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Archiv "Zinsen: Zug nach oben" (01.03.1990)

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Manche Edelmetallexperten rechnen für 1990 mit wachsender Pla tinnachfrage und entsprechenden Preissteigerungen. Eine Reihe von Indizien wird für diese Erwartungen ins Feld geführt: An erster Stelle steht nach wie vor der wachsende Bedarf für Katalysatoren im Automobilbau. Doch selbst bei geschwächter amerikanischer Kon- junktur und Rückgang des Autoverkaufs traut mancher der Nachfra- ge für Schmuck und Investment zu, den Platinpreis erfolgreich zu stützen. Zur Öffnung des Platinmarktes für Anleger haben Platin- münzen beigetragen. Die erste Münze mit dem Status eines gesetz- lichen Zahlungsmittels bei höchstmöglichem Reinheitsgrad ist nach Angaben von Goldcorp Australia der im Herbst 1988 eingeführte australische Koala — in den Größen Ih 1/ 2 1/4 I/10 und 1/20 Unze.

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

D

ie bundesdeutsche Zinslandschaft ist in Bewegung geraten:

Insbesondere in den ersten Februartagen kletterte hier- zulande das Zinsniveau in ei- nem bisher noch nicht gese- henen Ausmaß. Finanzierun- gen wollen heute besonders genau durchkalkuliert wer- den.

Zwischen 1985 und 1989 herrschte Ruhe am deutschen Kapitalmarkt: Festverzins- liche Wertpapiere brachten Renditen zwischen 5,5 und 6,5 Prozent, die Girokonten- Überziehung wurde von Ban- ken und Sparkassen mit 8,5 bis 9,5 Prozent abgerechnet, und Hypotheken-Darlehen kosteten zwischen 6,75 und 7,75 Prozent, wobei alle Lauf- zeiten nahezu auf gleichem Niveau angesiedelt waren.

Per Jahresmitte 1989 kam je- doch die große Wende: Aus- gelöst durch eine verstärkte Nachfrage nach Finanzie- rungsmöglichkeiten insbeson- dere von seiten der boomen- den deutschen Industrie, aber auch durch internationale Währungsturbulenzen Met- terten zunächst die Zinsen im kurzfristigen Bereich: Fest- gelder — lange Zeit wegen der niedrigen Verzinsung unin- teressant — brachten schon in der zweiten Hälfte des Jahres 1989 über 6 Prozent und da- mit doppelt soviel wie ein Jahr zuvor. Die Zinsstruktur kippte sogar um: Im langfri- stigen Bereich lagen die Zin- sen niedriger als im Kurzfrist- Bereich.

I

Rendite knapp 8,5 Prozent

Diese inverse Zinsstruktur hält bis heute an. Jetzt sind es freilich in erster Linie Son- derbewegungen in Zusam- menhang mit der Öffnung des Ostens, den Gesprächen über eine Währungsunion oder gar eine Wiedervereinigung mit der DDR. Da insbesondere international orientierte An- leger einen erhöhten Geldbe- darf der Bundesregierung und der deutschen Industrie erwarten, klettern die Zinsen deutlich, und Anfang Februar

sprach man am Rentenmarkt gar von einem „Mini-Crash".

Die Lawine ist mittlerweile entgegen der ursprünglichen Meinung von Experten ins Rollen geraten, und die Zins- steigerungen setzen sich fort.

Im Anlagenbereich ist das Sparbuch mit seinem sparsa- men 3,0-Prozent-Guthaben- zins heute weitgehend unat- traktiv, Festgelder mit bis zu 7,125 Prozent sind indes durchaus eine Überlegung wert. Festverzinsliche bergen sicher das Risiko rückläufiger Kurse im Falle weiter steigen- der Zinsen, sind jedoch mit knapp 8,5 Prozent Rendite heute allemal eine Alternati- ve gegenüber etwa Dollar- Anlagen, deren Erträge trotz des einzugehenden Risikos auch nicht wesentlich über den deutschen Sätzen liegen.

