DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Diabetische Neuropathie:
Prävention immer noch vorrangig
Autonome Neuropathien bei Diabetikern werden oft differential-diagnostisch nicht erkannt, obwohl sie pro- gnostisch als schwerwiegende Komplikation anzusehen sind: Nach fünf Jahren liegt die Überlebensrate der Be- troffenen bei rund 40 Prozent und damit deutlich niedriger als in der Normalbevölkerung oder bei Diabetikern ohne diese Komplikation. Neuere Therapieprinzipien wie Gan- glioside oder Aldose-Reduk- tase-Hemmer haben in die- sem Zusammenhang nicht den erhofften Erfolg ge- bracht, — der Prävention über optimale Stoffwechsel-Ein- stellung kommt damit nach wie vor die Schlüsselrolle zu.
Daher sollte sich das Augen- merk auf die Früherkennung neurologischer Störungen richten, denn der Nerv ist re- generationsfähig, wenn die Strukturen nicht irreversibel geschädigt sind.
Dieses Fazit haben die Ex- perten bei der 5. Internatio- nalen Konferenz zur Grund- lagenforschung des periphe- ren Nervensystems vor kur- zem im italienischen Perugia gezogen. Professor Dr. Hel- mut Woelk, Gießen, wissen- schaftlicher Leiter der vom Pharmaunternehmen Nord- mark ausgerichteten Veran- staltung, führte die Schwie-
Lebensrhythmus Atmen
Die Arbeitsgemeinschaft Patientenschulung des Unter- nehmens Klinge Pharma, München, präsentierte bei ei- nem Fachpressegespräch im April in Darmstadt ihr neues Programm „Lebensrhythmus und Atmen", entwickelt von Prof. Dr. R. Wettengel und Dr. Claudia Hens, beide Bad Lippspringe. Es ist für Patien- ten mit Atemwegserkrankun- gen gedacht, die noch keine Schulung in der Klinik miter-
rigkeiten in der Diagnostik autonomer Störungen des pe- ripheren Nervensystems bei Diabetikern unter anderem darauf zurück, daß die „cha- rakteristischen Herzfre- quenzstörungen eben oft feh- len. Dafür finden sich häufi- ger Orthostasen". Auch Bla- sen-Entleerungsstörungen blieben oft unerkannt, weil das Schmerzempfinden fehlt.
Schon zum Zeitpunkt der Diabetes-Diagnose, so der In- ternist Professor Dr. Fausto Santeusanio von der umbri- schen Universität Perugia, seien bei fünf Prozent der Diabetiker derartige autono- me Störungen festzustellen, nach zehnjähriger Krankheit bereits in jedem zweiten Fall.
Obwohl in diesem Zusam- menhang die Impotenz relativ häufig genannt werde, müß- ten die kardiovaskulären Stö- rungen als wichtiger einge- stuft werden, wie die Fünf- Jahres-Überlebens-Statistik zeige. Als geeignete Tests zur Diagnose nannte der Refe- rent das Verhalten der Herz- frequenz bei tiefem Einatmen und bei Valsalva-Manöver, im Liegen und Stehen.
Bei Patienten mit fortge- schrittener peripherer Neuro- pathie beurteilte Santeusanio das therapeutische Arsenal — abgesehen von der Präven- tion durch optimale Stoff-
lebt haben, und das gelte der- zeit für 99 Prozent dieser Kranken, wie es beim Presse- gespräch hieß.
Das Schulungsprogramm richtet sich an die Patienten der niedergelassenen Ärzte.
Dieses erste Modell für die Arztpraxis sieht drei Veran- staltungen in Kleingruppen von sechs bis acht Patienten vor, bei denen folgende The- men behandelt werden sol- len:
• Atmung und gestörte At- mung,
• Krankheit: Ursachen und Symptome,
wechsel-Einstellung mit Insu- lin — als eher bescheiden: Die Ganglioside haben ent- täuscht, ebenso die Aldose- Reduktase-Inhibitoren. Zu- dem haben die Substanzen im klinischen Test erhebliche ga- strointestinale Nebenwirkun- gen ausgelöst. Allerdings, so gab der Internist zu beden- ken, „wurden die Substanzen bisher auch nur bei Diabeti- kern angewendet, bei denen schon irreparable Schäden vorliegen. Es ist denkbar, daß wir erfolgreicher sind mit bes- seren Inhibitoren, wenn wir sie in früheren Stadien der Nervenstörung einsetzen."
