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Archiv "Rettungsdienst/Strukturreform: Erhebliche Sparreserven" (15.09.1995)

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NFALL-RETTUNG

Ein Gutachten aus Bonn schlägt Alarm: Die Kosten des Rettungsdienstes laufen aus dem Ruder. Foto: Archiv/Walter Neusch, Mannheim

POLITIK

• In den letzten 100 Jahren hat sich das globale und jahreszeitliche Mittel der Temperaturen um 0,3 — 0,6 Grad nach oben bewegt, mit einer sig- nifikanten Anhäufung warmer Jahre in den 80er und 90er Jahren.

• Die durchschnittliche Schnee- bedeckung auf der Nordhemisphäre hat um etwa acht Prozent abgenom- men.

• Die alpinen Gletscher sind in den letzten 120 Jahren um die Hälfte zurückgegangen.

• Niederschläge in der Sahelzo- ne haben signifikant abgenommen.

AKTUELL

• Die Erwärmung der tropi- schen Ozeane nimmt zu, und der tro- posphärischeWassserdampfgehalt hat sich seit 1975 erhöht. Damit verbun- den ist eine Zunahme der Stärke tro- pischer und subtropischer Stürme.

Entscheidend für die globalen Änderungen werden aber die progno- stizierten Meeresspiegelanstiege sein.

Beim Emissionsszenario A wird bis zum Jahre 2050 mit einem durch- schnittlichen Anstieg von 30 bis 50 cm gerechnet, was zu einer permanenten Überflutung großer Niederungsge- biete (Küste von Florida, Bangladesh

etc.) führen würde. Durch die steigen- den Temperaturen könnten sich die natürlichen Ökosysteme nicht an die

„neuen" Temperaturen gewöhnen und würden größtenteils absterben.

Ähnliche Auswirkungen hätte die veränderte Situation auf die Land- wirtschaft.

Prof. Dr. med. Heyo Eckel Prof. Dr. med. Ulrich Hüttemann Dr. rer. nat. Claus Rink

Rückfragen an: Dr. Claus Rink, c/o Georisk GmbH, Schloß Türnich, 50169 Kerpen, Tel 0 22 37/6 12 22

Bereits anläßlich der Plenarsit- zung der Konzertierten Aktion im Gesundheitswesen am 14. Dezember 1993 wurde auch der Rettungsdienst zu mehr Sparsamkeit und Wirtschaft- lichkeit aufgefordert. Allerdings hat sich bis jetzt kaum etwas getan. Im Gegenteil. Die gesetzlichen Kranken- kassen verzeichnen für den (landgebundenen) Rettungs- dienst Ausgabensteigerungsra- ten von zehn bis über 15 Pro- zent pro Jahr. Dieser Trend hat sich auch nach Inkrafttreten des Gesundheitsstrukturgeset- zes (GSG) in den Jahren 1993, 1994 und im ersten Halbjahr 1995 ungebrochen fortgesetzt.

Ohne Qualitätsverluste und oh- ne Verlängerung der Eintreff- zeiten ließe sich mittelfristig jährlich mindestens ein Volu- men von 500 Millionen DM im Rettungsdienst in West- und Ostdeutschland einsparen. Zu

Rudolf K.-H. Dennerlein, Markus Schneider: Wirtschaftlichkeitsreserven im Rettungsdienst. Gutachten für den Bundesminister für Gesundheit, Ba- sys-Verlag GmbH, Augsburg 1995, 209 Seiten, flexibel gebunden, 48 DM.

