Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Lithiumbehandlung affektiver Psychosen
Resorptionsstörungen zum Bei- spiel bei Diarrhöe oder Flüssigkeits- verlust aus anderer Ursache.
Die Einleitung der prophylaktischen Behandlung erfolgt meist in einer Fach- beziehungsweise Fach-Poli- klinik oder durch den niedergelasse- nen Facharzt. Wir sind bewußt auf die möglichen Nebenwirkungen et- was ausführlicher eingegangen, um dem weiterbehandelnden Hausarzt alle notwendigen Informationen zu vermitteln. Wenn die dargelegten Behandlungsrichtlinien beachtet werden, dann ist die Lithiumprophy- laxe relativ einfach zu handhaben.
Man möchte sich ihre Anwendung — im Interesse der Betroffenen — in noch stärkerem Maße wünschen.
Psychologische Aspekte
Wie bei allen Formen der Langzeit- therapie ist die sachgerechte und zuverlässige Mitarbeit des Patienten notwendige Voraussetzung für das Gelingen. Die differenzierte und ausführliche Aufklärung jedes Pa- tienten über seine Grunderkrankung und den möglichen weiteren Verlauf sowie über die prophylaktischen Möglichkeiten, Nebenwirkungen und Risiken der Lithiumbehandlung scheinen uns für die Motivation des Patienten ganz entscheidend wich- tig. Die häufig anzutreffenden prä- i orbiden Persönlichkeitszüge wie Gewissenhaftigkeit, Ordentlichkeit und Zwanghaftigkeit mancher Pa- tienten — vor allem unipolar Depres- siver — können hier positiv genutzt werden. Jeder Patient erhält zu Be- ginn der Prophylaxe eine schriftli- che Zusammenfassung aller für ihn wichtigen Daten der Lithiumbe- handlung und einen Paß, in den je- weils die Lithiumdosis und der Serumwert sowie das Datum der nächsten Kontrolluntersuchung ein- getragen werden. Der Paß verbleibt
— analog dem Antikoagulantienpaß — bei dem Patienten. (Die genannte Broschüre und der Paß können auf Anforderung von den Herstellerfi r- men kostenlos bezogen werden).
Für den behandelnden Arzt, den Kranken und auch den Kreis der An-
gehörigen ist es wichtig zu wissen, daß der prophylaktische Schutz nur so lange dauert, wie die Behandlung fortgesetzt wird. Man muß daher die Dauer der Prophylaxe unter Abwä- gung der früher durchgemachten Häufigkeit und Schwere der Phasen mit dem Patienten ausführlich be- sprechen. Bei Patienten mit periodi- schen Depressionen ist die Motiva- tion zur Fortführung der Prophylaxe verständlicherweise so gut wie im- mer gegeben. Geringer ist die positi- ve Motivation zur Fortführung der Prophylaxe bei den Patienten, die vor der Behandlung vor allem hypo- manische Schwankungen zeigten, die sie sowohl persönlich als auch beruflich positiv prägten. Manche dieser Patienten nehmen von sich aus eher depressive Schwankungen in Kauf und brechen die Prophylaxe ab.
Welche Auswirkungen nach vorher häufig durchgemachten Phasen die Stabilisierung unter der Prophylaxe auf die Rollenverteilung und Rollen- umstrukturierung zum Beispiel in- nerhalb der Familie und Ehe des Pa- tienten haben kann und welche neu- en Probleme sich damit für alle Be- teiligten ergeben können, ist erst in jüngster Zeit vermehrt in das Blick- feld geraten. Hier ergeben sich neue wichtige Ansatzpunkte für die psy- chotherapeutische Führung durch den behandelnden Arzt.
Literatur
Baastrup, P. C. Schou, M.: Arch. gen. Psy- chiat. 16 (1967) 162-172 — Benkert, 0., Hip- pius, H.: Psychiatrische Pharmakotherapie.
Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg/New York (1974) — Greil, W.: Med. Welt 27 (1976) 517-522 — Schou, M.: Nervenarzt 42 (1971) 1-10 — Schou, M.: Nervenarzt 45 (1974) 397-418.
Anschrift der Verfasserin:
Dr. med. Adelheid Czernik Oberärztin an der
Abteilung Psychiatrie der Rheinisch-Westfälischen
Technischen Hochschule Aachen Goethestraße 27-29
5100 Aachen
FÜR SIE GELESEN
Luft im Pfortadersystem — ein Signum mali ominis
Zeigt die Abdomenübersichtsauf- nahme bei einem Patienten mit aku- ter Bauchsymptomatik Luft im intra- hepatischen Pfortadersystem, so ist in der Regel eine umgehende chirur- gische Intervention erforderlich, die mit einer Letalität von 75 Prozent belastet ist. Eine Analyse von 64 Fallberichten zeigt, daß ursächlich in 72 Prozent eine Darminfarzierung, in 6 Prozent ein intraabdomineller Abszeß, in 3 Prozent ein mechani- scher Ileus, in 3 Prozent blutende Magengeschwüre und in 8 Prozent eine Colitis ulcerosa vorlagen. Die intrahepatische Gasansammlung reicht bis etwa zwei Zentimeter an die Leberoberfläche heran, transito- risch kann sich dieses Bild nach ei- nem Kolonkontrasteinlauf bei Colitis ulcerosa entwickeln. Als prädispo- nierende Faktoren gelten Schleim- hautläsionen, Darmüberblähung und Sepsis. Eine frühzeitige Probe- laparotomie scheint die Prognose günstig zu beeinflussen.
Liebmann, P. R.; Patten, M. T.; Manny, J.; Bien- field, J. R.; Hechtman, H. B.: Hepatic-portal venous gas in aduits: etiology, pathophysiolo- gy and clinical significance. Ann. Surg. 187 (1978) 281-287, Department of Surgery, Bo- ston University Medical Center, Boston, Mass.
