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Archiv "Patientensicherheit: Aufwand kostet" (22.04.2005)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 16⏐⏐22. April 2005 AA1085

S E I T E E I N S

E

s ist noch nicht allzu lange her, dass die gesundheitspolitische Diskussion unter die Überschrift

„Über-, Unter- und Fehlversorgung“

gerückt wurde. In Deutschland wer- de zu hohen Kosten eine allenfalls mittelmäßige Qualität der Gesund- heitsversorgung erzielt, hieß es. Aus- gerechnet der Vorsitzende des Gre- miums, auf dessen Gutachten sich diese These stützte, der Vorsitzende des Sachverständigenrates für die Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen, schlägt jetzt an- dere Töne an. Prof. Eberhard Wille nennt es „kontraproduktiv, das deut- sche Gesundheitswesen schlechter zu reden, als es ist“. Auf einer Veran- staltung des AOK-Bundesverban- des rief er dazu auf, im europäischen Wettbewerb die Stärken des deut- schen Systems offensiv zu vertreten.

Dazu rechnet der Gesundheitsöko- nom das umfassende Leistungsspek- trum für die Versicherten, die flä-

chendeckende Versorgung und vor allem, „dass es nahezu keine Warte- zeiten bei zeitkritischen Leistungen gibt“. Nur Österreich, Belgien, Lu- xemburg und Frankreich können Ähnliches für sich in Anspruch neh- men. Daraus folgt: Deutschland ist attraktiv für Patienten aus Europa, wenn es denn gelingt, die Stärken des in der EU ziemlich einmaligen deutschen Systems – Brüsseler Har- monisierungsgelüsten und hausge- machten wirtschaftlichen Schwierig- keiten zum Trotz – zu retten.

Über die Grundrichtung künfti- ger Reformen dürfte es dabei ei- gentlich keinen Streit geben: Denn kein staatlicher Gesundheitsdienst in der EU kommt ohne Wartelisten aus, wie Günter Danner von der Eu- ropavertretung der Sozialversiche- rungen herausstellte. Wenn also für Deutschland die Ausweitung der Steuerfinanzierung des Gesund- heitswesens als Zukunftskonzept

angepriesen wird, sollten die Warn- leuchten angehen.Wer allein die Ver- billigung der Arbeit im Blick hat, mag für Steuern anstelle von Beiträ- gen plädieren. Im Interesse der Ver- sicherten kann ein solcher System- wechsel allerdings auch nach Über- zeugung Willes nicht liegen. Denn Beitragszahler haben andere Rechte als Empfänger staatlicher Trans- ferzahlungen. Die im europäischen Vergleich recht großen Entschei- dungsfreiräume, die Versicherte (und Ärzte) hierzulande (noch) be- sitzen, haben auch damit zu tun, dass Beitragszahler nicht daran denken, als Bittsteller aufzutreten. Sollte die Politik in Richtung auf ein von der jeweiligen Haushaltslage abhängi- ges Zuteilungssystem marschieren, wäre bald jegliche Auflehnung ge- gen staatliche Bevormundung zweck- los. Gut versorgt würden dann nur noch gut Betuchte: auf dem grauen

Markt. Heinz Stüwe

Reformdiskussion

Neue Töne

D

er Präsident der Deutschen Ge- sellschaft für Chirurgie, Profes- sor Dr. med. Matthias Rothmund, fordert eine Strategie gegen Kunst- und Behandlungsfehler im Kran- kenhaus – eine „Fehlerkultur“, um Fehler zu erkennen und abstellen zu können. Sein Vorbild ist die Sicher- heit im Flugverkehr.

Vieles kann getan werden. Es muss jedoch davor gewarnt werden, zu glauben, dass die Umsetzung der Forderung, Kunst- und Behandlungs- fehler im Krankenhaus zu vermeiden oder substanziell zu reduzieren, allein mit organisatorischen Mitteln und damit kostenneutral umgesetzt wer- den kann. Im Krankenhaus herr- schen eben andere Bedingungen als im Luftverkehr. Hier gelten rigide

Budgets oder Fallpauschalen, mit de- nen der medizinische Fortschritt oder die Verbesserung der Patientensi- cherheit nicht ohne weiteres finan- ziert werden kann. Der Ausgaben- zuwachs an einer Stelle muss durch Einsparungen an anderer Stelle kom- pensiert werden.

In der Finanzierung unseres Ge- sundheitswesens muss endlich der Tatsache Rechnung getragen wer- den, dass Aufwand kostet. Dokumen- tation im Krankenhaus, aus welchen Gründen auch immer, ist Aufwand.

Qualität und Qualitätssicherung sind Aufwand. Die sprechende Medizin mit der dafür erforderlichen Zeit ist Aufwand. Zuwendungsorientierte Pflege ist Aufwand. Ausgeruhtes Krankenhauspersonal ist Aufwand.

Und auch Patientensicherheit ist Aufwand. Und Aufwand kostet.

Immer wieder muss darauf hinge- wiesen werden, dass eine Versor- gung nach dem Stand der Medizin, eine qualitätsorientierte Versorgung ohne Wartezeiten, zusätzliche Fi- nanzmittel erfordert. Es wird nicht gelingen, mit den Schlagworten Aus- schöpfung von Rationalisierungsre- serven, Transparenz, Wettbewerb und Prävention die Ausgabensituati- on unseres Gesundheitswesens sta- bil zu halten. Wer eine hoch qualifi- zierte Versorgung für jeden Patien- ten zu jeder Zeit einfordert, muss bereit sein, den dafür erforderlichen Preis zu zahlen. Dies gilt auch für die Patientensicherheit. Alles andere ist Illusion. Prof. Dr. med. Fritz Beske

Patientensicherheit

Aufwand kostet

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