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Archiv "Miles: Schlagkräftige Tochter der Bayer AG" (18.03.1994)

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THEMEN DER ZEIT

Nicht nur ausländische, sondern auch inländische Firmen verlieren zunehmend das Interesse am Wirt- schaftsstandort Deutschland. Ein Beispiel dafür ist die Bayer AG, die seit einigen Jahren konstant ihre Ak- tivitäten in den Vereinigten Staaten und in Japan ausbaut. Durch Fir- menzukäufe und eine veränderte Verteilung von Forschungsmitteln ist der einst vorwiegend in Deutschland stationierte Gesundheitsbereich (health care sector) des Leverkuse- ner Konzerns zu einem weltweit agie- renden „Riesen" geworden.

Auf nordamerikanischem Boden werden die Bayer-Interessen durch die Tochtergesellschaft Miles wahr- genommen, deren Forschungslabora- torien in West Haven (Staat New York) sich auf molekularbiologische Untersuchungen zur Erforschung von

BERICHTE

Osteoporose, Arthritis, Diabetes mellitus, Demenz und Krebs konzen- trieren. Darüber hinaus verfügt die amerikanische Bayer-Tocher über ei- nen weiteren schlagkräftigen und konkurrenzfähigen Industriezweig, die „Miles Diagnostic Division", die inzwischen zum drittgrößten Produ- zenten von medizinischen Diagnose- geräten herangewachsen ist.

Im vergangenen Geschäftsjahr hat das Unternehmen, das 5 500 Mit- arbeiter beschäftigt, einen Umsatz von einer Milliarde US-Dollar er- zielt. Mit den fünf Geschäftseinhei- ten Diabetes, Klinische Chemie, Hä- matologie, Harnanalyse und Immun- diagnostik bietet der Konzern welt- weit die breiteste Produktpalette al- ler Diagnostik-Hersteller an. Noch erwirtschaften die nordamerikani- schen Staaten die größten Umsätze

(41 Prozent des Gesamtvolumens);

es folgt Westeuropa mit 37 Prozent.

Für die nahe Zukunft erwartet das Unternehmen aber deutliche Zu- wächse in Asien und — aufgrund der bereits vorhandenen Bayer-Infra- struktur — in Lateinamerika. In Ja- pan ist Miles bereits der erfolgreich- ste ausländische Diagnostika-Her- steller. Die am schnellsten wachsen- den Geschäftsbereiche sind nach An- gaben von Vizepräsident Gerard Conti die Blut- und Harnanalyse mit- tels Teststreifen sowie die Bestim- mung von Arzneimittelspiegeln.

Im Vergleich zu Arzneimitteln rechnen die Hersteller von Diagno- stika mit einer Produkt-Halbwerts- zeit von nur acht bis zehn Jahren.

Diesem hohen Innovationsdruck wurde das Unternehmen vergange- nes Jahr durch fünf Neueinführun- gen gerecht, zu denen das H*3 Blut- analysegerät gehört. Diese neue Ge- rätegeneration weist zahlreiche Be- sonderheiten auf. So können bei- spielsweise innerhalb der Leukozyten die Basophilen differenziert werden.

In einem getrennten Kanal mißt der H*3 mit einem Laserstrahl nicht nur die Hämoglobin-Konzentration der Erythrozyten, sondern auch deren Gehalt an Botennukleinsäure (m- RNS). Auf diese Weise lassen sich reife von unreifen roten Blutkörper- chen (Retikulozyten) unterscheiden.

Diese Analyse dürfte zunehmende Bedeutung bei onkologischen und Dialyse-Patienten erlangen, deren sekundäre Anämie mit Erythropoe- tin (r-EPO) behandelt wird.

Zu den weiteren Einführungen gehört das Technicon Immuno-1 Im- munoassay System, welches sich durch eine neuartige propietäre Magnet-Separations-Technologie auszeichnet. Als erstes Gerät seiner Art erlaubt es freie Wahl bei der Auswahl und Reihenfolge der Pro- ben sowie der Art der Analysen

—wie die Bestimmung von Arzneimit- telspiegeln (Digoxin, Theophyllin, Gentamycin, Phenytoin, Phenobarbi- tal), von Hormonen (LH, FSH, HCG, Prolaktin, T4, T3, TSH, Corti- son, Ferritin) sowie den Tumormar- kern CEA, AFP und PSA. Es können gleichzeitig 120 Analysen vorgenom- men werden.

Dr. Vera Zylka-Menhorn

Miles: Schlagkräftige Tochter der Bayer AG

Chronologie des Unternehmens in den USA

Miles Incorporation — im Jahr 1884 gegründet — beschäftigt 26 000 Mitar- beiter und erzielte 1992 einen Umsatz von 6,5 Milliarden US-Dollar. Ein Mei- lenstein, der zum Synonym für das Unternehmen wurde, war die Entwicklung der Alka Seltzer Brausetabletten (1931). Weitgehend unbekannt ist, daß Miles zu den bedeutenden Herstellern von Lebensmittelzusätzen wie Zitronensäure gehört. 1943 bringt das Unternehmen das erste Multivitaminpräparat auf den Markt.

Eine weltweit führende Position hat sich Miles auf dem Gebiet der Diagno- stik erarbeitet. Es begann 1941 mit der Erfindung der Reagenzbrausetablette Clinitest zum Nachweis von Glucose im Urin. Eine Revolution in der Labordia- gnostik löste 1956 die Entwicklung von Teststreifen zum Nachweis verschiede- ner Substrate im Harn aus. 1964 folgte dann die Produktion von Teststreifen zum Glucosenachweis im Blut (Dextrostix). Firmenzukäufe ermöglichten dann die Produktion von Diagnose-Instrumenten und den Eintritt in den Markt für verschreibungspflichtige Arzneimittel. Da Miles jedoch kein ausreichendes wirtschaftliches Potential für eine umfangreiche Pharmaforschung hatte, kam es 1978 zur Fusion mit der Bayer AG.

Der Leverkusener Konzern hatte vier Jahre zuvor — als erste größere Inve- stition an der amerikanischen Westküste — die Cutter Laboratories erworben.

Das Unternehmen, welches 1942 weltweit erstmals Arzneimittel aus Blutplasma herstellte, wurde umstrukturiert und die Produktpalette gestrafft. Im Jahre 1981 wurde das erste intravenöse Immunglobulin auf den Markt gebracht. Cut- ter fusionierte 1983 mit Miles.

Seit 1989 gehört auch die Technicon Instruments Corporation als Beteili- gungsgesellschaft von Miles zu Bayer - einer der führenden Hersteller von voll- automatischen Blutanalysegeräten. Mit diesem Erwerb hat der Konzern nicht nur sein Angebot an apparativen Diagnostiksystemen wesentlich erweitert, son- dern auch der molekularbiologischen Forschung von Miles neue Impulse gege-

ben.

A-736 (36) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 11, 18. März 1994

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