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Archiv "Ärzte als IM: Lebenslanges Berufsverbot" (04.11.2005)

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durch die Nachtdienste. Diese wird es künftig im herkömmli- chen Stil nicht mehr geben. Die Nachtarbeitszeit ist dann in ei- nem Schichtdienstmodell in der maximal zulässigen Wochenar- beitszeit bereits enthalten. Zu- dem gehen viele Kliniken, ins- besondere kleinere Häuser, in ihrem Bestreben, das neue Ge- setz kostenneutral umzusetzen, dazu über, anstelle Vollzeit- mehr und mehr Teilzeitstellen einzurichten. (Ein Schicht- dienstmodell bedarf zur Ab- deckung der Schichten einer Erhöhung der bisherigen Kopf- zahl, wobei es dann wiederum ausreicht, dass der Einzelne nur noch 75 Prozent arbeitet). Aus diesem Grund gibt es an unse- rer Klinik bereits jetzt nur noch 75-Prozent-Stellen . . . Sollte die Umsetzung des neuen Arbeits- zeitgesetzes ab 1. Januar 2006 tatsächlich Pflicht werden, ha- ben viele Assistenzärzte (zum Teil Familienväter) mit ihrer Teilzeitstelle bei gleichzeitigem Wegfall der Nachtdienste ein ernsthaftes Problem.Wir haben in der Klinik schon oft darüber diskutiert. Darauf angespro- chen, halten es viele der Kolle- gen hinsichtlich des Spannungs- bogens zwischen Ethik und Moral einerseits und finanziell- wirtschaftlichen Existenzsor- gen andererseits doch eher mit Bertolt Brecht. Die ärztliche Arbeitszeit allein auf eine Fra- ge der Ethik zu reduzieren, wird der Komplexität des Pro- blems sicherlich nicht gerecht.

Dr. med. Steffen Sassie, Rotteckring 8, 79341 Kenzingen

Ärzte als IM

Zu dem Beitrag „Ich habe doch nie- mandem geschadet“ von Dr. phil.

Francesca Weil in Heft 39/2005:

Lebenslanges Berufsverbot

„Die Würde des Menschen ist unantastbar“ heißt der erste und wichtigste Satz in unse- rem Grundgesetz. Das gilt für alle Menschen in unserem Land. Kaum ein Mensch muss sich körperlich und seelisch so sehr entblößen wie der Pa- tient beim Arzt. Dieses be- sondere Vertrauensverhältnis wird durch die ärztliche Schweigepflicht geschützt.

Das gilt für alle Ärzte in unse- rem Land. Wer gegen das Grundgesetz und die ärztliche Schweigepflicht verstößt, tritt Freiheit und Menschenwürde mit Füßen. Die Ausreden der ehemaligen Stasikollabora- teure, die in dem Artikel auf-

geführt sind, können nicht verbergen, dass sich Men- schen auf Kosten anderer Vorteile verschafft haben. Je- de Zusammenarbeit mit der Stasi hatte natürlich das Potenzial, jemandem zu scha- den, und jeder wusste das. Ich denke, dass ein lebenslanges Berufsverbot für die „IMs“

zwingend ist. Wer mit einem totalitären Staat auf diese Weise kooperiert, um seine Lebensrisiken zu mindern, riskiert umso mehr, wenn sich

die Zeiten einmal ändern soll- ten. Und das ist auch gut so.

Dr. Wolfgang Lorenz, Trajanstraße 24 a, 68526 Ladenburg

Eigene Erfahrungen

Auch in meinem Fall war der Chefarzt einer Poliklinik als IM (informeller Mitarbeiter) auf mich angesetzt. Ich stellte 1986 einen Ausreiseantrag, da mir weitere wissenschaftliche Aktivitäten auf dem Gebiet der Umweltforschung unter- sagt wurden und ich außerdem von einer Lehrerin erfahren hatte, dass meine beiden Kin- der trotz sehr guter schuli- scher Leistungen nicht auf die erweiterte Oberschule aufge- nommen würden. Bis 1988 war ich aktiv vor allem bei kirchli- chen Veranstaltungen tätig und habe die Bevölkerung über die Zusammenhänge zwischen der extrem hohen Luftverschmutzung in Indu- striegebieten und Erkrankun- gen der Atmungsorgane hin- gewiesen . . . Bis Dezember

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 44⏐⏐4. November 2005 AA3017

B R I E F E

E-Mail

Briefe, die die Redaktion per E-Mail erreichen, werden aufmerksam gelesen. Sie können jedoch nur veröffentlicht werden, wenn sie ausdrücklich als „Leserbrief“ bezeichnet sind. Voraussetzung ist ferner die vollständige Anschrift des Verfassers (nicht die bloße E-Mail-Adresse). Die Re- daktion behält sich ohne weitere Mitteilung vor, E-Mail- Nachrichten, die als Leserbrief erscheinen sollen, zu

kürzen.