Nach Angaben des Bundesge- sundheitsministeriums kosten die Rettungsdienste die Beitragszahler der gesetzlichen Krankenversiche- rung jährlich mehr als 3,5 Milliarden DM. Im Jahr 1992, auf das sich die Augsburger Studie bezieht, waren es noch 2,8 bis 2,9 Milliarden DM. Seit 1989 haben sich die Ausgaben in Westdeutschland verdoppelt — nach Darstellung von Ministerialdirektor Gerhard Schulte, Leiter der zustän- digen Abteilung im Bundesgesund- heitsministerium, ohne „ersichtli- chen Grund". Dabei sind die Ausga- ben in den neuen Bundesländern noch dramatischer als in West- deutschland gestiegen. Je Einwohner liegen die Ausgaben bei 32 DM in den alten Ländern und bei 51 DM in den neuen Bundesländern. Je Ein-

satz entstanden 1992 im alten Bundesgebiet Ausgaben in Höhe von rund 322 DM und in den neuen Bundesländern von rund 536 DM.

Es gibt erhebliche länder- spezifische Unterschiede: In Schleswig-Holstein und Nie- dersachsen liegen die Gesamt- kosten je Einsatz weit über 400 DM. In Berlin (153 DM) und im Saarland (247 DM), wo in jüngster Zeit umfangreiche organisatorische Verbesserun- gen realisiert wurden, liegen die Einsatzkosten erheblich günstiger. Auch bezogen auf die Bevölkerung gibt es große Abweichungen in der Ko- stenintensität. In Schleswig- Holstein betragen die Ge- samtkosten je Einwohner 41

Rettungsdienst/Strukturreform

Erhebliche Sparreserven

Die Bonner Regierungskoalition will auch die Rettungsdienste dazu veranlassen, drastisch zu sparen und noch vorhandene Rationalisierungsreserven zu mobilisieren.

Die Infrastruktur soll gestrafft und die Preise sollen reduziert werden. Mehr als 500 Millionen DM jährlich seien in diesem Sektor einzusparen — ohne Qualitätsverluste.

diesem Ergebnis kommt eine aktuelle empirische und analytische Untersu- chung des Institut Basys Beratungsge- sellschaft für angewandte Systemfor- schung mbH, Augsburg, die im Auf- trag des Bundesgesundheitsministeri- ums durchgeführt und die jetzt in Bonn vorgestellt wurde *).

A-2376 (18) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 37, 15. September 1995

(2)

Kennzahlen zur Wirtschaftlichkeit des Rettungsdienstes

Bundesland Einw. Einsätze Einsätze Rett.- Kosten Kosten Kosten je km2 je Einw. je Rett.- mittel je Rett.- je Einw. je

(1000) mittel je Mio. mittel Einsatz Einw. (DM) (DM) (DM)

POLITIK

DM, in Hamburg 52 DM und im Saarland 20 DM.

Die Basys-Studie lobt das Saar- land ob seines gut und wirtschaftlich organisierten Rettungsdienstes. Den teuersten Rettungsdienst in den alten Bundesländern unterhalten Schles- wig-Holstein und Niedersachsen. In Schleswig-Holstein schlägt besonders die Preiskomponente teuer zu Buch, in Niedersachsen die relativ niedrige Produktivität des Rettungsdienstes.

1992 gaben die gesetzlichen Krankenkassen mehr als 1,8 Milliar- den DM für den landgebundenen Rettungsdienst aus. Die Ausgaben je Rentner stiegen von 1989 bis 1992 mit knapp 67 DM fast fünfmal so schnell wie die Ausgaben der Versicherten in der Allgemeinen Krankenversiche- rung (14 DM).

Das Bundesgesundheitsministe- rium macht das Selbstkosten- deckungsprinzip für die ausgabentrei-

Schleswig-- Holstein Hamburg Niedersachsen Bremen Nordrhein- Westfalen Hessen

Rheinland-Pfalz Baden-

Württemberg Bayern Saarland Berlin Bundesgebiet (West) Mecklenburg- Vorpommern Brandenburg Sachsen-Anhalt Sachsen Thüringen Bundesgebiet (Ost) Bundesgebiet (insgesamt)

AKTUELL

bende Situation im Rettungsdienst mitverantwortlich. Zudem gebe es große organisatorische und einsatz- technische Unterschiede. Dies betrifft insbesondere die Anzahl und die Reichweite der Rettungsleitstellen und der Rettungswachen. In Berlin kommt auf fast 3,5 Millionen Einwoh- ner eine Rettungsleitstelle, wohinge- gen es in Niedersachsen im Durch- schnitt nur 140 000 Personen sind. In- nerhalb der Flächenstaaten gibt es ebenfalls erhebliche Unterschiede in der Reichweite der Rettungsleitstel- len. Im Saarland ist diese mit 1,075 Millionen Personen je Leitstelle fast siebenmal so hoch wie in Schleswig- Holstein.

