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Archiv "Diagnose: Melioidose" (08.08.2005)

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ie Melioidose wird durch das gramnegative Bakterium Burk- holderia pseudomallei hervorge- rufen und ist in Südostasien und Nord- australien endemisch. In Nordost-Thai- land verursacht Burkholderia pseudo- mallei bis zu 20 Prozent der ambulant erworbenen septischen Krankheitsbil- der. Das klinische Bild reicht von einer lokalen Hautmanifestation bis zur ful- minant verlaufenden Sepsis, die Inku- bationszeit ist äußerst variabel: Sie kann wenige Tage bis Jahrzehnte betra- gen (1). In Europa ist die Melioidose ei- ne seltene importierte Erkrankung.

Aufgrund der Seltenheit besteht die Gefahr, die Erkrankung bei differenzialdiagnostischen Erwägun- gen nicht in Betracht zu ziehen. Die

Veröffentlichung von Einzelfallberich- ten in infektiologischen Fachzeitschrif- ten verdeutlicht das regelmäßige Vor- kommen der Melioidose als importierte Erkrankung in Europa (2, 3, 4, 5). Aktu- ell wurde im Mai 2005 im Epidemiolo- gischen Bulletin (13. Mai 2005/Nr.19) ein Fall von pulmonaler Melioidose in- folge des Tsunami in Thailand publi- ziert, siehe hierzu auch die Kasuistik im folgenden Beitrag.

Bakteriologie

Burkholderia pseudomallei wurde erst- mals 1911 von Whitmore bei Slumbe- wohnern Rangoons isoliert, die an einer Rotz-ähnlichen Erkrankung starben (6).

Rotz (englische Bezeichnung: Glanders) ist eine hauptsächlich Pferde betreffen- de abszessbildende Infektionskrankheit, die durch Burkholderia mallei hervorge- rufen wird und im neunzehnten bis An- fang des zwanzigsten Jahrhunderts auch in Europa endemisch war.

Heute ist die Erkrankung auch bei Nutztieren selten und kommt nur noch sporadisch in den Tropen und Subtropen vor. Humane Rotz-Fälle beschränken sich hauptsächlich auf ei- nen Personenkreis, der häufig Kontakt mit Burkholderia-mallei-infizierten Tieren hat, wie etwa Tierärzte, Tier- pfleger und Schlachter. Daher tre- ten Infektionen mit Burkholderia mallei beim Menschen auch in den betroffenen Regionen lediglich spora- disch auf (7).

Burkholderia pseudomallei ist ein motiles, aerobes nicht sporenbilden- des gramnegatives Stäbchen, das aus Wasser, feuchten Böden, und insbe- sondere aus Reisfeldern isoliert wer- den kann (Abbildung). In dem Haupt- endemiegebiet in Nordost-Thailand sind bis zu 50 Prozent der Reisfelder mit Burkholderia pseudomallei konta- miniert (8).

Die Bakterien sind auf den üblichen bluthaltigen Festnährböden unter aer- oben Bedingungen anzüchtbar. Zur

Diagnose: Melioidose

Erkrankung mit vielfältigem klinischen Bild und sehr variabler Inkubationszeit

Zusammenfassung

Die Melioidose wird durch das gramnegative Bakterium Burkholderia pseudomallei hervor- gerufen und ist in Südostasien und Nordau- stralien, nicht aber in Europa endemisch. Das kli- nische Bild der Melioidose ist äußerst vielfältig.

Die Erkrankung kann einen akuten oder chro- nisch-rezidivierenden Verlauf nehmen oder über Jahrzehnte latent bleiben. Etwa 80 Pro- zent der Melioidose-Patienten leiden an prä- disponierenden Erkrankungen wie Diabetes mellitus, chronischen Nierenerkrankungen, Al- koholabusus oder chronischen Lungenerkran- kungen. Die Melioidose ist eine wichtige Diffe- renzialdiagnose bei Fieber unklarer Genese nach Aufenthalt in Endemiegebieten. Selbst bei hochdosierter Antibiotikatherapie ist die Behandlung schwierig und häufig durch ein verzögertes Ansprechen gekennzeichnet. Die Behandlung besteht aus einer mindestens zwei bis zum Teil mehrwöchigen intravenösen Ini- tialtherapie, gefolgt von einer mindestens 20- wöchigen oralen Erhaltungstherapie, wobei

etwa 10 bis 30 Prozent der so behandelten Pa- tienten Rückfälle erleiden. Melioidosepatien- ten müssen lebenslang in medizinischer Be- treuung bleiben, um Rückfälle rechtzeitig zu erkennen und adäquat zu behandeln. Burkhol- deria mallei und pseudomallei sind als potenzi- ell biowaffenfähig anzusehen, obgleich eine absichtliche Freisetzung sehr wahrscheinlich keine Epidemie auslösen würde.

