lungsdauer von drei Mona- ten. Die klinischen Endpunk- te waren unter Ritonavir ein- drucksvoll: Ein Drittel weni- ger Patienten verstarben im Beobachtungszeitraum, und ebenso wiesen jeweils ein Drittel weniger Candida-Be- fall des Ösophagus und Ka- posi-Sarkome auf.
Bei der Gabe von Ritona- vir müsse seine hohe Affinität zu verschiedenen Isoenzymen von Cytochrom P450 beach- tet werden, betonte Jablo- nowski. Daher sollte eine Rei- he anderer Medikamente nicht gleichzeitig mit diesem Protease-Inhibitor gegeben werden. Dazu zählen vor al- lem Immunsuppressiva, Ma- krolid-Antibiotika und Stero- ide. Da die Plasmakonzentra- tionen dieser Arzneimittel unter Ritonavir drastisch an- steigen, läßt sich das aber auch zum Beispiel bei Ery- thromycin sinnvoll nutzen, wenn eine Infektion mit My- cobacterium avium bekämpft werden soll.
Ungefähr zehn Prozent der Patienten zeigen uner- wünschte Nebenwirkungen.
In der Mehrzahl der Fälle han- delt es sich um Übelkeit, Di- arrhö und Erbrechen. Aber auch periorale Parästhesien sind nicht selten. Daher soll- te Ritonavir einschleichend dosiert werden: ausgehend von täglich zweimal 300 mg in Schritten bis täglich zwei- mal 600 mg spätestens nach zwei Behandlungswochen er- höhen. Siegfried Hoc
A-1366 (62) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 20, 16. Mai 1997
V A R I A AUS UNTERNEHMEN
Mit Proteasehemmern wurde es erstmals möglich, an einer anderen Stelle als der reversen Transkriptase (RT) in den Replikationszyklus des HIV einzugreifen. Als Thera- piestandard hat sich heute die Kombination von zwei RT- Hemmern und einem Protea- sehemmer etabliert. Damit hat eine Ära begonnen, in der die Möglichkeit, das HIV dauerhaft in den Griff zu be- kommen, in greifbare Nähe gerückt ist. Früher wurde mit einer antiretroviralen Thera- pie erst dann begonnen, wenn der Immundefekt schon weit vorangeschritten war und der Patient die ersten Symptome entwickelt hatte.
Neue Erkenntnisse über die Replikationsdynamik des HIV haben dazu geführt, daß heute eine gegensätzliche Strategie verfolgt wird. Von Beginn der HIV-Infektion an besteht ein hoher Umsatz zwischen Produktion der HI- Viren im Lymphgewebe und deren Elimination durch das Immunsystem, wie man heute weiß. Etwa die Hälfte der zir- kulierenden Viruspopulation werde jeden Tag durch neue Virionen ersetzt, erklärte Prof. D. R. Kuritzkes (Den-
ver) auf einem MSD-Sympo- sium in München. Die Folge dieses raschen Umsatzes ist die ausgeprägte Fähigkeit des HIV, resistente Mutanten auszubilden. Bei Monothera- pie, zum Beispiel mit Lami- vudin, dauert es nur wenige Wochen, bis die gesamte Vi- ruspopulation resistent ist.
Zwei Jahre Zeitgewinn
Das Ziel der Therapie muß deshalb eine komplette Suppression der Virusrepli- kation sein. Denn solange sich die Viren vermehren, bil- den sich auch Resistenzen aus. Durch eine frühe potente Kombinationstherapie be- steht heute die Chance, die Virusreplikation lange Zeit komplett zu hemmen und
„den Einstieg in den Abstieg“
um mindestens zwei Jahre zu verschieben. Man behandelt deshalb heute bereits asym- ptomatische Patienten.
Seit November letzten Jahres ist in Deutschland der neue hochwirksame Protea- sehemmer Indinavir (Crixi- van®) zugelassen. Phase-II- Studien, die zur Zulassung
führten, haben gezeigt, daß sich die Viruslast bei 54 Pro- zent der Patienten durch Indi- navir allein und bei 86 Pro- zent der Patienten durch Indi- navir in Kombination mit Zi- dovudin und Lamivudin für 48 Wochen unter die Nach- weisgrenze drücken läßt. Die- se Dreierkombination ist in ihrer Wirkung bisher uner- reicht. Unter einer Zweier- kombination aus Zidovudin und Lamivudin konnte die Viruslast bei keinem Patien- ten für die genannte Zeit- spanne unter die Nachweis- grenze gesenkt werden.
Indinavir weise ein beson- ders günstiges Wirkungs-/Ne- benwirkungsverhältnis auf, betonte Dr. S. Staszewski (Frankfurt). Für die gute Ver- träglichkeit von Indinavir ist vermutlich die hohe Spezi- fität der Substanz für die HIV-Protease verantwort- lich. Wichtigste Nebenwir- kungen von Indinavir sind ei- ne passagere Hyperbiliru- binämie und bei etwa vier Prozent der Patienten die Bil- dung von Nierensteinen.
Durch Trinken von minde- stens 1,5 bis zwei Litern Flüs- sigkeit pro Tag läßt sich die- sem Nebeneffekt vorbeugen.
Die Wirkung von Indina- vir ist dosisabhängig. Die Substanz wird deshalb wie auch andere Proteasehem- mer von Anfang an hochdo- siert (3 x 800 mg pro Tag) ein- gesetzt. Wichtig ist eine stren- ge Befolgung des Einnahme- schemas.
Der Einsatz potenter Drei- fachkombinationen trägt in der klinischen Routine bereits erste Früchte, wie der aktuelle Trend in der Frankfurter AIDS-Ambulanz zeigt. Leta- lität und Morbidität der be- handelten Patienten sinken deutlich, es werden kaum mehr opportunistische Infek- tionen beobachtet, und zuneh- mend weniger stationäre Ein- weisungen werden erforder- lich. AIDS-Manifestationen wie Kaposi-Sarkom, Krypto- sporidiose oder Waisting-Syn- drom zeigen Remissionen –
„davon konnten wir früher nur träumen“, so Staszewski.
Dr. med. Angelika Bischoff
Indinavir, Lamivudin und Zidovudin
Das stärkste
Gespann gegen HIV
Hochbrechendes, UV-ab- sorbierendes Silikon ist das Material, aus dem die neueste Generation von Kunstlinsen für Patienten mit grauem Star (Katarakt) aufgebaut ist:
Amo®Array®SA 40N ist die Bezeichnung für diese Linse, die nur noch 0,9 mm dick ist, einen Durchmesser von 6,0 mm und eine Brechkraft von 16,0 bis 24,0 Dioptrien auf- weist (Hersteller Allergan, Ir- vine/Kalifornien).
Die Linse, die nach Ent- fernung der Katarakt an Stel-
le der natürlichen, trübe ge- wordenen Linse ins Auge ein- gesetzt wird, hat nach der Implantation das „Federge- wicht“ von 2,3 mg. Sie ermög- licht dem Katarakt-Patienten
bereits kurz nach der Opera- tion eine gute Nah- und Fern- sicht. Viele Patienten benöti- gen eine Brille nur noch bei speziellen Arbeiten, etwa in der Nähe oder bei schlechter Beleuchtung.
Da es sich um eine hochmoderne Linse aus wei- chem Silikonmaterial handelt, kann sie zur Implantation ins Auge zusammengefaltet und durch einen minimalen Schnitt an der Hornhaut an den richtigen Platz hinter der Iris eingesetzt werden. EB
Neue Kunstlinse für Patienten mit grauem Star
Foto: Axel Grambow, Berlin