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Archiv "„Floater“, Warrants, Indexpapiere: Neue Formen der Geldanlage" (15.10.1986)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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GEL Agdawn

Handel mit den altbewährten Wertpapieren und neuerdings auch mit einer Fülle neuer Kreationen — die Börse Foto: Jobst

D

er deutsche Kapital- markt gibt gerade mo- mentan einiges her.

Der Grund liegt auf der Hand: Das historisch nied- rige Zinsniveau kann heute nur noch wenige Anleger aus der Reserve locken, neue Kreationen verspre- chen hingegen höheren Gewinn. Doch unter den zahlreichen Neuschöpfun- gen ist zwar manches durchaus ganz brauch- bar, doch vieles ist für den Durchschnittsanleger kaum noch durchschau- bar. Schon jetzt verliert auch so mancher einstmals versierte Anlageberater die Übersicht, wenn es um die neuen Anlageformen geht.

So haben inzwischen — ge- treu nach amerikanischem Vorbild — einige Banken sogenannte „Bond-War- rants" aufgelegt. Ihr Prin- zip ist eigentlich recht ein- fach: Es handelt sich um Optionen, die zum Kauf ei- ner ganz bestimmten Anlei- he zu einem jetzt bereits festgelegten Kurs berechti- gen. Im Klartext sieht das so aus: Ein Anleger kauft heute zum Preis von 38 Mark den Commerzbank- Warrant mit Laufzeit bis zum September 1989. Da- mit sichert er sich das Recht, insgesamt zehn 6,25prozentige Commerz- bank-Anleihen zum Fest- preis von je 100 Mark, also zu insgesamt 1000 Mark zu kaufen, Laufzeit der Anlei- he bis zum September 1996. Fällt nun aber das Zinsniveau am deutschen Kapitalmarkt nochmals, so steigt der Kurs der Anleihe.

Und bei diesem Kursan- stieg ist der Warrant-Anle- ger voll dabei. Notiert bei- spielsweise die zugrunde liegende Anleihe bei 104 Mark, so würden 1000 Mark Anleihe-Summe den Anle-

ger 1040 Mark kosten. Da er per Warrant aber nur 1000 Mark zahlt, ist sein Papier rechnerisch also 40 Mark wert. Steigt aber der Kurs der Anleihe von 104 Mark nur um 2 Prozent auf 106 Mark, so klettert damit der Wert des Warrants auf 60 Mark. Ergebnis: 20 Mark oder 50 Prozent Gewinn für den Anleger.

Das Spielchen funktioniert freilich nur, solange die Zinsen noch weiter fallen.

Doch selbst Optimisten se- hen hier kaum noch großen Spielraum. Steigt jedoch das Zinsniveau eines Tages wieder, so tendiert der Warrant-Kurs nur allzu schnell gen Null: Der War- rant-Käufer hat seinen Ein- satz verloren.

Wesentlich sicherer ist da- hingegen eine andere Neu- Kreation, die es ebenfalls noch nicht lange gibt:

„Floating Rate Notes" — kurz „Floater" genannt.

Dabei handelt es sich um Anleihen, die keine feste

Verzinsung haben. Ihr Zinssatz richtet sich hinge- gen nach anderen Krite- rien, beispielsweise nach dem Zinssatz für kurzfristi- ge Geldanlagen unter Ban- ken (FIBOR = „Frankfurt Interbank Offered Rate").

So bietet beispielsweise die Bayerische Landes- bank einen solchen Floater an, dessen Zinssatz 0,1 Prozent unter dem aktuel- len FIBOR-Satz für 3-Mo- nats-Gelder (z. Z. 4,5 Pro- zent) liegt und alle drei Mo- nate neu festgesetzt wird.

Auch wenn die Verzinsung deutlich niedriger liegt als bei herkömmlichen Papie- ren, so haben solche Floa- ter doch einen großen Vor- teil: Ihr Kurs schwankt nur minimal. Steigt aber der Zins am Kapitalmarkt, fal- len die Kurse der her- kömmlichen 5,5- und 6-Prozenter in den Keller.

