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Archiv "Die ärztliche Fortbildung — dem Fortschritt verpflichtet: Aus der Fortbildungsarbeit der Bundesärztekammer" (14.10.1976)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Heft 42 vom 14. Oktober 1976

Spektrum der Woche Aufsätze •Notizen

Die ärztliche Fortbildung — dem Fortschritt verpflichtet

Aus der Fortbildungsarbeit der Bundesärztekammer Erwin Odenbach

Thema Nr. 1, nicht nur in die- sem Gesprächskreis: die Fort- bildung. (V.r.n.l.) Prof. Dr. A.

Schretzenmayr, Dr. P. Erwin Odenbach und Wolfgang Brune.

Die ärztliche Fortbildung ist ge- setzlicher Auftrag der Landesärzte- kammern als Körperschaften öf- fentlichen Rechts. Die im Laufe des Jahres 1976 verabschiedeten oder im Entwurf vorliegenden Kammer- gesetze der Länder bekräftigen diese Fortbildungsaufgabe. Sie ver- pflichten den Arzt zur Fortbildung auch über die Grenzen einer gege- benenfalls ausgeübten Spezialisie- rung hinaus, da die Teilnahme am Notfalldienst für alle Ärzte ver- pflichtend ist.

Der 79. Deutsche Ärztetag hat im Mai dieses Jahres in Düsseldorf bei der Neufassung der ärztlichen Berufsordnung die in der bisheri- gen Form sehr allgemein gefaßte Fortbildungsverpflichtung differen- ziert. Gegebenenfalls muß der Arzt entsprechende Fortbildung gegen- über der Ärztekammer nachweisen können.

Ein neuer Beitrag zur Verkürzung des Weges zwischen wissenschaft- licher Forschung und ärztlichem Alltag in Klinik und Praxis sowie zu einer systematisierten ärztlichen Fortbildung wird gegenwärtig — vom 13. bis zum 16. Oktober — in Köln von der Bundesärztekammer gegeben: Das I. Interdisziplinäre Forum „Fortschritt und Fortbildung in der Medizin" findet in zeitlichem Zusammenhang mit einer Sitzung des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesärztekammer sowie mit einer Plenarsitzung des Deutschen Senats für ärztliche Fortbildung statt. Auf dieser — dem Forum fol- genden — Sitzung des Deutschen Senats für ärztliche Fortbildung

wird über die Schwerpunkte ärzt- licher Fortbildungsarbeit in unmit- telbarer Zukunft beraten und ent- schieden.

Zum Auftakt dieser für die ärztliche Fortbildung wichtigen Veranstal- tungen sei daher gerade in einem Jahr, das durch Gesetze und Be- rufsordnung die Fortbildungsver- pflichtung der Ärzte so markant hervorgehoben hat, über die Fort- bildungsarbeit der Bundesärzte- kammer in großen Zügen berichtet:

Organisation der Fortbildung — Deutscher Senat

für ärztliche Fortbildung

Gemeinsame Grundlage der Fort- bildungsarbeit der Landesärzte- kammern und der Bundesärzte- kammer sind vom Deutschen Ärz- tetag verabschiedete Richtlinien für die ärztliche Fortbildung. Die freiwillige Koordination der Fortbil- dungsarbeit in den Kammerberei- chen, darüber hinaus aber auch die Leitung der Fortbildungsarbeit der Bundesärztekammer, ist Aufga- be des vom Deutschen Ärztetag je- weils für die Amtsperiode des Vor- standes der Bundesärztekammer gewählten „Deutschen Senats für ärztliche Fortbildung". Nach des- sen Statut sind ordentliche Mitglie- der des Senats sieben in der ärztli- chen Fortbildung besonders erfah- rene Ärzte aus Praxis, Kranken- haus und Hochschule. Dies sind zur Zeit: Prof. Schretzenmayr, Augsburg; Prof. Lippross, Dort- mund; Prof. Alken, Homburg (Saar); Dr. Jungmann, Dassel-Mark- oldendorf; Prof. Kreienberg, Kai-

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Spektrum der Woche Aufsätze ·Notizen

Fortbildungsarbeit der Bundesärztekammer

serslautern; Prof. Heim, Berlin; Dr.

