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Archiv "Frankreich: Dekan darf nicht Arzt werden" (16.05.1974)

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Bericht und Meinung DER ARZT IN EUROPA

FRANKREICH

Dekan darf

nicht Arzt werden

Ein grotesker Zustand besteht an der Medizinischen Fakultät der französischen Universität Saint Etienne: Der Dekan der Medizini- schen Fakultät, Dr. med. Jean Renö Lacour, wird von der Ärztekammer des zuständigen Departements Loi- re nicht als Arzt zugelassen. Dr.

Lacour hat sich öffentlich für die Freigabe der Abtreibung eingesetzt und ist Begründer einer entspre- chenden Organisation. Er steht da- mit im Widerspruch zu den berufs- rechtlichen Vorschriften der fran- zösischen Ärztekammer. Dies hin- derte die Medizinische Fakultät nicht, Dr. Lacour im neuen Univer- sitätsjahr erneut zum Dekan zu wählen, und auch der Verwaltungs- rat der Gesamtuniversität hat ihm in einer Entschließung seine Soli- darität versichert. Nach Meinung des Universitätsverwaltungsrates hat Dr. Lacour lediglich ein jedem Bürger zustehendes Recht auf Mei- nungsäußerung ausgeübt.

Die parlamentarische Behandlung der Abtreibungsfrage stockt, weil der Nationalversammlung so viele widersprechende Anträge vorlie- gen, daß ein Scheitern aller Pro- jekte zu befürchten war. Die Ärzte- kammer ist grundsätzlich gegen jede Abtreibung und ist auch bei medizinischer Indikation sehr zu- rückhaltend. gn

ÖSTERREICH

„Wasch mir den Pelz . ."

Mit einer ziemlich demagogischen Methode hat .das österreichische Gesundheitsministerium (Leitung:

Frau Dr. med. Ingrid Leodolter) versucht, seine Pläne zur Erweite- rung des österreichischen Kran- kenhauswesens mit einer finanziel- len Absicherung zu versehen. Zu- nächst gab das Ministerium ei- nen „Bundeskrankenanstaltenplan

heraus, in dem der Bau einer Reihe von Spitälern vorgesehen ist. An- schließend gab es eine Meinungs- umfrage in Auftrag, um dem Fi- nanzminister einen angeblich von der Bevölkerung getragenen Vor- schlag für die Finanzierung des Krankenanstaltenplanes vorlegen zu können. Den Befragten wurden von einem Meinungsforschungsin- stitut für Alternativen zur Finan- zierung des Krankenhausbaues vorgelegt: 1. Erhöhung des Zigaret- tenpreises um einen Schilling pro Packung; 2. Erhöhung der Be- steuerung hochprozentiger alkoho- lischer Getränke (die Weinbauern darf man natürlich nicht molestie- ren!); 3. Einführung einer allgemei- nen Gesundheitssteuer von etwa 100 Schilling jährlich; 4. Erhöhung der Kraftfahrzeugsteuer um 50 Pro- zent; 5. Erhöhung der Alkoholson- dersteuer von 10 auf 13 Prozent.

Die Befragten konnten auch jeg- liche Steuererhöhung ablehnen.

Letzteres taten allerdings nur vier Prozent der Befragten, zwei Pro- zent votierten für eine Erhöhung der Kraftfahrzeugsteuer, 13 Prozent waren für eine Gesundheitssteuer, 12 Prozent für die Erhöhung der Al- koholsondersteuer, 35 Prozent für die Erhöhung des Zigarettenprei- ses und 34 Prozent für die höhere Besteuerung der „scharfen" Ge- trän ke.

Sieht man sich das Ergebnis ge- nauer an, dann stellt sich genau das heraus, was bei einer solchen Umfrage immer herauskommen muß: Im allgemeinen stimmt natür- lich jeder möglichst dafür, daß der andere bezahlen muß. Das ist am auffälligsten bei den Rauchern: die stimmten meistens für die anderen Steuern.

Jedenfalls ist damit dem Finanzmi- nister die Möglichkeit in die Hand gedrückt, zu sagen — und das ist in der Öffentlichkeit schon geschehen

—: Fast 70 Prozent der Österrei- cher sind für eine Erhöhung der Steuern auf Zigaretten und auf Schnaps. Das schwierige Wort „be- ziehungsweise", das eigentlich anstelle des „und" stehen müßte, ist ja leicht zu unterschlagen ... bt

SCHWEDEN

Landbriefträger als Sozialhelfer

und Schnapszusteller

Die schwedische Post sucht nach neuen Aufgaben für ihr Korps von Briefträgern besonders in den Landgebieten. Mit der Entvölke- rung der Dörfer ist der Bedarf an Service, den der Bürger von der Briefpost erwartet, zurückgegan- gen, und es gibt im Königreich Schweden schon heute Landstri- che, in denen es sich einfach nicht mehr lohnt, Briefe und Päckchen auszutragen. In diesen Gebieten hat die Gesundheits- und Sozialbe- hörde aber immer noch Aufgaben zu lösen, für die ihr das Personal fehlt.

Die Lösung des Problems: Die Leu- te von der Post sollen einige der sozialen Verpflichtungen überneh- men. Der Postbeamte soll künftig bei Alten und Kranken vorbei- schauen, ihnen Eingekauftes mit- bringen und Bestellungen für die Apotheken entgegennehmen — ja sogar Aufträge für das „Systembo- laget" annehmen, also bei den Mo- nopolläden, bei denen die Schwe- den ihren Schnaps bekommen. Au- ßerdem sollen die Postler Alarm schlagen, wenn ihnen bei den so Betreuten irgend etwas auffällt.

Man rechnet damit, daß dieser Ser- vice jede Kommune 25 000 bis 30 000 schwedische Kronen (rd.

15 000 bis 18 000 DM) jährlich ko- sten wird, also erheblich weniger als ein „hauptamtlicher" Außen- dienstmitarbeiter des Sozialamtes.

Eine Zeitung kommentierte dies so:

„Unmittelbar erscheint es anspre- chend, daß das enge Vertrauens- verhältnis zwischen Briefträger und Postkunde vertieft werden soll. Tat- sache ist doch, daß gerade unter den Menschen, die auf diese Weise betreut werden sollen, viele sind, an deren Tür nur selten jemand klopft, denen aber der tägliche Be- such des Briefträgers ein Licht- punkt und eine Hilfe wäre." cle

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 20 vom 16. Mai 1974 1455

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