Schlüsselwörter: Reisemedizin, Melioidose, gramnegative Sepsis, Antibiose, Erhaltungs- therapie

Summary

A Disease with a Diverse Clinical Presenta- tion and a Variable Incubation Period Melioidosis is caused by the gram-negative bac- terium Burkholderia pseudomallei. It is endemic in Southeast Asia and northern Australia, but not in Europe. The clinical picture of melioidosis is variable. The disease may be acute or relapse

after a latency of decades. About 80 per cent of patients with Melioidosis have underlying dis- eases such as diabetes mellitus, chronic renal diseases, alcohol abuse or chronic lung diseases.

Melioidosis is an important differential diag- nosis for fever of unknown origin after a visit to endemic areas. Even with high dose intrave- nous antibiotics, treatment is often difficult and therapeutic response is slow. Therapeutic re- gimes consist of an initial intravenous therapy, which is typically given for at least two or more weeks. This regime is followed by an oral main- tenance therapy for at least another 20 weeks.

Relapses occur in 10 to 30 per cent of treated pa- tients. Melioidosis patients require a life long follow-up in order to detect relapses early and to treat the infection effectively. Burkholderia mallei and pseudomallei are possible biological weapons, albeit it is unlikely that a deliberate release would cause an epidemic.

Key words: travel medicine, melioidosis, gram- negative septicaemia, antibiotic, maintenance therapy

1Tropenmedizinische Ambulanz, Klinik für Gastroentero- logie, Hepatologie und Infektiologie (Direktor: Prof. Dr.

med. Dieter Häussinger), Universitätsklinikum Düsseldorf

2Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin (Leiter: Dr.

med. Dieter Teichmann), Klinikum Dresden-Neustadt

3Gesundheitsamt der Landeshauptstadt Düsseldorf

Klaus Göbels1 Dieter Teichmann2 Joachim Richter1 Gregor Zysk3 Dieter Häussinger1

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Erhöhung der Sensitivität des kultu- rellen Nachweises aus beispielsweise respiratorischen Sekreten ist jedoch die vorherige Anreicherung in selektiven Flüssigkulturmedien und anschließen- der Subkultur auf einem Selektivnähr- boden zu empfehlen (9).

Diese Verfahren werden nur bei kli- nischem Verdacht in Speziallaborato- rien der Sicherheitsstufe 3 durchge- führt. Besteht der Verdacht auf kul- turellen Nachweis von Burkholderia pseudomallei in einem mikrobiologi- schen Routinelabor, so sind weitere Differenzierungsschritte in einem ent- sprechend ausgestatteten Labor an- gewendet zum Beispiel dem Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München beziehungsweise dem Frie- drich-Loeffler-Institut für Medizini- sche Mikrobiologie der Ernst-Moritz- Arndt Universität in Greifswald.

Epidemiologie

Neben den typischen Endemiegebie- ten in Nordost-Thailand und dem tro- pischen Norden Australiens, wurden vereinzelte Fälle aus Indien, China und Südamerika publiziert. In Afrika sind in den letzten Jahren keine Fälle von Melioidose aufgetreten (10).

In den Endemiegebieten kommt die Erkrankung gehäuft in der Regenzeit vor (11). Meistens sind Menschen, die direkten Kontakt zu Wasser oder feuchten Böden hatten, betroffen. Die Infektion verläuft gewöhnlich durch Inokulation des Erregers über Haut- verletzungen oder direkt durch Inha- lation. Während des Vietnamkrieges sind bei amerikanischen Hubschrau- berbesatzungen gehäuft Fälle von pul- monaler Melioidose aufgetreten. Die Soldaten wurden am wahrscheinlich- sten über Inhalation von erregerhalti- gen Aerosolen infiziert (12).

Die vertikale, sexuelle oder nosoko- miale Übertragung stellt eine seltene Ausnahme dar und spielt epidemiolo- gisch keine wesentliche Rolle (13, 14).

Rotz hingegen wird meist über erre- gerhaltiges Nasensekret von infizier- ten Tieren durch Aerosole (15), aber auch durch Kontakt mit eitri- gen Wunden auf den Menschen über- tragen (16).

Pathogenese

Die Pathogenese der Melioidose ist trotz der intensivierten Forschung der letzten 20 Jahre noch weitgehend un- klar. Das Spektrum der Erkrankung reicht von der asymptomatischen Serokonversion bis zur fulminanten Sepsis. Die Melioidose kann akut ver- laufen, einen chronischen oder einen rezidivierenden Verlauf nehmen. Die Schwere der Erkrankung und deren Prognose wird maßgeblich durch die

wirtseigene Immunitätslage bestimmt.

Etwa 80 Prozent der Melioidosepati- enten leiden an prädisponierenden Erkrankungen wie Diabetes mellitus, chronischen Nierenerkrankungen, Al- koholabusus oder chronischen Lungen- erkrankungen zu der auch die zysti- sche Fibrose (CF) zählt. Männer sind etwa dreimal häufiger betroffen als Frauen, die Ursache hierfür ist unbe- kannt (17).

Klinik

Melioidose und Rotz zeigen ähnliche klinische Symptome, wobei der Infek- tionsweg zumindest im Anfangsstadi- um der Erkrankung, das klinische Bild bestimmt (7). Die Klinik der Melioi- dose ist sehr vielfältig. Fieber ist als ein wenig spezifisches Leitsymptom anzu- sehen. Die Lunge ist das am häufigsten

betroffene Organ. Dabei kann es sich klinisch um eine Pneumonie, einen primären Lungenabszess oder eine se- kundäre Lungenbeteiligung im Rah- men einer Sepsis handeln. Das Sputum ist häufig eitrig, selten blutig tingiert.

Große Lungenabszesse können die Pleura arrodieren und so ein Pleuraem- pyem verursachen.

Kommt es zu einer hämatogenen Aussaat der Erreger, sind meistens Leber, Milz, Skelettmuskeln und die Prostata betroffen.

Im schlimmsten Fall kann eine fulmi- nant verlaufende Sepsis entstehen, die sowohl klinisch als auch laborchemisch einer gramnegativen Sepsis entspricht.

In einigen Fällen verursacht Burkhol- deria pseudomallei lokalisierte Haut- und Weichteilinfektionen mit fistelnden Lymphadenitiden und Abszessbildun- gen (1). Augeninfektionen, insbesonde- re Kornealulzerationen, die mit Burk- holderia pseudomallei aus kontami- niertem Wasser superinfiziert werden, sind häufig destruierend (18).

Einen Sonderfall der Melioidose stellt die akute eitrige Parotitis dar, die bei einem Drittel der pädiatrischen Patienten in Thailand beobachtet wird (19), nicht hingegen in Australien.

Dort ist die Hirnstammenzephalitis, eine zwar seltene aber gefürchtete Manifestation der Melioidose (1).

Aufgrund des sehr variablen klini- schen Bildes sowie der für den Klini- ker unberechenbaren Inkubations- zeit, sollte eine fieberhafte Erkran- kung bei Patienten mit Immunde- fekten, die sich in Endemiegebieten aufgehalten haben, an eine Melioidose denken lassen. Hier kommt der genau- en Reiseanamnese eine besondere Be- deutung zu, weil auch Aufenthalte, die mehrere Jahre zurückliegen, einen wertvollen differenzialdiagnostischen Hinweis geben können.

Diagnose

Burkholderia pseudomallei kann aus Blutkulturen oder Abszesspunktat an- gezüchtet werden. Die Anzucht aus re- spiratorischen Materialien ist schwie- riger und verlangt in der Regel spezi- elle Anreicherungsverfahren. Bei ei- ner Sepsis lassen automatisierte Blut-

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 31–32⏐⏐8. August 2005 AA2167

Abbildung: Elektronenmikroskopische Auf- nahme des Melioidose-Erregers; Mit freund- licher Genehmigung, Dennis Kunkel, Microscopy, Inc.

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kultursysteme positive Ergebnisse nach 24 bis 48 Stunden erwarten.

Der Wert der serologischen Tests ist umstritten. Ein negativer Antikörper- nachweis bei aus Nicht-Endemiege- bieten stammenden Patienten kann ei- ne differenzialdiagnostische Hilfe sein. Die serologischen Methoden er- setzen den Direktnachweis des Erre- gers jedoch nicht (20). Die Polymera- sekettenreaktion (PCR) ist, wie der kulturelle Nachweis, bei begründetem Verdacht auf Melioidose speziali- sierten Laboratorien vorbehalten. In diesen Fällen sollte daher stets ein Referenzlabor konsultiert werden.

Das C-reaktive Protein kann initial, selbst bei schwerer Sepsis, nur mäßig erhöht sein (21).

Therapie

Die Melioidose ist äußerst schwierig zu behandeln. Das therapeutische An- sprechen ist oft trotz hoher Dosen von systemisch applizierten Antibiotika verzögert (Kasten).

Die Behandlung besteht aus einer, je nach klinischem Ansprechen, min- destens zweiwöchigen intravenösen Initialtherapie, gefolgt von einer oralen Erhaltungstherapie, die mindestens für weitere 20 Wochen durchgeführt wer- den sollte. Für die Initialtherapie sind Ceftazidim oder Carbapeneme die An- tibiotika der ersten Wahl (1).

In einer großen randomisierten Stu- die aus Thailand konnte die Gleich- wertigkeit von Imipenem und Ceftazi- dim bei der Initialtherapie belegt wer- den (22). Eine australische Studie konnte bei Patienten mit schwerer Sepsis, die mit Meropenem im Ver- gleich zur Standardtherapie mit Cefta- zidim behandelt wurden, eine geringe- re Mortalität nachweisen (25 Prozent versus 76 Prozent, p < 0,001) (23). Ei- ne Therapie mit Meropenem sollte, insbesondere sowohl vor dem Hinter- grund des postantibiotischen Effektes, als auch der verminderten Endotoxin- ausschüttung, als Therapie der ersten Wahl bei Burkholderia-pseudomallei- Sepsis angesehen werden (24, 25). Ei- ne Umstellung auf eine orale Erhal- tungstherapie sollte erst dann erfol- gen, wenn es zu einer sicheren klini-

schen als auch laborchemischen Bes- serung gekommen ist. Ein Rückgang des Fiebers ist im Mittel nach neun Ta- gen zu erwarten, bei Abszedierungen oder Empyem können rezidivierende Fieberepisoden über mehrere Wochen anhalten. Eine Resistenzentwicklung gegen die genannten Antibiotika ist in weniger als einem Prozent der behan- delten Fälle zu erwarten, sodass wei- terhin bestehendes Fieber unter einer antibiotischen Therapie nicht zu ei- nem Wechsel des Antibiotikaregimes verleiten sollte. Unter der Initialthera- pie kann es sogar zu einer Zunahme von vorher bestehenden Abszessen oder zur Neubildung von Abszedie- rungen durch septische Aussaat kom- men, ohne dass dies als ein Zeichen des Therapieversagens zu werten ist.

Blutkulturen sollten nach Umstel- lung auf die orale Erhaltungstherapie stets steril sein, wobei der Keim häufig weiterhin im Sputum oder in drainierten Abszessen nachweisbar ist. Als orale Erhaltungstherapie werden Chloram- phenicol, Doxycyclin, Co-trimoxazol in Kombination eingesetzt. Chloram- phenicol wird gewöhnlich für acht Wo- chen, die Therapie mit Doxycyclin und

Co-trimoxazol wird für weitere zwölf Wochen fortgeführt, sodass die ora- le Erhaltungstherapie mindestens 20 Wochen umfasst.

Trotz der 20-wöchigen oralen Er- haltungstherapie kommt es bei etwa zehn Prozent der behandelten Patien- ten zu Rückfällen. Wird die Therapie nur acht Wochen durchgeführt, ist bei etwa einem Drittel der Patienten mit einem Rezidiv zu rechnen (1). Die Häufigkeit der Rückfälle hängt im Wesentlichen sowohl von der Adhä- renz der Erhaltungstherapie als auch der Schwere der initialen Erkrankung ab, nicht aber von der prädisponie- renden Grunderkrankung. Klinisch kommt es bei systemischen Burkhol- deria-pseudomallei-Infektionen zu ei- ner ausgeprägten Kachexie, die eine supportive parenterale beziehungs- weise enterale Ernährung erfordert.

Trotz adäquater Therapie beträgt die Letalität bei Erwachsenen in Thai- land etwa 50 Prozent, in Australien sank die Letalität in den letzten Jahren dank der höheren Aufmerksamkeit der Kliniker und der damit verbunde- nen schnelleren Diagnose sowie den verbesserten Möglichkeiten der inten- sivmedizinischen Sepsistherapie. Die Prognose der Melioidose ist bei Kin- dern generell besser als bei Erwachse- nen, auch kommt es seltener zu Rück- fällen. Nach einer durchgemachten Melioidose müssen Patienten lebens- lang medizinisch beobachtet werden, um mögliche Rezidive früh zu ent- decken und entsprechend zu thera- pieren (1).