Kerger, Frankfurt (Main).

Der Kreis dieser Senatsmitglieder wird ergänzt durch außerordentli- che und korrespondierende Mit- glieder. So sind die Fortbildungs- beauftragten der Landesärztekam- mern außerordentliche Mitglieder des Senats. Auch die ärztlichen Veranstalter größerer allgemeiner Fortbildungsveranstaltungen sind hierdurch in die Koordination der ärztlichen Fortbildung einbezogen.

Vorsitzender des Senats ist seit seiner Gründung Prof. Dr. Albert Schretzenmayr, Augsburg. Auf der diesjährigen Plenarsitzung des Se- nats am 17. Januar 1976 konnte er einen umfassenden Bericht über

"25 Jahre Deutscher Senat für ärzt- liche Fortbildung" erstatten, in dem er dessen eindrucksvolle Ent- wicklung wiedergab. Eine Schilde- rung der Errichtung und Arbeit der Akademien für ärztliche Fortbil- dung in den Landesärztekammern wurde von Dr. Kerger, Frankfurt (Main), dem Vorsitzenden der Aka- demie für ärztliche Fortbildung der Landesärztekammer Hessen, ge- geben. Ein Bericht über neue Ver- suche mit audiovisuellen Fortbil- dungsmethoden für Ärzte vom Ver- fasser folgte, ergänzt durch einge- hende Ausführungen über die Ge- staltung des I. Interdisziplinären Forums "Fortschritt und Fortbil- dung in der Medizin". Die Festle- gung der Schwerpunkte für die ärztliche Fortbildung der kommen- den Jahre wurde vertagt auf die Senatssitzung, die jetzt in Zusam- menhang mit dem Interdisziplinä- ren Forum stattfinden wird.

Die Landesärztekammern haben nach den vorgelegten Berichten auf der lokalen, der regionalen und der Landesebene Fortbildungsver- anstaltungen in sehr großer Zahl an Abenden und Mittwochnachmit- tagen, an Wochenenden oder als zum Teil einwöchige Kongresse durchgeführt. Umfassende Fortbil- dungsverzeichnisse werden von den meisten Landesärztekammern regelmäßig herausgegeben, die dem einzelnen Arzt eine rechtzeiti- ge Planung erlauben.

Neue Erkenntnisse und Fortschritte medizinischer Forschung ebenso wie Erfahrung des ärztlichen All- tags in Klinik und Praxis gemein- sam möglichst allen Ärzten ver- ständlich und rasch nahezubrin- gen ist stetes Bemühen aller für die Fortbildung verantwortlichen Organe, Gremien und Beauftragten in den einzelnen Kammern. Je mehr die Spezialisierung in der Ärzteschaft zunimmt, desto not- wendiger werden zugleich überdis- ziplinäres, allgemeines medizini- sches Wissen sowie Information über neue wesentliche Erkenntnis- se und Entwicklungen der Medizin auch über die Grenzen des jeweili- gen Faches hinaus.

Kritik

Im Rahmen der Angriffe, die in jün- gerer Zeit nicht selten aus be- stimmten Regiestellen veröffent- lichter Meinung mit zunehmender Schärfe gegen die Ärzteschaft ge- führt werden, spielt ungeachtet all dieser Fortbildungsaktivitäten die Kritik an einer angeblich .. völlig unzulänglichen, kaum durchgeführ- ten" ärztlichen Fortbildung eine wesentliche Rolle, natürlich ver- bunden mit der Forderung nach Einführung möglichst staatlicher Reglementierung in diesem Be- reich. Die sogenannte Effektivi- tätskontrolle ärztlicher Fortbil- dung wird in einem Teil der Öf- fentlichkeit ebenfalls leider meist unsachlich diskutiert; nichtsdesto- weniger ist diese Effektivitätskon- trolle innerhalb der Ärzteschaft - auch mit Blick auf neue Möglich- keiten der Didaktik - bezüglich der Bewertung von Fortbildungs- veranstaltungen, aber auch der ei- genen Fortbildung, Gegenstand ganz besonders intensiver Überle- gungen.