Im Tiermodell der experi- mentellen allergischen Neuri- tis konnte die Gießener Ar- beitsgruppe um Professor Woelk nachweisen, daß den Neurotropen Vitaminen (B1, B6 und B12) in diesem Zu- sammenhang eine besondere Rolle zukommt: Hochdosiert verabreicht, erkrankten weni- ger Tiere und die Symptoma- tik war abgeschwächt. Woelk plädierte deshalb dafür, schon bei beginnenden Stö- rungen im peripheren Ner- vensystem B-Vitamine zu ge- ben.
Bei schmerzhaften Neuro- pathien sind Analgetika sei- ner Ansicht nach kontraindi- ziert. Der Gießener Neurolo- ge empfahl in solchen Fällen zusätzlich zu den B-Vitami- nen niedrigdosierte Antide- pressiva (Amitriptylin-Typ) oder Neuroleptika (Butyro- phenon-Typ). Le
• Medikamente und Be- handlung.
Gearbeitet wird mit be- wußt einfachen Mitteln, vor allem mit patientengerecht vorbereiteten Postern, an de- nen der Arzt die Inhalte dar- stellt. Als weitere Hilfsmittel stehen Patientenbroschüren, eine Begleitbroschüre für den Arzt und ein Patiententage- buch zur Verfügung.
Interessierte Ärzte kön- nen das Schulungsprogramm kostenlos über die Klinge Pharma GmbH, Postfach 80 10 63, München 80, bezie- hen. pe
Zwei Schnelltests der Behringwerke
Die Behringwerke, Mar- burg, haben zwei neue Schnelltests entwickelt: Ei- nen immunchemischen Schnelltest zum frühzeitigen Erkennen einer Schwanger- schaft: RapiTex®-hCG, mit dem sich Human-Chorion- Gonadotropin innerhalb von.
fünf Minuten im Urin über ei- ne Latexagglutination einfach nachweisen läßt.
Ebenfalls auf Latex-Basis und per Hand durchführbar ist der neue Urin-Schnelltest RapiTex®-alpha-1-Mikroglo- bulin, mit dem innerhalb von zehn Minuten eine Alpha-1- Mikroglobulin-Konzentration ab 10 mg/1 nachgewiesen wer- den kann. Dieses niedermole- kulare Protein zeigt Tubulus- Schäden der Nieren an, die durch die Einnahme nephro- toxischer Medikamente, bei Nierenbecken-Entzündungen sowie EPH-Gestosen vor- kommen können. Sch
Kurz informiert
Dolviran®, Endojodin®, Broncho-Binotal® - Wie die Bayer AG, Leverkusen, mit- teilt, werden folgende Arznei- mittel künftig nicht mehr ange- boten: Dolviran® Zäpfchen für Erwachsene, für Kinder und für Säuglinge sowie Migräne-Dol- viran® Tabletten, da andere Kombinationen von Acetylsali- cylsäure mit Codeinphosphat als Analgetika und für die Mi- gränetherapie Alternativen mit Ergotamintartrat zur Verfü- gung stehen.
Nicht mehr verfügbar ist auch das injizierbare Jodpräpa- rat Endojodin®. Als Ersatz empfiehlt die Bayer AG die Gabe von Thyreostatika. Bron- cho-Binotal®, Tabletten und Saft, werden ebenfalls aufgege- ben, da die fixe Kombination aus Broncholytika, Sekretolytika und Expektorantien mit Che- motherapeutika nach neueren pharmakokinetischen Kennt- nissen abzulehnen sind. Sch Dt. Ärztebl. 86, Heft 37, 14. September 1989 (79) A-2563