Und daß gerade im interna- tionalen Bereich die Bäume nicht in den Himmel wach- sen, bewies seit Jahresanfang der australische Dollar, des- sen Kurs von über 1,40 DM mittlerweile um mehr als 10 Prozent auf unter 1,25 DM abgerutscht ist und somit manchen erhofften Spitzen- ertrag — Austral-Dollar-Pa-

piere bringen bis zu 16 Pro- zent — massiv schmälerte.

Der Kreditsuchende hat es heute freilich wesentlich schwerer als noch vor Jahres- frist: Schon der schlichte Überziehungskredit auf dem Girokonto kostet mehr als 11 Prozent, Betriebsmittelkredi- te schlagen je nach Absiche- rung mit 9,75 bis 11,0 Prozent zu Buche. Auch die Hypothe- ken-Konditionen sind massiv geklettert: Zur Finanzierung einer Immobilie müssen heu- te in den meisten Fällen 9,0 Prozent und mehr aufge- wandt werden, was manchen Immobilienerwerb zum teu- ren Unterfangen macht.

I

Hypotheken:

Verhandeln!

Mehr denn je lohnt daher das Verhandeln und genaue Nachrechnen: Da gerade in Phasen allgemein steigender Zinsen die Banken und Spar- kassen einem heftigen Kon- kurrenzdruck ausgesetzt sind, können vielerorts noch Zuge- ständnisse von bis zu einem halben Prozentpunkt — der bei einer 300 000-DM-Finan- zierung immerhin 1500 DM

pro Jahr ausmacht — erreicht werden. Auch der Bauspar- vertrag kommt angesichts der höheren Zinsen wieder zu neuen Ehren: Nachdem das niedrige Zinsniveau der letz- ten Jahre das Bausparen we- nig attraktiv erscheinen ließ — auch Bauspardarlehen kosten selten unter 6,0 Prozent, hin- zu kommt ein Zinsverlust aus der Ansparphase —, kann bei einem bei Banken üblichen Zinssatz von bis zu 10 Prozent der billige Bausparvertrag ei- ne wertvolle Alternative dar- stellen. Wichtig dabei: An- hand von Vergleichen — die in Verbraucherzeitschriften re- gelmäßig veröffentlicht wer- den — sollte eine Bausparkasse mit möglichst kurzen Zutei- lungszeiten gewählt werden, fallen dann die Gesamtkosten doch am niedrigsten aus.

Ahnliches gilt für die Fi- nanzierung über eine Lebens- versicherung: Da der Service des Vertreters bei einer Kapi- tal-Lebensversicherung im Gegensatz etwa zur Kfz-Ver- sicherung nur eine sehr un- tergeordnete Rolle spielt, sollte der Abschluß einer Le- bensversicherung bei einer der günstigsten Gesellschaf- ten vorgenommen werden.

Vergleiche darüber findet man ebenfalls in Verbrau- cherzeitschriften, die Hypo- theken-Konditionen werden

— sofern die Hypothek unmit- telbar bei der Versicherung und nicht bei der Hausbank aufgenommen wird — auf An- frage (Postkarte genügt) be- kanntgegeben.

Die Spekulation per Wert- papierkredit lohnt heute frei- lich kaum noch: Die deut- schen Aktienkurse stehen be- reits so hoch, daß die Gefahr eines Rückschlags kontinuier- lich wächst, und auch bei fest- verzinslichen Fremdwäh- rungspapieren ist das Wäh- rungsrisiko — siehe Austra- lischer Dollar — deutlich grö- ßer als die Chancen. Da je- doch Wertpapier-Kredite heute selbst mit viel Ver- handlungsgeschick kaum un- ter 10 Prozent zu bekommen sind, rechtfertigt die Zinsdif- ferenz allein kaum den Weg ins Ausland. pj

LESERDIENST

Zinsen: Zug nach oben

Dt. Ärztebl. 87, Heft 9, 1. März 1990 (81) A-703

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