111>- Der Vorstand der Bundesärzte-

kammer hat daher 1974 die Grün- dung einer eigenen Abteilung Fort- bildung und Wissenschaft be- schlossen, die zum 1. März 1975 ihre Tätigkeit aufnahm und deren geschäftsführender Arzt zugleich Schriftführer des Deutschen Senats für ärztliche Fortbildung ist.

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Fortbildungskongresse

Im Vordergrund der eigenen Fort- bildungsarbeit der Bundesärzte- kammer standen und stehen die von ihr veranstalteten Internationa-

len Fortbildungskongresse, die auf die Initiative von Prof. Dr. Albert Schretzenmayr zurückgeht, der bis zum Berichtszeitpunkt 133 große Internationale Fortbildungs- kongresse der Bundesärztekammer geplant, vorbereitet und geleitet hat. Die Besucherzahlen dieser seit 1953 von der Bundesärztekammer veranstalteten Kongresse haben im Laufe ·der Jahre ständig zugenom- men. Die großen Winterkongresse in Davos und in Badgastein mit mehr als 3000 beziehungsweise rund 2000 Teilnehmern und vielen parallelen Veranstaltungen, mit ei- ner beachtlichen Mannigfaltigkeit der Themen, einem großen Ange- bot von Referenten erfordern von Kongreßleitung und Kongreßbüro besonderen Einsatz. Auch die Kon- gresse in Grado (Juni und Septem- ber) konnten trotz der Erdbebenka- tastrophe in Friaul ohne Beeinträch- tigung durchgeführt werden.

Neben den klassischen Fortbil- dungskongressen mit großem Vor- trag und ergänzender längerer Dis- kussion fanden unsere neuentwik- kelten "Seminarkongresse" großen Zuspruch. Bereits vier unserer acht Internationalen Kongresse sind sol- che Seminarkongresse mit kleine- ren Teilnehmerkreisen und somit noch besseren Kontakt- und Dis- kussionsmöglichkeiten.

Um auch Ärzten mit Kindern im schulpflichtigen Alter die Möglich- keit zu geben, an zweiwöchigen Fortbildungskongressen teilzuneh- men, wurde in den letzten Jahren jeweils während der Sommer- Schulferien in Davos ein Se- minarkongreß veranstaltet. Die Steigerung der Teilnehmerzahl um 21 Prozent im Jahr 1976 gegenüber dem Vorjahr ermutigt zur Fortfüh- rung solcher Seminarkongresse während der Schulferien mit erwei- terten Programmen, bei denen die gesundheitserzieherische Aufgabe des Arztes wesentlicher Faktor ist.!>

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Fortbildungsarbeit der Bundesärztekammer

Erhebungen des Kongreßbüros ha- ben im übrigen gezeigt, daß die Kongreßteilnehmer sich nahezu gleichmäßig auf Stadt- und Land- gebiete, aber auch auf Fachärzte und Allgemeinärzte verteilen.

• Für die Mitwirkung bei Planung, Gestaltung und Leitung der Inter- nationalen Fortbildungskongresse sind inzwischen für einzelne Kon- gresse verantwortliche Mitglieder eines neuen Senatsausschusses für Kongreßgestaltung berufen worden. Dies sind für

I> Badgastein: Prof. Dr. Dr. H. E.

Erhardt, Marburg;

I> Meran 1 (Frühjahr): Prof. H.

