AUS DEN BUNDESLÄNDERN
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Ärztemuster unverzichtbar
„Die Ärzte sind auf Ärztemuster angewiesen." Das sagte der Präsi- dent der schleswig-holsteinischen Ärztekammer, Professor Dr. Egon Grabener, in Bad Segeberg. Er nahm damit Stellung zum Verlan- gen der schleswig-holsteinischen Apothekerkammer, die Industrie solle die Ärzte nicht mehr mit Gra- tispackungen versorgen. Sie hatte darüber hinaus behauptet, die Ärz- te verstünden wenig von Lagerung und sorgfältiger Behandlung von Arzneimitteln.
Professor Grabener erklärte, ein Arzt müsse wissen, in welcher Form und Verpackung die von ihm verordneten Arzneimittel angebo- ten werden, um seinen Patienten gezielte Ratschläge für die Anwen- dung geben zu können. „Letztlich ist der Arzt immer noch derjenige, der Arzneimittel verordnet und auch dafür die Verantwortung trägt. Die nimmt ihm keiner ab, auch nicht der Apotheker."
Grabener führte weitere Gründe an, die für die Ärztemuster spre- chen. So könnten bei Vergiftungs- erscheinungen durch genaue Kenntnis von Farbe und Form auf die eingenommenen Arzneimittel geschlossen und Hilfsmaßnahmen eingeleitet werden. Das sei immer dann wichtig, wenn zwar Pillen, aber keine Packung mehr gefun- den würden.
Des weiteren müsse der Arzt Pak- kungsbeilagen kennen, und bei empfindlichen Patienten könnte er aus einer Probepackung prüfen, ob das Medikament geeignet und verträglich sei.
Zur Lagerungsfähigkeit sagte Pro- fessor Grabener, daß ein Arzt im allgemeinen nur 50 bis 150 Medi- kamente anwende. Diese Proben würden bei 50 Prozent der Ärzte sofort ausgegeben, bei 45 Prozent innerhalb von ein bis zwei Wochen und nur bei fünf Prozent der Ärzte lagerten Medikamente länger, im
allgemeinen bis zu sechs Wochen etwa. Im übrigen klappe vielerorts die Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheker so gut, daß auch von einer einwandfreien Ver- nichtung eventuell überlagerter Medikamente durch die Apotheke gesprochen werden könne. yn
BADEN-WÜRTTEMBERG
Der Spitzensport
ist ärztlich gut versorgt
Die ärztliche Versorgung der Spit- zensportler in Baden-Württem- berg ist nach Ansicht von Sportmi- nister Mayer-Vorfelder (CDU), der Sportselbstverwaltung und der Sportärzteschaft in ausreichen- dem Maße sichergestellt.
Vier sportmedizinische Untersu- chungsstellen an den Universitä- ten Freiburg, Heidelberg, Tübin- gen und Ulm stünden zur Verfü- gung, die alle sowohl eine interni- stische wie eine orthopädische Betreuung sicherstellten. Hinzu komme der bis Ende 1980 fertig- gestellte Neubau der Sporttrauma- tologie an der Universität Frei- burg.
In der Zukunft —so Minister Mayer- Vorfelder — gehe es vor allem dar- um, durch Vorsorgeuntersuchun- gen und therapeutische Maßnah- men etwaigen Schäden im Halte- und Stützapparat von sporttrei- benden Kindern und Jugendlichen vorzubeugen und diese zu behan- deln.
Hier habe die Sportärzteschaft des Landes ein Ausbildungsprogramm initiiert, das sicherstelle, daß bald ausreichend qualifizierte Ärzte im ganzen Land in enger Kooperation mit den vier sportmedizinischen Untersuchungsstellen die Betreu- ung übernehmen können. Aller- dings erlaube die Haushaltslage es nicht, diese Vorsorgeuntersu- chungen bei allen sporttreibenden Kindern und Jugendlichen durch das Land zu finanzieren und zu organisieren. dr
BAYERN
Strahlenschutzwagen
In Pullach bei München hat Innen- minister Gerold Tandler dem Landkreis München einen Strah- lenschutzwagen für den nuklearen Katastrophenschutz übergeben.
Das mit Preßluft-Atemgeräten, Sauerstoffmasken, Kontamina- tions-Schutzanzügen, Gasspür- koffern, Meß- und Warngeräten ausgerüstete Fahrzeug ist, wie Mi- nister Tandler betonte, auf die Ge- fahrenabwehr bei nuklearen Stör- fällen im zivilen Bereich zuge- schnitten, während die vom Bund ausgerüsteten ABC-Züge des Ka- tastrophenschutzes für den Vertei- digungsfall ausgelegt sind. Das neue Fahrzeug, das 230 000 DM kostete, kann auch bei Unfällen mit giftigen Stoffen eingesetzt werden. Mit einem Kostenaufwand von jährlich einer Million DM will das Bayerische Innenministerium bis zum Jahre 1982 bei den fünf kerntechnischen Anlagen in Bay- ern zunächst je zwei dieser Son- derfahrzeuge stationieren. Später sollen insgesamt 20 weitere Strah- lenschutzwagen für die weite- re Umgebung von Kernkraftwer- ken hinzukommen. Innenminister Tandler erläuterte in diesem Zu- sammenhang die Vorkehrungen, die in Bayern für den „extrem un- wahrscheinlichen Fall" eines Un- falles in kerntechnischen Anlagen getroffen worden sind. Das Innen- ministerium habe mit Leitsätzen, Richtlinien und Dienstanweisun- gen alle Voraussetzungen dafür geschaffen, daß die zuständigen Behörden ihre Alarm- und Einsatz- pläne aufstellen können. Mit der praktischen Erprobung dieser Ein- satzpläne werde mit einer Groß- übung beim Kernkraftwerk in Ohu bei Landshut im Jahre 1981 be- gonnen werden. Ferner seien in der Umgebung der bayerischen kerntechnischen Anlagen 150 000 Broschüren über den Katastro- phenschutz an die Haushalte und mehr als 4,8 Millionen Kaliumjo- did-Tabletten an die Gemeinden verteilt worden. gb
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 2588 Heft 44 vom 30. Oktober 1980