Melioidose, Rotz und Bioterrorismus

Burkholderia mallei wurde während des Ersten Weltkriegs von den Deut- schen an der Ostfront eingesetzt und hat durch Rotzfälle bei Pferden und Maultieren dazu beigetragen, russi- sche Truppenbewegungen zu erschwe- ren (26). Im Zweiten Weltkrieg wurde der gleiche Erreger von den Japanern in China verwendet, wobei Menschen und Nutztiere absichtlich infiziert wurden (27). Burkholderia pseudo- mallei wurde als mögliche Biowaffe untersucht, aber bisher nie eingesetzt.

Therapie der Melioidose

Parenterale Initialtherapie bei nor- maler Nierenfunktion mindestens 14 Tage

Meropenem 15–25 mg/kg KG 3 × täglich z. B. Meronem 3 × 1g

oder

Ceftazidim 40 mg/kg KG 3 × täglich z. B.

Fortum 3 × 3g [max. 9 g/24 h]

Orale Erhaltungstherapie Doxycyclin 2 mg/kg KG 2 × täglich z. B. Doxycyclin-ratiopharm 2 × 150 mg (20 Wochen*1)

Co-trimoxazol 25 mg/5 mg/kg KG 2 × täg- lich

z. B. Cotrim forte 2 × 2 à 960 mg (20 Wo- chen1)

Chloramphenicol*210 mg/kg KG 4 × täg- lich

z. B. Chloramsaar N 4 × 750 mg (maximal 8 Wochen)

*1nicht mehr in der Roten Liste 2005 aufgeführt, über inter- nationale Apotheke zu bestellen.

*2Erhaltungstherapie mindestens 20 Wochen Kasten

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Da eine Übertragung durch Aerosole hervorgerufen werden kann, und zu- dem nur eine geringe Zahl an Organis- men nötig sind, um eine Infektion hervorzurufen, werden beide Erreger als potenzielle terroristische Biowaffe angesehen. Allerdings sind Übertra- gungen von Mensch zu Mensch selten, sodass von einem terroristischen An- schlag keine große Epidemie zu er- warten wäre, und sich die Fälle auf die direkt mit den Erregern in Kontakt gekommenen Personen beschränken würden. Zudem gibt es experimentelle Daten zur Wirksamkeit einer Post- expositionsprophylaxe mit Co-Trimo- xazol (7).

Weitere Informationen sind bei der Europäischen Task Force on Bio- logical and Chemical Agents Threats unter http://www.eurosurveillance.org abzurufen.

Ausblick

Die Prävalenz der Melioidose in Nicht-Endemiegebieten wird wahr- scheinlich unterschätzt. Die Tatsache, dass bis zu 30 Jahre nach Exposition Erkrankungen mit Burkholderia pseu-

domallei beschrieben wurden, legt den Schluss nahe, dass die Dunkelziffer weit höher liegt, als es die Zahl der in den infektiologischen Fachjournalen vereinzelt publizierten Fallberichte vermuten lässt.

Da auch rezidivierende Infektionen keine protektive Immunität hervor- rufen, sind die Aussichten für die Ent- wicklung eines Impfstoffes eher un- günstig (28).

Für Patienten mit Diabetes melli- tus, chronischen Nierenerkrankungen oder zystischer Fibrose besteht ein erhöhtes Risiko bei einem Aufenthalt in einem Endemiegebiet mit Burk- holderia pseudomallei infiziert zu werden. Vor einem Aufenthalt in Hochendemiegebieten wie zum Bei- spiel Nordost-Thailand, sollten ge- fährdete Patientengruppen im Rah- men der reisemedizinischen Beratung zumindest über das Risiko der Melioi- dose informiert werden. Eine genaue Reiseanamnese sowie die Aufmerk- samkeit der Kliniker im Bezug auf die Melioidose kann dazu beitragen, Patienten mit dieser zwar seltenen aber schwerwiegenden Erkrankung früh zu diagnostizieren und adäquat zu therapieren.

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 31–32⏐⏐8. August 2005 AA2169

Manuskript eingereicht: 31. 3. 2004, revidierte Fassung angenommen: 1. 6. 2005

Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.

