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ie hyperbare Sauerstoff- therapie bei der Behand- lung von Patienten mit Weit- winkel-Glaukom und mit der Indikation Morbus Perthes wird künftig nicht mehr von den Krankenkassen be- zahlt. Dies hat der Gemeinsa- me Bundesausschuss be- schlossen. Nach seiner Auf- fassung gibt es keine hinrei- chenden Belege für die klini- sche Wirksamkeit in den bei- den Indikationen.Die Protonentherapie wur- de auf die Indikation Chordo- me und Chondrosarkome an der Schädelbasis eingegrenzt.
Nicht mehr zulasten der Kran- kenkassen kann diese The- rapie bei Patienten mit Äste- sioneuroblastomen eingesetzt werden.
Im Rahmen der Qualitäts- sicherung der Krankenhäuser gemäß § 137 SGB V wird das bisherige Verfahren auch künf- tig fortgeführt. Zusätzlich zu den 19 Leistungsbereichen, die jetzt bereits dokumenta- tionspflichtig sind, kommt der Bereich Pneumologie hinzu.
Derweil hat das Bundesin- stitut für Arzneimittel und Medizinprodukte wegen neu- er Erkenntnisse die Zulassun- gen für Hormonersatzprä- parate weiter eingeschränkt.
Diese dürfen jetzt nur noch in Ausnahmefällen zur Vorbeu- gung von Osteoporose einge-
setzt werden. Bereits im Au- gust 2003 war aufgrund von neueren Erkenntnissen zu möglichen Risiken die Anwen- dung bei Frauen mit Menopau- sebeschwerden auf die Be- handlung schwerer Fälle be- schränkt worden.
In den vergangenen Jahren wurden solche Präparate zur Behandlung von Wechseljah- rebeschwerden bei Frauen und zur Vorbeugung gegen Osteoporose zugelassen. Die Arzneimittelhersteller müssen nun in den Produktinforma- tionen Angaben zum erhöh- ten Risiko für Krankheiten
und Hirnleistungsstörungen aufnehmen, teilte das Institut mit. Die Firmen müssten die Änderungen bis zum 1. Juli
2004 umsetzen. EB
A K T U E L L
Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 2518. Juni 2004 AA1773
Freie Berufe
Kritik an EU- Entwurf
Verband sieht Qualitäts- standards gefährdet.
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ls „unausgegoren“ hat der Bundesverband der Freien Berufe (BFB) den Entwurf ei- ner Dienstleistungs-Richtlinie der Europäischen Kommissi- on bezeichnet. Danach sol- len Qualitätskontrollen grenz- überschreitender Dienstlei- stungen allein durch den Ent- sendestaat vorgenommen wer- den können. „Dies würde bei- spielsweise ausländischen Ärz- ten ermöglichen, in Deutsch- land über Monate hinweg oh- ne Information der hiesigen Berufsaufsicht tätig zu wer- den“, kritisierte der BFB. Rie Hyperbare Sauerstofftherapie: Kassen zahlen nicht mehrbei Weitwinkel-Glaukom und Morbus Perthes.
Foto:ddp
Bundesausschuss
Klinikleistungen begrenzt
Entscheidungen auch zur hyperbaren Sauerstofftherapie
PSA-Screening
Neue Daten weisen auf Lücken hin
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as PSA-Screening ist in den USA beliebt. In einer Studie im New Eng- land Journal of Medicine (NEJM 2004;350: 2239–2246) wurde jedoch mit dem PSA-Test ein Sechstel aller Krebser- krankungen nicht erkannt. Von diesen hatte ein Sechstel eine ungünstige Histologie in der Biopsie. Die meisten Urologen empfehlen ab einem PSA- Wert von 4 ng/ml eine Prostatabiopsie.
Dies suggeriert einen Grenzwert, den es aber nach den Ergebnissen des Prostate Cancer Prevention Trial in Wirklichkeit nicht gibt.
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ie randomisierte klinische Studie war ursprünglich durchgeführt wor- den, um die präventive Wirkung von Finasterid zu untersuchen. Die Studiedauerte sieben Jahren. Während dieser Zeit wurde regelmäßig der PSA-Wert bestimmt und am Ende – wichtig für die jetzige Auswertung – bei allen Pati- enten unabhängig von ihrem PSA-Wert eine Prostatabiopsie durchgeführt. Ian Thompson von der Universität von Texas in San Antonio hat die Daten jener 2 950 Männer im Alter von 62 bis 91 Jahren analysiert, die nie einen PSA- Wert über 4 ng/dl hatten und bei denen eigentlich keine Krebserkrakung vor- liegen sollte. Dennoch wurde bei 449 Männern (15,2 Prozent) in der Biopsie Tumormaterial nachgewiesen. Davon hatten 67 Tumoren (14,9 Prozent) einen Gleason-Score von sieben bis neun, der ein hohes malignes Potenzial („high-grade“) kennzeichnet. Ein Blick auf die Verteilungskurve der PSA-Wer- te zeigt, wie willkürlich ein Grenzwert von 4,0 ng/dl letztlich ist. Die Krebs- prävalenz steigt stetig (wenn auch in der Tendenz exponentiell) von sieben Pro- zent bei einem PSA-Wert von 0,5 ng/ml auf 27 Prozent bei einem PSA-Wert
zwischen 3,1 und 4,0 ng/ml. Das Gleiche gilt für die Prävalenz der „high-grade“- Tumoren: Sie stieg von 13 Prozent bei einem PSA-Wert von 0,5 ng/ml auf knapp unter 25 Prozent bei einem PSA- Wert von 3,1 bis 4,0 ng/ml. Sollte wegen dieser Zahlen der Grenzwert nicht drin- gend gesenkt werden, wenigstens auf 3 ng/dl?
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ie meisten Getesteten wären ange- sichts der vorgelegten Zahlen sicher davon zu überzeugen, jedoch H. Ballen- tine Carter von der Johns Hopkins Universität in Baltimore spricht sich im Editorial (NEJM 2004; 350: 2292–2294) entschieden gegen eine Verände- rung des Grenzwertes aus. Das Ergebnis der Studie sei nicht überraschend. Aus Autopsie-Studien sei bekannt, dass 15 Prozent der 60-Jährigen und 60 Prozent aller 90-Jährigen Karzinomherde in der Prostata haben, wohingegen nur etwa zehn Prozent aller Menschen über 50 Jahre einen PSA-Wert von über 4 ng/dl haben. Rüdiger Meyer Akut