Skelettszintigraphie zur Frühdiagnose der Ermüdungsfraktur
Anhaltende Überbelastungen kön- nen zur Ermüdungsfraktur führen, die klinisch durch Schmerz und Schwellung auffällt. Die röntgenolo- gische Sicherung der Diagnose ist in der Regel erst spät möglich, wäh- rend das Skelettszintigramm viel früher in der Lage ist, die Verdachts- diagnose zu erhärten. Radiologi- sche und nuklearmedizinische Ver- gleichsuntersuchungen zeigten, daß szintigraphisch jede Ermüdungs- fraktur nachgewiesen werden kann, allerdings bei geringerer Spezifität (falsch positive Befunde), während im Röntgenbild die Spezifität sehr hoch ist (keine falsch positiven Be- funde) bei deutlich schlechterer
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 50 vom 14. Dezember 1978 3055
In Ausführungen für die Arztpraxis und für die Klinik steht ein vollautomati- sches Blutdruck- und Pulsmeßgerät zur Verfügung, dessen besondere Kenn- zeichen Robustheit und leichte Bedienbarkeit sind Werkfoto Zur Fortbildung
Aktuelle Medizin
TECHNIK IN DER MEDIZIN
Ein neu auf den Markt gekommenes vollautomatisches Blutdruck- und Pulsmeßgerät liefert einfach und schnell alle Meßwerte. Durch den Einsatz zweier Mikrofone werden stereofonische Auskultation und Störaustastung realisiert; sie si- chern fehlerfreie Messungen und gleichbleibend hohe Meßgenauig- keit.
Das artefakt-gesicherte Gerät fixiert die Werte automatisch und macht über eine elektronische Anzeige das Ablesen von Systole und Diastole sehr leicht. Die Pulsfrequenz wird durch stetige Messung des Pulsin- tervalls bestimmt und digital durch
Leuchtziffern angezeigt.
Jede Rhythmusänderung — auch bei Arrhythmien und Extrasystolen — ist sofort ablesbar. Alle Werte bleiben bis zum Beginn einer erneuten Mes-
sung erhalten. Für Blutdruck- und Pulsmessungen in der Ergometrie ist das Gerät ebenfalls eingerichtet.
Es arbeitet ohne Unterbrechung der körperlichen Leistungsabgabe des Patienten.
Zwei Modelle stehen zur Verfügung:
eine Ausführung für die Arztpraxis und eine für den Klinikeinsatz mit Schalter für Schnellablaß, Arrhyth- mie, Druckkonstanz, Ergometrie und Fingerpulsabnehmer zur konti- nuierlichen Pulsfrequenzmessung.
Beiden Geräten gemeinsam ist ro- buste Ausführung und leichte Be- dienbarkeit, so daß die Messungen auch von Helferinnen vorgenommen werden können. Ha Hersteller:
Dr. Bruno Lange GmbH, Postfach 37 03 63, 1000 Berlin 37
FÜR SIE GELESEN
Empfindlichkeit (29 Prozent). Die Autoren empfehlen daher bei Ver- dacht auf Ermüdungsfraktur die Ganzkörperskelettszinitgraphie mit
99mTc-diphosphonat einschließlich Detailaufnahmen und kontrollieren den Verlauf radiologisch mit Spe- zialtechniken. Beobachtete Ermü- dungsfrakturen im Rahmen der mili- tärischen Ausbildung: Metatarsalia, Calkaneus, Tibia, Fibula, Femur.Mhs
Prather, J. L.; Nusynowitz, M. L.; Snowdy, H. A.;
Hughes, A. D.; McCartney, W. H.; Bagg, R. J.:
Scintigraphic Findings in Stress Fractures, J.
Bone and Joint Surg. 59 A (1977) 869-874, Jerry L. Prather: William Beaumont Army Medi- cal Center, El Paso, Texas, 79920 USA
Chronische Leberleiden bei Hämophilie häufig
Gerinnungsfaktor-Konzentrate aus gepooltem Serum haben zwar die Überlebenschance von Hämophilie- patienten deutlich verbessert, doch muß diese verbesserte Prognose mit dem Risiko einer Hepatitisinfektion erkauft werden. Systematische Un- tersuchungen auf pathologische Le- berwerte bei 47 Hämophilen ergaben bei 77 Prozent einen positiven Be- fund, bei 50 Prozent der Untersuch- ten fanden sich Hinweise auf eine durchgemachte Serumhepatitis.
Um die klinische Bedeutung der pa- thologischen Leberfunktionsproben ben zu präzisieren, wurde bei acht symptomfreien Patienten unter einer Faktor-VIII-Substitution eine Leber- blindpunktion durchgeführt. Die Skala der dabei erhobenen Befunde reichte von der chronisch persistie- renden Hepatitis (4) über die chro- nisch aktive Hepatitis (2) bis zur Zir- rhose (2), wobei zwischen Anamnese, Laborbefund und Leberhistologie keine Korrelation herzustellen war.
Hepatitis-B-Marker waren häufig, doch stellt die Serumhepatitis nur einen Faktor im Spektrum der chro- nischen Lebererkrankungen dar. R
Preston, F. E.; Triger, D. R.; Underwood, J. C.
E.; Bardhan, G.; Mitchell, V. E»; Stewart, R. M.;
Blackburn, E. K.: Percutaneous liver biopsy and chronic liver disease in haemophiliacs, Lancet II (1978) 592-594, University Depart- ment of Haematology, Hallamshire Hospital, Glossop Road, Sheffield S10 2TB
Artefaktgesichertes, vollautomatisches Blutdruck- und Pulsmeßgerät
3056 Heft 50 vom 14. Dezember 1978 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT