A-2804 (12) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 45, 6. November 1998
S P E K T R U M BÜCHER
Selbstverwaltung
Unverzichtbare Dokumentation
Gerhard Vogt: Ärztliche Selbstverwaltung im Wandel.
Eine historische Dokumentation am Beispiel der Ärztekammer Nordrhein, Deutscher Ärzte-Ver- lag, Köln, 1998, 1 184 Seiten, 78 Abbildungen, 20 Tabellen, ge- bunden, 168 DM
Wären Gerhard Vogt nicht bereits für seine Verdienste um die Ärzteschaft verschie- dene Auszeichnungen verlie- hen worden, so hätte man dafür spätestens dieses Buch zum Anlaß nehmen müssen.
Es wird nicht viele geben, die dieses Werk in einem Zug vom Anfang bis zum Ende durchle- sen werden; das ist das Schick- sal aller Handbücher. Aber es wird hoffentlich sehr viele Le- ser geben, die bei allen mit der ärztlichen Selbstverwaltung zusammenhängenden Fragen darauf zurückgreifen und um- fassend über den jeweiligen Sachverhalt informiert wer- den. Dabei beschränkt sich der Autor nicht darauf, einen Überblick über die aktuelle Situation zu geben, sondern macht sich immer wieder – ge- treu dem vorangestellten Leit- spruch von Kierkegard: „Man kann das Leben nur rückwärts verstehen, aber leben muß es man es vorwärts“ – auf die Su- che nach den historischen Wurzeln. Daß er hierbei Ent- wicklungen aufzeigt, die prä- gend sind für die ärztliche Selbstverwaltung in allen Tei- len Deutschlands, macht die- ses Buch auch außerhalb der Grenzen der Ärztekammer Nordrhein zu einem künftig unverzichtbaren Handbuch.
Natürlich kennt sich der Autor aus mit der Materie, über die er schreibt, war er doch selber lange Jahre als Geschäftsführer der Ärzte- kammer Nordrhein tätig.
Doch garantiert dieser Um- stand allein noch nicht das Gelingen dieses Buches. Der Rezensent als Betroffener, der häufig genug schon feststellen mußte, wie mühsam es sein kann, mit den bisher vorhan-
denen Hilfsmitteln bestimm- te Entwicklungslinien inner- halb der ärztlichen Selbstver- waltung nachzuzeichnen, er- kennt die jahrelange Arbeit, die Vogt in dieses Buch inve- stiert hat. Dies schlägt sich auch nieder im Anmerkungs- teil, der diejenigen, die sich mit einem bestimmten As- pekt ausführlicher beschäfti- gen wollen, auf die jeweiligen Fundstellen verweist.
Wohltuend für den unvor- eingenommenen Leser ist es sicherlich auch, daß Vogt – ob- wohl selbst bestimmt ein Ver- fechter des Systems der ärztli- chen Selbstverwaltung – sich seinem Untersuchungsgegen- stand mit einer gewissen wis- senschaftlichen Distanz an- nähert. Systematisch macht
uns der Autor mit der Organi- sation und den Tätigkeitsbe- reichen ärztlicher Selbstver- waltung vertraut. Die Ent- wicklung in Nordrhein steht hierbei exemplarisch für die allgemeine Entwicklung. Eine sehr detaillierte Gliederung, zahlreiche Querverweise im Text sowie ein Personen- und Sachregister sorgen dafür, daß man das Handbuch auch zur schnellen Information über ei- nen bestimmten Sachverhalt heranziehen kann.
Also noch einmal: Ein un- verzichtbares Handbuch für alle Einrichtungen ärztlicher Selbstverwaltung und deren Vertrags- und Verhandlungs- partner in Deutschland, eine lohnenswerte Investition für alle gesundheitspolitisch in- teressierten Leser.
Thomas Gerst, Köln