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Archiv "Der Stand der Ophthalmologie" (18.03.1983)

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin KONGRESS-BERICHT

Das Programm des Kongresses vom 31. Oktober bis zum 5. No- vember 1982 in San Francisco um- faßte 339 Seiten. Die Gedrängtheit und die Überscheidungen des Ge- botenen machen es unmöglich, al- le Aspekte auch nur andeutungs- weise zu beleuchten. Dem Refe- renten schienen folgende Punkte am bemerkenswertesten:

Weltweit gibt es derzeit etwa 22 Millionen praktisch Blinde. Häu- figste Ursache ist der graue Star.

Das Trachom ist demgegenüber zurückgefallen. 25 Millionen lei- den an Onchozerkose, etwa eine halbe Million Menschen sind im tropischen Afrika an dieser Er- krankung erblindet. Durch ent- sprechende Maßnahmen konnte die Weiterverbreitung in einem 700 000 Quadratkilometer großen Areal um 80 Prozent reduziert werden.

Für die Frühdiagnose des Glau- koms sind Photokontrollen der Papille wesentlich, welche die Ab- blassung und Exkavation berück- sichtigen. Dies bestätigen die Er- fahrungen an nahezu 22 000 japa- nischen Versuchspersonen. Bei den Operationen des Weitwinkel- glaukoms gehen der Einsatz des Operationsmikroskops sowie we- nig traumatisierende, anatomisch exakte Methoden mit einer Ver- besserung der Ergebnisse einher.

In einer Langzeitstudie wurden die Gesichtsfeldausfälle bei Glaukom analysiert. Hauptindikation für ein chirurgisches Vorgehen bei chro- nischem Glaukom ist die Beteili- gung des Sehnerven' mit zuneh- mendem Gesichtsfeldausfall. Bei der operativen Therapie bestimm- ter Glaukomformen gewinnt offen- bar die unblutige Licht- bzw. La- serkoagulation wieder Boden. H.

Hager, Berlin, hat die Laserkoagu-

lation des Schlemmschen Kanals bereits vor annähernd 10 Jahren angeraten. Er konnte sich seiner- zeit jedoch nicht durchsetzen. Mit Laserstrahlen wird neuerdings ei- ne Lücke an der Iriswurzel gebil- det. Es handelt sich hier um eine

„unblutige lridektomie". Andere führen Lichtkoagulationen der Zi- liarkörperfortsätze durch die er- weiterte Pupille mit Hilfe spezieller Kontaktgläser aus mit dem Ziel ei- ner Drosselung der Kammerwas- serproduktion. Möglicherweise er- geben sich hier neue Alternativen zur üblichen Glaukomchirurgie.

Der Einfluß des in der konservati- ven Glaukombehandlung viel be- nutzten Betablockers Timoptol auf Sekretion und Abfluß des Kam- merwassers wurde durch radioak- tive Substanzen untersucht: Die Einträufelung von Timoptol be- wirkt sowohl eine Sekretionsmin- derung als auch eine Abflußer- leichterung von über 20 Prozent.

Die Keratoprothese (Implantation einer Kunstlinse in die Hornhaut) hat sich bei solchen Patienten be- währt, bei denen eine normale Ke- ratoplastik wegen besonders schlechter Prognose nicht mehr in Betracht kommt. Zur Zeit ist viel die Rede von Operationen an der Hornhaut, welche bei Myopie und Astigmatismus durch eine Ände- rung des Krümmungsradius der Hornhaut als Folge radiärer Inzi- sionen (radiäre Keratotomie) eine Beseitigung der Refraktionsano- malie anvisieren, so daß der Pa- tient im Idealfall keine Brille mehr benötigt. Diese Verfahren finden jedoch keinen einstimmigen An- klang: Ein Vortragender berichtet bei 247 Augen über folgende Kom- plikationen: 5 Prozent Perforation der Hornhaut, 6 Prozent Schäden im Bereich des Hornhautendo- thels, 49 Prozent (!) Hornhaut-

ödem, Astigmatismus, schwan- kende Sehschärfe, 14 Prozent Über- bzw. Unterkorrektur. — Wäh- rend verschiedentlich bei Patien- ten mit grauem Star die extrakap- suläre Linsenextraktion mit Im- plantation einer Hinterkammerlin- se aus Kunststoff als sicherer Fort- schritt apostrophiert wurde, geht andererseits aus einer ausgedehn- ten europäisch-amerikanischen Langzeitstudie hervor, daß mehr als 75 Prozent der Linsenlosen oh- ne Kunstlinsenimplantation auf Dauer durch Kontaktlinsen gehol- fen werden kann. Dies gilt beson- ders für staroperierte Kinder.

