Psychotherapie-Honorar
Vermehrt Druck auf die Kassen
Nordrhein, Berlin:
Schiedsämter entscheiden
D
ie Vorstände der Kas- senärztlichen Vereinigung (KV) und der Psychothera- peutenkammer Berlin fordern gemeinsam die Krankenkas- sen auf, das Geld für die Nach- vergütung genehmigter psy- chotherapeutischer Leistun- gen aus den Jahren 2000 bis 2004 bereitzustellen. Auf- grund der Rechtsprechung des Bundessozialgerichts (sie- he auch DÄ, Heft 6/2005) ste- hen den Psychologischen und ärztlichen Psychotherapeuten in Berlin 66 Millionen Euro zu. Die Kassen wollen der KV zufolge, dass alle Kosten aus den Finanzmitteln der ambu- lanten fachärztlichen Versor- gung finanziert werden. „Dies würde die fachärztliche Ver- sorgung der Berliner Bevölke- rung erheblich gefährden“, warnen die Vorstände von KVund Kammer. Die Kranken- kassen müssten unverzüglich ihren Anteil zur Finanzierung leisten, weil sie jede Psycho- therapie auch genehmigt ha- ben. Spätestens mit der für April/Mai erwarteten Ent- scheidung der Schiedsstelle müssten die Nachzahlungen an die Psychotherapeuten er- folgen können.
Die KV Nordrhein hat die Verhandlungen mit den Er- satzkassen zu einer Beteili- gung an den Nachzahlungen ergebnislos abgebrochen und will nun das Schiedsamt anru- fen. Die Verhandlungen mit den Primärkassen laufen noch.
Unabhängig davon zahlt die KV den Psychotherapeuten ab dem 4. Quartal 2004 den höhe- ren Punktwert von 5,0531 Cent aus. Ebenso beginnt die KV ab April mit der ersten Ab- schlagszahlung in Höhe von 20 bis 25 Prozent der Nachver- gütungssumme von rund 120 Millionen Euro an alle Psy- chotherapeuten, nicht nur an die Widerspruchsführer. Da- mit folgt die KV Nordrhein dem Beispiel der meisten an- deren KVen, die mit Ab- schlagszahlungen bereits be-
gonnen haben. PB
A K T U E L L
Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 94. März 2005 AA541
Organmangel
Die Spenderkriterien haben sich verändert
D
er Organmangel und das Kumulieren der Warteliste – in Deutschland hof- fen jährlich 12 000 Personen auf ein Or- gan – führt dazu, dass sich die Spender- kriterien entscheidend verändert haben.Inzwischen werden weltweit Organe von Spendern akzeptiert, die vor ein paar Jahren noch abgelehnt worden wären.
Diese Ausweitung beruht auf medizi- nischen Erkenntnissen aus 50 Jahren Transplantationsgeschichte und nicht – wie man der Laienpresse im Rahmen der Berichterstattung über die Tollwutinfekti- on nach Organspende entnehmen könn- te – auf Fahrlässigkeit. Wie die Deutsche Stiftung Organtransplantation in einer Stellungnahme betont, müssen der opti- male Nutzen für den Empfänger (die
Transplantatfunktion) und sein Infekti- onsschutz, aber auch die Dringlichkeit für den Transplantatempfänger berück- sichtigt werden. „Hierbei handelt es sich um teilweise konkurrierende Einfluss- größen“, die in jedem Fall eine individu- elle Abwägung erforderlich machten.
Diese stütze sich auf zusätzliche anamne- stische, klinische und laborchemische Untersuchungen. Je nach Profil von Spender und Empfänger entscheidet das Zentrum, das potenziell die Transplanta- tion durchführen wird, über Annahme oder Ablehnung eines Organangebotes.
S
o hat das Alter des Verstorbenen in- zwischen keine Relevanz mehr, aus- schlaggebend ist allein die Organfunk- tion. Auch ein Funktionsverlust, wie ein akutes Nierenversagen, stellt keine grundsätzliche Kontraindikation dar.Gleichermaßen führen Infektionskrank- heiten in der Anamnese (wie Hepatitis ) prinzipiell nicht zum Abbruch einer Or- ganspende, sofern eine adäquate und
suffiziente Therapie eingeleitet wurde.
Als relative Kontraindikation gilt auch eine Sepsis des Organspenders, sofern seine Kreislaufsituation stabilisiert wer- den konnte und keine multiresistenten Keime im Blut vorliegen. Alkohol-, Ni- kotin- und Drogenkonsum – insbeson- dere wenn die Drogen nicht intravenös injiziert wurden – sind grundsätzlich kei- ne Kontraindikationen.
D
ie Organtransplantation ist nach wie vor eine erfolgreiche Behandlungs- methode, die den Transplantatempfän- gern ein Leben mit deutlich gesteiger- ter Qualität bietet, als dies durch jede andere medizinische Maßnahme mög- lich wäre. Diese Einschätzung vertritt der Bundesverband der Organtrans- plantierten e.V. Patienten auf Warte- listen wüssten um die Restrisiken von Infektionen infolge des diagnostischen Fensters und seien bereit, diese zu ak- zeptieren, da es „bei ihnen in erster Li- nie um ihr Überleben geht“. zyl AkutU
m weiterhin Ärzte und Pflegekräfte für die Ar- beit in Kliniken zu gewinnen, müssen Standards für ein pro- fessionelles Personalmanage- ment im Krankenhaus ent- wickelt werden. Diese Auf-fassung vertritt Prof. Dr. Wil- fried von Eiff, Universität Münster, der einen kürzlich gegründeten Arbeitskreis zu diesem Thema leitet. Dieser soll innerhalb eines Jahres im Auftrag der Deutschen Ge- sellschaft für Personalfüh-
rung eine Orientierungshilfe erarbeiten.
Von Eiff verweist darauf, dass rund 5 000 Arztstellen in Deutschland nicht besetzt sind.
Skandinavien, England und die
Niederlande werben nach sei- nen Kenntnissen intensiv um deutsche Ärzte und verweisen auf familienfreundliche Ar- beitszeiten und eine attraktive Bezahlung. Auch qualifizierte Pflegekräfte seien bereits im Vi- sier von Personalberatern. EB
Klinikmitarbeiter
Die Konkurrenz schläft nicht
Arbeitskreis soll Tipps gegen Abwerbung geben.
Ausländische Krankenhäuser werben mit besseren Arbeitsbedingungen um deutsche Ärzte.