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Archiv "Ein guter Arzt: Gender" (03.02.2012)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 5

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3. Februar 2012 A 209

Das Leser-Forum

Beiträge im Deutschen Ärzteblatt sollen zur Diskussion anregen. Deshalb freut sich die Redaktion über jeden Leserbrief. Wir müssen aus der Vielzahl der Zuschriften aber auswählen und uns Kürzungen vorbehalten. Leserbriefe geben die Meinung des Autors, nicht die der Redaktion wieder. E-Mails richten Sie bitte an leserbriefe@aerzteblatt.de, Briefe an das Deutsche Ärzteblatt, Ottostraße 12, 50859 Köln.

EIN GUTER ARZT

Auf die Frage, was einen guten Arzt ausmacht, gibt es keine eindeutige Antwort (DÄ 51–

52/2011: „Zwischen Samaritertum und Ökonomie: Was ist ein ,guter Arzt?‘“ von Birgit Hibbeler).

Gut – wirklich gut – sehr gut

Das ist schon so eine Art Weih- nachtsgeschichte, die Frau Hibbeler da geschrieben hat:

„Es begab sich aber zu der Zeit, als alle Welt nur noch von Gesund- heitsreform sprach und keiner wusste, wie man das machen soll, dass wir uns als Samariter fühlen sollten. Und jeder machte sich auf in das Land seiner Väter, dass er sich schätzen ließe am Eid des Hip-

pokrates und der hohen Ethik der Medizin.“

Wenn ein Arzt aber sagt, er habe auch vor der jetzigen Fassung des

§ 218 Frauen bei der Abtreibung ge- holfen, wenn er bekennt, einem Tod- kranken Morphium gegeben zu ha- ben in der Absicht, ihm beim Ster- ben zu helfen, wenn er einen Dro- genabhängigen auch mit illegalen Drogen substituiert, ist er dann ein schlechter oder ein guter Arzt? Was ist mit den Ärzten, die Unterschiede machen, die Privatpatienten bevor- zugt behandeln, weil die AOK-Ho- norare hinten und vorne nicht aus- reichen, die Praxis am Laufen zu halten? Was ist mit den Landärzten, die versuchen, nur noch über die Runden zu kommen, weit weg da- von, ein „Ideal“ zu verwirklichen?

Sind das eher schlechte Ärzte?

In meinen Augen ist der Eid des Hippokrates eher ein Beleg dafür, was zu Hippokrates Zeit für Miss-

EIN GUTER A

A e a k A 5 S Ökonomie: Wasist e

IMPF S TOFFE

Die Brüsseler Kom- mission möchte über den Einkauf mit den Herstellern zen- tral verhandeln (DÄ 51–52/2011: „Rand- notiz: Lehren aus dem Flop“ von Petra Spielberg).

Inszeniert

Die „Randnotiz“ von Frau Petra Spielberg zum Thema „Schweine- grippeimpfstoff“ dürfte eben nicht nur eine Randnotiz wert sein . . . Schon im Mai 2009 war nicht nur mit medizinischem, sondern auch mit „nur“ gesundem Menschenver- stand erkennbar, dass es sich bei der

„Schweinegrippe“ um eine weltweit von den Firmen Hoffmann-La Roche , Glaxosmithkline und anderen finanziellen Nutznießern inszenierte Kampagne mit epidemiologisch fragwürdigen Zahlen handelte . . . Die völlig unnützen Kosten dürften allein in Deutschland auch unter Be- rücksichtigung der Laboruntersu- chungen im Milliarden-Euro-Bereich liegen. Die Ausgaben für die Entsor- gung sind dabei fast zu vernachlässi- gen. Das DÄ hat zu der Desinforma- tion und Panikmache beigetragen . . . Der Vorschlag von Frau Spielberg, die politischen und wirtschaftlichen Zuständigkeiten zu ändern, wird ge- genüber der Macht der Lobbyisten keine Veränderung bringen.

Dr. med. Erwin Esch, 50767 Köln

S O

D m ü d t 5 n dem Flop“von Petra

stände geherrscht haben müssen, ihn zu veranlassen, endlich mal Ordnung zu schaffen. Und es hat sich bis heute wenig geändert. Wir geben immer noch Gift, wir treiben immer noch ab, wir haben immer noch keine Achtung vor denen, die wir Kolleginnen und Kollegen nen- nen (. . . und „immer noch“ heißt nicht, dass ich das abgeschafft ha- ben möchte!). Natürlich machen wir Unterschiede! Natürlich gibt es Patienten, die wir am liebsten nicht in der Praxis sehen und andere, die uns ans Herz gewachsen sind. Na- türlich sind wir Menschen, wie alle anderen auch.

