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Archiv "Seit zehn Jahren: Lehrstuhl für Allgemeinmedizin" (05.11.1986)

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Seit zehn Jahren:

Lehrstuhl für

Allgemeinmedizin

Nach mehrjähriger Vorberei- tungszeit und mit Unterstüt- zung der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen war 1976 eine Abteilung für Allgemeinmedizin an der Me- dizinischen Hochschule Han- nover gegründet worden. Dr.

med. Klaus-Dieter Haehn, all- gemeinmedizinisch tätiger Landarzt aus Kirchboitzen bei Walsrode, wurde auf eine C 4- Professur berufen.

Lehre im Rahmen des human- medizinischen Studiums, Weiterbildung und Forschung

— das sind die wichtigsten Be- reiche, in denen sich die Ab- teilung bewährt hat. Auch an der Konzeption von Fortbil- dungsveranstaltungen betei- ligt sich die organisatorisch in das Zentrum für öffentliche Gesundheitspflege an der MHH eingebundene Abtei- lung für Allgemeinmedizin. In- zwischen liegt in Hannover ei- ne—auch international ausge- richtete — beeindruckende Forschungsbilanz vor.

Der Präsident der Ärztekam- mer Niedersachsen, Dr. Gu- stav Osterwald, nahm das Ju- biläum zum Anlaß, an die an- deren medizinischen Univer- sitäten und Hochschulen im Lande zu appellieren, sich in- tensiver als bisher um die Etablierung der Allgemeinme- dizin in Forschung und Lehre zu bemühen. Das Beispiel Hannover zeige, daß ein Lehr- angebot viel differenzierter und weitreichender sein kön- ne, wenn es im Forschungs- und Lehrbetrieb stärker ver- ankert wäre.

Dr. Osterwald unterstrich, daß die ärztlichen Körperschaften in den letzten Jahren erheb- liche Anstrengungen unter- nommen hätten, um diesem Fach den ihm gebührenden Platz in der Forschung und Lehre sowie in der ambulan- ten ärztlichen Versorgung zu ermöglichen. Immerhin habe die Zahl der allgemeinmedizi- nisch tätigen Kassenärzte in Niedersachsen von 1980 bis 1985 um 15,5 Prozent zu- genommen, während sie im gleichen Zeitraum im gesam- ten Bundesgebiet insgesamt nur um 3,2 Prozent ge- stiegen sei. DÄ-N

3084 (20) Heft 45 vom 5. November 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Allgemeinmedizin

Erkenntnis ziehen, daß die Fä- higkeit zum Gespräch mit dem Patienten gelernt werden muß.

Es wäre allerdings ein Fehler, psychosomatische Erkrankun- gen als eigenständigen Teil der Medizin zu betrachten. Wenn man sagt, daß jeder Arzt auch immer die Seele des Kranken mitbehandelt, so darf man dies aber nicht mit einer echten psy- chotherapeutischen Behand- lung durch den Fachmann ver- wechseln, die, wie Prof. Häußler es ausdrückte, ein ganz anderes Ziel hat: Sie soll „die Persönlich-

keit des Patienten umstrukturie- ren"; der Allgemeinarzt dagegen soll dem Kranken helfen, „sein Dasein zu bewältigen".

Großes Forschungspotential in der Allgemeinmedizin Ein dritter Schwerpunkt in Mün- chen war die Forschung in der Allgemeinmedizin. Hier gibt es einen Teufelskreis: Die Fakultä- ten verlangen, daß die Allge- meinmedizin ihren Anspruch, ein eigenständiges Fach zu sein, durch Forschungsarbeiten zu beweisen habe. Die Allgemein- mediziner dagegen beklagen, daß sie wegen ihrer zeitlichen Belastung und auch wegen der Eigentümlichkeiten ihres Gebie- tes nicht in der Lage sind, solche Arbeiten durchzuführen, und das vor allem, wenn die Universitäten sie nicht dabei unterstützen.

Dabei gibt es gerade in der All- gemeinmedizin ein großes Po- tential an möglichen For- schungsvorhaben, auch wenn man sich auf empirisch-prakti- sche Fragen beschränkt und auf großen theoretischen Überbau verzichtet. Solche Schwerpunk- te zeigte Dipl.-Volksw. Elisabeth Schach, Dortmund, auf (sie be- rät die Vereinigung der Hoch- schullehrer für Allgemeinmedi- zin in Forschungsfragen): Bio- graphische Medizin, Psychoso- ziale Fragen, Epidemiologie, Ge- sundheitssystemforschung, Ge- sundheitsberatung, Integration medizinischer und sozialwissen- schaftlicher Zusammenhänge.

Für die allgemeinmedizinische Forschung kommen im wesent- lichen kontrollierte Studien (et- wa von Krankheitsverläufen und von Langzeitwirkungen ver- schiedener Therapien) sowie Feldstudien in Frage. Themen wie Prävention, Geriatrie, ar- beits- und sexualmedizinische Einflüsse können sogar in der Allgemeinmedizin besser bear- beitet werden als in anderen Ge- bieten. Bei den allgemeinmedizi- nisch tätigen Ärzten wäre mit den richtigen Methoden sicher eine Fülle interessanter „Daten"

zu erheben. Allerdings wurde auch davor gewarnt, nun etwa Banalitäten erforschen zu wol- len.

Optimismus für die Entwicklung der Allgemeinmedizin in der nächsten Zukunft, trotz aller Schwierigkeiten, war doch der Grundtenor, und dazu trug unter anderem Prof. Hans Ehrhard Bock, Tübingen, bei. Er sah die Allgemeinmedizin weitgehend im Sinne einer Ganzheitsmedi- zin, was aber nicht als ideologi- scher Zwang zur Einheitlichkeit mißverstanden werden dürfe.

Die Ganzheitsmedizin müsse pluralistisch bleiben, und sie müsse fest auf dem Boden der Naturwissenschaften stehen —

„nicht Heildunst, sondern Heil- kunst" forderte Prof. Bock für die Zukunft. G. Burkart

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