Spongioforme Enzephalopathien
Frühdiagnose ist
beim Schaf möglich
umindest „Scrapie“, die beim Schaf auftretende Variante der bovinen spongioformen Enzepha- lopathie (BSE) und der menschlichen Creutz- feldt-Jakob-Krankheit (CJK), kann nach dem Bericht holländischer Forscher jetzt noch vor Ausbruch der Sym- ptome diagnostiziert werden. Im Wissenschaftsmagazin
„Nature“ (Bd. 381, S. 563) berichtet eine Gruppe des
„DLO-Institute for Animal Science and Health“ in Lely- stad, daß eine für die Krankheit charakteristische Form des PrP-Proteins mit immunhistochemischen Methoden in den Tonsillen „Scrapie-infizierter“ Schafe nachgewie- sen werden kann. Eines der fundamentalen Probleme hinter dem politischen Streit um das Exportverbot briti- scher Rindfleischprodukte ist, daß eine zuverlässige Dia- gnose, ob ein Rind mit BSE infiziert ist, bislang erst nach der Schlachtung durch eine aufwendige histologische Un- tersuchung des Gehirns festgestellt werden kann.
er holländische Test beruht auf Antikörpern, die spezifisch für das sogenannte PrP-Protein sind.
Eine veränderte Form dieses Proteins lagert sich in den Gehirnen erkrankter Tiere ab und gilt als Haupt- bestandteil der Erreger der „Schwammhirnkrankheiten“
bei Mensch und Tier. Bislang gibt es zwar keine Antikör- per, die diese veränderte Variante des PrP-Proteins von seiner normalen Form unterscheiden können, aber der Test erlangt seine Spezifität durch eine Vorbehandlung des Gewebes mit Ameisensäure, die nur die veränderte Form des Proteins übersteht. Die Forscher erprobten das Verfahren an Schafen, die eine genetische Prädisposition für Scrapie haben. Normalerweise beginnen diese Tiere etwa im Alter von zwei Jahren, erste Symptome der Hirn- erkrankung zu zeigen. Die holländischen Autoren schrei- ben, daß ihre Färbemethode die beginnende PrP-Ablage- rung in den Tonsillen der Tiere bereits im Alter von ei- nem Jahr, also noch deutlich vor Ausbruch der Krank- heit, nachgewiesen habe.
b dieser Test auch zur Diagnose der spongiofor- men Enzephalopathien bei Rind und Mensch ge- eignet ist, ist freilich noch offen. Zumindest bei an der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit erkrankten Men- schen enthält auch lymphatisches Gewebe den Erreger.
Prof. Hans Kretzschmar, Leiter des deutschen Referenz- zentrums für die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit an der Universität Göttingen, sagte: „Das ist auf jeden Fall eine Spur, der wir nachgehen werden.“ Bereits vor Wochen hatten amerikanische Forscher mit der Nachricht von sich reden gemacht, einen Test für BSE entwickelt zu ha- ben. Details dieses Tests, der auf dem Nachweis zweier Proteine in der Gehirnflüssigkeit infizierter Tiere beruht, sind bislang jedoch noch nicht publiziert. Klaus Koch
A-1992
S P E K T R U M AKUT
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(4) Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 31–32, 5. August 1996