Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 16⏐⏐20. April 2007 A1085
B R I E F E
nach meiner Erfahrung hingegen teilweise eine recht „norwegische Einstellung“ zum Arztbesuch. Die Einschätzung der fachärztlichen Versorgung, die der Kollege Kamps äußert, geht jedoch an der deut- schen Realität vorbei: Ein Großteil der fachärztlichen Versorgung ist nicht überzogenes Spezialistentum, sondern eine Grundversorgung, die weder durch Hausärzte noch durch irgendwelche Zentren zu ersetzen ist; Herr Kamps als Facharzt für Allgemeinmedizin hat selber sicher- lich auch kein Interesse daran, seine Patientinnen regelmäßig gynäkolo- gisch zu betreuen oder den Patien- ten Brillen zu verordnen; ihm fehlt sicherlich auch die entsprechende apparative Ausstattung dafür . . . Tatsächlich ist eine flächendecken- de fachärztliche Versorgung nicht durch Hausärzte substituierbar und wäre auch in irgendwelchen Versor- gungszentren oder Kliniken zentra- lisiert weder besser noch billiger, nur eben weiter entfernt vom Pati- enten . . .
Dirk Paulukat,Frankfurter Straße 28, 65520 Bad Camberg
ARZNEIMITTEL
Die 16 Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) haben erst- mals bundesweit Rabattverträge mit Pharmaherstellern geschlossen (DÄ 7/
2007: „AOK schließt bundesweit Rabatt- verträge“).
Mehr Selbstbewusstsein
Die Arzneiverordnung angesichts drohender Regresse gleicht schon lange dem berüchtigten Herumsto- chern im Nebel. Wenn die KBV uns jetzt keine Informationen zu den Ra- battverträgen zwischen AOKs und elf pharmazeutischen Unternehmen geben kann, verschärft dies die Si- tuation zusätzlich und die niederge- lassenen Ärzte müssen selbst aktiv werden. Wer immer noch Pharma- referenten in seiner Praxis empfängt, kann doch die Vertreter dieser elf pharmazeutischen Unternehmen so lange von Praxisbesuchen aus-
schließen, bis die Unternehmen sich vielleicht bequemen, die Verordner ihrer Medikamente auch zu infor- mieren. Etwas mehr Selbstbewusst- sein und Mut in unserer täglichen Ar- beit tut dringend not.
Werner Pollok,Dotzheimer Straße 61, 65197 Wiesbaden
KBV
Die große Mehrheit der Vertragsärzte steht hinter dem KV- System (DÄ 3/2007:
„Zukunftssicher und reformbedürftig“
von Samir Rabbata).
Häufig kontraproduktiv
Was mich so erschüttert, ist, dass mehr als 70 Prozent der Kassenärzte zufrieden oder sehr zufrieden mit dem KV-System sind; die Aufgaben und Leistungen dieser Organisation für uns Ärzte wohl kennen, aber nicht begreifen (wollen), dass die KV auch Exekutiv-Organ des Staa- tes und der Kassen ist. Diese „Janus- köpfigkeit“ – so Dr. Köhler – in der Ausübung der Aufgaben kann zwangsläufig nicht gut sein und muss zu krassen Widersprüchen führen, da fast immer eine Seite ge- gen die andere arbeitet und umge- kehrt. Wenn die KVen sich ent- schließen würden, den Staatsauftrag zu kündigen und als echte Kassen- arzt-Gewerkschaften nur unsere In- teressen zu vertreten, wirksames Streikrecht und dessen Durchfüh- rung durchsetzen würden, könnte man über die Daseinsberechtigung der KVen engagiert diskutieren. Ich fürchte aber sehr, dass sich auch in Zukunft nichts, aber auch gar nichts ändern wird und die KVen, wie schon gesagt, das bleiben, was sie sind: häufig kontraproduktiv und schwach, häufig barbarische Metho- den anwendend, wie Wirtschaftlich- keitsprüfungen, Plausibilitäts-, Kür- zungs-, und Regressverfahren und andere „Delikatessen“, die schon zahlreiche Kassenärzte ins finanziel- le und persönliche Unglück gestürzt haben . . .
Dr. med. Dieter Simon,Burloer Weg 101, 46397 Bocholt