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Archiv "Aus! Weiter! Fort!" (08.04.2005)

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Schirmer aus Düsseldorf, seit Jahren the- matischer Gestalter des Jugendmedizi- nischen Kongresses in Weimar, warnten davor, die Aufgaben des Jugendgesund- heitsdienstes in die freien Praxen zu verlagern – etwa dadurch, dass bei- spielsweise die U 9, eine Vorsorgeunter- suchung für Kinder im 5. Lebensjahr, als Ersatz einer Schuleingangsuntersu- chung herhalten müsse.

Vielmehr sollten sich der Arzt an der Schule als Berater und der Amtsarzt als Gesundheitswächter vor allem jener Kinder, die nicht zur Vorsorgeuntersu- chung und nicht in die Kinder- und Ju- gendarztpraxen gehen, sinnvoll ergän- zen. Sinnvoll sei dies, weil angesichts ei- ner wachsenden Armut viele Eltern ih- re Kinder nicht mehr in den Kindergar- ten schickten und auch nicht den Kin- der- und Jugendarzt aufsuchten.

In Deutschland, so schätzen die Sozi- alverbände, leben mittlerweile mehr als eine Million Kinder unter 14 Jahren un- terhalb der Armutsgrenze. Diese seien in erheblichem Maße, so Paulus, auch krankheitsbedroht, weil Vorsorgen nicht wahrgenommen werden. Das habe fa- tale Auswirkungen auf den Gesund- heits- und Entwicklungsstand der Kin- der bei der Einschulung. Bei Kindern und Jugendlichen zu sparen, appellier- ten die Kongressteilnehmer, bedeute, Gesundheitsprobleme in die Zukunft zu verlagern.

Finanzierung über den neuen Präventionstopf

Das Geld, das der Staat heute im Rah- men von Präventionsmaßnahmen für die ärztliche Beratung an Schulen ausge- be, würde bei den Krankenkassen um ein Vielfaches durch gesündere Le- bensweise wieder eingespart. Deshalb sei es wichtig, dass der „Arzt an der Schule“ aus den Mitteln des neu einzu- richtenden Präventionstopfes, der mit 250 Millionen Euro gefüllt werden soll, bezahlt werde. Sinnvoller könne der Staat Mittel für die Gesunderhaltung nicht einsetzen. Um die niedergelasse- nen Kollegen in ihrer Bereitschaft, als Berater an die Schulen zu gehen, zu stärken, hat der Berufsverband der Kin- der- und Jugendärzte in Zusammen- arbeit mit dem Ausschuss für Jugend-

medizin und Vertretern des öffentli- chen Gesundheitsdienstes ein Hand- buch „Arzt und Schule“ herausgebracht, das nicht nur Ärzten, sondern auch Pädagogen die Zusammenarbeit erleich-

tern soll. Das Handbuch kann gegen Kostenerstattung bezogen werden über den Berufsverband der Kinder- und Ju- gendärzte Deutschlands, Mielenforster Straße 2, 51069 Köln. Jo Kanders P O L I T I K

Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 148. April 2005 AA953

V

or mir sitzt ein 65-jähriger Diabetiker mit Vorhofflimmern, den ich ob seines erhöhten kardioembolischen Risikos zu antikoagulieren gedenke. Seine aufkeimende Skepsis wird rasch durch Standardli- teratur* zerstreut. Am nächsten Tag ruft mich der mitbehandelnde Ga- stroenterologe an und gibt die erosive Gastritis des Patienten zu beden- ken. Kein Problem, hier hilft Fihn et al. (Ann Intern Med 1996; 124:

970–979) weiter, und wir beschließen, die Gerinnungsfaktoren nicht an- zutasten. Noch am Nachmittag sehe ich mich mit dem Schwiegersohn konfrontiert, der kraft seiner assistenzärztlichen Erfahrungen Acetyl- salicylsäure empfiehlt. SPAF II*! so sekundiere ich, und wir einigen uns unter Würdigung der erosiven Bedenken des Gastroenterologen, das Ganze magenfreundlich zu verpacken. Nun will aber der Patient das

teure Originalpräparat, aber diesen Wunsch kann ich ihm mit Hin- weis auf nicht evidenten Nachweis* einer entsprechenden Wirksamkeit austreiben.

Ich bin ein Freund der Fortbildung: Man kann in jeder erdenklichen Situation mit wissenschaftlich untermauerten Zitaten kontern. Aller- dings habe ich immer mehr den Eindruck, dass sich mit zunehmendem Studium Chaos in die Theorie einschleicht: Je mehr man liest, desto häu- figer stellen sich Fragen, die ohne Antwort bleiben.Aber solange wir kei- ne Ausbildung haben, die eben diese Fortbildung überflüssig macht, müs- sen wir uns dem sinnstiftenden Dissens der Weiterbildung hingeben.

Drei Wochen später ruft mich ein Kollege aus der hiesigen Neurologie an, man habe den Patienten unter dem Verdacht einer TIA stationär ein- gewiesen. Wieso er denn nicht antikoaguliert sei. Deutlich getroffen bringe ich hervor:

„AFASAK! BAATAF! CAFA! SPAF!*“, doch der Kollege meint nur trocken, er habe auch für mich noch ein Bett auf der stroke unit frei.

Daraus habe ich, ganz abseits jeglicher Evidenz, Folgendes gelernt:

> Der übermäßige Gebrauch von Akronymen kann zur Fehldiagnose eines Apoplexes führen.

>Die erste Idee ist meist nicht die schlechteste.

>Zu hoch dosiertes Literaturstudium kann Ver- wirrung stiften.Auf die Notwendigkeit der Dosisop- timierung hat schon Paracelsus hingewiesen*.

>Auch eine umfangreiche Literaturkenntnis ver- setzt uns nicht in die Lage, das Schicksal unserer Pa- tienten vorherzusagen. Dr. med. Thomas Böhmeke

*Literatur beim Autor

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