent im Ver- gleich zu 17,3 Prozent in den randomi- sierten kontrollierten Studien signifikant niedriger. Bei 674 der 701 Sterbefälle in SITS-MOST waren die Ursachen be- kannt. Die Todesursachen umfassten Hirninfarkte (285), intrazerebrale Blu- tungen (66), unspezifizierte Zerebralin- farkte oder Hämorrhagien (50), Myo- kardinfarkte (34), pulmonale Embolien (22), Pneumonien (92), andere vasku- läre Ursachen (37) und sonstige Ursa- chen (88). 96 der Todesfälle wurden von den Forschern mit Alteplase in Verbin- dung gebracht.

Die funktionale Unabhängigkeit der Pa- tienten mit einem Score von 0 bis 2 auf der modifizierten Rankin-Skala betrug

54,8 Prozent in SITS-MOST und 49,0 Pro- zent in den Vergleichsstudien. Der Pa- tientenanteil mit vollkommener Wieder- herstellung (Score 0–1) nach 3 Monaten war mit 38,9 Prozent in SIST-MOST und 42,3 Prozent in den gepoolten randomi- sierten Studien etwa gleich.

Aufgrund der Ergebnisse kamen die Autoren zu dem Schluss, dass Alteplase zur thrombolytischen Behandlung des akuten ischämischen Schlaganfalls auch im klinischen Routinealltag sicher und effektiv angewendet werden kann, wenn es innerhalb von 3 Stunden nach Auf- treten der Schlaganfallsymptome verab- reicht wird.

Studie zur Anwendung mit erweitertem therapeutischem Fenster

Derzeit werden Wirksamkeit und Sicher- heit von Alteplase in der thrombolyti- schen Behandlung des akuten ischämi- schen Schlaganfalls mit einem erweiter- ten therapeutischen Zeitfenster von mehr als 3 Stunden nach Auftreten der Sym- ptome in der European Cooperative

Acute Stroke Study (ECASS) III unter- sucht. Die Resultate von SITS-MOST und ECASS III werden als Basis für eine Neubewertung des Nutzen-Risiko-Pro- fils von Alteplase zur Therapie des aku- ten ischämischen Schlaganfalls in der

EU dienen.

Wahlgren Nils, Ahmed Niaz, Dávalos Antoni et al.:

Thrombolysis with alteplase for acute ischaemic stroke in the Safe Implementation of Thrombolysis in Stroke Monotoring Study (SITS-MOST): an observational study, The Lancet, 2007; 369: 275–282.

Interessenkonflikte: SITS-MOST wurde durch ein unbegrenztes Stipendium von Boehringer Ingelheim finanziert. Nils Wahlgren, der Stu- dienkoordinator, und weitere Autoren erhiel- ten Vergütungen von Boehringer Ingelheim (Deutschland) für die Mitarbeit in wissen- schaftlichen Beratungskomitees. Nils Wahlgren und einige Mitautoren engagierten sich zudem als Sprecher für Boehringer Ingelheim. Weitere Co-Autoren waren als Sprecher oder Berater für Boehringer Ingelheim, Novo Nordisk, Pfizer, Sanofi-Aventis, Astra-Zeneca, AGFA, Lundbeck, GlaxoSmithKline, PAION oder Forest tätig.

Petra Stölting S T U D I E

S T U D I E

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ARS MEDICI 23 2007

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