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Archiv "Kinderärzte gegen Panikmache" (04.07.1984)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

KURZBERICHTE Homosexualität

Homosexuellen, die es zu min- dern gilt, wenn sie auch wegen dem „Anderssein" in ihren sexu- ellen Praktiken und den unter- schiedlichen Reaktionen darauf — von seiten der sogenannten Nor- malen — nicht gänzlich und überall beseitigt werden können. Er- schwert wird dieser Prozeß, arti- kulieren neuerdings Gruppierun- gen: „Schwul ist schick!" (deut- sche homosexuellen Zeitschrift

„Torsos" Nr. 1/83). Anderseits ist es ebenso unsinnig, Homosexuel- le aufzufordern, auf Sex gänzlich zu verzichten, wie welt- und le- bensfremd diesen noch heute zu ersetzen durch „christliche Aske- se" („Leitfaden für Sexualaufklä- rung" der katholischen Kirche).

Mögen auch die Ängste der Psychagogin (Erziehungsberate- rin) Christa Mewes übertrieben sein, sieht sie in der Homosexuali- tät „Verfall und Untergang des Volkes", wird sicherlich der Witz des CDU-Bundestagsabgeordne- ten Wolfgang Vogt niemals Wahr- heit werden, in dem ein „Herr Kraus" deshalb aus Deutschland auszuwandern gedenkt, weil er für möglich hält, daß „per Gesetz Männerliebe noch zur Pflicht wird". Übrigens sieht Nobelpreis- träger Konrad Lorenz in unserer übervölkerten Welt in der gleich- geschlechtlichen Liebe — bei ver- ständlichen Vorbehalten der He- terosexuellen — durchaus auch et- was Gutes! Zu hoffen bleibt, daß der beschrittene Weg bezüglich größtmöglicher Toleranz, Akzep- tanz und Integration nicht noch zusätzlich neben AIDS durch die absolut vermeidbar gewesene Kießling/Wörner-Affäre gelitten hat. Zu wünschen wäre, daß ag- gressive homosexuelle Vereini- gungen dieser notwendigen An- näherung von längerer Dauer nicht noch durch ihr Verhalten Hemmnisse in den Weg legen.

„Schwule Kirchengemeinschaf- ten" wie die „Metropolitan Com- munity Church" mit angeblich 121

„Filialen" in sieben Ländern laut Hochwürden Troy Perry als Ober- haupt (in der Schweiz und der Bundesrepublik Deutschland be- kennen sich ebenfalls bereits öf-

fentlich vereinzelt Pfarrer zu ihrer Homosexualität) schaffen ebenso unüberbrückbares „Außenseiter- tum" wie „schwule Wochen" im

Frankfurter „Theater am Turm", respektive gezieltes Lancieren von „Schwulen" in die Parlamen- te als Abgeordnete unseres de- mokratischen Gemeinwesens bis hinauf in den deutschen Bundes- tag (dazu „Torso" Nr. 1/83!). Mit

Bemühungen um Einfühlungsver- mögen und damit auch gegensei- tige Rücksichtsnahme zwischen den Homo- und Heterosexuellen sollten die Sexualpraktiken bei gegensätzlicher Partnerwahl der ersteren, zugehörig zur Intim- sphäre wie bei den letzteren, nicht mehr (oder nicht wieder?) als maßgebendes Kriterium der Beurteilung der gesamten Per- sönlichkeit herangezogen wer- den: unter Mißachtung aller ande- ren menschlichen Fähigkeiten!

Deshalb hat auch das Europapar- lament in Straßburg am 13. März 1984 sich für die Homosexuellen eingesetzt. Mit 114 gegen 25 Stim- men bei 22 Enthaltungen verab- schiedete es eine Entschließung, die alle EG-Länder auffordert, sämtliche Gesetze abzuschaffen, die rechtliche Sanktionen gegen homosexuelle Handlungen zwi- schen einverstandenen Erwach- senen noch vorsehen. Schließlich werden in einigen Mitgliedslän- dern Homosexuelle durch Polizei oder andere Behörden gegenwär- tig immer noch registriert, was mit unserer westlichen Auffassung von den Menschenrechten, resp.

der Menschenwürde, nicht in Übereinstimmung gebracht wer- den kann.

Literaturnachweise beim Verfasser

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Heinz-Walter Rölke Sonnleitenweg 15

8221 Bergen am Chiemsee

Kinderärzte gegen Panikmache

„Es hat noch nie so viele gesunde, vor allem gut ernährte Kinder ge- geben wie heute", resümierte Prof. Dr. Dieter Palitzsch auf einer von ihm geleiteten Jahrestagung des Berufsverbandes der Kinder- ärzte Anfang Juni in Siegen. Die Tagung beschäftigte sich mit um- weltgefährdenden Einflüssen auf die kindliche Gesundheit. Pa- litzsch wie auch andere Referen- ten wandten sich gegen Panikma- che und gegen die Neigung, für kindliche Erkrankungen in erster Linie schlichtweg Umwelteinflüs- se geltend zu machen.

Den Sorgen vieler Mütter, durch Rückstände in der Muttermilch werde der Säugling gefährdet, begegnete Prof. Dr. Gerhard Schöch, Direktor des Instituts für Kinderernährung in Dortmund, mit der eindeutigen Empfehlung, solange zu stillen, als es ernäh- rungsphysiologisch sinnvoll sei, also während der ersten vier bis sechs Lebensmonate. Mütter frei- lich, die länger stillen wollten, sollten eventuell eine Mutter- milchuntersuchung vornehmen lassen. Beruhigendes verlautete auch über das Trinkwasser. Eine Gefährdung besteht dort, wo an die öffentliche Versorgung ange- schlossen ist, zur Zeit nicht; ein gewisses Risiko durch Nitrate, die über Düngemittel ins Grundwas- ser gelangen, sollte jedoch be- achtet werden. Ängste vor einer Gesundheitsgefährdung durch Strahlen besänftigte Privatdozent Dr. Marbod Reither von der Uni- versitätsklinik Gießen. Er erinner- te vor allem daran, daß die diagno- stische Strahlenbelastung durch neue Technologien und Vervoll- kommnung der Röntgendiagno- stik zurückgeht, und warnte da- vor, Hochrechnungen aufgrund eines überholten technischen Standes zu machen.