Zitierweise dieses Beitrags:

Dtsch Arztebl 2005; 102: A 2166–2169 [Heft 31–32]

Anschrift für die Verfasser:

Dr. med. Klaus Göbels, DTM&H Tropenmedizinische Ambulanz

Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie

Universitätsklinikum Düsseldorf Moorenstrasse 5, 40225 Düsseldorf E-Mail: goebels@med.uni-duesseldorf.de

Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literatur- verzeichnis, das beim Verfasser erhältlich oder im Internet unter www.aerzteblatt.de/lit3105 abrufbar ist.

Mikrobiologische Diagnostik bei Melioidose

Prof. Dr. med. Ivo Steinmetz Friedrich-Loeffler-Institut für Medizinische Mikrobiologie der Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald E-Mail: steinmetz.ivo@uni-greifswald.de Dr. med. Ernst-Jürgen Finke

Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr E-Mail: institutfuermikrobiologie@

bundeswehr.org

AUSGEWÄHLT UND KOMMENTIERT VON H. SCHOTT AUSGEWÄHLT UND KOMMENTIERT VON H. SCHOTT

MEDIZINGESCHICHTE(N))

Medizin und Literatur Cholera

Zitat:„Die Cholera ist in Berlin ausgebrochen; man er- wartet sie auch hier jeden Tag, weil niemand glaubt, daß der Elbkordon [1] sie abhalten werde. [. . .] Die Wohnun- gen sind erfüllt von den widerwärtigsten Apparaten [2] . Die Stadt ist in sieben Gesundheitsbezirke abgeteilt, und in jedem steht eine Bude auf der Straße, welche das Nöti- ge für schleunige Fälle enthält. Man kommt zusammen, will nicht von dem Unglück des Tages reden – das Ge- spräch spinnt sich in Hast und Pein eine Zeitlang fort, stockt, man sieht einander stumm an – und unversehens befindet sich die ganze Gesellschaft wieder in der Pestre- gion. Indessen drängt sich das Unangenehme nicht so, wie die Zeilen eines Briefes es darstellen müssen. Es gibt noch so manche heitere Stunde; denn schon hat sich auch das Gegengift aller physischen und moralischen Influenzas [3] gemeldet, das Komische. Es werden die ergetzlichsten Geschichten von Übersorge und ausschweifender Furcht erzählt. X. läßt bereits jeden, der ihn sprechen will, durch ein Räucherkabinett [4] gehen, und Y. liegt mit Ausnahme der Geschäftsstunden fortwährend im Bette, um nicht aus

der Transpiration [5] zu kommen. Im ganzen sind Männer ängstlicher als Frauen. Das gemeine Volk, welches denn doch die Wahrheit am meisten zu fürchten hat, verhält sich ganz gleichgültig, zecht, lärmt wie sonst und genießt das wohlfeilste Obst im Übermaße. Sie hegen wie überall nur Scheu vor den Heilanstalten, weil sich die abenteuer- lichsten Vorstellungen über die Behandlung der Kranken in denselben bei ihnen festgesetzt haben [6].“

Karl Immermann: Die Cholera droht (Reisebericht, Herbst 1831). In: Peter Schwinning: Die erste Choleraepidemie in Deutschland 1831. Dr. Karl Heinrich Ebermaier: Beobachtungen und Resultate [. . .] Düsseldorf 1997, Seite 117.

Der Jurist und Schriftsteller Immermann (17961840), Verfasser des „Münchhau- sen“ (1839), berichtet hier auf seiner Reise im September und Oktober 1831 in seine Heimatstadt Magdeburg vom Ausbruch der großen Choleraepidemie, die auch als Pest des 19. Jahrhunderts bezeichnet wurde. [1] Kordon von französisch

„cordon sanitaire“ (Seuchensperrgürtel). [2] Alle möglichen Apparate, insbe- sondere zum Räuchern und Versprühen, wurden eingesetzt. [3] Psychische Ansteckungen. [4] Räuchern war traditionelles Abwehrmittel gegen Seuchen, insbesondere die Pest. [5] Offenbar eine Art Schwitzkur. [6] Seinerzeit war der Verdacht im einfachen Volk weit verbreitet, Ärzte und Gesundheitsbehörden wollten die Armen mithilfe der Cholera insgeheim dezimieren.

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Diagnose: Melioidose

Erkrankung mit vielfältigem klinischen Bild und sehr variabler Inkubationszeit

Klaus Göbels1 Dieter Teichmann2 Joachim Richter1 Gregor Zysk3 Dieter Häussinger1

Literaturverzeichnis zu: Heft 31–32/2005

Referenzen

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