„Der emanzipierte Patient – eine Provokation des Arz- tes?“ Manchen Arzt mag die Vorstellung beunruhigen, me- dizinische Laien, also seine Patienten, in Diagnose- oder Therapieentscheidungen ein- zubeziehen. Mancher Patient hingegen fühlt sich entmün- digt, wenn er jede „Amts- handlung“ seines Arztes un- kommentiert über sich erge-
hen lassen soll. Diesen Gra- ben will der Midena Verlag mit einer neuen Buchreihe schließen, die die Patienten informieren und ihnen helfen soll, mit ihrem Arzt zu kom- munizieren.
„Gesundheit in Frage und Antwort“ heißt die Reihe, in der bislang acht Titel erschie- nen sind. Die Autoren, alle- samt Fachärzte, wollen medi- zinische Laien in leicht ver- ständlicher Sprache über häufige Krankheiten und me- dizinische Probleme auf- klären. Jeder Band beschäf- tigt sich mit einem großen Thema, unter anderem mit Krankheiten wie Allergien und Asthma, aber auch mit
der richtigen Vorbereitung und Nachsorge bei Operatio- nen. Die Autoren klären auf über Behandlungsmethoden der Schulmedizin, der Natur- heilkunde und der Homöopa- thie. Außerdem liefern sie Angaben über Medikamente sowie Adressen von Selbsthil- fegruppen und Verbänden.
Ein Glossar mit den wichtig- sten Fachausdrücken erleich- tert das Verständnis.
Nach dem Willen des Verlags sollen noch weitere Titel folgen, so daß langfristig eine umfassende „Biblio- thek“ für alle wichti- gen Krankheitsbilder entsteht.
Vorgestellt wurde die neue Buchreihe im Rahmen des Symposi- ums „Der emanzipier- te Patient“. Dr. med.
Ellis Huber, Präsident der Ärztekammer Ber- lin, definierte den
„emanzipierten Pati- enten“ als jemanden, der von seinem Arzt erfahren möchte, was wie warum getan wird.
Er forderte einen ver- antwortlichen Umgang mit dem „Ausgeliefertsein“
des Patienten. Ein Bedürfnis nach Macht auf seiten der Ärzte zerstöre das Arzt-Pati- enten-Verhältnis. Das ist ein Vorwurf, der häufig von Pa- tienteninitiativen und Selbst- hilfegruppen erhoben wird.
Sie kritisierten während des Symposiums, daß die kom- munikativen Fähigkeiten der Ärzte in der Ausbildung nicht genügend gefördert werden.
Professor Dr. med. Hannes Wacha, Autor des Bandes
„Operationen“, brachte die Diskussion auf den Punkt:
„Ich brauche als Arzt einen Patienten, der mich versteht und mitarbeitet. Was wir brauchen, ist Vertrauen.“ hk A-1286 (78) Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 19, 10. Mai 1996
V A R I A FEUILLETON
Neue Buchreihe
Ärzte schreiben für Patienten
Die Titel der Reihe „Gesundheit in Frage & Ant- wort“ sind für je 19,80 DM im Buchhandel erhältlich.