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Archiv "Arztzahlstudie: Mehr Konsequenz" (04.11.2005)

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1988 wurde ich mehrfach zu ganztägigen brutalen Ver- hören von der Staatssicherheit vorgeladen. Dort wurde ich als der „Umweltengel von Leip- zig“ betitelt. Bei einem Vor- trag in der Bekenntnisgemein- de in Berlin im November 1988 baten mich Umwelt- schützer aus Bitterfeld, bei ihnen einen Vortrag am 16. 12. 1988 zu halten. Am 13. 12. 1988 wurden wir plötz- lich aus der Staatsbürgerschaft der DDR entlassen und durf- ten ausreisen. Eine Einsicht in die Stasi-Akten nach 1990 bei der Gauck-Behörde in Leipzig ergab, dass fast überall Kirchen- vertreter ausführliche Berich- te über meine Vorträge in kirchlichen Räumen an die Staatssicherheit geliefert hat- ten. Außerdem durfte ich von den circa 600 Schreibmaschi- nenseiten nur die Hälfte einse- hen. Die andere Hälfte war in versiegelten Tüten verpackt, und mir wurde Strafe ange- droht, falls ich diese Kuverts öffnen würde . . . Dass heutzu- tage ehemalige offizielle Mit- arbeiter der Staatssicherheit sehr hohe Rentenbeträge so- wie Nachzahlungen ab 1990 kassieren, ist für mich nicht nachvollziehbar. Parallelen zu den hohen Renten für Offizie- re und Richter nach 1945 in der alten Bundesrepublik sind offensichtlich. Gehorsam und bedenkenlose Gefolgschaft in totalitären Systemen scheinen sich immer zu lohnen . . . Dr. med. Peter Winterstein, Wilhelm-Busch-Weg 1, 73033 Göppingen

Arztzahlstudie

Zu dem Beitrag „Kaum Nachwuchs in Sicht“ von Samir Rabbata in Heft 40/2005:

Mehr Konsequenz

Warum warnen? Wenn es Ziel und Gegenstand der Gesund- heitspolitik ist, die Zahl der in Deutschland arbeitenden Ärz- te drastisch zu reduzieren (be- stenfalls derer, die auch in Deutschland ihr Fach gelernt haben), wie es eine Gesund- heitsministerin offen zugab („Jeder dritte Arzt in Deutsch-

land ist zuviel.“), dann sollte es auch bitte Aufgabe der Poli- tik sein, die Folgen dieser Ent- wicklung dem Wähler und Bürger klarzumachen: ein Arzt auf 10 000 Einwohner, ein deutsch sprechender Arzt auf 50 000 Einwohner. Warum sollen wir als Ärzte uns ein schlechtes Gewissen einreden lassen und uns die Schuld für einen Verfall der medizini- schen Versorgung – besonders im ländlichen Bereich – viel- leicht auch noch selbst geben?

Entweder das Gesundheitssy- stem funktioniert nach markt- wirtschaftlichen Gesichts- punkten (wie von uns bei der Arbeit gefordert), dann steu- ert aber auch der Markt die Qualität und Leistung. Dann sollte man aber auch nicht jammern, dass die Oma auf dem Lande 100 Kilometer zu ihrem Arzt laufen muss . . . Oder die Ärzte in Deutsch- land hören auf, sich alles von der Politik gefallen zu lassen.

Thomas Krauspe,Thüringen-Kliniken Saalfeld-Rudolstadt gGmbH, Rainweg 68, 07318 Saalfeld

Sonderregelung für Ostdeutschland

. . . Den Deutschen gehen die Ärzte aus – kaum Nachwuchs in Sicht . . . Bei einer so schlimmen Ärzteverknappung wird allerdings immer unver- ständlicher, dass laufend er- fahrene Ärzte, die liebend ger- ne arbeiten würden, rigoros per Gesetz aus ihren Praxen katapultiert werden – nur weil sie 68 Jahre alt geworden sind.

