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Archiv "Rosazea Epidemiologie, Pathogenese, Klinik und Therapie: Schlusswort" (19.10.2007)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 42⏐⏐19. Oktober 2007 A2895

M E D I Z I N

Hängt dieses Muster mit der postprandialen Auslösung der Rosazeaflushs zusammen? Bekanntlich bestehen neuronale Afferenzen zwischen dem parasympathisch Magen, Pankreas und oberen Dünndarm versorgenden N. vagus und seinem Kernareal in der Medulla oblongata.

Vagusimpulse werden dort mit anderen Zentren einsch- ließlich Segmenten des langgestreckten Trigeminuskerns vernetzt und über vegetative Neurone dem prägang- lionären N. trigeminus zugeschaltet, sodass die kutane Mikrozirkulation segmental beeinflusst wird. Gesteigerte Vagusreize (Gastritis etc.) können über den skizzierten Reflexbogen die Durchblutung der involvierten Dermato- me exzessiv erhöhen. Pathophysiologisch lässt sich die Rosazea also als primär viszero-neurokutane Reflexder- matose mit sekundär entzündlichen Läsionen erklären.

Diese schon früher betonte Pathogenese (2, 3) hat auch therapeutische Bedeutung, weil unter Mitbehandlung von – häufig aufzudeckenden – Viszeropathien die assoziierte Rosazea sich mildern oder im Frühstadium abheilen kann.

Häufig sind auch Alkoholkarenz/ Ernährungsumstellung wirksam. Die viszero-neuro-kutane Auslösung der Rosa- zea ist ein Beispiel der vielen Korrelate „externer“ und

„interner“ Medizin.

LITERATUR

1. Fischer-Brügge E, Sunder-Plassmann P: Die zentral-vasomotorische Be- einflussung umschriebener peripherer Körperabschnitte und ihre klini- sche Bedeutung. Acta neuroveg 1950; 1: 374–80.

2. Blaich W: Differentialdiagnose und Pathogenese verschiedener Formen von Gesichtsrötungen. Hautarzt 1957; 8: 167–73.

3. Schuermann H, Greither A, Hornstein O: Vegetative Gesichtsmaske (einschließlich Rosacea). In: Krankheiten der Mundschleimhaut und der Lippen, 3. erweit. Aufl. München–Berlin–Wien: Urban & Schwarzenberg 1966; 517–9.

Prof. (em.) Dr. med. Otto P. Hornstein Danziger Straße 3, 91080 Uttenreuth

Schlusswort

Herr Kollege von den Driesch weist richtigerweise auf die jahrzehntelange gute Erfahrung mit Schwefelprä- parationen in der Dermatologie bei verschiedenen Indika- tionen, insbesondere aber bei der Rosazea, hin. Auch ich habe mit Schwefelpräparationen bei der Rosazea sehr gute Erfahrungen gemacht und kann die Ausführungen von Herrn von den Driesch bestätigen.

Es handelt sich hier um persönliche Erfahrungen, die auf jahrzehntelangem Gebrauch dieser Medikamente in der Dermatologie beruhen, die im Zeitalter der evidenz- basierten Medizin die niedrigste Plausibilitätsstufe er- reicht. Die zitierte Studie von HM Torok hat die Schwie- rigkeit, dass nicht Schwefel alleine, sondern eine Kom- bination aus 5-prozentiger Schwefelformulierung mit Sulfocetaminnatrium und zusätzlich noch einem Licht- schutzmittel verwendet und mit Metronidazol verglichen wird. Die günstige Wirkung kann aufgrund dieser Studie also nicht alleine auf die Schwefelpräparationen zurück- geführt werden. Aufgrund dieser Problematik fand bei dem sehr knapp vorgegebenen Raum für eine Über- sichtsarbeit die Schwefelpräparation im Artikel keine Er- wähnung (2, 3).

Herr Kollege Oster-Schmidt spricht insbesondere die schwierige Situation der Augenbeteiligung an. Hier ist un- bedingt zu empfehlen, mit einem kompetenten Oph- thalmologen zusammenzuarbeiten. Richtigerweise wird auf die Therapie der systemischen Antibiotika bei der Ke- ratokonjunktivitis hingewiesen. Aus Platzgründen konnte hierauf im Artikel nicht näher eingegangen werden, und ich darf auch hier auf weiter Literatur hinweisen (2, 3).

Da der Schweregrad der okkulären Rosazea vom Haut- befund unabhängig ist, empfiehlt sich bei allen Rosazea- Patienten mit Augensymptomen eine ophthalmologische Untersuchung. Das Risiko der Erblindung ist außerordent- lich gering, in circa 5 % der Fälle einer okkulären Rosazea können jedoch schwere Beteiligungen der Hornhaut als Rosacea keratitis auftreten, die mit Hornhautnarben und Hornhautvaskularisationen einhergehen. Diese Kompli- kationen sind weder medikamentös, noch operativ befrie- digend zu therapieren (4).

Eine Erklärung für die Abfolge von seborrhoischer Dermatitis und Rosazea kann nicht gegeben werden.

In ersten Studien haben sich die weniger irritierenden Retinoide als wirksam erwiesen. Hier scheint die antiflo- gistische immunregulierende Wirkung den irritierenden Effekt der Retinoide zu übertreffen. Bezüglich der Son- nenschutzpräparate muss eine individuelle Verordnung er- folgen, die den Erfahrungen des Therapeuten folgen. Eine allgemein gültige Empfehlung kann hier nicht gegeben werden, zumal keine Studien über mehr oder weniger irri- tierende Sonnenschutzpräparate vorliegen.

Herr Prof. Hornstein ist zu danken für die weitergehen- den Ausführungen über ältere Hypothesen zur Flushsym- ptomatik der Rosazea, die in dem Übersichtsartikel eben- so aus Platzmangel keine Erwähnung fanden, zumal sie weiterhin als Hypothesen gelten müssen, ohne dass eine Bestätigung durch neuere Untersuchungen folgen konn- ten. Besonders interessant sind diese Ausführungen im Licht neuerer Befunde, die die Rosazea als neuroimmuno- logische Reaktion ansehen, wobei dies zunächst auch als Hypothese zu betrachten ist, die erst bewiesen werden muss.

LITERATUR

1. Torok HM, Wester G, Dunlop FE et al.: Combination sodium sulfacetami- de 10 % and sulfer 5 % cream with sunscreens versus metronidazole 0,75 % cream for rosacea. Cutis 2005; 75: 357–63.

2. Lehmann P: Rosazea, Klinik, Pathogenese, Therapie. Hautarzt 2005; 56:

871–87.

3. Lehmann P, Arens A: Rosacea fulminans. In: Plettenberg A, Meigel WN, Moll I: Dermatologie an der Schwelle zum neuen Jahrtausend. Berlin, Heidelberg: Springer Verlag 2000; 257–9.

4. Schnaudigel OE: Manifestationen der Rosazea im Augenbreich. Stuttgart:

Georg-Thieme-Verlag 2003: 63–5.

Prof. Dr. med. Percy Mario Lehmann

Klinik für Dermatologie, Allergologie u. Umweltmedizin, HELIOS-Klinikum Wuppertal, Universität Witten-Herdecke Heusnerstraße 40, 42283 Wuppertal

E-Mail: plehmann@wuppertal.helios-kliniken.de

Interessenkonflikt

Prof. Lehmann erhielt in den letzten 2 Jahren Vortragshonorare von den Firmen Galder- ma und Novartis. Die Autoren der übrigen Diskussionsbeiträge erklären, dass kein Inter- essenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.

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