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Archiv "Entspannungspolitik" (27.01.1977)

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BLÜTENLESE

Entspannungspolitik

1801 meldete eine Hamburger Zeitung, die besondere Kontak- te zu Petersburg hatte, daß Zar Paul 1. alle Souveräne Europas zum Turnier auffordere. Er habe die Kriege satt. „Da seine Maje- stät sieht, daß sich die europäi- schen Mächte nicht vereinigen können und da er einen Krieg zu beendigen wünscht, der seit elf Jahren wütet, schlägt er ei- nen Ort vor, wohin alle Potenta- ten kommen sollen und wo er mit ihnen in geschlossenen Schranken kämpfen will. Sie sollen ihre aufgeklärtesten Mini- ster und geschicktesten Gene- räle als Knappen, Kampfrichter und Herolde mitbringen."

Wer war also der erste aufrech- te Entspannungspolitiker Euro- pas? Ein Russe! Dies der westli- chen Welt in Erinnerung zu brin- gen, halte ich für meine Men-

schenpflicht. (Dabei wollen wir Deutsche uns geschwind ein kleines Salami-Scheibchen des Ruhmes sichern: Seine Frau war nämlich eine waschechte Schwäbin, Sophie Dorothea Au- guste von Württemberg!) Es ist eine echte Tragik, daß dieser Entspannungsvorkämpfer zwei Monate nach seiner Aufforde- rung im Bett von den Offizieren Graf v. d. Pahlen und von L. v.

Bennigsen erdrosselt wurde.

Die frühzeitige Blüte europäi- scher Entspannung mußte schmählich verdorren. Warum nur? Nun, innenpolitisch hielt Zar Paul nicht viel von Entspan- nungspolitik, und die Armee be- endete schließlich seine grausa- me Despotie. (Beobachten wir heute nicht ähnliches im „Ost- block"? Je angestrengter die

Entspannungsbemühungen nach außen sind, desto härter wird der innenpolitische Kurs...)

Dr. Fleiß

Die Information:

Bericht und Meinung

BERLIN

Psychisch Kranke hier gut versorgt

Als überdurchschnittlich gut im Vergleich zur Bundesrepublik be- zeichnete der Senator für Gesund- heit und Umweltschutz, Erich Pät- zold, die Versorgungssituation für psychisch Kranke und geistig Be- hinderte in Berlin. Er beantwortete damit eine Anfrage der SPD-Frak- tion im Abgeordnetenhaus. Eine systematische Psychiatrieplanung seit den fünfziger Jahren habe dazu geführt, daß es heute in Ber- lin 88 Nervenärzte in eigener Pra- xis gibt, so daß auf 22 590 Einwoh- ner ein Nervenarzt entfällt (Bun- desdurchschnitt 68 450). Ähnlich ist das Verhältnis bei den Psycho- therapeuten: jeder zehnte Psycho- therapeut in Deutschland (Ärzte und Psychologen) arbeitet in eige- ner Praxis in Berlin, obwohl die Stadt nur drei Prozent der Ge- samtbevölkerung stellt.

Als vorbildlich bezeichnete der Se- nator auch die Sozialpsychiatri- schen Dienste der Gesundheitsäm- ter in Berlin, die über 105 Sozialar- beiter, 30 Ärzte und 30 Schreibkräf- te verfügen. In den psychiatrischen Krankenhäusern und Abteilungen entfallen bei einer Bettenzahl von 5800 auf je 1000 Einwohner 2,9 Bet- ten (Bundesdurchschnitt 1,6).

Senator Pätzold zählte nach dem Stand von 1975 weiter auf: 240 Planbetten in den Tages- und Nachtkliniken, 410 geschützte Wohnplätze für psychisch Kranke und geistig Behinderte, 118 Plätze in psychiatrischen Krankenheimen.

Bei den ambulanten Beratungs- diensten stehen außer den Ge- sundheits-, Jugend- und Sozialver- waltungen der Bezirke 15 freige- meinnützige Ehe- und Familienbe- ratungsstellen sowie drei Telefon- seelsorgedienste zur Verfügung.

Bei der Karl-Bonhoeffer-Nervenkli- nik wird 1977 ein weiteres Haus mit 120 Betten in Betrieb genommen.

2,7 Millionen DM sind für ein

psychiatrisch-pädagogisches Reha- bilitationszentrum vorgesehen, 1,5 Millionen DM für die Drogenklinik Frohnau.

Verbesserungsbedürftig sind nach der Erklärung von Senator Pätzold vor allem die Behandlungs- und die Betreuungsmöglichkeiten für Suchtkranke, obwohl in den letzten Jahren 325 Planbetten geschaffen wurden. Besondere Probleme bringt dabei der steigende Anteil der Frauen an den Alkoholpatien- ten. Zur Verbesserung der ambu- lanten Behandlungsmöglichkeiten für Suchtkranke wird angestrebt, durch Institutsverträge die sozial- psychiatrischen Dienste in die kas- senärztliche Versorgung für solche Kranke einzubeziehen, die nicht bereit sind, einen niedergelasse- nen Arzt aufzusuchen. Die Gesprä- che gestalten sich aber laut Sena- tor Pätzold schwierig, weil die KV die Beteiligung oder Ermächtigung einzelner Ärzte bevorzuge. zel

HESSEN

Kassenärzte erweitern Bereitschaftsdienst

Die Einrichtung einer „Hinter- grund-Rufbereitschaft" zusätzlich zu den örtlichen Bereitschaftsdien- sten der niedergelassenen Ärzte hat die Abgeordnetenversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen beschlossen. Sie soll in dringenden Fällen in Tätigkeit tre- ten, in denen der Kassenarzt we- gen seiner Tätigkeit in der eigenen Praxis unabkömmlich oder aus sonstigen Gründen — wie etwa Hausbesuche — nicht erreichbar ist. Die Ärzte dieses neuen Bereit- schaftsdienstes werden rund um die Uhr abrufbereit sein. Die Na- men der dafür jeweils zur Verfü- gung stehenden Kassenärzte wer- den allen örtlichen Rettungsdienst- Leitstellen mitgeteilt. KV-H

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Heft 4 vom 27. Januar 1977 203

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