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Archiv "Pathologischer Plazentasitz nach der zwanzigsten Schwangerschaftswoche" (01.10.1986)

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Pathologischer Plazentasitz nach der zwanzigsten Schwangerschaftswoche

In 0,1 bis 1 Prozent aller Geburten wird ein pathologischer Plazenta- sitz angegeben. Bei der Ultra- schallplazentographie soll die Treffsicherheit in der Beurteilung des kaudalen Pols 94 bis 97 Pro- zent betragen.

In einer Untersuchung wurden alle Fälle mit pathologischem Plazen- tasitz nach der 20. Schwanger- schaftswoche an der Heidelberger Universitäts-Frauenklinik bezüg- lich Schwangerschafts- und Ge- burtsverlauf berücksichtigt. Von 1975 bis 1983 wurden 11 372 Schwangere ein- oder mehrmals ultrasonographisch überwacht.

Dabei wurde in 469 Fällen (4,2 Pro- zent) nach der 20. Schwanger- schaftswoche ein pathologischer Plazentasitz festgestellt. Von 419 (3,7 Prozent) Patientinnen lagen in vier- bis sechswöchigen Abstän- den regelmäßige Kontrollen vor.

Eine Kontrollgruppe mit unauffäl- ligem Plazentasitz umfaßte 200 willkürlich ausgewählte Schwan- gere, die sich ebenfalls regelmä- ßig Ultraschallkontrollen unterzo- gen hatten.

Unterschieden wurden C) tiefer Plazentasitz (Abstand des kauda- len Plazentapols vom inneren Mut- termund nicht mehr als 5 cm),

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Placenta praevia marginalis (Rand der Plazenta reicht bis zum inne-

ren Muttermund), oder Placenta praevia partialis (Plazenta bedeckt teilweise den inneren Mutter- mund) und ® Placenta praevia to- talis. Placenta praevia marginalis und partialis wurden aufgrund technischer Unterscheidungspro- bleme zusammengefaßt. Von den regelmäßig beobachteten 419 Pa- tientinnen mit pathologischem Plazentasitz wiesen 241 (58 Pro- zent) einen tiefen Plazentasitz, 126 (30 Prozent) eine Placenta praevia marginalis oder partialis und 52 Patientinnen (12 Prozent) eine Pla- centa praevia totalis bei der Erst- untersuchung auf.

Die Blutungshäufigkeit betrug beim „tiefen Sitz" 27 Prozent, bei Placenta praevia marginalis/par- tialis 52 Prozent und bei Placenta praevia totalis 54 Prozent. In 38 Prozent aller Fälle mit pathologi- schem Plazentasitz wurden Blu- tungen im weiteren Schwanger- schaftsverlauf beobachtet. In der Kontrollgruppe waren es nur 8 Prozent der Fälle. Beim pathologi- schen Plazentasitz waren zwi- schen 80 und 93 Prozent der vagi- nalen Blutungen erst nach der 20.

Schwangerschaftswoche zu beob- achten, während in der Kontroll- gruppe auftretende Blutungen nur in 40 Prozent der Fälle nach der 20. Woche registriert wurden.

Die Dynamik der Veränderungen des kaudalen Plazentapols war er- heblich. Nach der 35. SSW wiesen noch 19 Prozent der Patientinnen einen „tiefen Sitz", 7 Prozent eine Placenta praevia marginalis/par- tialis und 2 Prozent eine Placenta praevia totalis auf. In 60 Prozent der Fälle wurde jetzt ein normaler Sitz der Plazenta festgestellt. 50 Patientinnen wurden bereits vor der 35. SSW entbunden. In 41 der 419 Fälle (10 Prozent) trat entwe- der ein intrauteriner Fruchttod oder ein Spontanabort auf. Die Sectiofrequenz beim „tiefen Sitz"

nach der 20. SSW betrug 15 Pro- zent, 36 Prozent bei Placenta pra- evia marginalis und 44 Prozent bei Placenta praevia totalis.

Im Vergleich zum Kontrollkollektiv fanden sich bei allen Fällen mit pa- thologischem Plazentasitz signifi- kant erniedrigte Apgar-Werte.

Auch Wachstumsretardierungen traten etwas häufiger auf. Ebenso erfolgte deutlich häufiger die pri- märe Verlegung in die Kinderklinik (n = 69; 16 Prozent). Die perinata- le Mortalität betrug 8 Prozent (Kontrollgruppe 1 Prozent). Kind- liche Fehlbildungen traten mit 3 Prozent etwas häufiger auf als in der Kontrollgruppe (2 Prozent).

Pathoanatomisch sind erst gegen Ende des vierten Schwanger- schaftsmonats die Chorionvilli auf den Bereich beschränkt, der da-

nach die definitive Plazenta dar- stellt, nämlich ausschließlich auf das Chorion frondosum. King (1973) hat als erster die sogenann- te „Plazenta-Migration" bei früher ultrasonographischer Diagnose einer Placenta praevia aufgrund eines beschleunigten Uterus- wachstums beschrieben.

Die Konversionsrate des patholo- gischen Plazentasitzes zum „nor- malen" bzw. „tiefen" Sitz der Pla- zenta am Geburtstermin betrug in dieser Studie 72 Prozent und liegt damit unter der anderer Autoren von 88 bis 98 Prozent. Werden al- lerdings nur Placenta praevia mar- ginalis/partialis und totalis berück- sichtigt, so steigt die Konversions- rate auch dieser Studie auf 91 Pro- zent. Prophylaktische Maßnahmen wie Bettruhe, Tokolyse, stationäre Beobachtung und eine program- mierte Schnittentbindung können zu einer Reduzierung der mütter- lichen Morbidität und gleichzeitig zu einem Rückgang der perinata- len Morbidität/Mortalität in sehr vielen Fällen mit einem pathologi- schen Plazentasitz führen. cas

Schmidt, W., et al., Pathologischer Plazenta- sitz nach der 20. Schwangerschaftswoche — Bedeutung für den Schwangerschafts- und Geburtsverlauf. Geburtsh. u. Frauenheilk. 46 (1986), Seite 206-212.

Priv.-Doz. Dr. med. Werner Schmidt, Ge- schäftsführender Oberarzt, Univ.-Frauenklinik, Voßstraße 9,6900 Heidelberg

BERICHTIGUNG

Allergien

und Pseudo-Allergien

Zu dem Editorial „Allergien und Pseudo-Allergien" in Heft 33/1986, Seiten 2240-2242, haben uns Her- steller und verschiedene Kollegen darauf aufmerksam gemacht, daß es sich bei dem aus der Original- arbeit übernommenen Solosin®

zwar um ein sulfitfreies Präparat, aber um Theophyllin und nicht um ein Kortikosteroid handelt, wie wir der Aufzählung in Immun. Infect.

13 (1985) 188 irrtümlich entnom- men hatten. MWR 2702 (62) Heft 40 vom 1. Oktober 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

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