Foto:DÄ-Montage/CARO

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1988 wurde ich mehrfach zu ganztägigen brutalen Ver- hören von der Staatssicherheit vorgeladen. Dort wurde ich als der „Umweltengel von Leip- zig“ betitelt. Bei einem Vor- trag in der Bekenntnisgemein- de in Berlin im November 1988 baten mich Umwelt- schützer aus Bitterfeld, bei ihnen einen Vortrag am 16. 12. 1988 zu halten. Am 13. 12. 1988 wurden wir plötz- lich aus der Staatsbürgerschaft der DDR entlassen und durf- ten ausreisen. Eine Einsicht in die Stasi-Akten nach 1990 bei der Gauck-Behörde in Leipzig ergab, dass fast überall Kirchen- vertreter ausführliche Berich- te über meine Vorträge in kirchlichen Räumen an die Staatssicherheit geliefert hat- ten. Außerdem durfte ich von den circa 600 Schreibmaschi- nenseiten nur die Hälfte einse- hen. Die andere Hälfte war in versiegelten Tüten verpackt, und mir wurde Strafe ange- droht, falls ich diese Kuverts öffnen würde . . . Dass heutzu- tage ehemalige offizielle Mit- arbeiter der Staatssicherheit sehr hohe Rentenbeträge so- wie Nachzahlungen ab 1990 kassieren, ist für mich nicht nachvollziehbar. Parallelen zu den hohen Renten für Offizie- re und Richter nach 1945 in der alten Bundesrepublik sind offensichtlich. Gehorsam und bedenkenlose Gefolgschaft in totalitären Systemen scheinen sich immer zu lohnen . . . Dr. med. Peter Winterstein, Wilhelm-Busch-Weg 1, 73033 Göppingen

Arztzahlstudie

Zu dem Beitrag „Kaum Nachwuchs in Sicht“ von Samir Rabbata in Heft 40/2005:

Mehr Konsequenz

Warum warnen? Wenn es Ziel und Gegenstand der Gesund- heitspolitik ist, die Zahl der in Deutschland arbeitenden Ärz- te drastisch zu reduzieren (be- stenfalls derer, die auch in Deutschland ihr Fach gelernt haben), wie es eine Gesund- heitsministerin offen zugab („Jeder dritte Arzt in Deutsch-

land ist zuviel.“), dann sollte es auch bitte Aufgabe der Poli- tik sein, die Folgen dieser Ent- wicklung dem Wähler und Bürger klarzumachen: ein Arzt auf 10 000 Einwohner, ein deutsch sprechender Arzt auf 50 000 Einwohner. Warum sollen wir als Ärzte uns ein schlechtes Gewissen einreden lassen und uns die Schuld für einen Verfall der medizini- schen Versorgung – besonders im ländlichen Bereich – viel- leicht auch noch selbst geben?

Entweder das Gesundheitssy- stem funktioniert nach markt- wirtschaftlichen Gesichts- punkten (wie von uns bei der Arbeit gefordert), dann steu- ert aber auch der Markt die Qualität und Leistung. Dann sollte man aber auch nicht jammern, dass die Oma auf dem Lande 100 Kilometer zu ihrem Arzt laufen muss . . . Oder die Ärzte in Deutsch- land hören auf, sich alles von der Politik gefallen zu lassen.

Thomas Krauspe,Thüringen-Kliniken Saalfeld-Rudolstadt gGmbH, Rainweg 68, 07318 Saalfeld

Sonderregelung für Ostdeutschland

. . . Den Deutschen gehen die Ärzte aus – kaum Nachwuchs in Sicht . . . Bei einer so schlimmen Ärzteverknappung wird allerdings immer unver- ständlicher, dass laufend er- fahrene Ärzte, die liebend ger- ne arbeiten würden, rigoros per Gesetz aus ihren Praxen katapultiert werden – nur weil sie 68 Jahre alt geworden sind.

Der Gesetzgeber begründet die Notwendigkeit dieses Zwangsruhestandes parado- xerweise mit einer Ärzte- schwemme, welche Ursache für den Ausgabenzuwachs in der Gesetzlichen Krankenver- sicherung sei (ein schlechter Witz). Jetzt ist zu lesen, dass in ländlichen Regionen Ost- deutschlands die hausärztliche Versorgung oft nur noch da- durch klappe, dass über 68- jährige Vertragsärzte weiter praktizieren. Eine gesetzliche Regelung für Ostdeutschland mache dies möglich. Westdeut- schen, von dem Zwangsruhe- A

A3018 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 44⏐⏐4. November 2005 B R I E F E

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