Käufer von Floatern sind indes vor Kursverlusten ge- schützt, wird der Zins ihres

Papiers doch stets der Marktlage angepaßt.

Wer jedoch auch ganz gern ein bißchen spekulieren möchte, für den bietet bei- spielsweise die Deutsche Bank seit Ende August das Richtige: die sogenannte Index-Anleihe. Zwar bringt dieses Papier mit fünfjähri- ger Laufzeit pro Jahr nur 3 Prozent Zinsen, doch sind es auch kaum die Zinsen, die für den Anleger interes- sant sind. Was zählt, sind die möglichen Kursgewin- ne, die in dem Papier stek- ken, denn: Der Rückzah- lungspreis ist an den Stand des Aktienindex der Frank- furter Allgemeinen Zeitung gekoppelt.

Die Anleihe selbst ist in zwei Tranchen aufgeteilt:

Die Tranche A, auch als

„Bullen-Anleihe" bezeich- net, beschert dem Anleger Profit, wenn der Index bis zum Fälligkeitstag steigt.

Mit der B-Tranche hinge- gen —die auch „Bear-Anlei- he" genannt wird — können Spekulanten auf einen fal- lenden Index setzen. Die Ausgangsbasis ist dabei für beide Teile gleich: der Aktienindex der FAZ per Ende Juli diesen Jahres mit einem Stand von 610,79 Punkte. Die Berechnung des Rückzahlungspreises ist indes bei den beiden Tranchen unterschiedlich.

So erhöht sich der Rück- zahlungskurs des Bull-Pa- piers exakt um soviele Pro- zentpunkte, wie auch der FAZ-Index steigt, maximal jedoch auf 217 Punkte. Al- lerdings werden vom so er- rechneten Preis noch 6 Prozent abgezogen, eine Art Gebührenabschlag al- so. In Zahlen ausgedrückt:

Steigt der Index beispiels- weise auf 900 Punkte, also um 47 Prozent, bekommt

„Floater", Warrants, Indexpapiere

Neue Formen der Geldanlage

Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 42 vom 15. Oktober 1986 (71) 2387

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Tabelle 1: Durchschnittlicher Rang der Institute Durchschnitt ich erreichter

Rang (1.-9. R.) Vier- Sechs- Wochen- Monate-

Analyse Analyse

*91 Empfehlendes Institut

Deutsche Bank Köln

Commerzbank Frankfurt Dresdner Bank Frankfurt

Bank für Gemeinwirt- schaft Frankfurt Privatbankhaus Delbrück Köln Deutsche Genossen- schaftsbank Frankfurt Schweiz. Bankgesellsch.

(D) Frankfurt

Westdeutsche Landes- bank Düsseldorf Hornblower & Fischer Düsseldorf

*) Daten der letzten sechs kurzfristigen Analysen. Ältere Progno- sen werden aus Aktualitätsgründen aus der Wertung genom- men.

**) Daten der letzten zwei langfristigen Analysen. Wegen des Un- tersuchungsbeginns im Frühjahr 1986 liegt bis jetzt noch nicht mehr Material vor.

4.5 7.

4.5 1.

4.67 2.5

4.67 5.

3.83 3.

4.5 5.

6.8 7.5

5.17 5.5

6.33 8.5

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Neue Formen GELDANLAGEN

Banken und ihre Aktienprognosen:

Wie gut sind Spitzeninstitute?

der Anleger für jede 100 Mark Einzahlungssumme zusätzlich zu seinen drei Prozent Jahreszinsen noch 38 Mark Rückzahlungsge- winn. Fällt aber der Index wider Erwarten beispiels- weise auf 300 Punkte zu- rück, bekommt der Anleger nur noch 46 Mark zurück- gezahlt. Doch vor solchen Verlusten kann man sich schützen, nämlich mit der Tranche B, der „Bear"-An- leihe. Sie bringt Profit, wenn der Index fällt: Ange- nommen, der FAZ-Index steht im Jahr 1991 nicht mehr bei 610, sondern zum Beispiel bei 400 Punkten.