Noch geringer ist die Reichweite der Leitstellen in den neuen Bundes- ländern. In Mecklenburg-Vorpom- mern beispielsweise sind es nur 51 000 Personen, die von einer Leitstelle be- treut werden. Relativ gut organisiert

ist der Dienst in Bayern, wo in der jüngsten Vergangenheit organisatori- sche Änderungen vorgenommen und Wirtschaftlichkeitsreserven ausge- schöpft wurden.

Sofortmaßnahmen

Als Sofortmaßnahmen schlägt das Gutachten vor, durch Abbau der Infrastrukturen auf der Mengenseite 10 bis 15 Prozent einzusparen. In den neuen Ländern seien dadurch minde- stens 20 Prozent zu mobilisieren.

Wesentliche Ausgabensenkun- gen verspricht sich das Bundesge- sundheitsministerium auch durch ei- ne geänderte Preisgestaltung. Allein durch die Ausschöpfung der Entgelt- unterschiede zwischen Hilfsorganisa- tionen und privaten/gewerblichen Anbietern könnten nach Darlegung des Gutachtens Einsparpotentiale von mindestens 10 Prozent der Ge- samtkosten erzielt werden.

Das Gutachten beklagt, daß 20 bis 30 Prozent der Einsätze Fehl- einsätze seien. Diese seien durch eine bessere Organisation, eine geänderte Logistik und einen Datenverbund weitgehend auszuschalten. Zudem verspricht sich das Bundesgesund- heitsministerium durch eine Typisie- rung und Standardisierung bei der Anschaffung der Geräte (Wegfall von Sonderwünschen) Ersparnisse von ungefähr 20 Prozent bei den Anschaf- fungskosten.

Durch eine Verringerung der Zahl der vorgehaltenen Rettungsleit- stellen würde nicht nur der Auswei- tung der Menge vorgebeugt, sondern auch Druck auf das Preisniveau aus- geübt. Allein durch die Zulassung von gewerblichen Anbietern und den dadurch bewirkten verschärften Preiswettbewerb könnten rund 10 Prozent der Gesamtkosten des Ret- tungsdienstes eingespart werden, so Schulte vom Bundesgesundheitsmi- nisterium. Notfalls sollten die Kran- kenkassen Festbeträge für Rettungs- fahrten festlegen (ähnlich wie im GKV-Arzneimittelsektor), um die Kosten/Ausgaben zu drücken. Dies würde bedeuten, daß die Patienten notfalls zuzahlen müßten. Schulte sagte aber, dieser Fall sei sehr un- wahrscheinlich. Dr. Harald Clade 168 79 1 100 72 568 421 41 517

2 200 172 2 183 79 664 122 52 304

157 79 720 110 345 543 38 480

1 691 102 1 556 66 555 556 37 357

511 97 827 118 292 683 34 354

275 135 1 263 107 338 710 36 268

195 82 919 89 254 335 23 277

277 80 1 023 78 344 961 27 337 163 98 1 102 89 344 055 31 312 418 79 1 604 49 396 226 20 247 3 868 215 2 534 85 386 986 33 153 263 102 1 056 97 339 584 33 322

81 139 415 094 58

88 91 741 122 341 853 42 461

139 82 -

257 116 - -

159 203 - -

136 129 376 450 49 536

224 - 103 348 029 36 357

A-2378 (20) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 37, 15. September 1995

Referenzen

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