Die These, es sei einfach, Arzt zu werden, stimmt nicht. Numerus clausus, Studiengebühren und Hier - archien in den Krankenhäusern ma- chen das Arztwerden schwer, die Unvereinbarkeit von Beruf und Fa- milie insbesondere den Ärztinnen oft unmöglich. Die Schwere, dann, wenn man endlich Arzt geworden ist, auch ein guter Arzt zu sein, drückt sich aus in starrer Leitlinien- medizin, in Budgets und Regressen.

Unsere KV-Vertreter vertreten eher die Politik und die Kassen als uns.

Und unsere Kammern (ich bin selbst ein Delegierter) verhalten sich allzu oft wie Innungsmeister und mittelalterliche Gilden.

Ein guter Arzt? Ein guter Arzt!

Gut ist, wer Durchhaltevermögen besitzt. Wirklich gut ist, wer keine Depressionen bekommt, wenn eine Wirtschaftlichkeitsprüfung auf dem Schreibtisch liegt und der noch ge- nügend Reserven hat, wenn Hono- rare gekürzt werden. Gut ist der, der nicht dem Tag entgegenfiebert, wenn er in Ruhestand geht.

Ein sehr guter Arzt ist, wer darüber hinaus noch Erinnerungen hat an die Ideale nach dem Abitur. Oder

B R I E F E

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A 210 Deutsches Ärzteblatt

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3. Februar 2012 der noch genügend Ärztinnen und

Ärzte kennt, die er nicht als Konkur- renten, sondern als Freunde sieht . . . Gut, Frau Hibbeler hat eine Weih- nachtsgeschichte geschrieben, aber wenigstens eine, zu der man sich Gedanken machen kann und Briefe schreibt. Ein lesenswerter Artikel.

Dr. med. Karlheinz Bayer, 77740 Bad Peterstal

Die Nerven behalten

Ein guter Arzt ist der, der trotz eines talkenden und nölenden Professor Lauterbach und eines anmaßenden Chefs der AOK die Nerven behält, und sich um seine Patienten küm- mert. Das politische und kassen- funktionäre Umfeld ist das eigent- lich Belastende in unserem Beruf.

Es fällt nicht wirklich schwer, dem Patienten empathisch zu begegnen und ihm wirkungsvoll zu helfen mit den diagnostischen und therapeuti- schen Möglichkeiten, die wir heute haben. Ein erfolgreicher selbststän- diger Arzt muss Unternehmer sein, damit die Wirtschaftlichkeit im In- teresse der Kassen und des Patien- ten gewährleistet ist. Entscheidend ist aber das Interesse an dem Men- schen, den er vor sich hat. Dann entsteht in der Regel eine empathi- sche Begegnung als Voraussetzung einer er folgreichen Behandlung.

Dr. med. Helmut Olberding, 49393 Lohne

Die verlorene Kunst zu heilen

Den Artikel: „Was ist ein ,guter Arzt‘?“ finde ich gut.

Das Problem in der Praxis ist: Wo ist ein guter Arzt? Wo ist diese Min- derheit noch zu finden bei der weit- gehend verlorenen Kunst zu heilen (siehe Buch von Prof. Dr. Bernard Lown)? Über Werteskalen im Inter- net finde ich diese nicht; die Anga- ben täuschen.

Heute berichtete mir eine Frau mit Nierensteinkolik, die sich knapp und klar ausdrücken kann, dass der Aufnahmearzt im Krankenhaus ihr von vorneherein nicht zuhören wollte, sondern zunächst ein CT und ein MRT anordnete. Maßstab:

Geld machen!

Am gleichen Tag höre ich von ei- nem 40-Jährigen, dass bei durch Er-

kältung verstopfte Nase sich sein Hörvermögen auf einer Seite ver- schlechtert hatte. Der Hausarzt ord- nete ohne HNO-Untersuchung bei der Diagnose „Hörsturz“ tägliche Infusionen auch über die Weih- nachtstage an.

Eine Überweisung zum HNO woll- te er nicht ausfüllen.