In diesem Fall bekommt der Anleger seine Anleihe mit einem Kurs von 155,44 Mark eingelöst. Der Ge- winn — zu dem auch noch die 3 Prozent Jahres-Ver- zinsung kommen — kann sich also sehen lassen.

Doch auch hierzu wieder das Gegenbeispiel: Wenn der FAZ-Index nämlich nicht erwartungsgemäß fällt, sondern weiter an- steigt, sieht es bei der Tranche B schlechter aus.

Steht der FAZ-Index im Jahr 1991 also z. B. bei 800 Punkten, wird das Papier nur noch mit 93 Mark zu- rückgezahlt, der Kapital- verlust beträgt in diesem Fall also 6,12 Prozent. Dem steht allerdings ein Zinser- trag von 3 Prozent pro Jahr gegenüber, so daß der Ver- lust nicht gar so hoch aus- fällt. Rentiert hat sich diese Form der Anlage dennoch kaum, der Effektiv-Zins liegt deutlich unter 2 Pro- zent.

Diese Beispiele zeigen je- doch, daß die neuen Fi- nanz-Kreationen umfang- reiche Kenntnisse der Ma- terie voraussetzen. Wer sich nicht ständig mit sei- ner Geldanlage befassen kann oder will, sollte daher andere Anlageformen vor- ziehen — und wenn der Kundenberater der Bank noch so sehr von den ver- meintlichen Gewinnchan- cen schwärmt. Peter Jobst

Die Situation ist Ihnen be- kannt: Sie haben geerbt, einen schönen Jahresü ber- sdhuß erwirtschaftet, hart Erarbeitetes angesammelt oder sind sonstwie mit aus- reichenden Geldmitteln ge- segnet. Der Wertpapierbe- rater Ihrer Hausbank soll auf der Suche nach ge- winnträchtigen Aktien wei- terhelfen. Vielleicht sind Sie mit den Anlageempfeh- lungen Ihres Beraters zum

Krösus geworden oder aber kräftig auf den Bauch gefallen — mit allem Groll gegen den vermeintlich börsensicheren „Bank- menschen".

Unsicheres Umfeld Solange die Aufwärtsbewe- gung an den Aktienmärk- ten noch funktionierte, konnte auch der Privatan-

leger in den letzten vier Jahren nicht viel verkehrt machen. Die Aktienkurse erreichten immer wieder neue, nicht für möglich ge- haltene Höchststände. Das Blatt hat sich gewendet.

Spätestens seit Jahresbe- ginn ist offensichtlich, daß auch empfindliche Kurs- verluste hingenommen werden müssen. Die Ent- wicklung der Zinsen, des Dollars und der Konjunktur läßt sich nur mit großen Fragezeichen einschätzen, der Aktienmarkt hängt je- doch von diesen Einfluß- größen unmittelbar ab. Ei- ne selektive Aktienauswahl durch Wertpapierspeziali- sten ist daher dringend ge- boten.

Schlechter Rat ist teuer Für den eingangs beschrie- benen Anleger stellt sich spätestens jetzt die Frage, ob der Anlageberater sei- ner Hausbank ihm die

„richtigen" Aktienempfeh- lungen geben kann. Natür- lich hängt die Anlageent- scheidung des Kunden un- ter anderem auch von sei- ner persönlichen Risiko- einstellung ab. Doch zu- nächst ist von Bedeutung, ob der Wertpapierberater auch wirklich die Aktien zu beurteilen vermag, die noch Kurssteigerungspo- tential aufweisen. Zu des- sen Meinungsbildung wird in jedem Fall seine Bank- zentrale mit allgemeinen Analysen zur Börsenlage und deren Hintergründe, aber auch mit konkreten Aktienempfehlungen bei- tragen.

Direkter Vergleich der Spitzeninstitute Der Bankkaufmann — Euro- pas größte Bankzeitschrift

— hat sich der brennenden Frage der Prognosequalität von Wertpapierexperten angenommen.

Die Wertpapierspezialisten ausgesuchter Kreditinstitu- 2888 (72) Heft 42 vom 15. Oktober 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

Referenzen

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