S C H W E I Z E R Z E I T S C H R I F T F Ü R O B S T- U N D W E I N B A U 1 4 / 1 4 15 K U R Z - I N F O
Rasante Entwicklung
Ideale Bedingungen ab Pfingsten mit fast hochsommerlichen Temperaturen führten zu zügigem Blühverlauf und anschlies- sendem Wachstumsschub. Gewissen Befürchtungen zum Trotz scheinen dieses Jahr die Reben meist sehr gut verblüht zu ha- ben. Bei einzelnen Sorten und Klonen gab es zwar leichte bis mittlere Verrieselungen, die jedoch durch den sehr guten Trau- benschuss und grosse Trauben mehr als kompensiert werden.
Früher Traubenschluss und starker Oidiumdruck
Nach dem Abblühen (15.–18.Juni) entwickelten sich die jungen Trauben enorm schnell. Schrotkorngrösse wurde um den 25. Ju- ni erreicht. Der Traubenschluss setzte schon zehn Tage später (ab 5. Juli) ein. Die erste Botrytisbehandlung war bereits in der Woche 28 fällig. Die unbeständige Witterung mit häufigen Nie- derschlägen erschwerte mancherorts die richtige Terminierung dieser wichtigen Behandlung.
In den unbehandelten Kontrollparzellen blieb der Befall mit Falschem Mehltau bis Ende Juni auf erstaunlich tiefem Niveau.
Gewittrige Niederschläge Ende Juni und Anfang Juli führten dann aber zu einem starken Schub, fast gleichzeitig brach die Krankheit auf Trauben, Hauptblättern und Geizen aus.
Ganz anders die Situation beim Echten Mehltau: In Risikolagen und bei anfälligen Sorten wie Riesling-Silvaner und Chardonnay waren schon Mitte Juni die ersten Symptome an Blättern und auch bereits auf schrotkorngrossen Beerchen zu finden. In der Folge kam es, begünstigt durch die schwülwarme Witterung, zu starker Zunahme. Da und dort wurden anfangs Juli auch Infek- tionen an Trauben festgestellt. Der Befallsbeginn an Blättern ist sehr schwierig zu entdecken. So entwickelt sich die Krankheit im Innern der Laubwand weiter und tritt dann plötzlich in Form von starkem Beerenbefall in Erscheinung.
Abschlussspritzungen gegen Oidium Es ist sehr wichtig, dass bei den Behand- lungen Ende Juli und Mitte August die Mittelwahl der Befallssituation ange- passt wird. Mit dem Beerenwachstum nimmt die Anfälligkeit der Trauben ge- genüber Echtem und Falschem Mehltau
Unscheinbare erste Symptome des Ech- ten Rebenmehltaus an Blauburgunder.
langsam und kontinuierlich ab. Nach Reifebeginn werden sie kaum mehr neu infiziert. In Anlagen mit gutem Bekämpfungs- erfolg können deshalb Ende Juli und Anfang August die spezifi- schen Oidiummittel durch Netzschwefel ersetzt werden. Für die Abschlussbehandlungen gewährt dann Folpet in Kombination mit Kupfer ausreichenden Schutz.
In Anlagen mit Oidiumdruck ist es wichtig, dass die Traubenzo- ne vor dem Spritzen nochmals konsequent ausgelaubt wird.
Hier gelangen mit Vorteil weiterhin spezifische Oidiummittel wie SSH oder kombinierte SSH sowie Piperidine (Astor, Pros per) oder Legend, Talendo und Vivando zum Einsatz. Damit die Re- sistenzbildung nicht gefördert wird, ist es sehr wichtig, dass die Präparate der verschiedenen Wirkstoffgruppen abwechselnd eingesetzt werden (Mittelwahl und Anzahl Behandlungen siehe Flugschrift 124: Empfohlene Pflanzenschutzmittel Rebbau 2014).
Gegen Falschen Mehltau wird für die Abschlussspritzungen in erster Linie Folpet mit oder ohne Kupferzusatz empfohlen.
Massnahmen nach Hagelschlag
Noch besteht weiter die Gefahr von Hagelwettern. Hagelschlag ab Traubenschluss bedeutet bei Beerenverletzungen ein erhöh- tes Risiko für Botrytisbefall und ab Reifebeginn auch für Fäul- niserreger wie Weiss-, Grün- und Essigfäule. Nach Hagel mit Beerenverletzungen muss sobald möglich eine Behandlung mit Folpet durchgeführt werden. Da in einem solchen Fall auch Blätter beschädigt sind, wird die ganze Laubwand inklusive Traubenzone behandelt. Nach Mitte August darf Folpet nicht mehr eingesetzt werden. Bis Ende August sind jedoch noch Be- handlungen mit reinen Kupferpräparaten (z.B. Kupfer 50, Koci- de, Cuprofix, Cupravit) möglich.
Werner Siegfried, Agroscope n