Dritter Fall heute: Ich telefoniere mit einer voll orientierten 90-Jähri- gen, die nach einem häuslichen Un- fall mit Hautwunde am Gesäß in ein Pflegebett mit hochgezogenen Lat- ten gelegt wurde. Fünf Wochen lang hatte sie liegend und gewindelt in dieser Falle verbringen müssen, ob- wohl sie in meinem Beisein auch stehen konnte.

Eine Freundin erzählte mir am Tele- fon frustriert von ihrem Kranken- hausaufenthalt, wo sie als Privatpa- tientin das Prinzip „let’s make mon - ey“ erlebte beziehungsweise erlitt.

Natürlich sind diese Beispiele nicht mit Berufsfreude vereinbar.

Dr. Dietmut Thilenius, 65812 Bad Soden

Es gibt etablierte Definitionen

. . . In dem Artikel wird die These aufgestellt, dass der Begriff des

„guten Arztes“ schwer fassbar sei.

Das mag grundsätzlich richtig sein, allerdings lässt sich relativ klar ein entsprechender Korridor aufzeigen, der die notwendigen Eigenschaften und Haltungen eingrenzt. Verschie- dene Fachgesellschaften im anglo- amerikanischen Raum beschäftigen sich schon seit vielen Jahren mit den Charakteristika des „guten Arz- tes“. Für den Bereich der universi- tären Ausbildung hat zum Beispiel das britische General Medical Council 1993 mit „Tomorrow’s Doctors“ ein umfassendes Rahmen- werk erarbeitet (zuletzt revidiert 2009). In ähnlicher Weise hat im Jahr 2000 das Council of Deans der medizinischen Hochschulen in Schottland „The Scottish Doctor“

herausgegeben (zuletzt revidiert 2007). Beide Publikationen machen klare Aussagen zu Kompetenzen jenseits der reinen medizinischen

Behandlung und zur ärztlichen Hal- tung. So findet man zu Beginn von

„Tomorrow’s Doctors“: „The duties of a doctor registered with the General Medical Council“.

Im zitierten Artikel werden die ver- schiedenartigen gesellschaftlichen Anforderungen („Die Ärzte stehen irgendwo dazwischen“) angespro- chen. Auch für dieses Feld existie- ren international etablierte systema- tische Rahmenwerke. 1996 defi- nierte das Royal College of Physi - cians and Surgeons of Canada für die postgraduale Weiterbildung ein Konstrukt aus sieben Rollen, die die unterschiedlichen ärztlichen Rollen zueinander in Relation setzen (CanMEDS Physician Competency Framework 1996, 2005). Die Rol- len lauten „communicator“, „colla- borator“, „manager“, „health advo- cate“, „scholar“, „professional“ und

„medical expert“. Sie sind in leicht abgewandelter Form auch in die Ar- beit am deutschen Nationalen Kom- petenzbasierten Lernzielkatalog Medizin der Gesellschaft für Medi- zinische Ausbildung und des Medi- zinischen Fakultätentages aufge- nommen.

Aus dem bisher Ausgeführten leitet sich aus unserer Sicht ab, dass Grundlagen ärztlichen Denkens und Handelns systematisch vermittelbar sind. Deutlich wird das bereits an den Kommunikations- und Interak- tionstrainings, die inzwischen in den meisten humanmedizinischen Curri- cula des Landes etabliert sind. Einen Schritt weiter ist die Berliner Chari- té mit dem Format „Grundlagen ärztlichen Denkens und Handelns“

gegangen, das bereits seit 1999 im Reformstudiengang verpflichtend für alle Studierenden verankert war und das im aktuellen Modellstudien- gang weiterentwickelt wurde . . . Wir hoffen damit einen Beitrag zu leisten, dass die Studierenden in Zukunft dem Ideal des „guten Arz- tes“ näherkommen.

Literatur bei den Verfassern

Dr. med. Jan Breckwoldt, MME-D, Dieter Scheff- ner Fachzentrum für medizinische Hochschullehre und evidenzbasierte Ausbildungsforschung Prof. Dr. med. Harm Peters, Dieter Scheffner Fachzentrum für medizinische Hochschullehre und evidenzbasierte Ausbildungsforschung Prof. Dr. Claudia Spies, Prodekanin für Lehre Charité – Universitätsmedizin Berlin, 10115 Berlin

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Was ist Ihre Meinung? Diskutieren Sie mit auf www.aerzteblatt.de/foren/guterarzt.

B R I E F E

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