Kinderärzte
Früherkennung ausweiten
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte will die Vorsorge stärken.
D
as Früherkennungspro- gramm für Kinder und Jugendliche bedürfe einer Überarbeitung und müsse dringend auf den medizinisch neuesten Stand gebracht wer- den, forderte der Präsident des Berufsverbands der Kin- der- und Jugendärzte, Dr. med.Wolfram Hartmann, auf der Jahrestagung seines Verban- des in Berlin.
Führende Pädiater und So- zialpädiater haben Vorschläge für die Änderung der Vorsor- ge unterbreitet, die unter an- derem sicherstellen sollen, dass den Sprach-, Gewichts- und Lernproblemen bei der Vorsorge besondere Aufmerk- samkeit geschenkt wird. Der Berufsverband hat diese Vor- schläge aufgegriffen. Kinder- und Jugendärzte bieten inzwi- schen weitere Vorsorgeunter-
suchungen an, und zwar im Al- ter von drei Jahren eine U 7a, nach der U 9 eine U 10 zwi- schen sieben und acht Jahren und zwischen neun und zehn Jahren eine U 11. Das Ange- bot einer erweiterten Vorsor- ge für Jugendliche wurde ne- ben der J 1 um eine J 2 im Al- ter zwischen 16 und 18 Jahren aufgestockt. Diese zusätzli- chen Untersuchungen wer- den derzeit aber nur von Pri- vatkassen bezahlt. In einigen Fällen hätten sich gesetzliche Kassen jedoch bereit erklärt, diese Vorsorge auf dem Ku- lanzweg zu übernehmen.
Hartmann bemängelte, dass bei Hausarztmodellen die ge- setzlichen Kassen zusätzliche Vorsorgeuntersuchungen zwar für Erwachsene anbieten.
„Kinder und Jugendliche, bei denen die Prävention von höherem Nutzen ist, bleiben bei den meisten Kassen bis- lang aber außen vor.“
Seh- und Hörstörungen würden oft zu spät erkannt, frühe Verhaltens- und Bin- dungsstörungen nicht hinrei- chend erfasst. Das alles könne nur durch spätere, kostspieli- ge Behandlungen aufgefan- gen werden, was die gesetzli- chen Kassen weit mehr bela- ste als die Kosten der Präven- tion.Allerdings habe er wenig Hoffnung, dass die Politik und die Gremien der gemein- samen Selbstverwaltung zu einem schnellen positiven Abschluss dieses Themas und damit zu einer gesetzlichen Regelung kämen.
Hartmann richtete in die- sem Zusammenhang weite- re Forderungen an die Poli- tik im Hinblick auf die be- vorstehende Bundestagswahl.
Priorität habe die Übernahme der Kosten durch die Gesetz- liche Krankenversicherung für nichtverschreibungspflich- tige Medikamente (OTC) für Kinder und Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 18 Jahren, ein Thema, das insbesondere die Behandlung
chronisch kranker Kinder be- trifft. Großen Wert legt der Verband auf eine besondere Berücksichtigung der Kinder und Jugendlichen im Präven- tionsgesetz und auf die Beibe- haltung und Stärkung des Ju- gendmedizinischen Dienstes im Rahmen des öffentlichen Gesundheitsdienstes. Tabak- und Alkoholverbote an Schu- len müssten verstärkt durch- gesetzt werden. Jo Kanders
Gesundheitshandwerke
Positionspapier zur Telematik
Forderung nach stärkerer Beteiligung bei Entwick- lung der Gesundheitskarte
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ie deutschen Gesundheits- handwerke (Augenopti- ker, Hörgeräteakustiker, Or- thopädieschuhtechniker, Or- thopädietechniker und Zahn- techniker) haben ein Positi- onspapier zur geplanten Ein- führung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) ver- öffentlicht. Die Organisatio- nen, die das Entwicklungs- und Einführungsverfahren der eGK positiv und konstruktiv begleiten wollen, befürchten erhebliche Wettbewerbsnach- teile, wenn sie nicht frühzeitig in die Prozesse eingebunden werden.Die Gesundheitshandwer- ke halten auch für ihre Berufe die Einführung von Berufs- ausweisen erforderlich. Als der Zuständigkeit der Hand- werkskammern unterliegen- de Organisationen fordern sie deshalb „die sofortige Einbe- ziehung der Organisationen des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks in den Koordinierungs- und Abstim- mungsprozess“. Die Berufs- verbände der Gesundheits- handwerke seien gleichbe- rechtigt in die von den Bun- desländern und der Selbstver- waltung initiierten Projekt- gruppen einzubeziehen, heißt es in dem Papier. KBr A K T U E L L
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A1850 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 26⏐⏐1. Juli 2005
Arzthelferinnen
Einigung über Ausbildungs- ordnung
Neue Berufsbezeichnung:
Medizinische Fachangestellte
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oraussichtlich zum 1. Au- gust 2006 kann die neue Ausbildungsordnung für Arzt- helferinnen in Kraft gesetzt werden. Die Bundesärzte- kammer und der Berufsver- band der Arzt-, Zahnarzt- und Tierarzthelferinnen ei- nigten sich in der 6. Sach- verständigenrunde über alle bisher noch offenen Fragen.Umstritten war bis zuletzt
die Dauer der praktischen Prüfung. Der Forderung der Arbeitnehmer nach einer Aufwertung und Verlänge- rung der praktischen Prü-
fung auf 90 bis 120 Mi- nuten wollte die Ärz- tevertretung nicht zu- stimmen. Schließlich verständigten sich die Verhandlungsführer auf eine 75-minütige Prü- fung, die ein 15-minüti- ges Fachgespräch ein- schließt.
Die neue Ausbildungs- ordnung sieht als künf- tige Berufsbezeichnung den Begriff „Medizi- nische Fachangestellte“
vor. Damit wird auch dem Umstand Rech- nung getragen, dass die Anforderungen an die Arzthelferinnen in den vergangenen Jahrzehnten er- heblich zugenommen haben;
immer mehr wird ein selbst- ständiges Praxismanagement
erwartet. TG
Die Praxisorganisation stellt hohe Anforderungen an die Arzthelferin.
Dr. med. Wolfram Hartmann
Foto:Daniel Rühmkorf
Foto:Jo Kanders