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Archiv "Allgemeinmedizin: Immer noch ein Stiefkind" (29.04.2005)

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ie Approbationsordnung für Ärz- te sieht eine wesentlich stärkere Praxisorientierung und fachüber- greifenden Unterricht vor als das bishe- rige Medizinstudium. Neben der Ein- führung so genannter Querschnitts- fächer wurde daher auch der Anteil der Allgemeinmedizin deutlich erhöht. Mit dem obligatorischen Blockpraktikum zählt sie jetzt zu den fünf Kernfächern des klinischen Unterrichts. Außerdem ist das dritte Tertial des Praktischen Jah- res in der Allgemeinmedizin oder in ei- nem anderen Fach mit direktem Patien- tenbezug abzuleisten. Die Ausstattung des Lehrgebietes Allgemeinmedizin ist aber an vielen Standorten in Deutsch- land nicht ausreichend.

Vollzeitstellen

Vollzeit-C-4-Professoren gibt es am Benjamin-Franklin-Klinikum Berlin (dort ist die Form der Neubesetzung noch ungewiss), Düsseldorf, Frankfurt am Main, Göttingen, Hannover und Kiel (derzeit vakant, eine Neuaus- schreibung als C 3 auf Dauer ist ge- plant). In Ulm existiert eine halbe C-4- Professorenstelle, und in Magdeburg und Halle werden zurzeit Berufungs- verhandlungen für eine gemeinsame C-4-Professur geführt.

Volle C-3-Stellen haben Bochum (hier ohne weitere wissenschaftliche Mitarbeiterstellen), Hamburg und Hei- delberg, in Aachen gibt es eine C-3-Stel- le äquivalent. Jeweils zwei halbe C-3- Stellen halten die Charité Berlin und Marburg vor, eine halbe C-1-Professur gibt es in Köln (ohne weitere wissen- schaftliche Planstellen) und Leipzig.

In Dresden, Essen, Freiburg, Gießen, Greifswald, Mainz, Mannheim, Mün- ster, Tübingen, Witten-Herdecke und Würzburg gibt es Stellen für wissen- schaftliche Mitarbeiter ohne Professur im Umfang von 0,5 bis 1,5 Planstellen.

An 17 Standorten in Deutschland gibt es derzeit im Fach Allgemeinmedi- zin keine eigenen wissenschaftlichen Planstellen an der Universität; das Fach ist hier faktisch verwaist. Obwohl in- zwischen die Aufgaben der Lehre er- heblich zugenommen haben und zwei benotete Leistungsnachweise im Fach Allgemeinmedizin verlangt werden, besteht an folgenden Universitäten noch nicht einmal ein eigenes Sekreta- riat: Die Universitäten Bonn, Dresden, Erlangen, Greifswald, Halle, Saarland, Jena, Mannheim, Technische Univer- sität München, Münster, Regensburg und Rostock leisten ihre Sekretariats- arbeit teilweise aus anderen Bereichen.

Sehr problematisch ist auch, dass zum Beispiel in Köln, Magdeburg und an der Ludwig-Maximilians-Universität München in erheblichem Umfang un- vergüteter Unterricht durch Allge- meinärzte und Lehrpraxen durchge- führt wird. Angesichts der überall sehr angespannten Finanzlage erscheinen solche Lösungen plausibel. Die extre- me Sparversion der Ausstattung eines Kernfaches ist aber aus mehreren Gründen gefährlich. Langfristige Qua-

litätssicherung des Unterrichtes, didak- tische Anleitung und entsprechend fachspezifische Betreuung der Lehrbe- auftragten und Lehrärzte ist nur mög- lich, wenn eine ausreichende personel- le Ausstattung und Aufwandsentschä- digung gesichert sind.

Eine Hochschule, die kostenfreien Unterricht und fehlende Institutionali- sierung eines Kernfaches akzeptiert, schafft einen Präzedenzfall auch für an- dere Fächer. Warum sollte das Land als Geldgeber dann noch einen breiten

Fächerkanon adäquat finanzieren und aufrechterhalten?

Mit einer gut ausgestatteten Allge- meinmedizin steigen unter anderem auch die Chancen der Universität auf eine Drittmitteleinwerbung, besonders im Bereich der Kompetenznetze und der Versorgungsforschung, wie die Ver- gangenheit gezeigt hat.

Die mehr als 2 500 Lehrpraxen sind bei Anbindung und Anleitung Koope- rationspartner für Forschungsprojekte, die Zugang zu einer großen Zahl von Patienten aus dem außerklinischen Ver- sorgungsbereich ermöglichen. Schließ- lich ist aber auch eine durch die Allge- meinmedizin koordinierte Rotations- weiterbildung eine Bereicherung auch für die medizinische Fakultät und hat Modellcharakter für neu zu strukturie- rende Weiterbildungsgänge der Inne- ren Medizin und Chirurgie.

Rasch handeln

Daten aus Großbritannien zeigen, dass eine gut ausgestattete universitäre All- gemeinmedizin effizient arbeitet. Die dortigen 31 akademischen Abteilungen Allgemeinmedizin mit 66 Professoren/

Professorinnen für Allgemeinmedizin, 128 Vollstellen für ärztliches und 41 Stellen für nichtärztliches Personal neh- men damit fünf Prozent der klinischen Stellen ein, mit denen sie eine Ausbil- dung von neun Prozent (sechs bis zwölf Prozent) abdecken. Sie beanspruchen

weniger als fünf Prozent des Budgetan- teils der Universität und weisen starke Forschungsaktivitäten auf, einige da- von in der höchsten 5-Sterne-Kategorie (Family-Practice 2003; 20: 360–361).

Die Universitäten in Deutschland sollten daher möglichst schnell eine den Erfordernissen von Forschung und Lehre adäquate Ausstattung des Faches Allgemeinmedizin umsetzen und da- mit die Effizienz der eigenen Struktu- ren optimieren. Prof. Dr. med. Erika Baum Prof. Dr. med. Waltraut Kruse T H E M E N D E R Z E I T

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A1198 Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 1729. April 2005

Allgemeinmedizin

Immer noch ein Stiefkind

Plädoyer für eine stärkere Förderung

„Die Verankerung der Allgemeinmedizin an den medizinischen Fakultäten entspricht nicht dem Stellenwert

der Allgemeinmedizin in der ärztlichen Versorgung und auch nicht ihrer Verankerung in der neuen

Approbationsordnung.“(Bundesärztekammer)

Referenzen

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