Der Gesetzgeber begründet die Notwendigkeit dieses Zwangsruhestandes parado- xerweise mit einer Ärzte- schwemme, welche Ursache für den Ausgabenzuwachs in der Gesetzlichen Krankenver- sicherung sei (ein schlechter Witz). Jetzt ist zu lesen, dass in ländlichen Regionen Ost- deutschlands die hausärztliche Versorgung oft nur noch da- durch klappe, dass über 68- jährige Vertragsärzte weiter praktizieren. Eine gesetzliche Regelung für Ostdeutschland mache dies möglich. Westdeut- schen, von dem Zwangsruhe- A

A3018 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 44⏐⏐4. November 2005 B R I E F E

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stand betroffenen und bedroh- ten Kollegen, kommt das große Staunen. Schließlich hat doch das Bundesverfassungs- gericht am 31. 3. 1998 erkannt, dass bei weiterer beruflicher Tätigkeit 68-jähriger und älte- rer Vertragsärzte mit einer Gefahr für die Allgemeinheit zu rechnen sei „wegen in die- sem Alter nicht mehr als si- cher zu unterstellender kör- perlicher und geistiger Lei- stungsfähigkeit“. Hat man den nach höchstrichterlicher Er- kenntnis gefährlich-unsiche- ren körperlichen und geistigen Status ostdeutscher Vertrags- ärzte jetzt, wo es plötzlich op- portun ist, mittels einer gesetz- lichen Regelung einfach wie- der aus der Welt schaffen kön- nen? . . .

Dr. med. Günter Ettrich, Haagstiegstraße 6, 69207 Sandhausen

Unbefriedigende Situation

. . . Der Trend wird beschrie- ben, die hauptsächlichen Ursa- chen werden dargestellt, was mir jedoch fehlt, ist der Blick auf den Eingang zum Ganzen:

die Studienbewerber. Wir sind bei aberwitzigen acht Wartese- mestern angekommen (die noch steigerbar sein dürften, wenn man auf das Fach Psy- chologie schaut), direkte Zu- lassung erhalten praktisch nur Eins-Komma-Bewerber, und Berufene mit weniger Punkten im Abitur bleiben außen vor.

In Freiburg, Heidelberg und Tübingen wurden letztes Jahr die Plätze unter den Abiturien- ten mit 1,0 verlost. Es gibt auch keine Möglichkeit, in dieser Wartezeit etwas im Hinblick auf den Arztberuf wirklich Nützliches zu tun, zumal keiner

hellseherische Fähigkeiten hat, wie lange er warten muss. Bei- spiel: Abitur 2003: vier Seme- ster Wartezeit bei der Erstbe- werbung, Herbst 2005: acht Se- mester. Auch ein Studium ohne Zulassungsbeschränkung, bei dem der eine oder andere Be- werber vielleicht sogar sein Glück findet und sich nicht mehr bewirbt, bleibt ja verwehrt.

Aus meinem Umkreis erschei- nen mir aber genau diese oft als besonders aussichtsreiche Kandidaten für eine engagier- te Arbeit in der Patientenver- sorgung. Die superguten Abi- turienten in meinem Umfeld tendieren zu einem großen Teil bereits am Anfang ihres Studi- ums zu forschenden und ande- ren Aufgaben, die spannender und lukrativer eingeschätzt werden als die tägliche Arbeit am Patienten. Ich denke, mit diesem Ausleseverfahren züch- tet man geradezu diese hohe Quote der nicht als Arzt tätig Werdenden. Die erneuerten Auswahlmodalitäten der ZVS haben nur die „Altwarter“

noch schlechter gestellt als bis- her, ein Fortschritt in Bezug auf die Motivation zeigt sich nicht, da weitestgehend eine Rangliste nach Abiturpunkten erhalten blieb . . . Ich persön- lich möchte eigentlich nicht nur von Ärzten umgeben sein, die in der Lage sind, in jungen Jah- ren ihr gesamtes Streben nach dem Abischnitt auszurichten.

Viele dieser jungen Leute ha- ben das soziale Umfeld in die- ser Zeit vernachlässigt oder gar ausgeblendet, um möglichst gut abzuschneiden. Diese wirklich unbefriedigende Situation wird kaum öffentlich diskutiert, und die Chance für eine echte Ver- besserung wurde vertan.

Dr. med. Juliane Wilfart, Johannesstraße 21, 70176 Stuttgart Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 44⏐⏐4. November 2005 AA3019

Anonym

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