Mehnert, München;

> Davos II (Sommer): Prof. Dr. W.

Siegenthaler, Zürich;

> Meran II (Herbst): Prof. Dr. F.

Gross, Heidelberg;

• Grado II (Herbst): Prof. Dr. H.

Losse, Münster.

Stetige enge Zusammenarbeit mit dem Vorsitzenden des Senats und der Abteilung Fortbildung und Wis- senschaft sind Voraussetzungen für das Gelingen dieser Planungs- konzeption. Die Kongresse Davos I (Winter), Montecatini und Grado 1 (Frühjahr) werden von Prof. Schret- zenmayr gemeinsam mit der Abtei- lung Fortbildung und Wissenschaft vorbereitet.

Senatsausschuß „Akademien für ärztliche Fortbildung"

Aufgaben dieses vom Senat gebil- deten Ausschusses, der am 15. Ja- nuar 1976 in Augsburg erstmals tagte, sind die Schaffung einer Übersicht über bereits bestehende, in Gründung befindliche und vor- gesehene Akademien für ärztliche Fortbildung, das Studium institutio- neller und organisatorischer Pro- bleme, ferner Fragen der Didaktik und der möglichst intensiven Betei- ligung der Ärzte. Ein Informations- treffen mit den Vorständen der be- stehenden oder in Gründung be- findlichen Akademien sowie mit den Fortbildungsbeauftragten inter- essierter Landesärztekammern hat am 21. April dieses Jahres in der

Hessischen Akademie für ärztliche Fortbildung der Landesärztekam- mer Hessen in Bad Nauheim statt- gefunden.

Fortbildung

für Ärzte im Strafvollzug

In Verbindung mit der Bundesar- beitsgemeinschaft der Ärzte und Psychologen in der Straffälligenhil- fe e. V. hat die Bundesärztekammer am 20. und 21. Juni 1975 im Mün- chener Ärztehaus einen Fortbil- dungskongreß für Ärzte im Straf- vollzugsdienst veranstaltet, an dem nahezu die Hälfte der zur Zeit hauptberuflichen Ärzte im Strafvoll- zug teilgenommen haben. Aufgaben, Tätigkeit und Probleme dieser Ärz- te hatten in den letzten Jahren in einer öffentlichen Diskussion mit heftigen Auseinandersetzungen ge- standen. Der Kongreß befaßte sich mit den Themen

— Suizidprophylaxe;

— Ursache und Behandlung von Haftreaktionen;

— Behandlung erregter und schwieriger Anstaltsinsassen;

— Versorgung von Nahrungsmit- telverweigerern (auch als

„Zwangsernährung" bezeichnet), ferner mit Organisationsfragen des vollzugsärztlichen Dienstes. Refe- renten aus Großbritannien, aus Österreich und der Bundesrepublik berichteten über ihre Erfahrungen sowie über die rechtliche Proble- matik und lösten lebhafte Diskus- sionen aus.

• Der Präsident der Bundesärzte- kammer, Professor Dr. Hans J.

Sewering, faßte zusammen: zwi- schen Häftlingen und anderen Bür- gern darf prinzipiell kein Unter- schied gemacht werden. Auch Häftlingen muß — eine freie Wil- lensentscheidung vorausgesetzt — das Recht zugestanden werden, ihr Einverständnis zu einem ärztlichen Eingriff zu verweigern. Eine ein- deutige Klärung dieser Problematik durch den Gesetzgeber ist notwen- dig, damit die Arbeit der Ärzte im Strafvollzug auf sichere Rechts- grundlagen gestellt wird.

Eine neue Aufgabe war die Über- nahme des Zentralkongresses für medizinische Assistenzberufe in Augsburg in die Verantwortung der Bundesärztekammer. Er fand vom 26. bis zum 29. Mai 1976 er- neut statt.