Nicht unwidersprochen blieb die Feststellung, daß nach extrakap- sulärer Kataraktextraktion weni- ger Netzhautablösungen auftreten als nach einer konventionellen in- trakapsulären Entbindung der Lin- se. Das nach einer Entfernung der getrübten Linse oft so deletäre ödem der Netzhautmitte (Irvine- Gass-Syndrom), das mit starker Sehherabsetzung einhergeht und einer Therapie so gut wie nicht zugänglich ist, muß als Komplika- tion aufgefaßt werden, welche, ebenso wie das postoperative Hornhautödem, nach Kunstlinsen- implantation häufiger auftritt als nach der konventionellen Starope- ration. — Für die Beurteilung der Intensität von Linsentrübungen haben sich densitometrische Un- tersuchungen mittels der Scheim- pflugphotographie bewährt. Dies ist für die subjektive Beurteilung der Wirkungsweise von Medika- menten bei Linsentrübungen von Bedeutung.

lntraokulare amagnetische Fremd- körper, deren Entfernung mit zum schwierigsten Kapitel der Ophthal- mochirurgie gehört, lassen sich durch eine Vitrektomie in Höhe der Pars plana des Ziliarkörpers extrahieren. Voraussetzung für diesen diffizilen Eingriff ist eine exakte Fremdkörperlokalisation. — Bei Orbitatumoren kann Ge- schwulstmaterial aus der Augen- höhle zur Biopsie durch Aspira- tion mit einer dünnen Nadel ge- wonnen werden, deren Lage im

Der Stand der Ophthalmologie

Bericht über den Internationalen

Ophthalmologen-Kongreß in San Francisco

42 Heft 11 vom 18. März 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

Computertomogramm kontrolliert werden sollte. — Bei proliferieren- der diabetischer Retinopathie hat die Lichtkoagulation sowohl kurz- fristig als auch langfristig ihren großen Wert bewiesen. Allerdings müssen laufende Kontrollen durchgeführt und auch gegebe- nenfalls die Koagulationen wie- derholt werden. Nach Implanta- tion einer Insulinpumpe zeigte sich (Beobachtungszeit 20 Mona- te) eine Besserung oder Stabilisie- rung der diabetischen Fundusver- änderungen. — Zur medikamentö- sen Therapie der Iridozyklitis bei Beh9et-Syndrom haben sich (700 Fälle!) Colchicin-Präparate be- währt. — Die Ergebnisse einer Dop- pelblindstudie zeigen, daß die kombinierte Anwendung von De- xamethason und Indomethacin postoperative Entzündungen si- gnifikant verringert. — Elektro- physiologische Untersuchungen (durch Schachbrettmuster evo- zierte Elektroretinogramme, visu- ell evozierte Potentiale) stellen, z. B. bei Erkrankungen des Seh- nerven, eine wichtige diagnosti- sche Hilfe dar. — Bekanntlich ist die Sehschärfeprüfung bei Klein- kindern schwierig. Eine neue Seh- probentafel mit kreisförmig ange- ordneten Punkten abnehmender Größe scheint empfehlenswert. — Das Tragen weicher Kontaktlinsen ist nicht immer problemlos. Bei über 16 Prozent von 1200 Trägern weicher Kontaktlinsen traten Kom- plikationen auf, die vom Hornhaut- ödem bis zur Panophthalmie reichten. Die Ursachen können nur teilweise den Patienten ange- lastet werden. Für die Früherken- nung von Schäden an Kontaktlin- sen wird das Rasterelektronenmi- kroskop empfohlen.