Der entwarnende Tenor der Aus- sagen auf der Tagung war um so Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 27 vom 4. Juli 1984 (37) 2089

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

KURZBERICHTE

bemerkenswerter, als die Kinder- ärzte im Augenblick unter dem Eindruck einer Erkrankung ste- hen, die offenbar durch Umwelt- einflüsse mitverursacht ist, dem Pseudo-Krupp. ln Siegen waren die statistischen Zusammenhänge (nachgewiesen vor allem von Prof. Dr. Harald Haupt, Duisburg) zwar gegenwärtig, hingewiesen

wurde aber darauf, daß ein kausa- ler Zusammenhang zwischen Schwefel- und Stickstoffdioxyd- belastung und Pseudo-Krupp bis- her nicht exakt bewiesen wurde.

Palitzsch forderte allerdings, Er- krankungen, die im Verdacht ste- hen, durch Umweltnoxen ausge- löst oder beeinflußt zu werden, zentral zu melden. NJ

Krankenhaus-Bettendichte:

Erhebliche regionale Unterschiede

Die Krankenhaus-Bettendichte sowie die Liegedauer der statio- när versorgten Patienten weichen von Bundesland zu Bundesland nach wie vor erheblich ab. Aller- dings vermittelt die amtliche Kran- kenhausstatistik, insofern ein ver- zerrtes und damit interpretations- bedürftiges Bild, als die amtliche Übersicht die vorgehaltene Kran- kenhausbettenkapazität für Akut- kranke (ohne Psychiatrie) strikt nach Bundesländern abgrenzt und zählt.

Um jedoch aussagefähige Schluß- folgerungen zu ziehen, ist es er- forderlich, zumindest bei einigen Ländern "bereinigte" Erhebun-

gen der Krankenhausbetten vor- zunehmen und dabei zu berück- sichtigen, ob und inwieweit Kran- kenhausbetten mit Patienten des aufgeführten Bundeslandes und/

oder eines anderen, benachbar- ten Landes belegt wurden. Es gibt - wie nicht anders zu erwarten - einerseits Bundesländer mit merklichen "Wanderungsverlu-

sten", wie der Flächenstaat

Schleswig-Holstein, und solche Bundesländer, die deutliche

"Wanderungsgewinne", das heißt

Mehrbelegungen infolge stationä- rer Belegungen aus anderen Bun- desländern, zu verzeichnen ha- ben. Dazu zählen insbesondere die Stadtstaaten Harnburg und

130

120 D BETTENDICHTE AUF 10000 EINWOHNEiHBEREINIGT]

110 D VERWEILDAUER IN TAGEN

100 90-

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BUNDESLANOER

Quelle: Bedarfspläne, statistische Landesämter, eigene Erhebungen, Schätzungen

Darstellung: Bettendichte und Verweildauer in den Bundesländern 1982 (Krankenhäuser für Akutkranke)

2090 (38) Heft 27 vom 4. Juli 1984 81. Jahrgang Ausgabe A

Bremen. Die beiden norddeut- schen Stadtstaaten übernehmen seit eh und je Versorgungsaufga- ben auch für das Umland; sie wei- sen daher eine weit überdurch- schnittliche "Bettendichte" auf.

Da auch das Krankenhausfinan- zierungsgesetz (KHG) von 1972 der strikten länderbezogenen Bettenstatistik folgt, ist es für die gesundheitspolitische Beurtei- lung wichtig, daneben eine "Ein- zugsgebietsstatistik" zu Rate zu ziehen.

Auf Grund einer Analyse der Be- darfspläne anhand von Unterla- gen der Statistischen Landesäm- ter sowie von fundierten Schät- zungen wurde die Zahl der Bet- ten, die für Patienten der einzel- nen Bundesländer im eigenen oder in einem anderen Bundes- land "vorgehalten" werden, für das Jahr 1982 wirklichkeitsnah er- mittelt. Bei Berücksichtigung der Abwanderungen in den einzelnen Ländern, aber Nichtberücksichti- gung der Zuwanderungen ergibt sich die in der Darstellung darge- stellte Reihenfolge der bereinig- ten Bettendichte.

...,. Die geringste Bettendichte bei den Krankenhäusern für Akut- kranke weist Schleswig-Holstein mit 64,7 Betten auf 10 000 Einwoh- ner auf, gefolgt von Baden-Würt- temberg, Hessen, Bayern und Nie- dersachsen. Die mit Abstand höchste Bettendichte hat Berlin (West). Mit 124,7 Betten auf 10 000 Einwohner liegt die Bettendichte in Berlin etwa 93 Prozent über der Bettendichte des Landes Schles- wig-Holstein .

...,. ln einem engen Zusammen- hang mit der jeweiligen Betten- dichte steht offensichtlich die durchschnittliche Verweildauer.

Sie schwankt im Bundesgebiet von 12,6 Tagen in Baden-Würt- temberg bis zu 21 ,3 Tagen in Ber- lin (West). Die Länder mit einer unterdurchschnittlichen Verweil- dauer liegen allerdings auch mit der Bettendichte unter dem Bun- desdurchschnittswert.

Ernst Bruckenberger, Hannover

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