Interdisziplinäres Forum

„Fortschritt und Fortbildung in der Medizin"

Das gegenwärtig in Köln stattfin- dende Interdisziplinäre Forum hat die Abteilung Fortbildung und Wis- senschaft besonders beschäftigt.

An der Vorbereitungsarbeit waren der Vorsitzende des Wissenschaft- lichen Beirates, Prof. Dr. Loew, der Vorsitzende des Deutschen Senats für ärztliche Fortbildung, Prof. Dr.

Schretzenmayr, der Leiter der Me- dizinisch-Wissenschaftlichen Re- daktion des DEUTSCHEN ÄRZTE- BLATTES, Prof. Dr. Alken — bera- ten von vielen Mitgliedern des Wis- senschaftlichen Beirates und des Senats, besonders aber auch von zahlreichen wissenschaftlichen Ge- sellschaften — eng beteiligt. Aus den verschiedenen Disziplinen werden die wesentlichen, über die Grenzen des Faches hinaus beson- ders bedeutsamen Erkenntnisse von prominenten Wissenschaftlern auf ihre Tragweite für die ärztliche Fortbildung hin referiert und mit je- weils wechselnden Podien zahlrei- cher Wissenschaftler, aber auch niedergelassener Fachvertreter und Allgemeinärzte diskutiert. Durch die in zeitlichem Zusammen- hang mit dem Forum stattfinden- den Sitzungen des Deutschen Se- nats für ärztliche Fortbildung und des Wissenschaftlichen Beirates kann zusammenfassend darüber entschieden werden, welche Schwerpunkte, welche Einzeler- kenntnisse vordringlich in die Fort- bildungskongresse der Bundesärz- tekammer, insbesondere aber auch in die Fortbildungsarbeit der Lan- desärztekammern, der Akademien für ärztliche Fortbildung, der ärztli- chen Kreis- und Bezirksorganisa- tionen, aufgenommen werden. Über- sichtsreferate und Korreferate wer- den möglichst kurz sein, um der Diskussion entsprechenden Raum

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Frage: Die Frührehabilitation des Herzinfarktes hat in den letzten Jahren einen entscheidenden Durchbruch erzielt. An dieser Ent- wicklung haben Sie, Herr Professor Halhuber, und die von Ihnen als ärztlicher Direktor geleitete Klinik mit einem hohen Stellenwert An- teil, in der Breite der Erfahrung vielleicht den höchsten in der Bun- desrepublik. Wie hat sich dies ent- wickelt?

Halhuber: Daß die koronare Herz- krankheit und ihre dramatischen Ereignisse Herzinfarkt und Sekun- denherztod noch immer die größte Epidemie in der westlichen Welt darstellen, brauche ich hier nicht zu erläutern: immerhin stirbt noch jeder elfte männliche Europäer vor dem Erreichen des Rentenalters an der koronaren Herzkrankheit.

Im Jahre 1969 haben Gillmann und Colberg (1) in einer katamnesti- schen Studie folgende Feststellun- gen machen müssen: Von 300 In- farktpatienten waren im ersten Jahr nach der Klinikentlassung 28, im zweiten 16, im dritten Jahr sechs verstorben. Mehr als ein Drittel der Übergewichtigen hatten noch weiter an Gewicht zugenom- men, die Letalität in der Post-In- farkt-Phase war bei stark Überge- wichtigen mit 27 Prozent deutlich erhöht (was doch bedeutet, daß der Risikofaktor „Übergewicht"

THEMEN DER ZEIT

auch nach dem Infarkt noch be- handelt werden sollte), nur noch 24 Prozent der Patienten mit systoli- schen Blutdruckwerten über 160 mm Hg waren konstant mit blut- drucksenkenden Mitteln, nur 42 Prozent der Patienten mit Herzin- suffizienzerscheinungen waren mit Digitalis behandelt worden. 21 Pro- zent der Patienten mit Kurmaßnah- men haben eine sehr deutliche Verschlechterung durch diese an- gegeben. Die Wiederaufnahme der Arbeit erfolgte bei den Berufstäti- gen in 64,5 Prozent, und zwar nur in der Hälfte der Fälle innerhalb des ersten halben Jahres.