Der Kongreß fand in den riesigen unterirdischen Kongreßräumen des Moscone-Center sowie in ei- nem weiteren Hörsaalkomplex (Ci- vic-Auditorium) statt, diesmal zu- sammen mit der Jahrestagung der American Academy of Ophthalmo-

logy. Präsident Reagan hatte ei- nen persönlichen Freund zur Be- grüßung delegiert, der eine gefilm- te Grußadresse des Präsidenten

Ophthalmologie

an die Kongreßteilnehmer vorstell- te. Reagan führte darin u. a. aus, daß er schon früh zu den Kontakt- linsenträgern gehört habe.

Mehr als 20 000 Kongreßteilneh- mer erlebten eine ausgezeichnet funktionierende Organisation mit reibungslosem Ablauf der Veran- staltungen unter der kompetenten Leitung von Professor Maumenee, Baltimore, und Professor Parks, Washington. Neben zahlreichen Referaten und Vorträgen aus allen Gebieten der modernen Ophthal- mologie und ihren Grenzgebieten sowie einem umfangreichen Film- programm fanden über 850 Kurse statt, außerdem war Gelegenheit zum Besuch von 74 wissenschaft- lichen Ausstellungen mit meist ho- hem Niveau gegeben. Verständ- licherweise hatte der Kongreß den Nachteil, daß es den Teilnehmern wegen der Terminkollision nicht möglich war, an allen jeweils inter- essierenden Veranstaltungen teil- zunehmen. Gelegentliche Pausen ließen sich durch einen Bummel durch die Ausstellungshallen überbrücken. Dort wurden die mo- dernsten Geräte, Instrumente und therapeutischen Verfahren de- monstriert. Auch die Bundesrepu- blik Deutschland war mit einer Reihe von Firmen vertreten. Da be- kanntlich Laserstrahlen akziden- tell irreversible Augenschäden verursachen können, durften die- se Geräte vom dritten Kongreßtag an nicht mehr in Funktion demon- striert werden.

Im Zusammenhang mit dem Kon- greß war auch Gelegenheit gege- ben zum Besuch von Rahmenver- anstaltungen, die in einer Reihe von Städten der USA über Spezial- gebiete der Ophthalmologie statt- fanden. Alles in allem widerspie- gelte der Kongreß eindrucksvoll und überzeugend den gegenwärti- gen Stand der Augenheilkunde.

Professor Dr. med. Dr. h. c.

Wolfgang Straub

Direktor der Universitäts- Augenklinik

Robert-Koch-Straße 4 3550 Marburg

FÜR SIE GELESEN

Die Wirkung von Fischtran bei ischämischen Herzkrankheiten

Die Tatsache, daß bei den Eskimos auf Grönland ischämische Herz- krankheiten nur äußerst selten auftreten, veranlaßte die Verfasser dieser Studie, bei 13 Patienten mit ischämischen Herzkrankheiten die Wirksamkeit von Fischtran (reich an n-Pentacosansäure) auf die Thrombozyten-Kinetik zu untersu- chen.

Eine Änderung der Ernährung, der bestehenden Medikation oder der Rauchgewohnheiten erfolgte nicht.

Durch die Gabe von Fischtran wurden den Patienten täglich 3,5 g n-Pentacosansäure verab- reicht.

Nach fünf Wochen konnte eine Verlängerung der Überlebenszeit der Thrombozyten von 10 Prozent festgestellt werden sowie ein 15prozentiger Rückgang der Thrombozytenzahl, eine 75pro- zentige Abnahme des Plasmaspie- gels des Thrombozytenfaktors 4 und ein 30prozentiger Abfall des Plasma-(3-Thromboglobulins.

Die Ergebnisse führen zu der An- nahme, so die Autoren, daß eine mit co-3 vielfach ungesättigten Fettsäuren angereicherte Ernäh- rung, wie zum Beispiel mit n-Pen- tacosansäure, das Risiko ischämi- scher Herzkrankheiten reduzieren kann.

Für die Feststellung der Toxizität sowie der Schutzwirkung von Fischtran sind jedoch Langzeitstu- dien erforderlich. SrB

Hay, C. R. M.; Durber, A. P.; Saynor, R.: Effect of Fish OiI an Platelet Kinetics in Patients with Ischaemic Heart Disease, The Lancet I (1982) 1269-1272, C. R. M. Hay, Department of Hae- motology, Northern General Hospital, Herries Road, Sheffield S5 7AU, Großbritannien

Ausgabe A DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 80. Jahrgang Heft 11 vom 18. März 1983 45

Referenzen

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