Ich erinnere mich auch noch sehr gut, wie ein Patient, den ich 1970 in einer Poliklinikvorlesung an der Technischen Universität München im Klinikum rechts der Isar vorstel- len konnte, auf die Frage, was man ihm nach seinem ersten Herzin- farkt für Ratschläge gegeben hatte, wütend mitteilte, daß es nur drei Empfehlungen gewesen seien:

„Regen Sie sich nicht auf, strengen Sie sich nicht an, beantragen Sie die Rente!"

Frage: War das damals nur eine Ausnahme?

Halhuber: Nein, mit diesen provo- zierenden Feststellungen und den Zahlen neutraler Beobachter wollte ich nur die damalige Ausgangslage Fortbildungsarbeit

zu lassen. Neben einer Verkürzung des Weges zwischen Forschung und Ärzten in Klinik und Praxis kann auch die Warnung vor unkri- tischer Anwendung nicht ausrei- chend geklärter neuer Erkenntnis- se und Methoden möglich sein.

• Über die Arbeit des Filmaus- schusses der Bundesärztekammer unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Wal- ter Kreienberg, Kaiserslautern, wird noch gesondert berichtet werden.

Hier sei nur vermerkt, daß die Bun- desärztekammer in der ersten Jah- reshälfte 1976 an drei Wochenen- den ein neuartiges Seminar „Film in der Medizin" für filmende Ärzte unter der Leitung von Dr. Pierre Kandorfer durchgeführt hat, an dem namhafte Experten mitwirkten.

• Die Abteilung Fortbildung und Wissenschaft verfolgt sowohl neue didaktische Methoden als auch neue Versuche zur Effektivitätskontrolle von Fortbildungsveranstaltungen.

Die Diskussionen hierüber sind in vollem Gang, eine abschließende Beurteilung ist derzeit noch nicht möglich. Die beträchtlichen Unter- schiede zwischen Ausbildung, Wei- terbildung und Fortbildung werden dabei leider häufig übersehen.

Monatskurse

für die ärztliche Fortbildung

Nicht nur den Teilnehmern der Fortbildungskongresse, sondern auch allen anderen Ärzten ist die Möglichkeit gegeben, regelmäßig über die „Monatskurse für die ärzt- liche Fortbildung" — herausgege- ben von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereini- gung, verlegt beim Deutschen Ärz- te-Verlag, Köln — die Vorträge und Referate unserer Fortbildungs- kongresse zu verfolgen. Es ist vor- gesehen, bereits Mitte 1977 auf vierzehntägliches Erscheinen der Hefte überzugehen, so daß künftig auch die Referate der Seminarkon- gresse veröffentlicht und damit al- len Ärzten zugänglich werden.

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Erwin Odenbach

Haedenkampstraße 1, 5000 Köln 41

Ist Herzinfarkt-Rehabilitation eine „Mode"?

Interview mit Professor Dr. med. M. J. Halhuber

Frau Dr. Magda Menzerath, Fachkorrespondentin des DEUTSCHEN ÄRZTEBLATTES, ist in dem nachstehend wiedergegebenen Inter- view mit Prof. Dr. med. M. J. Halhuber, dem ärztlichen Direktor der Klinik Höhenried für Herz- und Kreislaufkrankheiten (Landesversi- cherungsanstalt Oberbayern), den teilweise kontrovers diskutierten Fragen der Herzinfarkt-Rehabilitation nachgegangen. Die Antworten Prof. Haihubers zeichnen ein umfassendes Bild nicht nur der an dieser Klinik geleisteten Arbeit; sie zeigen auch ganz allgemein den neuesten Stand der klinischen Herzinfarkt-Rehabilitation auf.

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